Allerdings
verstehe ich immer noch nicht, warum alleine dieses Profil
schon eine bewusste Ausgrenzung darstellt, welche dann sogar
rechtfertig, dass ich ihn anderen Kontexten wiederum
ausgerenzt würde?
Das ist recht leicht. Zum einen empfinde ich ganz persönlich die Erwähnung der Religionszugehörigkeit in der Vika als unpassend und plakativ. Zum zweiten empfinde ich die Formulierungen „Jude“ und „in Deutschland“ als auffallend wertend. Wertend insofern, als daß das auf mich den Eindruck macht, daß der Verfasser (also in diesem Falle Du ) das Jüdischsein als ihm selbst inhärent betrachtet, das Deutschsein jedoch nur als äußeren Umstand. „{Jude,Christ,Moslem} in Deutschland“ und „Deutscher {jüdischen,islamischen,christlichen} Glaubens“ sind halt zwei unterschiedliche Aussage. Diese Herausstellung des Glaubens befremdet mich und ich verbinde mit ihr ein Wertebild, welches ich selbst ablehne. Und das, obwohl ich sicher alles andere als ein Patriot bin
Nu, ich wollte hier keinen Vergleich
anstellen, sondern nur ausdrücken, dass es unabhängig von der
aktuelle Diskussion um Muslime für mich schon so war. Darüber
hinaus habe ich mich dabei auch auf mir bekannte
Untersuchungen bzw. Erlebnisse hierzu bezogen. Somit kann man
wenn kritisieren, dass mein Anspruch an uns Deutsche hier
etwas zu hoch ist. Aber ich will eigentlich nicht akzeptieren,
dass z. B. ausländische Fahrgäste nur genau deswegen
kontrolliert werden und andere nicht.
„Ausländerfeindlich“ ist imho nichts absolutes, digitales wie schwanger oder nicht schwanger, sondern extrem analog. Insofern ist das immer ein Vergleich. Ich habe es btw. noch nie erlebt (trotz reichlicher ÖPNV-Erfahrung), daß einzelne Fahrgäste kontrolliert werden - alle oder keiner.
Nu, das sind ganz normale Probleme von Migranten. Die will ich
auch nicht leugnen, bzw. die Probleme welche dadurch in Folge
entstehen. Allerdings sind dies für mich auch wieder keine
Punkte, woran ich nun die Betreffenden bewerten würde.
Ich schon. Aus dem simplen Grund, daß das Umgehen mit den ganz normalen Migrationsproblemen imho sehr viel über die generelle Geisteshaltung aussagt.
Genau dasselbe gilt btw. für jeden, der in eine bestehende Gruppe kommt, sei das nun ein Immigrant, ein neuer Mitschüler, ein neuer Mitarbeiter, eine neue Bekanntschaf im Freundeskreis oder ein Neumitglied in einer Internetcommunity.
Warum nur dann? Weil das elementare Gruppendynamik ist. Kommt
eine Minderheit in eine bestehende Gruppe, muß sie sich nunmal
anpassen, wenn sie akzeptiert werden will. Wer das anders
sieht, kann das gerne tun, muß sich aber gefallen lassen, von
mir als asozial (im wörtlichen Sinne) betrachtet zu werden.
Und ich sehe, dass es hier eben verschiedene Gruppen bzw.
Verhalten deren geben kann und die einen die kommende
Minderheit offen und die anderen ablehnend gegenübertreten.
Und ich habe hier nur festgestellt, dass wir dem eher
ablehnend gegenübertreten.
Das sehe ich nicht so. Ich empfinde es schlicht anders, allerdings gestehe ich ein, daß ich rein örtlich bisher nicht übermäßig betroffen war. Hier im Ruhrpott ist der Ausländeranteil zwar extrem höher als in meiner nordischen Heimat, aber in „meinem Viertel“ wiederum nicht. Generell hab ich den Eindruck, daß die, die sich integrieren wollen, daß auch problemlos tun können. Ich habe einfach noch keine Ausländerfeindlichkeit direkt mitbekommen. Natürlich kenne ich die Türken-Gangs, die Russen-Gangs und sonstwen, aber die fand „man“ nie ätzender als die „Rathaus-Gang“ deutscher Nationalität, z.B.
Das Problem ist, daß sich genau die Leute, die sich für diese
selbstinduzierte Ausgrenzung entscheiden nur allzuoft
diejenigen sind, die sich genau darüber am lautesten
beschweren. Damit meine ich jetzt gerade nicht explizit Dich
persönlich.
Liegt vielleicht auch mit daran, dass eben genau diese
darunter am meisten leiden und oft eben kein direktet
Zusammenhang bestehen muss.
Ich denke schon, daß der direkte Zusammenhang besteht.
Ich meine, wer vollvermummt durch die Gegend rennt, darf einfach nicht damit rechnen, mit offenen Armen aufgenommen zu werden. Es steht ja jedem frei, die Vermummung wegzulassen. Eigene Entscheidung. Wenn ich mit Bier bekleckert und Irokesenschnitt auf ner After-Work-Party auftauche, ist es auch unwahrscheinlich, daß ich freudestrahlend empfangen werde. Es finden sich nunmal immer Leute zusammen, die einen hohen Anteil an Gemeinsamkeiten haben. Was soll man auch mit komplett konträren Leuten anfangen? Von Multi-Kulti-Wahn halte ich nicht viel. Klar, Ohren, Augen, Herz und Geist offen halten und auch mal was neues anschauen, aber man kann nicht alles toll finden. Ich find’s halt scheiße, wenn sich Frauen vermummen. Können sie gerne tun, aber dann sind sie für mich uninteressant. Gleiches gilt für Gothics, Skinheads und sonstwen noch.
Am deutlichsten kann man das an dem hier schon oft erwähnten
Sprach-Problem erkennen - es ist für mich völlig
unverständlich, gerade zu eine abstruse Vorstellung, daß
jemand ernsthaft hier leben kann, ohne fliessend Deutsch zu
lernen. Muß ja nicht von heute auf morgen sein.
Und wieviele der hier lebenden Ausländer können denn nicht
fliessend Deutsch? Sind es wirklich so viele?
Meiner Erfahrung nach erschreckend viele. Selbst in meiner beschaulichen 200000 Einwohner-Heimat Lübeck waren das auffallend viele. Hauptsächlich Russen und Türken. Allerdings habe ich die Hoffnung, daß das ein aussterbendes Problem ist. Die jungen Leute werden vielleicht dafür sorgen.
Aber auch hier
sehe ich nicht, dass mangelnde Deutschkenntniss dazu führen,
dass diese Person herablassend oder feindlich behandelt wird.
Eben.
Das erleben Leute mit seltsamen Locken an den Schläfen genauso
wie Leute mit Irokesenschnitt. Das per se als feindlich zu
interpretieren (ich sage nicht, daß Du das tust), halte ich
jedoch für unberechtigt und albern.
Würde ich auch so sehen, aber das hört bei mir dann auf, wenn
ausgerechnet diese Personen bespuckt, beschimpft oder anders
ausgegrenzt werden. Warum soll hierzulande nicht jemand so
rumlaufen, sich selber als Deutscher fühlen und von allen
anderen genauso gesehen werden?
Bespucken oder beschimpfen tatsächlich lediglich aufgrund der Nationalität hab ich noch nicht erlebt. Wie schon erwähnt, klar hab ich schon „Scheiß Türken!“ gehört, dann jedoch nur von Leuten, die nicht differenziert genug waren, um „Scheiß Türken-Gang!“ zu schimpfen. Gemeint haben sie mit ziemlicher Sicherheit letzteres.
Als Deutscher wird letztlich von der Masse der gesehen, der hinreichend viele Merkmale der deutschen Masse trägt. Ich glaube, daß die Hautfarbe z.B. da mittlerweile nicht mehr so die große Rolle spielt. Entscheidender sind tatsächlich Kleindung, Sprache und „Kultur“, also Musik, Traditionen etc. Da ist immer noch genügend Platz für Individualität, sei das nun krass harte Metal-Musik oder eben die Ringel-Locken-Schläfen.
Nur, wer so fast gar nichts „deutsches“ an sich hat, der ist nunmal auch nicht sonderlich „deutsch“ (nochmals die Betonung, daß ich kein Patriot bin, allerhöchstens ein holsteinischer ).
Gruß,
Malte.