Zeugin Jehovas und sexy Kleidung - geht das?

In meinem Bekanntenkreis ist eine junge Frau, die Zeugin Jehovas ist (in so eine Familie hineingeboren). Sie ist sehr hübsch und kleidet sich auffallend modisch/sexy (enge Tops, High Heels im Büro) und ist allgemein gesagt m.E. den „weltlichen Verlockungen“ sehr zugetan (Shoppen, Kleidung, Glitzerkram, Parties, trinkt angeblich auch Bier, verschickt Mails mit (halb)nackten Frauen und verhält sich einerseits sehr offensiv, andererseits ist sie in ihrer Freizeit wohl immer nur unter Zeugen (Ferien im gemieteten Haus, abseits, nur Zeugen; Zeugen-Zeltlager usw.). Angeblich ist ihre beste Freundin (auch Zeugin) nach außen hin genauso locker drauf.

Ich verstehe das nicht!? Das steht doch in krassem Gegensatz zu dem, was die ZJ lehren? Da darf man doch nicht so „gefallsüchtig“ sein, oder? Zum Beispiel, in einer Lokalfernsehsendung als hübsche Statistin mitzumachen, ging anscheinend auch. Hm. Ob sie schon „getauft“ und damit „bekennende Christin“ ist, weiß ich nicht. Man hat mal von ihr gehört, sie wäre es noch nicht, aber das ist schon einige Zeit her. Es geht die Vermutung um, sie wäre nur wegen ihrer starken Familienbindung dabie /würde dabei bleiben.

Über Antworten von Insidern würde ich mich sehr freuen.

Viele Grüße

Hallo Rabbit,
sexy Kleidung geht gar nicht - jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit, denn ZJ sind sehr darauf bedacht, gegenüber Anderen als „moralisch einwandfreie Christen“ zu erscheinen. Ich kopiere dir als Beispiel einen Originaltext aus den internen Anweisungen für einen Bezirkskongress („Unser Königreichsdienst“, 04/2004):

Eine tugendhafte, lobenswerte persönliche Erscheinung

1 „Jehovas Zeugen sind die Besten! Sie sind freundlich und gut gekleidet, und sie sind wirklich respektvoll.“ Das sagte ein Hotelrepräsentant über die Brüder und Schwestern auf einem Bezirkskongress im vergangenen Jahr. In einer anderen Kongressstadt erklärte eine Hotelangestellte: „Man kann deutlich sehen, dass sich Ihre Leute so kleiden, wie es Gott gefällt.“ Ja, Kongressdelegierte werden von anderen beobachtet. Daher wollen wir uns auf eine Weise kleiden, ‘die der guten Botschaft würdig ist’, denn gerade das veranlasst Außenstehende häufig uns zu loben, und es lässt deutlich erkennen, dass wir Diener Gottes sind (Phil. 1:27). Bereits bei der Vorbereitung auf den Bezirkskongress ist es sicher angebracht, uns Gedanken über unsere äußere Erscheinung zu machen.
2 „Die Weisheit von oben . . . ist vor allem keusch“, schrieb der Jünger Jakobus (Jak. 3:17). Es ist manchmal gar nicht so einfach, diese Keuschheit in unserer äußeren Erscheinung zu beweisen. Satans unmoralische Welt beeinflusst die Menschen, schamlose, sinnliche und ausgefallene Modeerscheinungen mitzumachen, die sich nicht schicken (1. Joh. 2:15-17). Wenn wir daher Entscheidungen in Bezug auf unsere Kleidung und unsere sonstige äußere Erscheinung treffen, müssen wir den biblischen Rat beachten, „Gottlosigkeit und weltliche Begierden von uns zu weisen und inmitten dieses gegenwärtigen Systems der Dinge mit gesundem Sinn . . . zu leben“ (Tit. 2:12). Wir wollen weder unseren Brüdern noch Hotel- oder Restaurantmitarbeitern noch anderen Beobachtern Anlass geben, an unserer äußeren Erscheinung Anstoß zu nehmen (1. Kor. 10:32, 33).
3 Bescheidene, wohlgeordnete Kleidung: Fragen wir uns, wenn wir uns auf den Kongress vorbereiten: „Ist meine Kleidung bescheiden oder lenkt sie ungebührliche Aufmerksamkeit auf mich? Nimmt sie Rücksicht auf die Gefühle anderer? Sind meine Blusen zu tief ausgeschnitten oder zu kurz? Sind meine Kleider enthüllend oder hauteng? Ist meine Kleidung sauber und frei von unangenehmen Gerüchen? Bin ich auch beim Frühstück im Hotel oder bei der Entspannung nach dem Programm ordentlich und sauber gekleidet, wie es sich für einen Diener Gottes gehört? Oder wird dann meine Kleidung schlampig, übertrieben modisch, zu leger oder für einen Kongressdelegierten unpassend sein, der eine Plakette trägt? Würde ich mich wegen der Kleidung, die ich in der Freizeit trage, schämen, informell Zeugnis zu geben?“ (Röm. 15:2, 3; 1. Tim. 2:9).
4 Machen wir uns die Beobachtungen reifer Christen zunutze. Frauen sollten ihren Mann fragen, wie ihre Kleidung auf andere wirkt. Gottesfürchtige Eltern können in dieser Beziehung ihren jugendlichen Kindern helfen. Außerdem können ehrerbietige ältere Schwestern „die jungen Frauen zur Besonnenheit bringen, sodass sie . . . gesunden Sinnes seien, keusch“ in ihrem Äußeren, „damit vom Wort Gottes nicht lästerlich geredet werde“ (Tit. 2:3-5). Die Bilder in unseren Publikationen zeigen, wie bescheidene, wohlgeordnete Kleidung aussieht.
5 Jehova ehren: Bezirkskongresse bieten nicht nur den am Programm Beteiligten, sondern uns allen eine besondere Gelegenheit, Jehova zu preisen. Natürlich ehrt ihn auch unser Benehmen und unsere Sprache als Christen. Doch unsere Kleidung und unsere sonstige äußere Erscheinung fällt vielen Beobachtern als Erstes ins Auge. Wir alle wollen Jehova durch unsere tugendhafte, lobenswerte persönliche Erscheinung ehren (Ps. 148:12, 13).

Es kann gut sein, dass nicht alle Zeugen das so eng sehen, aber sobald ihre „ungebührliche Kleidung“ öffentlich bekannt wird, wird sie mit einem „zurechtweisenden Gespräch“ eines Ältesten rechnen müssen.

Viele Grüße
Stefan

Nachtrag zu meiner Antwort unten:

Es fällt auf, dass die Ermahnungen in der Wachtturm-Literatur über angemessene Kleidung in den letzten Jahren seltener oder nicht mehr so extrem sind. Vielleicht findet hier eine gewisse „Normalisierung“ bei den Zeugen statt.

Was hältst du von dem Vorschlag, der jungen Frau mal (freundlich) genau diese Frage zu stellen, die du hier gestellt hast ?

Hallo Stefan,

erstmal herzlichen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort. Insgesamt denke ich mir das prinzipiell so ähnlich wie du, habe mir auch das Zeugen-Handbuch (Watchtower Library CD) angeschaut und das, was man dazu so googeln kann aus Foren, von Ex-ZJs undsoweiter. Das geht alles in die gleiche Richtung und erklärt ihr Verhalten für meine Begriffe nicht wirklich.
In der Tat habe ich zwei Vermutungen:
a) die ganze Familie ist vordergründig insgesamt etwas liberaler eingestellt. Wie deren Versammlung (= ZJ-Ortsgruppe) das sieht, darüber wird man allerdings nichts in Erfahrung bringen können.
b) sie möchte vor Nicht-Zeugen gesellschaftlich nicht als altbacken oder verklemmt hintanstehen und drückt deshalb etwas „auf die Tube“. Tatsächlich hantiert sie mit Mails, die ich für … sagen wir mal, relativ gewagt halte, sogar schon in einem liberaleren Umfeld unter Arbeitskollegen. Eine davon hat sie (Aussage mir gegenüber) sogar von ihrem Vater bekommen (Internetseite mit Bikini-Mädels, denen man auf die Bäuche klicken und Quietscher erzeugen kann wie auf einem Klavier).

Insgesamt muß man sagen, sie ist sich ihrer attraktiven/sexy Erscheinung schon sehr bewußt und zieht sich auch so an, um Komplimente zu bekommen, obwohl es im Büro-Alltag sicherlich übertrieben ist (7cm-Absätze).

Ob es evtl. eine Strategie ihrer Versammlung ist, jungen Frauen diesen Kleidungs- und Lebensstil nicht direkt zu verbieten, um nach außen hin moderner zu erscheinen (man muß dazu wissen, manche „Gemeinden“ kämpfen um Zulassung als Körperschaft d.ö.R.) und ggf. so auch junge neue Mitglieder zu werben, oder ob sie noch eine Art „Welpenschutz“ genießt weil sie doch noch keine getaufte Voll-Zeugin ist, kann ich nur spekulieren. Direkt auf diese Sachen ansprechen möchte ich sie nicht, um sie nicht in Verlegenheit zu bringen. Bei einem Gespräch über die Schöpfungslehre sagte sie mir: „manche glauben eben daran, andere nicht“. Sie hat also die eingeimpften Antworten stets parat.

Interessanterweise scheint es in ihrer Gemeinschaft/Familie dann wieder rigider zuzugehen, wenn es um Kontakte mit Normalmenschen geht. Ihre Kontakte in der Berufsschule sind zu der Zeit dann einfach nicht mehr dagewesen, und ein Nicht-Zeugen-Freund in den sie mal verliebt war, war dann auch Geschichte. Sie selbst sagt dazu „es muß schon ein Zeuge sein, sonst paßt es nicht“. Das Thema Sexlosigkeit bis zur Ehe erscheint mir bei ihr wie die andere Seite des Universums, würde ich aber generell als persönliche Entscheidung eines Menschen immer respektieren. Vielleicht ist sie auch wirklich sexuell naiv und möchte nur toll aussehen. Kann ja auch sein, obwohl sie doch die Reaktionen von Männern und Frauen auf solches Styling kennen muß.

Ich jedenfalls kann mir aus meinem Wissen und Erleben diese Widersprüche nicht erklären. Klar ist, sie fühlt sich in ihrer Gemeinschaft gut aufgehoben und ist ein extremer Familienmensch, die menschlichen Probleme unter Nicht-Zeugen (Bindungen, Vertrauen usw.) sieht sie für sich durch ihre Gemeinschaft beseitigt (man wird nicht „betrogen“, etc.).

Trotzdem hat sie einen starken Drang, schick zu sein, schnell zu fahren, läßt sich einen Fallschirmsprung von ihrem Vater schenken (ob das sexuelle Sublimation ist, was da läuft? - das eine darf man nicht, dafür aber Vollgas bei nicht-problematischen Sachen?) und das gibt für mich kein schlüssiges Bild.

Zuletzt gesagt, nach dem was ich alles von der Watchtower Society gelesen habe und als Vergleich auch von den Mormonen (die sind als weitere Christen-Splittergruppe sehr ähnlich in ihren gesellschaftlichen Konservatismen) kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß die Ältesten in ihrer Gemeinschaft davon Kenntnis haben und dagegen nichts sagen, denn Königreichdienst und Bibelstunden wird sie machen seit sie klein ist, das ist mal sicher.

Mir persönlich geht es etwas nahe, weil sie wirklich eine nette junge Frau ist, die jetzt noch die Chance hat, sich beruflich etwas aufzubauen und auch in der Welt das zu erleben, was einem jungen Menschen offensteht. Theoretisch zumindest. Die Berufsschule scheint aber schon ein Knackpunkt gewesen zu sein, wie würde das erst bei einer Fachhochschule werden? Denn sie will zuhause wohnen bleiben so wie ich sie verstanden habe.

Hat noch jemand eine Idee zu diesen Widersprüchen von Glaubenslehre und Realität?

Viele Grüße,
Rabbit of Caerbannog

Ja, ich glaube, sie sagte mal sowas wie „die sehen das nicht mehr so eng“. Ich weiß allerdings nicht, wann man ihr im Zusammenhang mit den ZJ was glauben soll und wann nicht… :-/

Hi Rabbit of Caerbannog,

warum fragst Du sie nicht?

Wenn Sie mit der Bibel antwortet, weißt Du, dass Sie zumindest noch so nahe zu den Zeugen steht, dass Sie Ihr Tun und Handeln gerne biblisch erklärt.

Sagt sie aber: „Ach, mit den Zeugen habe ich nichts zu tun“, weiß Du, dass Sie diese Gemeinschaft / „Sekte“ verlassen hat.

Frage sie so, dass Ihr eine relativ geschützte Umgebung und Zeit habt, also nicht zwischen Tür und Angeln. Ggf. bitte um „Termin“ für eine Frage.

Ich denke, dass ist der beste Weg.

Als zweitbeste Antwort mag ich Dir sagen, dass Deine Kollegin nicht zwingend außerhalb der Gemeinschaft der Zeugen steht. Vielmehr ist Dein Bild von den Zeugen nicht zutreffend. So erstaunt Dich besonders, dass Sie Bier trinkt. Nun, alle Zeugen „dürfen“ alkoholische Getränke zu sich nehmen. Auch Jesus und seine Nachfolger tranken Alkohol. Nur sollte man sich nicht Betrinken, also bei hemmungslosen Trinkecksessen mitmachen. Paulus riet Timotheus, er solle täglich etwas Wein trinken um seines Magens willen. Bei den Zeugen gibt es kein Alkoholverbot, nur ein Verbot des übermäßigen Gebrauchs.
Und auch dann noch kommt der Faktor Mensch dazu. Auch Zeugen sind Menschen und machen Fehler und benötigen hin und wieder Hilfe, um ungünstige Gewohnheiten zu ändern. Alkoholismus ist dabei eine der Krankheiten, die man ändern sollte, aber es besteht kein Grund, einen Alkoholkranken deshalb zu verurteilen oder achtlos links liegen zu lasen. Man würde Hilfe anbieten, davon loszukommen. So haben es schon sehr viele Menschen geschafft, auch von schlimmeren Gewohnheiten loszukommen und darin erklärt sich auch der Anspruch von den Zeugen, sehrwohl eine sozial wirksame Komponente zu besitzen, die allen Menschen der Solidargemeinschaft eines Staates zu Gute kommt.

Eine ähnlich nicht ganz zutreffende Annahme vermute ich hinter deinen Bemerkungen zur Taufe.

Und was die Kleidung betrifft, und Shopping u. a.:
Auch Zeugen sind Menschen. Und gerade junge Menschen probieren gerne Verschiedenes aus. Es besteht bei Zeugen kein Zwang zur selbstkasteienden Enthaltsamkeit aller Freuden. Gott schuf die Welt doch nicht, damit wir ständig trauern oder ernst verzichten. Uns wurde die Gabe geschenkt, uns freuen zu können und das Leben genießen zu können. Gott will, dass wir glücklich sind. zeugen Jehovas sind ein glückliches Volk und haben einen Gott, der möchte, dass wir glücklich sind.
Auch Sex darf und soll Spaß machen. In der Bibel steht z. B.:
(Sprüche 5:18-19) Möge sich dein Wasserquell als gesegnet erweisen, und freue dich mit der Ehefrau deiner Jugend, … . Ihre Brüste mögen dich zu allen Zeiten berauschen. Durch ihre Liebe mögest du fortwährend im Taumel sein.
Du kannst das in Deiner Bibel nachschlagen. Die einzelnen Worte mögen anders sein, aber der Sinn wird gleich sein.

Ich würde die von Dir bemerkten Verhaltensweisen als Zeichen der „Sturm-und-Drang-Phase“ beschreiben und ihr die Zeit geben, diese Phase des Lebens zu leben.

Ob Sie die Nähe zu Jehova deswegen verloren hat, kann und würde ich niemals beurteilen wollen.

Das erkennt man am Besten, wenn man sie konkret darauf anspricht. Zeige Ihr doch mein Mail und nute es, um sie anzusprechen.

Drucke es aus und gib es ihr. Sag Ihr, Du hattest eine Frage und ich hätte versprochen, dass es ok ist, wenn Du sie ansprichst und Ihr dieses Mail zeigst.
Und deswegen möchte ich hier auch die Gelegenheit nuten, Grüße der Verbundenheit und Liebe auszurichten, an die mir unbekannte Schwester und ihre Versammlung.

Dir wünsche ich viel Mut, sicher hast Du Dir schon Gedanken gemacht und Dich einfach nicht getraut, sie anzusprechen. So geht es doch den meisten Menschen. Diejenigen, die jede Frau gedankenlos wegen irgendwas ansprechen, sind doch meist die uninteressanten Typen, oder?

Insoweit viele Grüße,

Werner Pühringer
[googelbar unter „Pühringer, Würselen, DOWAS“]

noch ein Nachtrag: man hat angeblich mal von ihr so eine Aussage gehört nach dem Motto, sie habe sich Sonderrechte in ihrer Gemeinschaft erkämpft. Konkreter läßt sich das leider nicht verifizieren.

Sonderregelungen für weltliche Freiheiten? Gibt es sowas bei den Zeugen Jehovas?

Lieber Werner Pühringer,

zunächst mal habe ich den Zusammenhang zwischen meiner Fragestellung und deinen Anmerkungen nicht so wirklich verstanden. Konkrete oder hilfreiche Antworten konnte ich dem nicht entnehmen. Dann vermute ich durch deine Formulierungen, daß du selbst Mitglied bei den Zeugen Jehovas bist? In welcher Funktion? Wenn dem so sein sollte, erwähne das doch bitte auch. Wäre ja kein Grund sich zu verstecken, wie ich meine. Und wenn du ein Amt innehast, würde das den Inhalt deiner Aussagen doch nur mit dem nötigen Gewicht unterstreichen.

Ich meinethalben brauche jedenfalls keinen Mut, sie anzusprechen. Ich möchte sie nur nicht in Erklärungsnöte bringen, möglicherweise auch noch bezüglich glaubensinterner Regelungen. Denn wie brauchbar bzw. ehrlich die Antworten einem „der Verdammnis Ausgelieferten“ wie mir gegenüber dann wären, kann ich mir ausrechnen.

Des weiteren IST sie konkret fest verbunden mit ihrer Gemeinschaft. Ich denke, das ist dir auch klar, dafür habe ich ihre Situation detailliert genug beschrieben. Wie das in ihr selbst aussieht und ob sie das alles nur mitmacht, weil sie nicht von ihrer Familie verstoßen werden will, wird sie sicherlich niemandem groß erzählen. Die einen kennen die Regeln und brauchen sie nicht zu diskutieren, die anderen können nichts dazu sagen weil sie es nicht kennen. Sie wird sicherlich auch nicht so ungeschickt sein, mir mit Bibelsprüchen zu antworten, um dann als hirnlose Sprüchenachbeterin und wie das stumpfe Klischee eines Zeugen Jehovas dazustehen.

Wenn es denn so sein sollte, daß die Zeugen Jehovas jungen Mitgliedern ihrer Gemeinde explizit eine „Sturm- und Drang-Phase“ zugestehen, dann bitte ich um nachvollziehbare Textnachweise. Das würde sehr helfen.
Welche Freiheiten genießen dann diese „Schafe des Herrn“, wie lange und wann nicht mehr?

Daß getaufte Zeugen Jehovas einen anderen Grad der Verpflichtung gegenüber der Gemeinschaft haben als die noch nicht getauften, halte ich angesichts der Struktur und Vorgehensweise dieser Glaubensgemeinschaft für ein nicht diskutierbares Faktum. Sollte es sich in der Tat anders verhalten, bitte ich auch hier höflich um nachvollziehbare Quellenangaben.

Die Anweisung zum mäßigen Alkoholkonsum ist mir bekannt. Aber es geht ja nicht um Alkohol an sich. Ich denke, ich habe das bereits genügend ausgeführt.

Was die Kleidung betrifft, wie du es ansprichst: gilt inzwischen nicht mehr der Grundsatz, daß die Kleidung den eifrigen Sklaven/Diener Jehovas widerspiegeln soll? Hat es eine Lockerung gegeben, die es erlaubt, sich in der Welt Satans unter den Verdammten wie einer von ihnen zu bewegen? Wo bleibt dann die Preisung Jehovas in allem Tun des Gläubigen? Auf die Quellenangabe hierzu wäre ich tatsächlich gespannt.

Sex gibt es nicht für unverheiratete Zeugen Jehovas. Gibt es doch? Bitte kläre mich auf.

Abschließend möchte ich noch mal darauf hinweisen, daß die besagte junge Frau für MEINE Kenntnis und Begriffe NICHT nach den Gesetzen Jehovas lebt, OBWOHL sie Zeugin ist (ob getauft oder nicht ist ja erstmal Wurscht, oder?). Durch ihr Handeln betrügt/verleugnet sie ganz klar Jehova, die Gemeinschaft und sich selbst. Wenn ich ein Zeuge Jehovas wäre, würde ich zu dem Schluß kommen daß so ein Verhalten gar nicht geht und ihr das auch ganz deutlich sagen. Ich sage nur: was würde Jesus dazu sagen?

Mit freundlichen konfessionslosen Grüßen,
Rabbit of Caerbannog

P.S.: Meine stellenweise etwas seltsam anmutende Begriffswahl beruht darauf, daß ich die von der Watchtower Society verwendeten Termini benutze.

Hallo Rabbit of Caerbannog,

da ich kein Zeuge Jehovas bin, kann ich Ihnen leider keine Insiderinformationen dazu geben. Die Kleiderordnung aus biblischer Zeit ist auf heute nicht mehr ohne weiteres übertragbar, sonst müssten Frauen beim Beten den Kopf bedecken (1.Kor 11,5) und lange Haare tragen (1.Kor 11,14ff). Einen allgemeinen Hinweis gibt Paulus ein paar Verse vorher (1.Kor 10,23ff), demnach kann man rumlaufen wie man will, solange andere Menschen damit klar kommen.

Mehr kann ich dazu auch nicht sagen,
aber vielleicht kommen ja noch Antworten
von Zeugen Jehovas.

Viele Grüße

Erik

Hi Rabbit of Caerbannog,

danke für Deine nun ehrlichen Ausführungen.

Deine jetzigen Einlassungen zeigen, dass Du Dich schon sehr mit den Zeugen beschäftigt hast, wenngleich Dir einige Irrtümer unterlaufen.

Du bezeichnest Dich z. B. als „einem 'der Verdammnis Ausgelieferten“. Meinst Du wirklich, dass alle Nicht-Zeugen der Verdammnis ausgeliefert sind? Warum? Wo steht so ein Unfug? Nur der Schöpfer „himself“ und ggf. noch Jesus als sein „Prokurist“ können entscheiden, wer „verdammt“ ist und wer nicht. Wobei „verdammnis“ ganz sicher nicht den Publikationen der WT entspribgt sondern eher in die Terminologie von Ex-Zeugen und aktien Gegnern entstammt. In diesem Punkt irrst Du also sicher.

Auch in anderen Punkten irrst Du. Deshalb kommst Du auch zu einem Schluss, der nicht zwingend der einzige und schon gar nicht der einzig richtige ist.

Ich mag hier aber nicht mehr viel dazu schreiben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Du Dir selber helfen kannst, wenn Du willst.

Dass auch ich ein Zeuge bin verleugne ich natürlich nicht. Das ist ja u. a. durch meine Ausführungen in anderen Social-Networks sichtbar. Aber Du hast auch nicht danach gefragt und es erschien mir sachlich nicht relevant, diesen Punkt explizit zu erwähnen.

Ein Irrtum sei noch erklärt. Du erbittest oft „Quellenangaben“. Quelenangaben gibt es aber nur, wenn es über diesen Punkt schriftliche Regelungen gibt. Genaugenommen erbittest Du Absurdes. Denn wenn es zu einem Punkt, der nach meiner Ausführung nicht besonders geregelt ist, Quellenangaben gäbe, würden alleien diese beweisen, dass meine aussage nicht stimmt. Ich hoffe, Du kannst folgen.

Beispiel: Du erbittest eien Quellenangabe zum Beweis, dass ungetaufte „Mitglieder“ denselben Gott anbeten wie getaufte Mitglieder. Würde es so eine Quellenangebe geben, würde diese beweisen, dass diese beiden „Arten“ von „Mitgliedern“ anders behandelt werden würden. Das ist aber nicht der Fall. Vor Gott und vor der Gemeinschaft ist es ziemlich egal, ob man getauft wurde oder nicht. Die kleinen Unterschiede sind subtil und in keinem Fall von solcher BEdeutung, wie Du es vermutest. Deswegen kann es auch keine Quellenangaben dazu geben. Das ist Logik. Ich hoffe, Du versteht es.

Wie dem auch sei habe ich nur versucht bei einem echten Problem zu helfen.

Das oberste Gebot aller Christen (nicht nur von den Zeugen) ist das Gebot der Liebe. Gegenüber „dem Nächsten“, was zugegebenermaßen religionsindividuell interpretiert wird. Liebe hilft, sieht aber auch über Fehler hinweg, verzeiht, deckt zu und ist die Mutter der Toleranz, die ja so gern von konfessionslosen Wissenschaftsgläubigen propagiert wird.

Wenn man dann weiter bedenkt, dass Zeugen Jehovas keine gleichgeschalteten Borgs sind, die jeden anderen assimilieren wollen, sondern aus Liebe motiviert sind, kann man Vieles verstehen. Verschließt man sich dieser Grundlage, fehlt jenes Maß an Sympathie, ohne das ein Verstehen unmöglich ist [frei zitiert nach J. Ratzinger als Benedikt XVI).

Ob nun also wirklich die regeln der Zeugen so streng sind, dass Deine Kollegin NICHT nach den Gesetzen Jehovas lebt, wirst Du nur herausfinden können, wenn Du Dich selber dorthin begibst.

Ich meinerseits machte damals nur mit, weil ich immer darauf wartete, bis der „Haken“ sichtbar wird und man mich endlich anders behandelt. Verwandte prophezeiten dies: „Wartet nur ab, wenn Ihr Euch taufen lasst sieht alle sganz anders aus!“ Ich warte heute noch auf diese Wende bzw. den Haken, nach nunmehr über 10 Jahren nach meiner Taufe.

Wenn Du bereit bist, Deine bisherigen Erfahrungen über die Zeugen ggf zu hinterfragen, können wir gern weiterschreiben. Wenn Du aber meinst, dass mir Dir die Weisheit aussterben wird, dann werden Dich meine Ausführungen nicht ereichen. Jetzt nicht und auch in Zukunft nicht.
Natürlich wirdt Du sachliche Gründe sehen. Das ist ok. Mögen Dir die Nutzung Deiner guten Intelligenz, die Deinen Ausführungen durchaus zu entnehmen ist, eines Tages die Tür des Herzens öffnen, die zu Gott führt.

Das wünsche ich Dir von Herzen mit aller Liebe.

Es ist nie zu spät und auch nie ein Zeichen von Dummheit oder Charakterschwäche, über die eigenen Säulen des Lebens nachzudenken und Theorien zu hinterfragen. Auch nach dem Finden der Antworten bei den Zeugen beschäftige ich mich ständig mit anderen Lebensphilosophien. Ich machte mir persönlich ein Bild von/bei Scientology, oder christlichen Gruppen aller Colour. Auch den Koran versuchte ich mit Hilfe zu verstehen und ich leite „Joga-Gruppen“. Eine Alternative zu den Zeugen Jehovas fand ich nicht. Du allerdings magst vielelicht interessante Inputs erhalten, wenn Du es riskierst, Informatinen aus 1. Hand zu erhalten.

Dazu braucht es Mut und Zeit. Auch das wünsche ich Dir.

Liebe Grüße,
Werner Pühringer

Lieber Rabbit, aus deiner Schilderung vermute ich, dass sich die „Widersprüche“ einfach so erklären, dass die junge Dame bewusst provoziert und damit auf ihre Weise aus diesem starren System ausbrechen will. Eine andere Chance hat sie ja nicht, sich zu arrangieren. Die Gemeinschaft zu verlassen ist für viele keine gangbare Option. Ich sehe ihr „Arrangement“ mit dem System als Zeichen von Selbstbewusstsein und somit durchaus positiv (das fehlt nämlich vielen Zeugen). Insofern sehe es ruhig positiv. Solange die Ältesten still bleiben, wird sie damit gut leben können.

Hallo.

Je nach Intension der Frage könnte man das mit Ja oder Nein beantworten.
Kann sie sich so verhalten, ohne dass sie Jemand daran hindert - Ja!
Ist es gut so - Eher Nein!

Man spricht ja immer von einem christlichen Lebensweg. Nun kann sich ein Christ bemühen exakt in der Mitte des Weges zu gehen. Er kann die ganze Wegesbreite ausnutzen. Er kann am Rand entlang gehen. Er kann sogar direkt neben dem Weg gehen.
Die Richtung ist die Gleiche, es wird halt nur schwieriger dem Weg weiterhin zu folgen, wenn es eng und felsig wird.

Es gibt in der Versammlung der Zeugen Jehovas immer wieder Ratschläge worauf ein Christ achten muss, aber es gibt keine Regeln.

Wie tief der Ausschnitt, wie hoch der Absatz sein darf, welche Veranstaltung man besucht, das bleibt dem Gewissen des Einzelnen überlassen.
Passend hierzu:
(1. Timotheus 2:9-10) . . .Ebenso möchte ich, daß sich die Frauen in wohlgeordnetem Kleid mit Bescheidenheit und gesundem Sinn schmücken, nicht mit [besonderem] Flechten der Haare und mit Gold oder Perlen oder sehr kostspieligem Gewand, 10 sondern in einer Weise, wie es sich Frauen ziemt, die Gott zu verehren bekennen, nämlich durch gute Werke.

Es werden in der Versammlung regelmäßig dir Gefahen des Materialismus erwähnt. Es wird auch erwähnt das Flirten nicht gut ist, weil man etwas verspricht, was man nicht zu halten gedenkt. Die ernst gemeinten Ratschläge sind alle da.

Alles was du beschreibst ist einzeln für sich legitim. Shoppen - warum nicht?
Auftritt im Fernsehen - ja klar.
Bier - wenn sie volljährig ist, aber sicher.
Das Problem ist hier das Gesamtbild.
Ich persönlich sage immer: „Wenn man mich als Christ überhaupt nicht mehr von einem Agnostiker oder Atheisten unterscheiden kann, mache ich was verkehrt.“

Die Welt mit all ihren Begierden ist verlockend für jungen Menschen. Es kommt häufig vor, dass Kinder, die in einer Familie von ZJ aufgewachsen sind, sich als Jugendliche distanzieren und dann einen „normalen“ Lebenswandel einschlagen.

Aber nun kommt der Knackpunkt - Entscheidend ist das Herz.
Vielleicht sind das alles nur Äußerlichkeiten und die junge Frau bleibt letztendlich auf dem Weg.
Ich hoffe und wünsche, dass Letzteres der Fall ist

Gruß
Carlos

Hallo nochmal zusammen.

Da es m.E. leider doch nicht zu wirklich konkreten Aussagen gekommen ist, WESHALB eine Versammlung der Zeugen Jehovas einer jungen Mitschwester ihren sehr weltlichen (und selbst dort in einer beruflichen Umgebung eher aufreizenden als angemessenen - wir reden hier von High Heels mit über 10 cm Absatz, nur zur Verdeutlichung) Kleidungsstil erlaubt und mir keine weiteren zuverlässigen Informationen aus anderen Quellen zur Verfügung stehen, will ich nun versuchen, ein Resümmée zu ziehen, um diesen Thread abzuschließen.

Erst einmal noch mein Dank an alle Antwortenden. Ich denke, Stefan hat es mit seinem Auszug aus einem Originaltext inhaltlich so weit auf den Punkt gebracht, wie es wohl möglich ist, die Vorgehensweisen und Äußerungen von Zeugen Jehovas konkret zu fixieren. Die Antworten der (mehr oder weniger? praktizierenden) Zeugen hier fand ich auch sehr erhellend, allerdings in anderer Weise!

Aus den mir zur Verfügung stehenden Informationen ergibt sich für mich folgendes Bild: die junge Zeugin von der hier die Rede ist, befindet sich innerhalb ihrer Arbeitsumgebung in einem absolut fixierten zeitlichen sowie räumlichen Rahmen. Die Arbeitsstelle wurde von den Eltern anfangs auf die Gesamtsituation unter Nicht-Gläubigen hin inspiziert und anscheinend für „ungefährlich“ eingestuft, was die „Verlockungen der Welt“ anbetrifft. Erstens ist zu bedenken, daß hier praktisch direkt von der Arbeit nach Hause (und umgekehrt) gefahren wird und innerhalb der Arbeitsstelle praktisch keine Zusammentreffen mit Nicht-Gläubigen jungen oder annähernd altersgerechten Männern zu erwarten sind (ein paar Männer ab Mitte 40, alle verheiratet und sonst fast nur Frauen ähnlichen Alters oder drüber). Also erstmal kein Verführungs- oder sonstiges, den rechten Weg einer aufrechten Christin gefährdendes Potential. Da sie außerhalb des Arbeitsplatzes wie alle Zeugen nur unter ihresgleichen ist mag es den Eltern (und/oder Ältesten) nicht als problematisch erscheinen, wenn sie einen jugendlich überschwenglichen Kleidungsstil pflegt.

Allem zufolge, was man über ihr Verhalten und ihren persönlichen Reifegrad als Individuum schließen kann, befindet sie sich noch in einer relativ naiven (oder „unschuldigen“) Phase ihrer Entwicklung, sowohl was die Ausprägung des Egos angeht wie auch eine sexuelle Reife. Im Grunde würde ich sie in dieser Hinsicht mit einem Kind vergleichen, das Schokoladenzigaretten hat und so tut, als ob es wirklich rauchen würde: sie weiß nicht, was sie da eigentlich nachspielt und ist nur mimetisch dabei ohne Kenntnis der wirklichen Bedeutung. Daß ihr Vater bspw. dabei noch (= als erziehender Elternteil!) auf - für meine Betrachtungsweise - relativ perfide Art ihr pubertäres Spiel scheinbar unterstützt, indem er ihr softpornoartige Mail-Inhalte mit der Konnotation „sieh nur, wir/ich verbiete/n dir nichts, wir sind da ganz locker, weltoffen und zeitgemäß“ schickt, kann nur deshalb funktionieren, weil man sich ihrer ansonsten relativ widerspruchslosen und vor allem unkritischen Eingliederung in eine durchaus stark persönlichkeits- und eigenständigkeitsunterdrückende Vorstellungswelt sicher ist.

Wäre man sich da nicht so sicher, würde man jeglichen Anzeichen einer beunruhigenden Tendenz der Hinorientierung ihrerseits zur materialistischen und verderbten Welt der NichtGläubigen mit entsprechenden Methoden (Zeugnis ablegen etc.) begegnen, da bin ich mir sicher. Für besonders pervertiert halte ich im Weiteren auch die Methode, so einen jungen Menschen vom Kontakt mit anderen aus der normalen Welt fernzuhalten und ihm stattdessen das Gefühl von Freiheit und Abenteuer zu vermitteln, indem er mit vielen anderen jungen Zeugen aus allen Winkeln der näheren und weiteren Welt zu Treffen zusammengeführt wird und chatten, simsen, mailen darf. The world according to the Watchtower Society, ein echtes Parallel-Universum.

Klar, daß ein nicht in eigenständigem oder kritischem Denken geübter oder gar geförderter junger Mensch dann auf diese Simulation von Freiheit hereinfällt. Umso ätzender wird das alles noch, wenn diese Struktur mit der Möglichkeit verknüpft wird, sich quasi unter „ausgesuchten“ Nicht-Gläubigen (=Kollegen) mit flottem Outfit zu tummeln und oberflächliche Komplimente für tolles Aussehen zu bekommen.

Ich muß, auch aus eigenem Erleben, leider das gedankliche Moment von Stefan, was das Selbstbewusstsein anbetrifft korrigieren. So wirklich selbstbewußt ist sie nicht. Sie ist es eher gewohnt, Anordnungen zu folgen und sich nicht zu mucken. Im Nachhinein fallen einem dann so Begebenheiten ein, wo statt einer „normalen“ Reaktion nur ein stummes Verharren ihrerseits stattfand trotz einer, objektiv gesehen, absolut entspannten und unbedrohlichen, streßfreien Situation.

Ebenso verhält es sich mit meiner eigenen Einschätzung in Bezug darauf, wie bewußt ihr der Sexappeal ihrer Outfits wirklich ist. Ihre Reflektion findet leider nur vordergründig auf einer Art selbstgebastelter Spiegelebene einer GermanysNextTopModel-Inszenierung statt und nicht im Bewußtsein dessen, was außer Figur und Kleidung noch dazu gehören würde. Nämlich die Substanz spezifischer Selbsterfahrung, ohne die alles nur Marionettenspiel ist.

Summa summarum und abschließend gesagt:
nach allem, was ich zusammentragen konnte, ist sie dermaßen infiltriert, daß sich keiner der verantwortlichen Mitbrüder oder Ältesten wirklich Sorgen machen muß, sie würde ein auch nur annähernd obrigkeitskritisches Potential zu eigenständigem Denken und Handeln entwickeln. Ich kann daher am Ende nur noch feststellen: das System der theokratischen Indoktrination funktioniert. Subtil und perfide. Sie ist für mich ein Mensch mehr, der vermutlich niemals ein wirklich eigenständiges und freies Bewußtsein für sich, die Welt, das Leben, und wenn man will - auch Gott - entwickeln wird und somit die Chance, sich wirklich für oder gegen etwas entscheiden zu können. Mit „Liebe“, wie es von den Zeugen Jehovas propagiert wird, hat solche Indoktrination jedenfalls für meine Begriffe schon mal gar nichts zu tun. Denn wen man liebt, dem öffnet man die Türen zur Freiheit anstatt durch ihn Denkverbote, Angsteinjagen und Kleinhalten zu seinem angeblich Bestem zu zwingen . Well done, Watchtower Society.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

Hallo,

gerne gehe ich auf Deine Frage(n) ein.

Zunächst einmal sei gesagt, dass die Kleidung im Großen und Ganzen eine ganz persönliche Angelegenheit ist. Und Gottes Wort, die Bibel, die ein Christ sehr ernst nehmen sollte, sagt erstaunlich wenig zu Kleiderfragen oder Mode. Dennoch gibt es einige wichtige Anhaltspunkte, die ein Christ durchaus berücksichtigen sollte. Und daher muss ich Dir Recht geben, dass nicht jede Kleidung mit einem Menschen in Verbindung gebracht wird, der den Namen Gottes (gemäß der Bibel „Jehova“) trägt und die Anleitung aus der Heiligen Schrift ernst nimmt.

Die Bibel rät z.B. den Mädels und Frauen, sich „anständig, bescheiden und zurückhaltend“ zu kleiden (gemäß 1. Timotheus 2:9, 10, Einheitsübersetzung). Das gilt natürlich genauso unterschiedslos für Jungs und Männer.

Das heißt nicht, dass ein Christ wie eine graue Maus herumlaufen muss. Gemeint ist einfach, sich so zu kleiden, dass man sich seine Selbstachtung bewahrt und auf die Gefühle anderer Rücksicht nimmt.

In 2. Korinther 6:3 heißt es: „In keiner Weise geben wir irgendeine Ursache zum Straucheln, damit unser Dienst nicht bemängelt werde“. Und es gibt wirklich viele Kleidungsstile, die dem Rechnung tragen. Man kann durchaus modebewusst sein und sich schick und flott anziehen, ohne dabei in Extreme zu verfallen.

In 1. Petrus 3:4 wird hervorgehoben, dass die „verborgene Person des Herzens“ wichtiger ist als das Äußere. Oder wie es die Gute Nachricht Bibel ausdrückt: „Eure Schönheit soll von innen kommen!“.
Mit einem verführerischen Outfit zieht man zwar momentan alle Blicke auf sich. Aber wenn man auf lange Sicht die Achtung von Erwachsenen und Gleichaltrigen und vor allem von Gott gewinnen will, kommt es auf die inneren Werte an.

Auch Gleichaltrige finden Extreme oft überhaupt nicht gut. Und offensichtlich geht es Dir ja genau so, dass Dich das Auftreten Deiner Bekannten doch verwundert und irritiert. Mitunter sendet die Kleidung eines Menschen für andere scheinbar eindeutige Signale wie „Hey, schaut mich an! Bin ich nicht toll!“ Mit sexy Kleidung erweckt man den Eindruck, man hätte es nötig. Und außerdem läuft man Gefahr, sexuell belästigt zu werden. Ein etwas zurückhaltenderer Stil bringt dagegen sowohl die inneren als auch die äußeren Vorzüge zur Geltung.

Als Christen fragen wir uns einfach: Was verrät unsere Kleidung über uns, wenn wir uns extrem auffällig oder verführerisch kleiden? Unterstreichen wir mit unserer Kleidung Charakterzüge, die wir eigentlich ablegen müssten? Auf welche Art Menschen wollen wir anziehend wirken?

Der Rat aus Römer 12:3 kann uns helfen, eine allzu egozentrische Einstellung, übertriebene Eitelkeit oder negatives Denken zu überwinden. In diesem Vers rät der Apostel Paulus jedem, „nicht höher von sich zu denken, als zu denken nötig ist, sondern so zu denken, dass er gesunden Sinnes sei“. Einen „gesunden Sinn“ zu haben bedeutet, vernünftig zu sein.

Das alles hat nichts mit „Vorschriften“ oder einer „Kleiderordnung“ im engeren Sinne zu tun. Es ist ganz in Ordnung, sich modisch anzuziehen, solange man biblische Prinzipien nicht über den Haufen wirft. Es gibt so viele Sachen zu kaufen, die gut aussehen und an denen nichts auszusetzen ist.

Oft stellt man sogar fest, dass andere nicht besonders viel Achtung vor einem haben, wenn man sich übertrieben und allzu körperbetont kleidet. Und schließlich gehören sexuelle Reize in die Ehe, denn dort hat Jehova, unser himmlischer Vater, Ihnen einen sehr schönen Platz gegeben.

In Deinem kurzen Anschreiben hast Du auch Shoppen, Glitzerkram und Bier trinken erwähnt. Die Bibel lässt jedem Menschen seine persönlichen Vorlieben und Entscheidungen. Die Bibel verurteilt auch keinen Alkohol. Es kommt bei alledem immer auf die Ausgeglichenheit und die Menge an, denn schließlich will ein Christ ja durch sein Leben zeigen, dass er gerne nach göttlichen Ratschlägen und Grundsätzen handeln möchte. Die große Mehrheit der Menschen in unserer heutigen Welt, hat sich dieses Ziel nicht gesteckt … und das kann man meist auch erkennen.

Glaube mir, auch wenn man sich fest vornimmt, die Maßstäbe Gottes im Leben sehr ernst zu nehmen, muss man doch auch immer wieder an sich arbeiten … und vollkommen ist natürlich auch keiner. Aber letzten Endes … da hast Du Recht … sollte man erkennen können, welche Ziele jemand im Leben verfolgt, der sich Zeuge Jehovas nennt. Denn das bedeutet ja nichts anderes, als dass man durch das, was man sagt, wie man handelt und wie man sich gibt, Zeugnis ablegen möchte über unseren großartigen Schöpfer.

Vielleicht möchtest Du Deiner Bekannten ja meine Antwort mal zum Lesen geben. Vielleicht empfindet sie es als einen lieben Rat, über den es sich nachzudenken lohnt. Ob sie nun eine getaufte Zeugin Jehovas ist oder nicht, spielt keine Rolle. Jeder Mensch ist Gott und seinem Sohn Jesus Christus gegenüber verantwortlich, wie man lebt.

Es ist durchaus auch eine nette Geste, wenn man sich gegenseitig mal darauf aufmerksam macht, wie man auf andere wirkt. Manchmal ist einem das gar nicht bewusst. Und vielleicht geht es Deiner Bekannten ja genauso … und sie ist für einen lieber Hinweis wirklich dankbar.

Mit einem lieben Gruß
Andreas

In meinem Bekanntenkreis ist eine junge Frau, die Zeugin
Jehovas ist (in so eine Familie hineingeboren). Sie ist sehr
hübsch und kleidet sich auffallend modisch/sexy (enge Tops,
High Heels im Büro) und ist allgemein gesagt m.E. den
„weltlichen Verlockungen“ sehr zugetan (Shoppen, Kleidung,
Glitzerkram, Parties, trinkt angeblich auch Bier, verschickt
Mails mit (halb)nackten Frauen und verhält sich einerseits
sehr offensiv, andererseits ist sie in ihrer Freizeit wohl
immer nur unter Zeugen (Ferien im gemieteten Haus, abseits,
nur Zeugen; Zeugen-Zeltlager usw.). Angeblich ist ihre beste
Freundin (auch Zeugin) nach außen hin genauso locker drauf.

Ich verstehe das nicht!? Das steht doch in krassem Gegensatz
zu dem, was die ZJ lehren? Da darf man doch nicht so
„gefallsüchtig“ sein, oder? Zum Beispiel, in einer
Lokalfernsehsendung als hübsche Statistin mitzumachen, ging
anscheinend auch. Hm. Ob sie schon „getauft“ und damit
„bekennende Christin“ ist, weiß ich nicht. Man hat mal von ihr
gehört, sie wäre es noch nicht, aber das ist schon einige Zeit
her. Es geht die Vermutung um, sie wäre nur wegen ihrer
starken Familienbindung dabie /würde dabei bleiben.

Hallo werter Hase,

noch ein Wort zum Abschluss. Selbst wenn die junge Frau keine Zeugin Jehovas wäre, würdest du bei ihr abblitzen.

Aber gibt du Hoffnung nicht auf. Irgendwann findest du die passende Partnerin.

Gruß
Carlos

Danke für den lieben Wunsch!

Tatsächlich wüßte ich auch nicht, was ich mit ihr anfangen sollte. Erstens habe ich kein ausgesprochenes Faible für Teenie-Frauen die so rumlaufen als ob sie’s nötig haben und dabei möglichst alle ihre Reize soweit es irgend geht ausspielen müssen. Das hat für mich auch was mit Stilsicherheit und gutem Geschmack zu tun, besonders im Hinblick darauf, wenn jemand auf der Arbeit so rumläuft wie andere in der Disco. Selbst wenn es mir persönlich etwas leid tut, daß sie einen solchen Weg einschlagen muß um ihre Bedürfnisse nach Anerkennung wenigstens teilweise auszuleben statt sich in echten Beziehungen zu erproben wie es ihre Altersgenossinnen tun. Und zweitens liegen wohl ca. 2 Jahre zwischen dem Zeitpunkt an dem sie mir zuerst über den Weg gelaufen ist und dem Tag neulich, an dem ich erfuhr, daß sie Zeugin Jehovas ist (was mich zu der obigen Fragestellung brachte). Und ob dus glaubst oder nicht, ich habe mich in der Zwischenzeit nicht in schlaflosen Nächten nach ihr verzehrt :stuck_out_tongue:

Interessant finde ich nur, daß es offensichtlich selbst in einer Gemeinschaft die so stark auf konservative und theokratische Werte setzt wie die Zeugen Jehovas, offensichtlich sehr auf oberflächliche sexuelle Reize orientierte Menschen geben kann und dies kein Problem für die Geschlossenheit der Gruppe im Sinne der Reinheit ihrer keuschen und dienenden Lehre sein soll. Darüber kann ich nur wiederholt meiner Verwunderung Ausdruck geben. Aber wer weiß, vielleicht gibt es bei den Frauen der Zeugen Jehovas ja auch inzwischen auch schon Dildo-Parties und ich bin einfach von übervorgestern… aber natürlich kann ich es auch verstehen, wenn man es als männlicher Zeuge Jehovas begrüßt, generell mehr sexy junge Jungfrauen für Eheschließungen parat zu haben, das macht die Sache natürlich attraktiver, ist ja klar. Auf die Themenbereiche „eheliche Vergewaltigungen“ und „Mißbrauch“ bei den Zeugen Jehovas ist ja schon in vielen Berichten und Aussagen eingegangen worden,so daß ich hier nicht das Fass aufmachen muß, was denn wohl mit den männlichen Zeugen Jehovas oftmals so los ist…

Ansonsten ist es mir ziemlich schnuppe, wenn ein Mensch den größten Teil seiner Zeit und Energie darein setzt, den weltlichen Besitz des globalen Multimilliarden-Dollar-Unternehmens Watchtower Society zu vermehren, weil er glaubt damit Gott zu dienen. Viele Menschen in der ach so von Satan beherrschten Welt haben nämlich lange genug für eine Freiheit gekämpft, die es Leuten wie Charles Taze Russell und seinen Nachfolgern ermöglicht hat, ein aberwitziges irdisches Vermögen mit auf der Grundlage eines Heilsversprechens systematisch betrogenen und ausgebeuteten Gläubigen zu erwerben. Aber da das alles freiwillig geschieht, ist das ja auch kein moralisches Problem. Insbesondere nicht, wo die Zeugen Jehovas die Sexualität dermaßen reglementieren, daß ihre Ausübung erst in der möglichst fruchtbaren Ehe erlaubt ist, damit möglichst viele neue Zeugen Jehovas in diese Psycho-Maschinerie nachgeboren werden, was jeweils das Arbeitskräfte- und Finanzierungsproblem für eine weitere Generation löst.

Und mal ehrlich: SO scharf kann kein Lolita-Frauenverschnitt aussehen, daß ich mich in meinem Wissen, meinen Erfahrungen und sonstigem Leben freiwillig so weit zurückentwickeln würde, das alles als unproblematisch oder vielleicht sogar erstrebenswert gutzuheißen. Man kann nämlich auch ohne Zeuge Jehovas zu sein, ein Leben mit durchaus humanen oder christlichen Elementen führen, völlig von Gruppenzwang ungebunden sein eigenes Geld irgendwohin spenden und für wildfremde (ungläubige) Menschen etwas tun, so wie es einem ganz persönlich sinnvoll erscheint, und alles ohne dauernd in einer Spezialausgabe der Bibel nachlesen zu müssen oder sich zu fragen was man tun sollte um einem bestimmten angeblichen Heil näherzukommen, oder was „gesundes Denken“ ist und was nicht, undsoweiter.

Ich hoffe, das hat zur eindeutigen Klärung meiner „persönlichen Beziehung“ zur besagten jungen Frau beigetragen. Mir ist natürlich klar, daß die üblicherweise vorherrschende Denkungsart immer die ist, daß jeder Mann grundsätzlich immer auf alles draufspringen will, was nicht bei drei auf dem Baum ist und je jünger desto besser. Wäre aber schön,wenn du dein/dieses Denken da nicht auf mich projizieren würdest ohne mich zu kennen. Vielen Dank :smile:

Herzliche konfessionslose Grüße

Hallo Rabbit,

Zeugen Jehovas möchten sich eng an die Bibel halten, wo es zB. in 1. Timotheus 2:9-10 heißt:
„Ebenso möchte ich, daß sich die Frauen in wohlgeordnetem Kleid mit Bescheidenheit und gesundem Sinn schmücken, nicht mit [besonderem] Flechten der Haare und mit Gold oder Perlen oder sehr kostspieligem Gewand, sondern in einer Weise, wie es sich Frauen ziemt, die Gott zu verehren bekennen, nämlich durch gute Werke.“

Das heißt nicht das man sich nicht schön anziehen darf, aber es sollte Bescheidenheit und „gesunden Sinn“ zeigen.
Das Thema Kleidung hat sehr viel mit Geschmack zu tun. Was der eine für anständig hält, kann für einen anderen schon anstößig sein. Darum sollte man auch die Meinung anderer berücksichtigen wie auch in der Bibel in 2. Korinther 6:3 heißt:
„In keiner Weise geben wir irgendeine Ursache zum Straucheln, damit unser Dienst nicht bemängelt werde“

Also man sollte was Verhalten und Kleidung angeht auch auf die Ansicht und Empfindungen anderer Rücksicht nehmen.

Die weltlichen Verlockungen die du erwähnst (Shoppen, Kleidung, Glitzerkram, Parties, Bier) sind ja nicht von Grund auf falsch, aber es sollte sich nicht das ganze Leben darum drehen und auf das Ausmaß kommt es an. Jeder muss manchmal einkaufen gehen, und jeder braucht Kleidung. Auch gegen Glitzerkram ist biblisch nichts einzuwenden. Über Alkohol sagt die Bibel in Sprüche 20:1
„Der Wein ist ein Spötter, berauschendes Getränk ist ungestüm, und jeder, der davon irregeht, ist nicht weise.“

Das heißt nicht das man gar keinen Alkohol trinken darf - auch Jesus trank Wein. Aber Alkoholismus oder Rauschtrinken wird verurteilt.

Auch auf Partys zu gehen ist nicht verboten. Die Bibel sagt man sollte „schlechte Gesellschaft“ meiden und natürlich gelten auch da die Grundsätze für Alkohol.

Es gibt also keine genauen Regeln, wie kurz/lang oder eng ein Rock sein darf, ab wann ist es zuviel Alkohol,… Wenn sie noch bei den Eltern wohnt, sind die grundsätzlich verantwortlich festzulegen was OK ist und was nicht.

Schön zusammengefasst wird das in einem Bibeltext:frowning:Prediger 11:9) Freu dich, junger Mann, in deiner Jugend, und dein Herz tue dir Gutes in den Tagen deines Jünglingsalters, und wandle in den Wegen deines Herzens und in den Dingen, die deine Augen sehen. Doch wisse, daß der [wahre] Gott dich um dies alles ins Gericht bringen wird.

Bei Jehovas Zeugen werden keine Babys oder Kleinkinder getauft. Jeder entscheidet für sich selbst ob er dieser Religion angehören möchte - dann kann er sich - wenn er gewissen Anforderungen entspricht - taufen lassen. Meist ist das in einem Alter zwischen 14-18 - aber es gibt dafür keine Altersbestimmung. Wichtig ist das er die Lehren versteht, nach den Grundsätzen und Geboten der Bibel lebt und selbst den Wunsch hat sich taufen zu lassen. Es gibt auch viele Jugendliche die zwar in einer Familie von Zeugen Jehovas geboren wurden, selber aber einen anderen Lebensweg einschlagen.

So wie du die junge Frau beschreibst, weiß sie selber noch nicht was sie will.

Hallo werter Hase,

spätestens nach dem zweiten Brief, habe ich mir Gedanken gemacht, welche Motivation hinter der Anfrage steht.
Der Schreiber scheint männlich, gebildet, nicht zu jung, aber auch nicht im gesättigten Alter zu sein. Religiöse Motive gibt es allenfalls in geringen Ansätzen. Die Länge und Inhalt der Briefe, lässt auf eine deutliche emotionale Beteiligung schließen.

Wir leben in einer stark sexualisierten Gesellschaft. Die übliche Reaktion von Männern ist, dass sie beschrieben Fall höchstens über die junge Frau und ihren Religionsgemeinschaft im sozialen Umkreis lästern und lachen. Das war’s.
Allenfalls sehr konservative oder sehr reliöse Menschen ereifern sich über das unziemliche Auftreten einer jungen Frau.
Selbst, wenn jemand aus reiner Neugierde eine Frage stellt (warum eigentlich nicht im offenen Forum?), wird er nach den Antworten keine große Welle schlagen,… es sei denn das Thema berührt ihn emotional.

Welches ist also die Motivation für die Briefe?

Die beiden Briefen kann man nun so Zusammenfassen:

  1. Brief: Da ist ein Übel, warum unternehmt ihr Nichts?
  2. Brief: Wie ihr unternehmt nichts? Ja klar, denn ihr seid eine große Verschwörung.
    Insbesondere in der zweiten Hälfte im zweiten Brief wird die Verschwörungstheorie mit Küchenpsychologie untermauert. (Küchenpsychologie kann ich auch :wink: )

Zusammen lese ich eine Menge Frustration und ein geschlossenes Weltbild heraus, welches angegriffen wurde.

Ich würde ja gerne erfahrenen, inwieweit ich richtig oder falsch liege, aber das wird wohl nie passieren.

Gruß
Carlos

Hallo,

zuerst einmal „sorry“ weil Du solange auf Antwort warten mußtest. Wir haben z. Zt. Urlaub, darum.

Vorweg: Unser Glaube/unsere Lehren stützen sich auf die Bibel und die darin enthaltenen Grundsätze; bei uns gibt es keine Dogmen oder Traditionen.

Ich gehe auf einige Passagen von Dir ein, dann kann ich wohl am besten antworten:

  1. „in so eine Familie hineingeboren“. Hm, wir haben keine Kleinkindertaufe, daher ist man nie von Geburt an ein Zeuge Jehovas. Du meinst wahrscheinlich, dass die Eltern Z. J. sind?
    Wenn man alt/reif genug ist und in Übereinstimmung mit der Bibel leben MÖCHTE, kann man sich taufen lassen und ist ab dann ein Zeuge Jehovas.
  2. „sie ist sehr hübsch“. Ja das soll es geben. Und ist ja auch nicht verboten :wink:
  3. „kleidet sich auffallend modisch“. Warum nicht? Hat sie wohl Geschmack. Und Kleingeld. Tops und High Heels trage ich auch, wenn es passend ist. Ob das dann unter sexy fällt, ist mir nicht bekannt. Zu Freizügigkeit gehört doch noch mehr, oder?
  4. „shoppen“ mag ich auch, aber sicher nicht als Lebensinhalt.
  5. „Glitzerkram“ wer es mag, nichts für mich.
  6. „Parties“ kommt drauf an, wer dabei ist, wie oft, wie viel Lebensinhalt das einnimmt. Wer will sich da als Richter aufspielen?
  7. „trinkt angeblich auch Bier“. Warum nicht??? Es gibt kein Alkohol-Verbot in der der Bibel. Das ist eine persönliche Sache; Rauschtrinken gefällt Gott nicht und das ist somit auch nichts für uns.
  8. „in der Freizeit nur unter Zeugen“. Ja, so mögen wir das am liebsten und so ist es auch am besten. Schau mal in 1. Kor. 15:33 nach.
  9. „nach außen locker drauf“. Wir sind auch Menschen. Nur jeder ist anders, ein Individuum.
  10. „gefallsüchtig“. Das hört sich nach Beurteilung an. Wir wollen jeden Menschen so sein lassen, wie er ist.
    Du hast vielleicht als Klischee von Z.J.: graue Mäuse, schüchtern, bodenlange dunkelblaue Faltenröcke, hochgeschlossene weiße Blusen, streng und konservativ…

Mein Tipp: Geh mal zu einer Zusammenkunft in den Königreichssaal und schau Dir die Leute an. Und hör gut zu. Und lern die Bibel kennen. Und mach Dir Dein eigenes Bild darüber.

Über ein Feedback würde ich mich freuen.
Gruß Ursi S.

Ach,

von mir aus kann jeder nach seiner Façon selig werden, und da kann auch eine junge unverheiratete, in meinen Augen sexuell unterdrückte (=weil sexuelle Handlungen und Erfahrungen außerhalb der Ehe verboten sind - ich hoffe das ist Konsens) Zeugin Jehovas mit ihren äußeren Reizen und den Reaktionen darauf so viel experimentieren, wie das heutzutage allgemein in der westlichen Gesellschaft üblich ist. Ich muß diesen Widerspruch ja nicht nicht verstehen. Und wenn eine junge Zeugin Jehovas trotz der intern regelmäßig thematisierten Gefahren weltlicher Verlockungen mitsamt der in der Gemeinschaft üblichen „Ermunterungen“ (was für ein widerlicher Euphemismus für psychischen Gemeinschaftsdruck, oje), dort auf dem „rechten Weg“ zu bleiben, gerade solchen Impulsen auffällig stark nachgeht, muß ich auch das nicht verstehen. Hätte mich zwar interessiert, aber naja von mir aus. Ist ja ihr Leben das sie da „gestaltet“, ich muß ja nicht drunter leiden. Höchsten habe ich Mitleid; das wohl schon, zugegeben. Von mir aus können sich Menschen auch einer Glaubensrichtung anschließen, die sich mit Kirschmarmelade einschmiert und anschließend in Feuerameisennester stürzt um so ihre spirituelle Katharsis zu finden. Ist auch nicht mein Problem. Ich finds nur seltsam, wenn Menschen so TUN, als ob sie grundsätzlich völlig frei in ihren Entscheidungen wären und man andererseits nicht umhin kann damit umzugehen, wie sie sich selbst in ihrer Lebensführung limitieren bzw. limitieren lassen. Sowas sind für mich inkongruente Verhaltensweisen, die für mich und andere Außenstehende schlicht nicht nachvollziehbar sind und damit auch mehr als deutlich die Glaubwürdigkeit des behaupteten Weltbildes ad absurdum führen. Insgesamt macht es für mich auch keinen Unterschied, ob Scientologen von Thetanen fabulieren, Nordkoreaner sich Kim Jong-Il unterwerfen oder Zeugen Jehovas der Watchtower Society und ihrer Neue-Welt-Übersetzung der Bibel. Es ist ja unbestreitbar ein Kennzeichen bestimmter Gruppen, daß jede für sich den alleinigen Wahrheitsanspruch postuliert. Was ich mehr als lächerlich finde, denn der Nachweis wird entweder historisch nicht unzweifelhaft und objektiv verifizierbar oder wiederum in der Ausübung des Glaubens an sich geführt - und der Mensch ist nun mal ein Wesen das mit dem glücklich ist, woran es glaubt, egal woran denn nun gerade. Womit wir wieder bei der Kirschmarmelade und den Feuerameisen wären. Abgesehen davon ist der Mensch, und auch das ist eine bekannte Tatsache, vielfältigst manipulierbar. Besonders, wenn man die entsprechenden Strategien von klein auf und konsequent an ihm anwendet und Abweichungen mit Drohungen (=Hölle, kein ewiges Leben, keine Kirschmarmelade) belegt, hat man damit jene Charaktere, die eher zu einer spirituellen, intellektuellen und sozialen Sicherheit einer im Wesentlichen unter sich bleibenden (=geschlossenen) Gemeinschaft tendieren als zum Risiko eines selbst definierten Lebens in spiritueller, intellektueller und allgemein individueller Freiheit natürlich schon mal „im Sack“. Das Erfolgsprinzip von allumfassender Gleichschaltung zieht sich durch die Geschichte, egal ob weltlicher oder religiöser Alleinstellungsanspruch. Daß man den psychisch gleichgeschalteten Gemeinschaftsmitgliedern bestimmte, nach außen hin scheinbare „Freiheiten“ erlaubt, da machen die damaligen Auslandsreisen von linientreuen Genossen der ehemaligen DDR und die ungern gesehenen individuellen Ausflüge der Zeugen Jehovas unter „Weltmenschen“ für mich keinen Unterschied. Man soll unter sich bleiben, dann ist alles gut und maximal welche von den anderen für die eigene Gemeinschaft gewinnen. Wenn das kein geschlossenes Weltbild ist, na dann prost Mahlzeit! Wer anderen die Verantwortung für sein eigenes Handeln und Leben überantwortet indem er sich danach richtet, was sie ihm sagen und dann noch von individueller Freiheit seiner Entscheidungen spricht, ist für mich einfach nur ein armer Tropf. Mich regt nur auf, daß eben viele so dumm sind, und das auch noch von meinen Steuergeldern! Aber wie war das noch? Selig sind die geistig Armen, denn ihrer ist das Himmelreich. Materiell arm sind jedenfalls die Vorstände der vielfältigen weltweiten Unternehmungen der Watchtower Society keinesfalls. Wie war das noch - gibt es bei euch kein Armutsgelübde für Vollzeit-Verkündiger und ähnliche? Aber wem ich erzähle ich das. Du hast ja anscheinend keine Probleme mit solch offensichtlich bigottem Verhalten, wenn du trotz einer nicht gerade unerheblichen Gewinnerwirtschaftung der Watchtower Society fest überzeugt hinter ihren Verkündungen stehst? Ich kann mich da nur - wiederholt - wundern. Und Wunder gibt es, wie man weiß, ja auch immer wieder.

Mit freundlichen konfessionslosen Grüßen