Zivilschutz im Kalten Krieg

Wie sahen die Evakuierungspläne der deutschen Bevölkerung aus, wenn der Kalte Krieg sich zum 3. Weltkrieg entwickelt hätte? Was hätten die Menschen in den Ballungsgebieten gemacht? Die Menschen auf dem Land? Wie viel Zeit hätte man gehabt? Was wäre mit der Bevölkerung von West-Berlin passiert, die ja komplett vom damaligen „Feind“ umzingelt war? Hatten die öffentlich-rechtlichen Sender eine Art Notfallprogramm im Plan, wenn es zum Ernstfall gekommen wäre? Wie wäre das dann ungefähr abgelaufen? Wer hätte das angekündigt?

Servus,

ich denke da hast Du ein breites Thema angesprochen, für dessen umfängliche Beantwortung nur die Wenigsten hier ausreichend Kompetenz und noch weniger davon die nötige Zeit mitbringen.

Aber zum Einlesen ein paar Links (allerdings ohne Gewähr, da bei diesem Thema immer auch braune Elemente mitmischen):
http://de.wikipedia.org/wiki/Zivilschutz#Deutschland
http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackgr…
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/dasfeature/2033342/
http://www.geschichtsspuren.de/forum/kalter-krieg-zi…
http://berliner-unterwelten.de/ag-zivilschutz-und-ka…
http://www.sueddeutsche.de/geld/zivilschutz-deutschl…
http://www.fulda-gap.de/zivilschutz.htm

Gruß,
Sax

Ich kann dir zwar nicht so ganz genau sagen, wie die Pläne aussahen, aber die Bevölkerung empfand den Zivilschutz im Kriegsfalle eher als schlechten Witz.

"Was tun bei ABC-Alarm? (da gabs einen eigenen Sirenenton dafür)
„Ein langes weisses Hemd anziehen und auf dem Friedhof gehen…“

LG
Mike

In der DDR gab es dafür schon spezielle Truppen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Zivilverteidigung_der_DDR

Servus,

einige Einzelheiten wie die Lage der Air Bases von z.B. Büchel, Ramstein und Biebrich und die große Zahl von Rampen entlang des Rheins zur schnellen Einrichtung von Pontonbrücken sprechen dafür, dass beim Entwurf von Szenarien für den V-Fall niemand im Ernst damit rechnete, dass östlich des Rheins noch ein nennenswerter Umfang von Bevölkerung und Material zu schützen bliebe.

Die verfügbaren Schutzräume waren genau wie der samstägliche „Probealarm“ ein Witz.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo!

Einige Erinnerungen aus der zweiten Hälfte der 60er Jahre. Ich war damals Lehrling. Nach Ende der Lehrzeit stand der Wehrdienst an. Ich war bereits gemustert und für tauglich befunden. Von der Aussicht war ich wenig begeistert, aber Wehrdienstverweigerung war damals mit einer berüchtigten Gewissensprüfung verbunden (Sie gehen mit ihrer Freundin im Park spazieren und haben zufällig eine MP dabei…), galt außerdem ähnlich wie Kirchenaustritt, schwul oder uneheliche Geburt als gesellschaftlicher Makel, viel schlimmer als krimineller Schläger und beinahe so verwerflich wie Kommunist. „Haben Sie gedient, wo und welcher Dienstgrad?“ gehörte vielerorts zu den Standardfragen bei Vorstellungsgesprächen, nicht nur beruflich, sondern durchaus auch im privaten Umfeld. Mein Lehrherr war ein bekannter Kriegsflieger und posierte samt Ritterkreuz auf Wahlplakaten. In dem von mir als nicht ganz einfach empfundenen Umfeld kam ich auf die Idee, mich anstelle des Wehrdienstes beim Zivilen Bevölkerungsschutz (ZB) zu bewerben. Man mußte sich für etliche Jahre für eine Wochenend- und Feierabend-Tätigkeit verpflichten, um so vom Wehrdienst befreit zu werden. Ein Vetter von mir, ein paar Jahre älter, hatte das bereits gemacht und war mittlerweile eine regionale Größe beim ZB. Um mir anzusehen, auf was ich mich einließ, ging ich gelegentlich ins Dachgeschoß des ehemaligen Zisterzienserklosters, wo der örtliche ZB in buchstäblich selbst zusammengenagelten Räumen untergebracht war. Kaum mehr als ein Dutzend Leute bildeten die örtliche Zivilschutzeinheit, zuständig für das kleine Städtchen mit den umliegenden Gemeinden, alles zusammen etwa 20.000 Menschen. Für mich kam schließlich alles ganz anders als gedacht, aber das ist eine andere Geschichte.

Wie sahen die Evakuierungspläne der deutschen Bevölkerung aus, wenn der Kalte Krieg sich zum 3. Weltkrieg entwickelt hätte?

Es gab keine Evakuierungspläne für die Bevölkerung.

Was hätten die Menschen in den Ballungsgebieten gemacht? Die Menschen auf dem Land?

Die hatten verschiedene Möglichkeiten. Häuslebauer erhielten damals Zuschüsse zur Einrichtung eines privaten Schutzraums mit Lebensmittelkonserven, Kerzen, Zündhölzern und einem batteriebetriebenen Radio. Wer keinen Schutzraum hatte, sollte bei ABC-Alarm Fenster und Türen schließen und sich an einen sicheren Ort begeben, sich z. B. unter einen Tisch hocken. Stoff für Kabarettisten.

Natürlich gab es auch über das ganze Land verteilt öffentliche Schutzräume. Diese Schutzräume hatten nur ein paar kleine Haken: Ihre Existenz war weitgehend unbekannt und von Geheimniskrämerei umgeben. Rein zufällig, weil ich mich eben damals beim ZB herumtrieb, kenne ich Lage und Eingang des Schutzraums für die oben erwähnten 20.000 Menschen und durfte auch einmal kurz hinein: Ein unterirdisch angelegter Betonbau, der in Form und Größe etwa einer Kleinkläranlage entsprach, die man sich per Lkw ankarren läßt. Im Eingangsbereich eine winzige Schleuse, die beiderseits mit Riegeln und Kurbeln ausgestatteten Stahltüren verschlossen war. Dahinter der Aufenthaltsraum für nach meiner Erinnerung etwa 5 Personen. Rechnet man die Überlebenden unter den Küchentischen dazu, erkennt man die Genialität des Schutzkonzepts und das Bemühen der politisch Verantwortlichen von Adenauer bis Schmidt um das Wohl der Bevölkerung.

Wie viel Zeit hätte man gehabt? Was wäre mit der Bevölkerung von West-Berlin passiert, die ja komplett vom :damaligen „Feind“ umzingelt war?

Du gehst irrig davon aus, daß der zivile Bevölkerungsschutz auch nur entfernt irgendwas mit Bevölkerungsschutz zu tun hatte. Abgesehen von der Unmöglichkeit, bei ABC-Alarm viele Menschen, in Ballungsgebieten Millionen Menschen, binnen Minuten zu evakuieren und sicher unterzubringen, war das zu keinem Zeitpunkt Ziel des ZB. Die erwähnte ZB-Einheit verfügte über einen von der Bundeswehr ausgemusterten DKW-Munga und einen alten Unimog mit einer Art Bürocontainer als Leitstelle. Notfallpläne sahen vor, bei Bedarf private Fahrzeuge zu requirieren.

Hatten die öffentlich-rechtlichen Sender eine Art Notfallprogramm im Plan…

Diverse Regierungsbunker hatten Sendestudios. Mindestens einige dieser Bunker existieren bis heute. Ein komplett eingerichteter Bunker im Harz wurde von einem Privatmann gekauft. Auf Arte oder Phoenix gab es darüber gerade dieser Tage einen Bericht.

… wenn es zum Ernstfall gekommen wäre? Wie wäre das dann ungefähr abgelaufen?

Deutschland war als Ort des nuklearen Schlagabtauschs zwischen Warschauer Pakt und Nato vorgesehen. Zwischen Rhein und Oder wäre nicht viel Bewohnbares oder jemals Rekultivierbares übrig geblieben. Die Aufgabe des ZB und des medizinischen Personals unterirdischer Lazarette hätte darin bestanden, einige politische und militärische Funktionsträger am Leben zu halten. Für ZB-Angehörige gab es Lehrgänge, um z. B. so wichtige Inhalte zu vermitteln, keine Ressourcen zu verschwenden, um kontaminierte und absehbar sowieso sterbende Menschen zu versorgen. Der Bevölkerung war Krepieren zugedacht. Das letzte überlebende Promille in irgendwelchen Bunkern … kommt Zeit, kommt Tod.

Ein 60-Millionen-Volk (Westdeutschland) auf dichtbesiedelter Fläche kann sich vor Angriffen mit ABC-Waffen nicht schützen. Das Schutzkonzept bestand darin, daß der Angreifer in der gleichen Situation ist. Aber so ganz trauten die damaligen Großmächte diesem Gleichgewicht des Schreckens nicht, hielten sich die Schauplätze bewaffneter Auseinandersetzungen möglichst weit weg von der eigenen Pelle und nutzten lieber Stellvertreter, die dämlich genug waren, sich dafür instrumentalisieren zu lassen, z. B. die Deutschen in Ost und West und ihre politischen Führer.

Aber zum Glück sind die alten Feindbilder mittlerweile verschwunden und zum noch größeren Glück wurden neue Feindbilder ausgemacht. War es früher der Kampf gegen den Kommunismus, der Kriege rechtfertigte und Armeen und ganze Industrien leben ließ, erfüllt heute der Kampf gegen den Terror den gleichen Zweck.

Gruß
Wolfgang

Hallo,

ich habe mal gelesen, dass die Nato Deutschland bis zum Rhein als aufgegebene Zone (mir fällt
kein besseres Wort dazu ein) benutzen wollten und die erste Verteidigungslinie wäre die deutsch / französische Grenze gewesen.

Also was willst Du hier mit Zivilschutz? In München sind größere UBahnhöfe als Atombunker
ausgestattet. Aber die haben insgesamt platz für vielleicht 2000 Menschen und das bei 1,2 Mio
Einwohner.

Da kommt noch dazu, das bis auf die Menschen welche in der UBahn arbeiten nur gnz wenige von diesen
Einrichtungen wußten.

Sarkasmus an: „Scheiß auf die nachwachsende Resource Mensch, hauptsache die Politiker und wichtige
überleben“ Sarkasmus aus

Grüße RS99

Servus,

jetzt will ich doch noch mal etwas detaillierter auf Deine Frage eingehen.

Wie sahen die Evakuierungspläne der deutschen Bevölkerung aus,
wenn der Kalte Krieg sich zum 3. Weltkrieg entwickelt hätte?

Bei einem „echten“ Dritten Weltkrieg wäre es in der ganzen Welt ungefähr so gelaufen, wie bei „The day after“. Wenn Du den Film noch nicht kennst, solltest Du ihn unbedingt ansehen.

Bei einem Atomkrieg ist ja nicht nur die eigentliche Atomexplosion das Problem, sondern vor allem die mittel- und langfristigen Nachwirkungen. Gerade diese haben die Großmächte erst enorm unterschätzt und später zu ignorieren versucht.

Zum Weiterlesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Atomkrieg

Bei einem etwas begrenzteren nuklearen Konflikt war Deutschland als „Pufferzone“ vorgesehen. Sowohl in sowjetischen, als auch westlichen „Planspielen“ war der Einsatz von „taktischen Nuklearwaffen“ ganz klar eine eingeplante Option.

http://de.wikipedia.org/wiki/Kernwaffe#Taktische_Ker…

Natürlich kann keiner sagen, wie die Politiker im Falle des Falles reagiert hätten. Aus Westdeutscher Sicht wäre es wohl am Intelligentesten gewesen bei einem Angriff der Sowjet-Armee ganz schnell alle Waffen fallen zu lassen und sich hinter den Rhein zurück zu ziehen. Das hätte zumindest den sowjetischen Einsatz von Atomwaffen verhindert. Wie die NATO dann reagiert hätte steht natürlich auf einem anderen Blatt.

Wahrscheinlicher ist aber, dass man gemäß deutscher Gründlichkeit und Pflichtbewusstsein versucht hätte die Sowjets mittels herkömmlichen Waffen aufzuhalten, was früher oder später auf der einen oder anderen Seite den Einsatz von taktischen Atomwaffen provoziert hätte. Doch selbst wenn es den Sowjets gelungen wäre die deutschen Truppen mit herkömmlichen Waffen zu besiegen und schnell an den Rhein vorzustoßen, hätten weder die Franzosen noch die Amerikaner gezögert Atomwaffen auf deutschem Boden einzusetzen, um einen weiteren Vormarsch zu verhindern.

So oder so wäre wahrscheinlich ganz Mitteleuropa ein verwüstetes Gebiet geworden, in dem menschliches Leben auf absehbare Zeit nicht mehr denkbar gewesen wäre…

Was hätten die Menschen in den Ballungsgebieten gemacht?

Wie schon andere gut ausgeführt haben gab es gab natürlich Bunkeranlagen. Geh’ mal mit aufmerksamen Augen durch Tiefgaragen und U-bahnhöfe in Großstädten. Allerdings waren diese Anlagen weitgehend unbekannt und außerdem viel zu klein dimensionert. Im Ernstfall hätten sie wahrscheinlich nur denen genutzt, die ohnehin gerade zufällig in der Nähe waren. Und natürlich hätte diese Anlagen - wenn überhaupt - dann nur geholfen den Erstschlag zu überleben. Die wahren Probleme wären aber - wie gesagt - erst danach aufgetreten.

Hinzu kommt, dass natürlich Ballungszentren besonders stark beschossen worden wären, somit also die Wahrscheinlichkeit eines direkten Atombombentreffers und somit die vollständige Zerstörung des Bunkers ziemlich hoch war.

Selbst Regierungsbunker (in Ost und West) hätten nach heutiger Forschung einem direkten Treffer nicht standgehalten. Da außerdem die Lage dieser „streng-geheimen“ Bunker der jeweils anderen Seite bekannt war, kann man sich ausrechnen, welchen taktischen Wert sie im Ernstfall gehabt hätten.

Wahrscheinlich hätten die Regierungen in Ost und West ohnehin im Ernstfall eher einen direkten Flug nach Washington bzw. Moskau versucht, als irgendeinen Bunker bei Bad Neuenahr-Ahrweiler
(Westbunker) oder bei Prenden (Ostbunker) aufzusuchen.

Alles in allem kann man also sagen, dass die Bunkeranlagen eher eine Alibi-Funktion zur Gewissensberuhigung hatten, niemand aber ernsthaft an deren Nutzen glaubte. (Selbst die Regierungsbunker waren nur mit Vorräten für wenige Wochen ausgerüstet, danach schien ein weiteres Überleben überflüssig…)

Ein interessantes Buch zu diesem Thema ist das 1985 erstmals erschienene „Wo, bitte, geht’s zu meinem Bunker?: Von einem, der auszog, sich vor dem Krieg zu schützen“ Autor Rainer B. Jogschies (inzwischen in einer Neuauflage zu bekommen).

:smiley:ie

Menschen auf dem Land?

Auf dem Land gab es den „Vorteil“, dass direkter Atombombenbeschuss unwahrscheinlicher war (was bei einem so kleinen und eng besiedelten Land wie Deutschland aber keinen wirklichen Vorteil ausmacht.) Vielleicht hatte ein Bauer tief im bayerischen Wald, im Schwarzwald oder auf einer Almhütte wirklich die Chance gehabt einen Atomangriff auch ohne Schutzraum erstmal zu überleben. Manch anderer hatte vielleicht auch einen privaten Schutzraum (wurde bezuschusst).

Aber spätestens wenn man Fallout etc. mit in die Betrachtungen einbezieht, erkennt man, dass schon wenige Atombomben ausreichen würden, um menschliches Leben in Deutschland für lange Zeit unmöglich zu machen. http://commons.wikimedia.org/wiki/File:AtomWeap20x2M…

So wäre es der Landbevölkerung wahrscheinlich so ergangen wie in „Wenn der Wind weht“ beschrieben.

Wie viel Zeit hätte man gehabt?

In den USA der 50er Jahre ging man davon aus, dass man eine „Reaktionszeit“ von 15 min. gehabt hätte. Du kannst Dir ausrechnen wie viel weniger Zeit man in Deutschland gehabt hätte…

Möglicherweise hätte sich ein Konflikt auch schon abgezeichnet (ähnlich wie bei der Kubakrise). In einem solchen Fall wäre ich der Erste gewesen, der versucht hätte mit seiner Familie möglichst weit weg von Deutschland zu kommen. Auf Neuseeland hätte man z.B. deutlich bessere Chancen…

Was
wäre mit der Bevölkerung von West-Berlin passiert, die ja
komplett vom damaligen „Feind“ umzingelt war?

Vielleicht hätte die Berliner es sogar erst einmal besser getroffen, als Westdeutschland, da die Sowjets hier auch ohne den Einsatz von ABC-Waffen schnell die Kontrolle über die Stadt erlangt hätten.

Hatten die
öffentlich-rechtlichen Sender eine Art Notfallprogramm im
Plan, wenn es zum Ernstfall gekommen wäre? Wie wäre das dann
ungefähr abgelaufen? Wer hätte das angekündigt?

Es gab einen speziellen ABC-Alarmund geplante Radiodurchsagen. Einige Regierungsbunker hatten auch Radiosender und (ich glaube) sogar ein Fernsehstudio. Auch Lautsprecherdurchsagen waren geplant (bei der zu erwartenden Reaktionszeit ein schlechter Witz).

Doch was hätte die Bevölkerung tun sollen? Nichts (außer beten und sich von seinen Lieben verabschieden…)

Nicht umsonst hat man ende der 50er die „Duck and Cover“ - Aktionen eingestellt, da man erkannte, dass die Zivilbevölkerung im Ernstfall keine Chance gehabt hätte und man durch solche Übungen die Menschen nur verunsicherte.
(In Großbritannien hießen die Übungen „Protect and Survive“).

Gruß,
Sax

Natürlich kann keiner sagen, wie die Politiker im Falle des
Falles reagiert hätten. Aus Westdeutscher Sicht wäre es wohl
am Intelligentesten gewesen bei einem Angriff der Sowjet-Armee
ganz schnell alle Waffen fallen zu lassen und sich hinter den
Rhein zurück zu ziehen. Das hätte zumindest den sowjetischen
Einsatz von Atomwaffen verhindert. Wie die NATO dann reagiert
hätte steht natürlich auf einem anderen Blatt.

Da die deutsche Truppen dann der Nato unterstanden hätten ist das ein unnötiges Gedankenspiel. Außerdem war die innerdeutsche Grenze auf westlicher Seite nicht nur mit bundesdeutschen Divisionen gesichert, sondern auch mit ungefähr gleich vielen Divisionen anderer Nato-Staaten. Das war bunt durchmischt.

Wahrscheinlicher ist aber, dass man gemäß deutscher
Gründlichkeit und Pflichtbewusstsein versucht hätte die
Sowjets mittels herkömmlichen Waffen aufzuhalten, was früher
oder später auf der einen oder anderen Seite den Einsatz von
taktischen Atomwaffen provoziert hätte.

Auch auf deutscher Seite wären dann taktische Atomgranaten der US-Amerikaner verschossen worden, wenn die Nato das so entschieden hätte. Und auch deutsche Tornados hätten US-Amerikanische Atomwaffen ins Ziel gebracht.

Doch selbst wenn es den Sowjets gelungen wäre die deutschen Truppen mit
herkömmlichen Waffen zu besiegen und schnell an den Rhein
vorzustoßen, hätten weder die Franzosen noch die Amerikaner
gezögert Atomwaffen auf deutschem Boden einzusetzen, um einen
weiteren Vormarsch zu verhindern.

Wie gesagt „deutsche Truppen“ hätte es dann nicht wirklich gegeben. Ab den 70ern kann man aber davon ausgehen, das der Atomwaffeneinsatz in den militärischen Führungsstäben durchaus auch vermehrt kritisch gesehen wurde.

Aber ob das das Ergebnis wirklich beeinflusst hätte? Wer weiß.

Gruß Andreas

Servus,

Wahrscheinlicher ist aber, dass man gemäß deutscher
Gründlichkeit und Pflichtbewusstsein versucht hätte die
Sowjets mittels herkömmlichen Waffen aufzuhalten, was früher
oder später auf der einen oder anderen Seit e den Einsatz von
taktischen Atomwaffen provoziert hätte.

Auch auf deutscher Seite wären dann taktische Atomgranaten der
US-Amerikaner verschossen worden, wenn die Nato das so
entschieden hätte. Und auch deutsche Tornados hätten
US-Amerikanische Atomwaffen ins Ziel gebracht.

Habe nie was anderes behauptet.

Doch selbst wenn es den Sowjets gelungen wäre die deutschen Truppen mit
herkömmlichen Waffen zu besiegen und schnell an den Rhein
vorzustoßen, hätten weder die Franzosen noch die Amerikaner
gezögert Atomwaffen auf deutschem Boden einzusetzen, um einen
weiteren Vormarsch zu verhindern.

Wie gesagt „deutsche Truppen“ hätte es dann nicht wirklich
gegeben. Ab den 70ern kann man aber davon ausgehen, das der
Atomwaffeneinsatz in den militärischen Führungsstäben durchaus
auch vermehrt kritisch gesehen wurde.

Aber doch eher wegen der Angst vor einer globalen Ausweitung des Konflikts und nicht aufgrund der Sorge um die Bevölkerung.

Aber ob das das Ergebnis wirklich beeinflusst hätte? Wer weiß.

Wahrscheinlich nicht.

Ich denke, das Problem wäre einfach gewesen, dass der Unterlegene in jedem Fall so mit dem Rücken an der Wand gestanden hätte, dass er zum Äußersten, also auch zu einem Atomkrieg bereit gewesen wäre. Weder die Franzosen, noch die Briten, noch die Amerikaner hätten eine rechtsrheinische Besatzung (oder darüber hinaus) durch die Sowjets akzeptiert, noch hätten die Sowjets mit einer Okkupation der Warschauer-Pakt-Staaten (oder noch mehr) leben können.

Gruß,
Sax

Hallo,

Einige Erinnerungen aus der zweiten Hälfte der 60er Jahre. Ich war damals Lehrling. Nach Ende der Lehrzeit stand der Wehrdienst an. Ich war bereits gemustert und für tauglich befunden. Von der Aussicht war ich wenig begeistert, aber Wehrdienstverweigerung war damals mit einer berüchtigten Gewissensprüfung verbunden (Sie gehen mit ihrer Freundin im Park spazieren und haben zufällig eine MP dabei…), galt außerdem ähnlich wie Kirchenaustritt, schwul oder uneheliche Geburt als gesellschaftlicher Makel, viel schlimmer als krimineller Schläger und beinahe so verwerflich wie Kommunist.

Na zumindest Letzteres ist ja auch naheliegend, wenn genau aus dieser Ecke die Gefahr kam, gegen die sich das Ganze richtete und eine Vielzahl von Menschen auch unmittelbare Erfahrungen damit hatten. Die Kommunisten saßen doch die ganze Zeit ganz aufgeregt mit dem Finger am Abzug und steigerten sich immer mehr in eine Paranoia hinein. Da wurden dann fehlende Angriffsabsichten des Westen eben als sicheres Zeichen dafür interpretiert, dass er jederzeit losschlagen müsse, eben weil die ihre Angriffsabsichten so gut tarnten. Wenn dann noch die NATO großzügig und einseitig weitere Divisionen und/oder Kernwaffen abgezogen hätten, dann wäre das doch der beste Beweis gewesen, dass es nun aber wirklich gleich losgehen muss. Eine sehr verfahrene Situation eben.

Rechnet man die Überlebenden unter den Küchentischen dazu, erkennt man die Genialität des Schutzkonzepts und das Bemühen der politisch Verantwortlichen von Adenauer bis Schmidt um das Wohl der Bevölkerung.

Meinst Du wirklich, dass ausgerechnet die etwas gegen den Einsatz von Atomwaffen hätten unternehmen können? Einen Schutz dagegen für die Bevölkerung gab es nunmal nicht genau. Genau das war doch der „Wert“ dieser Waffen. Die Bevölkerung wollte damals wie heute bei anderen Themen eben irgendwie mit Plazebos beruhigt werden. Mehr ging eben nicht und es hat funktioniert. Und die Wehrdienstverweigerer beim ZB haben erkannt, dass es dann nichts mehr zu verteidigen gibt und wohl nur die Abchreckung hilft. Das war sicher die perfide Logik, die hinter der schlechten Ausstattung steckt. Man wollte denen zeigen, dass sie an der falschen Stelle dienen ;o)

Aber zum Glück sind die alten Feindbilder mittlerweile verschwunden und zum noch größeren Glück wurden neue Feindbilder ausgemacht. War es früher der Kampf gegen den Kommunismus, der Kriege rechtfertigte und Armeen und ganze Industrien leben ließ, erfüllt heute der Kampf gegen den Terror den gleichen Zweck.

Tja, das Leben geht eben weiter.

Grüße

Hallo,

Das Schutzkonzept bestand darin, daß der Angreifer in der
gleichen Situation ist. Aber so ganz trauten die damaligen
Großmächte diesem Gleichgewicht des Schreckens nicht, hielten
sich die Schauplätze bewaffneter Auseinandersetzungen
möglichst weit weg von der eigenen Pelle und nutzten lieber
Stellvertreter, die dämlich genug waren, sich dafür
instrumentalisieren zu lassen, z. B. die Deutschen in Ost und
West und ihre politischen Führer.

Da beide Großmächte nun mal keine Landgrenze haben, bzw. die Gebiete an der Beringstrasse so unzugänglich und industriell öde waren (Alaska/Sibirien), fehlte im Gegensatz zu Europa ein Grund hier große Militärkontingente aufzufahren. Außerdem wären die Großmächte sofort ebenfalls involviert gewesen. Dies nicht nur mit ihrem militärischen Personal und den Bürgern, die sich gerade in Mitteleuropa aufhalten, sondern auch auf eigenem Territorium.

Als militärische Mittel standen Langstreckenbomber, Interkontinentalraketen aber vor allem auch U-Boote zur Verfügung. Diese trugen ausreichend genug nukleares Vernichtungspotential „direkt“ vor die Haustüren der Großmächte.

War es früher der Kampf gegen den Kommunismus

Da vergißt Du wohl, dass es auch der Kampf gegen den „kapitalistischen Klassenfeind“ war, der Armeen rechtfertigte. Sowie auf Seite des Warschauer Paktes (WP) die Unterdrückung der sozialistischen Brüder. Etwas, was in Westeuropa wegen des Besatzungsstatuts allenfalls in D noch eine Rolle spielt. Zu keinem Zeitpunkt war es Stratgie der NATO, den WP zwecks einer Invasion/Landnahme anzugreifen. Der WP verfolgte diese Strategie hingegen sehr wohl. Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Warschauer_Pakt#Nuklear… .
http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/der-warschaupak…

Das Gleichgewicht des Schreckens funktionierte damals und es funktioniert auch heute (bislang noch).
Ohne dieses Konzept wäre es mit hoher Wahrscheinlichkeit in den letzten knapp 70 Jahren zu einem weiteren konventionellen Krieg gekommen.

Gruß
Wolfgang

und nichts als ein Beruhigungsbonbon.
Man wollte der Bevölkerung den Atomkrieg als überlebbar darstellen, was er bestenfalls für ein paar Tage oder Wochen war. Unbd die Überlebenden hätten die Toten beneidet…

Ich entsinne mich an meine BW-Zeit, 1983/84 bei „Wörners Trachtenverein“
Ein Batteriechef, ein rechter Simpel und Dummkopf, schiß mich an, weil ich ohne meine „ABC-Schutzausrüstung“ (1) vom Beob-Posten zur Feldlatrine schlenderte.
„Diese Richtung 50-100 Atomblitz, WAS MACHEN SIE DANN?“
„Ich setze mich in die Lee-Seite des Panzers, rauche noch eine und stecke mir dann den Lauf der Uzi in den Mund!“
Als das Gezeter und Geschimpfe des Dämels über den Defätisten leiser wurde merkte ich noch an: „Wenn SIE dumnm genug sind, mit gebratenen Eiern überleben zu wollen - ich sicher nicht…“
Naja, die Bilanz war positiv: Für ein Wochenende Dienst war er wieder einige Monate näher am Schlaganfall, das war´s mir wert.

Fischer Z haben das auch mal schön beschrieben:
http://www.songtexte.com/songtext/fischer-z/red-skie…
http://www.songtexte.com/songtext/fischer-z/cruise-m…

(1) ABC-Schutzausrüstung war ein Poncho, ein Paar Plastikhandschuhe und eine „Maske“, die nicht umsonst Gummifotze genannt wurde. KNapp besser als eine Aktentasche oder Alufolie wie bei „Duck and Cover“

RF

Servus,

wer übrigens glaubt die Zeiten in denen besser Betuchte Bunker bauen seien vorbei, der irrt.

Gruß,
Sax

Nach-vorne-Verteidigung
Hallo,

Was
wäre mit der Bevölkerung von West-Berlin passiert, die ja
komplett vom damaligen „Feind“ umzingelt war?

Spätestens in den 80ern hieß die Devise „Nach-vorne-Verteidigung“. Deutschland wäre bis sehr weit in den Osten „verteidigt“ worden. Sehr viel weiter als die heutigen Ostgrenzen sind.

Wenn es damals schon das Unwort des Jahres gegeben hätte…

Gruß

Als das Gezeter und Geschimpfe des Dämels über den Defätisten
leiser wurde merkte ich noch an: „Wenn SIE dumnm genug sind,
mit gebratenen Eiern überleben zu wollen - ich sicher
nicht…“

Du bist da wohl von falschen Voraussetzungen ausgegangen. Die ABC-Schutzausstattung war und ist grundsätzlich nicht dafür geeignet, dass ein Soldat unbedingt auf Dauer überlebt. Sie sollte und soll ihn primär nur eine gewisse Zeit dazu befähigen seinen Auftrag weiter zu erfüllen (bevor er dann mutmaßlich stirbt).

Gruß Andreas

Servus,

wer übrigens glaubt die Zeiten in denen besser Betuchte Bunker
bauen seien vorbei, der irrt.

vielleicht sollte man den Leuten mal erklären, dass es zwischen den leichten Holzhäusern, die bei jedem Hurricane weggeblasen werden (die man aber gegen chemische und biologische Waffen mit Tesafilm abdichten kann) und den Bunkern 10m unter der Erde auch noch normale Häuser gibt.

Gruß,
T.

Ich denke zum Thema Zivilschutz und Lenkung von Flüchtlichsstömen gehört auch die Verkehrsführung und die Aufteilung der Straßenverkehrsinfrastruktur in das Militärstraßengrundnetz und das Hauptzivilstraßengrundnetz.

Hier:
http://www.cold-war.de/archive/index.php/t-1257.html

finden sich dazu ganz belastbare Aussagen.

Diese Aufteilung und die daraus resultierenden Konsequenzen gibt es übrigens bis heute.

Gruß Andreas

Hallo,

ich verstehe Deine Worte nicht. Kannst Du die von Dir erwähnte Devise auch belegen ? Oder beziehst Du Dich mit einem selbstgebastelten Schlagwort auf Mitteleuropa als fiktives nukleares Schlachtfeld ?

Gruß
vdmaster

Hallo,

natürlich kann ich das belegen, ich bin Edgar Snowden… :wink:

Entweder bist Du nur faul oder Du willst einfach provozieren, aber ich helf Dir trotzdem
gerne weiter: http://lmgtfy.com/?q=nach+vorne+verteidigung.

Zitat Wiki:
Ursprünglich wurde in der Bundesrepublik Deutschland der Terminus Vorwärtsstrategie verwendet. Im April 1961 ordnete Adolf Heusinger als Vorsitzender des NATO-Militärausschusses die Verwendung des Begriffes Vorwärtsverteidigung an um damit zu verdeutlichen, dass die NATO keine Angriffsoperationen plane. 1967 ließ der damalige Bundesverteidigungsminister Gerhard Schröder den Begriff in Vorneverteidigung ändern.

OK, ich habe statt Vorwärtsverteidigung nach-vorne-Verteidigung geschrieben. Sorry, ist halt auch schon ein paar Wochen her.

Uns wurde das in der Ausbildung so beigebracht, während meiner Zeit im Stab des ll. Korps und bei div. Übungen, z.B. Crossed Swords und Kecker Spatz wurde das auch nach diesem Schema durchgespielt.

Gruß