Moin,
In Hamburg gibts derzeit über 15.000 offene Stellen und noch
ca. 1500 offene Lehrstellen für dieses Jahr, die anscheinend
keiner der 80.000 Arbeitslosen in Hamburg antreten möchte.
weiss man warum das so ist?
Zumindest was die Lehrstellenproblematik angeht, kann ich dazu etwas sagen. Es gibt mittlerweile viele Kinder die in Haushalten aufwachsen, in denen niemand einer bezahlten Arbeit nachgeht. Diese Kinder werden mit einem Selbstverständnis groß, dass es auch ohne Arbeit geht. Man sollte den sozialen Druck, der in bestimmten Bevölkerungsschichten vorherrscht, nicht unterschätzen („Du Idiot, warum willst du denn eine Lehre machen und für wenig Geld schuften gehen?“). Das fängt schon beim Mobbing in der Hauptschule an (was lernen ist „uncool“). Diejenigen, die dennoch eine Lehre beginnen, werden schnell frustriert. Für eine eigene Wohnung reicht das Lehrlingsgehalt meistens nicht, statt dessen wird das Einkommen dieser Jugendlichen auf das Familieneinkommen angerechnet, wenn die Eltern von HartzIV leben, sprich: der Jugendliche ist vielleicht der einzige in der Familie der überhaupt arbeiten geht, hat aber finanziell so gut wie nichts davon. Das muss man in dem Alter erstmal durchhalten.
Eine andere Baustelle ist, dass viele Jugendliche heute nicht ausbildungsfähig ist. Das hat nicht unbedingt was mit Intelligenz zutun, sonder damit, das es ihnen häufig schon nicht möglich ist, pünktlich morgens auf einer Arbeitsstelle zu erscheinen und eine 40-Stunden-Woche durchzuhalten.
Diese Problematik wird auch sehr treffend in dem Buch „Persönlichkeiten statt Tyrannen: Oder: Wie junge Menschen in Leben und Beruf ankommen“ von Michael Winterhoff beschrieben ISBN-10: 3579068679 Buch anschauen.
Was die anderen offenen Stellen angeht, dürfte die Antwort auch nicht so schwierig sein. Was sollte z.B. wohl eine alleinerziehende Mutter mit 2 Kindern motivieren, z.B. eine Stelle als Altenpflegerin im Schichtdienst anzutreten, wenn sie anschließend von ihrem Gehalt Krankenkassenbeiträge, Miete, Kita usw. selbst bezahlen muss? Wieviel bliebe für diese Frau im Vergleich zu HartzIV wohl Cash übrig, der diese Anstrengung rechtfertigen würde?
Meine Hochachtung vor allen, diese diese Arbeiten dennoch machen, weil es einfach zu ihrem Selbstverständnid gehört, selbst für ihren Lebensunterhalt aufzukommen und vielleicht auch ihren Kindern ein Vorbild zu sein.
Gruß
marion