"zentraler" Glaubensinhalt der Religionen/ des Islam

Ein Christ sagt, für ihn ist „der letzte Grund“, warum er seine Religion für die richtige hält, die (aus christlicher Sicht historisch belegte) Auferstehung Jesu Christi. Dadurch sieht er die „Richtigkeit“ seiner Religion „objektiv“ belegt. (…bitte jetzt nicht darüber diskutieren, inwieweit das nun stimmt, mir sind die Argumente dafür und dagegen bekannt, meine Frage ist eine andere)

Sicher gibt es einen solchen „zentralen“, „letzten Beweis“ für die Richtigkeit der eigenen Religion auch bei anderen Religionen?

es müssen jetzt eigentlich
nur die Frauen was sagen, …

Die Beschreibung „letzter Grund“ ist eine Umschreibung. Der Begriff „Beweis“ geht an der Frage nach dem „letzten Grund“ vorbei. Ein Grund ist kein Beweis. Ein Beweis hat Gründe, deretwegen er geführt wird, und er sucht ein Ziel, das ihm vorgegeben ist. Der Beweis ist eine Funktion zur Begründung, kein eigener Grund.

Die Frage nach dem „Letzten Grund“ ist die Frage nach der Begründung eines umfassenden  Lebenssinnes. Wer bin ich? Wieso bin ich? Was bringt mich an diese Stelle? Wozu bin ich? Wozu dient diese ganze Welt? Was soll ich in dieser Welt? Was soll ich mit diesem Leben anfangen?
Gründe gibt es tausende, etwas Sinnloses zu tun oder etwas Sinnvolles zu lassen. Wir konstruieren jeder für sich seine Welt, deren Begründung für uns selbst plausibel ist  (wer Verschwörungstheorien anhängt, wird am Ende in jedem Menschen einen Feind sehen).
Die Sicht eines Menschen auf diese Welt ist begrenzt dadurch, wie er in diese Welt gekommen ist, wie er in ihr lebt, durch seine Wünsche und Erfahrungen. Darum stoßen wir an Grenzen - regelmäßig und schmerzhaft.

Persönliche Begründungen werden durch Begründungszusammenhänge, die die eigenen Lebenszusammenhänge überschreiten - z.B. Zusammenleben/Toleranz/Menschlichkeit/Pflicht/Freiheit uva. - ergänzt oder in Frage gestellt.
Weil Menschen verschiedene Bedürfnisse haben, entwickeln sie verschiedene Vorstellungen von einem glückenden Leben.

Überpersönlich - über die Sprachen und Kulturen hinweg - über die Grenzen religiöser Vorstellungen - selbst über die Grenzen des Menschseins hinweg bis hin zum Mitgefühl mit Tieren hat sich an mehreren Stellen dieser Erde unabhängig voneinander ein Verständnis entwickelt, das eine letzte Begründung für ein glückendes und erfülltes Leben für alle Lebewesen sucht - und eine Ethik entwickelt, die den Bedürfnissen und Konflikten im täglichen Leben einen Leitfaden gibt.

Juden sehen diese letzte Begründung eines heilvollen Lebens des Einzelnen und damit der Gemeinschaft darin, dass G’tt (Jhwh) sich dieses Volk ausgesucht hat, ihm Hilfen/Regeln für ein gelingendes Leben gegeben hat (Sinai) und dieses Volkes begleitet wie Eltern ihr kleines Kind.

Die Christen finden die Botschaft von Jesus, dass G’ttes Liebe nicht den Starken, Reichen, Mächtigen gehört, sondern genauso den Schwachen, Hilflosen, Sprachlosen wieder in der Auferstehung, eigentlich besser: Auferweckung Jesu vom Tod. G’tt hat Jesus neues Leben geschenkt, ein Protest gegen die Ungerechtigkeit des Justizmordes an Jesus, ein Protest gegen jede Form von Ungerechtigkeit auf dieser Welt: wenn es überhaupt eine Begründung für ein heilvolles Miteinander aller Menschen geben kann, dann diese, dass wir auch den Schwachen ein gelingendes Leben ermöglichen müssen.

Muslime verstehen sich ebenso als Beschenkte Allahs, der den Menschen ein erfülltes Leben ermöglichen will, weswegen er ihnen die fünf Säulen und das Bewusstsein der weltumspannenden Familie/Gemeinschaft gegeben hat.

Anders im Buddhismus: Die Begründung wird hier deutlicher noch in die Zukunft verschoben: Das Erreichen des Nirvanas, des Zustandes von Wunschlosigkeit, Bedürfnislosigkeit und völliger innerer Ruhe wird erreicht, indem man von sich selbst absieht und ein Karma schafft, das einem neuen Lebewesen zu einer besseren Existenz verhilft - nicht man selbst!

Der „letzte Grund“ ist von daher gesehen eine Zukunft, auf die wir hinarbeiten, ohne dass wir sie schon zu unserer Lebenszeit vollenden könnten - weder der Einzelne (Gefahr des Größenwahns/Diktatur, vgl. die Funktion des Staatoberhauptes Nordkoreas als Präsident, Vater und als g’ttähnliches Wesen), noch die Gemeinschaft (Gefahr des Fundamentalismus/Sektiererei: „allein wir werden am Ende der Zeit gerettet“ vgl. Zeugen Jehovas), noch ein Volk (vgl. nationalsozialistisches Deutschland).

Aus dem „letzten Grund“, aus seiner letzten, äußersten Begründung heraus, wie Leben gelingen kann, muss jeder sein Handeln gestalten und so den Beweis führen, dass seine letzter Lebensbegründung tragfähig ist.
Religionen leiten zu einer Lebensweise und einem Denken an, dass weiterführt, weiterhilft, aufbaut, verbessert, das nach vorne offen bleibt.

Das Ziel ist alltäglich: dankbar das Schöne und Gute annehmen, es teilen, mit-teilen und das Schwere miteinander er-tragen, und für die Verbesserung der Lebensumstände sorgen, hier, in der Nachbarschaft und in der ganzen Welt.

Das ist der letzte Grund jeder großen Religion - und ihre Begründung.

Gruß
chrigchl

Hallo,
es wäre sinnvoll, Du würdest Dich darauf beschränken, hier von Dingen zu schreiben, von denen Du auch etwas verstehst. Das hier jedenfalls:

Anders im Buddhismus: Die Begründung wird hier deutlicher noch
in die Zukunft verschoben: Das Erreichen des Nirvanas, des
Zustandes von Wunschlosigkeit, Bedürfnislosigkeit und völliger
innerer Ruhe wird erreicht, indem man von sich selbst absieht
und ein Karma schafft, das einem neuen Lebewesen zu einer
besseren Existenz verhilft - nicht man selbst!

  • ist hanebüchener Unsinn.

„Wiederum, ihr Bhikkhus, besitzt da ein Bhikkhu Vertrauen, Sittlichkeit, Gelehrsamkeit, Großzügigkeit und Weisheit. Er denkt: ‚Ach, möge ich doch durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft, hier und jetzt in die Herzensbefreiung, die Befreiung durch Weisheit, die mit der Vernichtung der Triebe triebfrei ist, eintreten und darin verweilen!‘ Und durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft, tritt er hier und jetzt in die Herzensbefreiung, die Befreiung durch Weisheit, die mit der Vernichtung der Triebe triebfrei ist, ein und verweilt darin. Ihr Bhikkhus, dieser Bhikkhu erscheint nirgendwo und nirgends mehr wieder.“
(Saṅkhārupapatti Sutta, MN 120 - Übers. Mettiko Bhikkhu)

In diesem hier beispielhaft angeführten Sutta werden fünf Bedingungen aufgeführt - es gibt auch andere ‚Sets‘ von Bedingungen als diese fünf sog. Sampadā, die in anderen Sutten genannt werden wie z.B. die fünf Padhāniyanga, die vier Iddhipāda, sieben Bojjhanga usw… Die jeweiligen Aufzählungen unterscheiden sich nicht grundsätzlich, lediglich in der Betonung unterschiedlicher Aspekte. Gleiches gilt natürlich auch für die ‚negativen‘ Formeln, die als Bedingungen zu überwindende Hindernisse (fünf Nivarana) oder Fesseln (zehn Samyojana) aufzählen.

Allen genannten Bedingungen ist gemeinsam, dass sie durch den achtfachen Pfad (āryāṣṭāṅgamārga, die buddhistische religiöse Praxis) erfüllt werden können und dass sie zur Befreiung (Vimokkha) bzw. Erwachen (Bodhi) oder Erlöschen (Nibbana) führen. Durch eigene Verwirklichung, hier und jetzt, wie es in dem Zitat heisst. Durch heilsames Karma günstige Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass eine andere Existenz die Bedingungen für das Erwachen verwirklicht, ist nicht mehr als eine Notlösung / Rückfalloption.

Freundliche Grüße,
Ralf

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**Lieber Mallard,  
  
mir ist außer Jesus Christus kein Religionsgründer bekannt, der von sich   
behauptet, dass man durch den Glauben an ihn in das Himmlische Reich kommt.  
Weder Buddha, noch Mohammed noch Zaratustra noch ... haben das behauptet  
und von ihren Anhängern verlangt. So gesehen hat das Christentum  
wirklich "Alleinstellungsmerkmale!". Jesus sagte: "Niemand kommt zum  
(Himmlischen) Vater denn durch   
mich!"  
  
Liebe Grüße  
Nikodemusforscher**  

Hallo Stoffel,

Gegenfrage: weisst Du, was eine petitio principii ist?

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo,

Ein Christ sagt, für ihn ist „der letzte Grund“, warum er
seine Religion für die richtige hält, die (aus christlicher
Sicht historisch belegte) Auferstehung Jesu Christi.

Sicher gibt es einen solchen „zentralen“, „letzten Beweis“ für
die Richtigkeit der eigenen Religion auch bei anderen
Religionen?

deine Fragestellung ist schon mal nicht „richtig“, weil sie nicht „offen“ ist, sondern etwas unterstellt, was so nicht gegeben ist.
Es gibt bei keiner Religion einen " zentralen Beweis" für ihre Richtigkeit - gegenüber was ?
Religionen enthalten Botschaften - zum Heil !!.Es geht hier darum, ob eine solche
Botschaft mehr oder weniger glaubwürdig ist.
Diese Glaubwürdigkeit machst sich fest an Ereignissen, Personen und dem Inhalt,
der Nachvollziehbarkeit der Botschaft selbst.
Während letzteres meist irgendwie zugänglich ist ist das andere meist wirklich
Glaubenssache.
Und Religion (ihre Lehre)wird eben auch meist nur geglaubt.
Dieser Glaube basiert primär in dem Vertrauen auf „Schriften“ und „Propheten“.
Da beides mit anderen austauschbar mit ist, also praktisch a priori keinen Vorrang des
einen vor dem anderen belegt werden kann ist auch der Begriff „Beweis“ objektiv nicht
verifizierbar.
Natürlich meinst du hier, daß die „Religionen“ dies eben anderes sehen und sehr
wohl in ihren Lehren ihre Darstellungen auch als „Beweise“ deklarieren.
Du möchtest solche hier benannt wissen und auch den „entscheidenden“ Beweis,
also dort wo es „auf den Punkt“ gebracht wird, aus Sicht der Religion, etwas woran
sich letztlich alles festmacht, was alle Gläubigen eint !!
Auch das gibt es nicht.
Und praktisch hat auch meist jeder Gläubige - auch innerhalb einer Religion oder
Konfession seine (letzten ?) Gründe für seinen Glauben, welche er individuell
unterschiedlich „gewichtet“ im Vergleich zu seinen Mitgläubigen.
Der Unterschied besteht auch darin, daß manche ihren Fokus mehr darauf richten
zu „glauben“ (oft Fanatiker ?) andere mehr darauf zu verstehen.
Letztere sind in der Minderheit.

Gruß VIKTOR

Hallo mallard,

der „zentrale“, „letzte“ Beweis für die Richtigkeit „der eigenen Religion“ ist ja eben, ob Christentum, Islam und bei (fast) aller anderen Religionen kein Beweis. Es ist eben eine Glaubensfrage und fertig.

Der von dir zitierte Christ glaubt , daß seine Religion aufgrund der aus seiner Sicht objektiv belegten „Tatsache“ der „Auferstehung“ Christi die „richtige“ Religion sei. Er lebt im Glauben. Sei im gegönnt.

Es ist schon länger Herr, daß ich die Bibel gelesen habe. Sofern ich mich recht recht erinnere, ging es dort niemals um enen zentralen, letzten Beweis. Es bedarf nicht eines solchen. Glauben oder verrecken. Der Christiliche Gott (andere Götterauch nicht) war und ist kein Demokrat, Zweifel mag kein Fundamentalist.

Ist es nicht eher eine Eigenheit der „großen“ Religionen, daß diese eben keine Beweis ihrer Legimitation fordern, weil gerade die Frage nach einem Beweis diese Religionen in Frage stellen würde?

Ramen!

fribbe

Hallo fribbe

der „zentrale“, „letzte“ Beweis für die Richtigkeit „der
eigenen Religion“ ist ja eben, ob Christentum, Islam und bei
(fast) aller anderen Religionen kein Beweis. Es ist eben eine
Glaubensfrage und fertig.

Das glaubst du :wink: .

Schöne Grüße

Mohamed.

Wirklich?
Hallo Nikodemusforscher,

auch aus der Sicht des Islam konnte in der Zeit Jesu niemand (zumindest nicht aus den Kindern Israels), der von ihm und dem, womit er gesendet wurde, hörte und nicht an ihn glaubte, das Heil erlangen.

Gleiches gilt für die früheren Gesandten, die von Jesus abgelöst wurden, und auch den Gesandten, von dem Jesus, abgelöst wurde, nämlich Mohammed, Friede und Gottes fürsorglicher Segen sei mit ihnen allen.

Schöne Grüße

Mohamed.

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Erstmal vielen Dank an alle Beiträge - vielleicht hatte ich das falsch formuliert: Tatsächlich behauptet jener Christ (und mir ist es natürlcih klar, dass es in Wirklichkeit eine Glaubensfrage ist, da ich nicht daran glaube), dass Jesu Auferstehung ein „historischer Fakt“ sei - aber soweit ich weiß ich das weitgehend noch immer Konsens im Christentum?

Es geht mir NICHT um Inhalte der Glaubens (hier war meine Fragestellung wohl schief), sondern um vermeintlich „objektive“ Beweise/Hinweise, die die Richtigkeit des eigenen Glaubens untermauern. Ein anderes Beispiel, das mir einfiele sind „Wunder“.

Die Frage sollte daher auch nicht „offen“ sein, Viktor - ich wollte die Position der „Extremen“, die an „Beweise“ glauben - sicher gibt es die auch im Islam?
Was würden die also meinem Christen erwidern?
Oder ist es echt nur bei Christen so?

Gibt es solche „Beweise“ in den anderen Weltreligionen, also innerhalb der Religion als „Fakten“ gesehene Wunder oder sonstige Ereignisse?

Hallo

ich
wollte die Position der „Extremen“, die an „Beweise“ glauben -

Diese Formulierung müsstest du mir mal erklären.

Schöne Grüße,

Mohamed.

Hi ihr beiden

der von ihm und
dem, womit er gesendet wurde, hörte und nicht an ihn glaubte,
das Heil erlangen.

Was bedeutet denn " an jemanden glauben" ?
Ich glaube an alle möglichen Leute. Das heißt ja nicht, dass ich jedes Detail von ihnen genauso übernehme wie ein anderes.
Ich kann Christ sein, weil ich das liebevolle Verhalten von Jesus auch den „Geringsten“ gegenüber gut finde. Ich muss nicht einmal an seine Auferstehung hier auf Erden glauben. Es reicht, wenn wir „in sein Reich“ kommen. Wo dieses ist, wissen wir nicht so genau.
Gruß,
Branden

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Es
reicht, wenn wir „in sein Reich“ kommen.

Hi Branden,

… und was wirst du tun, wenn Tuvok schon da ist? das nennt man dann die A…-Karte

Gruß

vV

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Hi ihr beiden

Hi

der von ihm und
dem, womit er gesendet wurde, hörte und nicht an ihn glaubte,
das Heil erlangen.

Was bedeutet denn " an jemanden glauben" ?

Im Falle Jesu und Mohammeds sowie ihrer Vorgänger: dass du glaubst, dass sie wirkliche Gesandte Gottes sind.

Schöne Grüße

Mohamed.

Yep
Hi,

… und was wirst du tun, wenn Tuvok schon da ist? das nennt
man dann die A…-Karte

nö, gar nicht: Man definiere sich „sein Reich“ als eines, zu dem ein Tuvok keinen Zugang hat.

Cheers,
Herb

Hi vV

… und was wirst du tun, wenn Tuvok schon da ist?

Ich hoffe mal, das das Reich so groß ist, dass man sich da auch mal ausm Wege gehen kann :wink:
Gruß,
Branden

2 Like

Man definiere sich „sein Reich“ als eines, zu
dem ein Tuvok keinen Zugang hat.

Man kann Matth 5:3 auch als Drohung auffassen…

Gruß

vV

Größe des Paradieses

Hi vV

… und was wirst du tun, wenn Tuvok schon da ist?

Ich hoffe mal, das das Reich so groß ist, dass man sich da
auch mal ausm Wege gehen kann :wink:

Siehe dazu: http://www.lichtwort.de/gemischtes/terminologie-des-… (ab Seite 4 unten)

Schöne Grüße,

Mohamed.

Hallo von Vrymersfeld,

ich kenne zwar viele philosophische Akrobaten (bin manchmal selbst um Ausreden usw. nicht verlegen), aber wie soll das

Matth 5:3 als Drohung

denn bitte funktionieren? Ende meiner Phantasie…

Fröhlichen Gruss,
Mike