das stimmt doch so nicht. Bis Ende letzter Woche bemühten sich
doch Politik und Medien gleichermaßen, den Ball flachzuhalten,
wenn man von wenigern Ausnahmen absieht.
Nö, die Ausnahme war hier die Regel.
Jeder Medienfachmann wird dir bestätigen, dass ein Thema - egal welches - nach drei Tagen in den Schlagzeilen tot ist. Und niemand würde darüber hinaus ein Thema als Topthema platzieren, schlicht weil es die Zielgruppe dann langweilt.
Was wir hier haben ist ein Phänomen einer Art Perpetuum Mobile der Presse. Eine Story ist eigentlich völlig tot, wird aber aus sich selbst heraus - auch ohne relevante neue Informationen und Fakten am Leben erhalten. Und warum? Ganz einfach, es gibt ein Opfer, das sich nicht wehren kann, immer mehr springen auf den Zug mit auf und am Ende kann das Opfer einer solchen Kampagne nichts mehr sagen oder tun, das ihm nicht sofort negativ ausgelegt werden würde.
Und da diese Kampagne gegen unsere Bundespräsidenten gefahren wird ist das ein direkter Angriff auf unseren Staat und unsere Gemeinschaft, praktiziert und gefüttert von den Medien. Und bestimmte Personen und Konzerne machen damit großen Reibach.
Und die Botschaft an alle anderen Politiker ist klar: Wir können jeden einzelnen von euch gesellschaftlich vernichten - egal ob es wirklich einen Grund dafür gibt oder nicht.
Die Stimmung kippte erst, nachdem bekannt wurde, daß unser oberstes
Verfassungsorgan nicht nur einmal versuchte, die Veröffentlichung :von Privatkram zu verhindern.
Was wohl das gute Recht eines jeden Menschen in diesem unseren Lande ist und da würde wohl kaum jemand anders reagieren. Und da Wulf als Bundespräsident keinerlei Aufgaben hat die mit Presseaufsicht oder mit Zensur zu tun hat wird er da wohl nicht als Amtsträger, sondern als Privatperson gehandelt haben. Ihm das Recht absprechen zu wollen seine privatesten Sphären schützen zu wollen - was derzeit in den Medien als auch hier geschieht - ist grotesk.
Es wurde ja schon monatelang über das Thema zwischen Bild und Wulf prozessiert - Wulf hat den kürzeren gezogen.
Das er Bundespräsident ist scheint einem Gericht zu reichen, dass er weniger Persönlichkeitsschutzrechte hat als jeder Beschuldigte in einem Strafverfahren - sehr befremdlich. Aber in diesem Land ist es mittlerweile ja opportun diejenigen die sich für dieses Land einsetzen und dafür arbeiten dafür zu bestrafen.
Es ist mir zwar unbegreiflich, warum dieser Vorgang hier von
einigen als Lappalie abgetan wird, aber es sollte zumindest
nachvollziehbar sein, daß die Medien vom zweifachen Versuch
der Beeinflussung der Presse durch unser Staatsoberhaupt eher
weniger begeistert waren.
Jupp, das war dann ein weiterer Impuls aus der Story selbst heraus der das Perpetuum Mobile am Leben erhalten hat.
Tatsächlich aber ist der Vorgang höchst nachvollziehbar und verständlich. Gerichtlich war für Wulf nichts zu holen, also spricht er persönlich vor und versucht den Bericht zu verhindern, der nicht nur ihm, sondern auch seinem Amt geschadet hat. Was soll er sonst machen? Sich freuen?
Wulf wurde von genau den Menschen, die er angerufen hat aufgebaut! Und das er von „Krieg“ gesprochen haben soll ist ganz interessant, denn er hat ihn wohl nicht begonnen.
Das Medien Einzelpersonen groß machen um sie dann wieder fallen zu lassen und über sie herzuziehen wissen wir nicht erst seit es die Bild gibt.
Wir halten doch mal fest: Es gab für diesen Bericht über Wulf an sich gar keine Veranlassung. Er hat sich strafrechtlich nichts zu schulden kommen lassen (und nur das zählt). Da er derzeit Bundespräsident ist ist spätestens seit seinem Vorgänger jedem klar welchen Schaden das Amt durch solche Berichte davon trägt. Hier geht es nicht um Wahrheiten, denn bei jedem anderen Promi wäre die Story höchstens einen Dreizeiler auf Seite 10 wert. Hier geht nicht um Aufklärung, denn die Fakten sind völlig unzweifelhaft (und schwarz auf weiß bei Wulfs Anwälten einsehbar).
Auf die Frage „Wem nutzt es?“ gibt es nur eine Antwort: Dem Geldbeutel des Springerverlages! Und der Börsenkurs steigt momentan auch ganz gut.
Uns als Gesellschaft nutzt es nichts (jeder hat irgendwie Dreck am Stecken und bei Wulf kann ich bisher selbst mit Mühe eigentlich keinen Dreck erkennen), im Gegenteil: Jeden Tag den diese Diskussion weiter geht verlieren wir alle!
Hinzu kommt, daß er sich im Ausland gar nicht erst die Mühe zu geben :braucht, über Presse-, Informations- und Meinungsfreiheit zu :schwadronieren.
Stimmt, bei dem was so an Meldungen lanciert wird dürfte das schwer fallen…
Was ja auch notwendig war, denn nicht selten paßten die
Antworten nicht ganz zu der Frage, sondern bestanden aus
Formulierungen und Sätzen, die ihm vorher mit Sicherheit von
PR-Beratern mit auf den Weg gegeben wurden. Das werfe ich ihm
übrigens gar nicht vor; jeder, der sich ohne Berater in so
eine Situation begibt, ist selber schuld. Nur sollte man halt
darauf achten, daß die vorgefertigten Phrasen auch zum
Gespräch passen.
Meine persönliche Auffassung ist eher, dass gezielte Fragen genauso gezielt beantwortet waren. Die beiden, die interviewt haben waren aber offenbar so schlecht vorbereitet (was für einen Kredit hatte Herr Wulf denn nun Herr Deppendorf?) und Frau Dings hat ein Verhalten an den Tag gelegt, dass ich höchstens in einer Mittagstalkshow erwartet hätte.
Dieses Verhalten spiegelt aber ganz gut wider, wie die Presse an sich für Quote auf den respekt vor unserem Land und unserer Gesellschaft scheißt.
Daß er mich repräsentiert, möchte ich nicht.
Aber das steht nicht zur Debatte, denn er tut es nunmal als unser Staatsoberhaupt.
Genauer gesagt, ist das doch genau die Kritik.
Wie kann ein Bundespräsident unseren Staat und unsere
Verfassung repräsentieren, wenn er eines der höchsten
Verfassungsgüter mindestens zweimal mit den Füßen getreten
hat?
Welches denn? Und wie?
Tatsächlich geht es hier primär wohl eher um arrogante Journalisten, die an Egozentrismus kaum noch zu überbieten sind, die beleidigte Leberwurst spielen.
Gruß Andreas