Grüß Gott!
Zu jeder Zeit gab es einige auserwählte Menschen, die die Fähigkeit besaßen, in die Zukunft zu sehen. Wobei diese Propheten nicht unbedingt Hellseher oder Wahrsager im heutigen Sinne waren, sondern eher so etwas wie Bereiniger, Gesellschaftskritiker und Vermittler des Wortes Gottes. Das Vorhersehen bestimmter Geschehnisse war also nicht deren Hauptintention, sondern eine Art Nebenprodukt, welches sich aus dem Durchschauen von Zusammenhängen des Ist-Zustandes ergab. Je mehr Weitsicht ein Mensch hat, desto richtiger liegt er mit seinen Vorhersagen.
Heutzutage gibt es fast keine Ernst zu nehmenden Propheten mehr. Das sind alles diese Esoteriker, die, statt zu ertragen, lieber Zeichen übernehmen. Dabei ist es eine Bedingung, zu ertragen und zu leiden, wenn man will, dass sich einem die Wahrheit offenbart. Aber das ist scheinbar heute out. Das Vorhersehen bestimmter Ereignisse ist im Grunde genommen eine Gabe, die einige Menschen besitzen, und dessen Funktion es ist, ein Orientierungsspender in der Ungewissheit zu sein. Es ist für mich keine große Kunst, auch ohne Astrologie und Horoskopauswerung vorherzusehen, dass die Welt, so wie sie heute besteht, nicht mehr lange andauern kann. Draußen laufen lauter Zombies herum, lauter Menschen, die von Dämonen besetzt sind und keiner merkt es. Überall sieht man den gleichen Menschentypus: Auf der Straße, im Fernsehen, in den Medien allgemein. Und dann diese Haltungen, die sie alle haben! Das ist zum Davonlaufen! Man kann doch mit denen da draußen nicht mehr reden; mit keinem Politiker, mit niemanden mehr. Und deshalb weiß ich, dass es so nicht mehr weiter gehen wird. Immer, wenn ein Staat zu viel verdrängt, dann muss es irgendwo ein Ventil geben, aus dem die ganze Luft entweichen kann und das geht schlagartig, von einen Tag auf den anderen. Aber, das begreifen eben nicht alle. Die sind ja alle bewusstseinslos. Nicht bewusstlos, sondern bewusstSEINSlos, das heißt, sie haben in ihrem Bewusstsein nicht die Gestalt der jeweiligen Gegenwart, sondern sie haben in ihrem Kopf nichts als Zeichen und Vorstellungen, die ihnen übertragen wurden. Und dann bilden sie sich ein, sie verstünden was von der Welt. Nein, nein - so einer kann nichts vorhersehen. Jetzt sind sie mir wieder alle böse, weil sie nichts vorhersehen können. Schließlich muss in der Vorstellung des Sozialstaates alles gerecht aufgeteilt sein. „Mami, ich will auch was vorhersehen können!!“, heißt es dann. Ja, das ist schon so; ich schreib’ hier nur die Wahrheit.
Mit freundlichen Grüßen
Herbert Braunschläger