Hallo Thomas,
Das ist aus meiner Sicht ein statistischer
Fehlschluss, weil bei den berücksichtigten Fällen die das
Gegenteil anzeigende Dunkelziffer, also diejenigen, die Gewalt
sehen, aber eben nicht gewaltätig werden in der Grundmenge
überhaupt nicht erfasst sind.
nein, solche Studien sind es nicht. Ich beziehe mich u.a. auf Zufallsstichproben und für die Bevölkerung repräsentative Stichproben.
Man sieht sich die Gewalttäter
an und schaut dann nach, wieviele von denen Gewalt konsumiert
haben.
Das Versuchsdesign ist ein anderes als dasjenige, das Du ansprichst.
Ich weiß, dass es Studien gibt, die meinen, das nachweisen zu
können. Aber ich weiß auch, dass es die gegenteilige Meinung
gibt.
Es ist inzwischen durch Meta-Analysen hunderter Studien belegt, daß Gewaltfilme langfristig einen gewaltsteigernden Effekt auf die Konsumenten haben. Unter diesen hunderten von Studien befinden sich auch experimentelle Untersuchungen. Siehe zum Vergleich mein erstes Posting.
Weshalb bist Du Dir so sicher, daß es so ist? Oder denkst Du
Dir das nur in Anlehnung an die Meinung des Aristoteles?
Warum bist du so sicher, dass es nicht so ist? Oder denkst du
dir das nur in Anlehnung an die Meinung der Vertreter der
Studien, die du kennst?
Weil ich weiß, wie die Forschungsergebnisse lauten, wie sie zu interpretieren und zu bewerten sind (siehe mein erstes Posting und siehe oben).
Aber im Ernst: Die Theorie
ist zwar von Aristoteles aufgestellt worden, aber sie zieht
sich durch die Jahrhunderte (ich hatte De Sade und Rosenkranz
erwähnt).
„Die Sonne kreist um die Erde“ ist auch eine Theorie, die sich durch die Jahrhunderte zieht. Dein Argument ist also kein überzeugendes.
Ich meine, dass die Theorie einen guten Grund anbietet,
warum „Böses“ fasziniert.
Das Problem der Katharsis-Theorie ist nicht, daß sie völlig falsch ist, sondern daß sie unvollständig ist (siehe mein erstes Posting und s.o.)
Dieses Phänomen des
Übersteigerns kannte freilich Aristoteles noch nicht, wohl
aber z. B. De Sade (oder Sartre, Beauvoir, Foucault …). Ok,
das sind alles Leute (mit Ausnahme von De Sade natürlich), die
mehr oder weniger von Freud abhängen. Vielleicht macht dir das
die Annahme nur noch weniger annehmbar.
Konrad Lorenz und seine Schüler vertraten auch die Karthasis-Hypothese. Aber inzwischen erkennen Ethologen an, daß die Sache differenziert gesehen werden muß - eben kurz- und langfristig. Wie es langfristig aussieht: siehe mein erstes Posting und s.o.
Ich habe auch einmal eine Studie gelesen, wonach z. B. der
Konsum von Gewalt unter Bildungsbürgern höher ist, wenn ein
pornographischer Aspekt hinzukommt.
In Prozentzahlen oder absolut?
Ich traue weder den einen
noch den anderen Studien, solange mir nicht richtig erklärt
wird, wie diese Studien zustande kommen.
Wenn man gründlich Forschungsmethodik und Statistik studiert hat, dann versteht man Studienergebnisse zu interpretieren sowie qualitativ hochwertige von qualitativ minderwertigen Studien zu unterscheiden.
Ich weiß nicht, ob du
mit deinem statistischen Wissen jede Studie mit anderen Augen
siehst als ich,
Rate mal.
Aber der Streit um dieses Phänomen scheint mir alles andere
als geklärt und statistisch auch nicht wirklich greifbar.
Es ist inzwischen durch Meta-Analysen hunderter Studien belegt, daß Gewaltfilme langfristig einen gewaltsteigernden Effekt auf die Konsumenten haben.
Keine Frage, dass Subtilität hier eine Rolle spielt, aber doch
nur für die Wenigsten, möchte ich meinen. Der
Bildungsdurchschnitt steigt, aber die Bild-Leser bleiben
nahezu konstant.
Na ja, wenn ich mir die Ergebnisse von PISA 2000 ansehe, dann kann höchstens etwas auf niedrigem Niveau steigen. Wenn da überhaupt etwas steigt. Aber die Ergebnisse und Zahlen von PISA 2003 werden wir der Öffentlichkeit am Ende dieses Jahres vorstellen.
Gute Nacht!
Oliver Walter