Ausstattung Kindergarten

Hallo ihr Lieben!

Mich würde mal interessieren, ob es irgendwelche Richtlinien oder Vorgaben gibt, was in einem Kindergarten z.B. an Spielsachen zu finden sein sollte.
Und dazu hinterher die Frage, wieviel braucht ein Kind dort tatsächlich, um sich wohl zu fühlen? Kann man das überhaupt pauschal sagen?

Hintergrund (bevor wieder sonstwelche Vermutungen kommen *g*), mein Sohn kommt im Sommer in den Kindergarten, und ich wundere mich, wie unterschiedlich die Ausstattung der Kindergärten so ist. Manche haben viele Spielsachen, grosse Räume, einen „Tummelbereich“ vor den Gruppenräumen, Matschspielplatz im Aussenbereich und was nicht alles, und bei anderen kommt es mir so vor, als hätte mein Sohn mehr Spielsachen in seinem Zimmer als die Gruppe im Kindergarten.
Mir als Mutter erscheint natürlich ein umfangreich ausgestatteter Kindergarten „besser“ als einer mit kargen Möglichkeiten, aber mir fehlt einfach die Erfahrung, was ein Kind da braucht, um glücklich zu sein.

Neugierige Grüsse
Bine :smile:

…so weit ich weiß gibt es in Bezug auf die Ausstattung mit Spielsahcen keine Vorschriften, so kommen Waldkindergärten fast ohne Spielsachen aus… keine vorgegebenen Spielsachen zu haben heißt nicht, dass die Kinder schlechter betreut/gefördert werden, wenn die Erzieher dafür anderweitige Spiele anbieten. Wir konnten damals auch ganze Gruppenstunden mit den 5 Jährigen Pfadfindern ohne Material halten - nur mit Spielen, Singen, Geschichten erzählen… da reichte mal ein Springseil oder ein Stück Kreide, Materialien aus der Natur zum basteln und ein Thema…das fördert die Kreativität ungemein

Ein Schnellschuss von mir
Ich würde so zwischen Tür und Angel behaupten:

Wie so häufig im Leben kommt es nicht auf Quantität sondern Qualität an.
Sicher: ein Kindergarten ohne Ausstattung ist langweilig.
Wichtiger scheint mir, welche Möglichkeiten die kinderhaben, sich einerseits auszuleben und wie sie andererseits von den Kindergärtnern angeleitet werden.
Wichtig scheint mir zu sein, was die Kinder tun. Unsere lernen z.B. schnitzen und werkeln („ohgododgott, verletzungsgefahr…!“), machen reigen etc. Das finde ich gut.
Ich habe auch schon von Kindergärten gehört, wo die Kinder nachmittags vor der Flimmerkiste sitzen. Das möchte ich auf gar keinen Fall. Das TV gehört für mich ausdrücklich NICHT zu einer guten Kindergartenausstattung.

Hallo Loussy,

zu den Richtlinien kann ich auch nix sagen, aber als ich im Kindergartenalter (70er) war, gab es bei uns zwei Kindergärten:

  1. der neu gebaute Kindergarten (ich glaub, wir waren der erste oder zweite Jahrgang), hell, „modern“, Spielplatz draussen, unfassbar viel Spielzeug, tolle Sachen die wir gebastelt haben etc.
  2. einen halb vergammelten Kellerraum, kaum Spielsachen, schon gar kein Aussenbereich

Und da ich die Variante 1 für die sich meine Eltern damals „selbstverständlich“ entschieden haben ziemlich schnell boykottiert habe, hat man die Variante 2 halt mal ausprobiert. Und siehe da - Klein-Petzi blieb dort, es gab kein Kampfgebrüll und überhaupt :wink:

Woran das lag? Nun bei Variante 1 war die Erzieherin sehr „steril“, „jetzt wollen alle Kinder rutschen gehen“ (ähm, nee, eigentlich jetzt grad nicht *brüüüüülll*), „jetzt wollen alle Kinder malen“ (ähm, nee, JETZT würde ich dann doch gern rutschen *brüüüüülll*), „jetzt müssen alle Kinder Pipi“ (ähm, neee, ich bin grad am malen *brüüüüüüüll*)

Und bei Variante 2 war das eine Frau mit richtig Herz, wenn man ihr geflüstert hat, dass man mal Pipi muss hat sie unterstützt, wenn man malen wollte, kriegte man die (völlig zerfledderte) Kiste mit Stiften etc.

Du ahnst worauf ich hinaus will? Mir zumindest war die Ausstattung völlig schnurz, ich hab mich in dem Laden nicht wohl gefühlt und basta :wink: Dazu muss man aber auch sagen, dass es vielen anderen Kindern in Variante 1 total gut gefallen hat, und einige waren schreiend aus Variante 2 geflüchtet. Ist also ne höchst individuelle Sache. Nun ahne ich nicht, ob es sowas wie „Probetage“ oder so gibt, aber falls ja, würde ich das auf jeden Fall mal probieren. Und am besten gucken, wie die Erzieherinnen mit Deinem Kind umgehen und was davon am besten zu Deiner Erziehungsphilosophie passt.

*wink*

Petzi

Hallo,

Und dazu hinterher die Frage, wieviel braucht ein Kind dort
tatsächlich, um sich wohl zu fühlen? Kann man das überhaupt
pauschal sagen?

Das kann man natürlich überhaupt nicht pauschal sagen.
Wie schon meine Vorschreiber erwähnten, kommt es eher auf die generelle „Atmosphäre“ an, wie die Erzieher(innen) mit den Kindern umgehen und wie der Tagesablauf ist.
Der Kindergarten meines Kindes machte auch einen sehr „trostlosen“ ersten Eindruck auf mich - dunkler Flur, kleine Räume, kleiner Außenbereich. Aber ansonsten war alles toll - jedes Kind wurde früh persönlich von der Erzieherin begrüßt (das ist nicht selbstverständlich!) und insgesamt angenommen mit allen Besonderheiten. Das kleine Außengelände wurde kompensiert durch tägliche Ausflüge in den nahen Wald/Wiesenbereich. Es gab täglich abwechslungsreiche Beschäftigungsprojekte (Musik, Englisch, Sport, Natur, verschiedene Themen) usw.

Es gibt sogar spezielle „spielzeugfreie“ Projekte in manchen Einrichtungen, damit die Kinder auch mal lernen, mit „wenig“ auszukommen bzw. aus alltäglichen Dingen (Holz, Papier, Blätter) eigenes Spielzeug kreativ herzustellen.
Oft sind unsere Kinder ja schon zugeschüttet mit Spielzeug und wissen dann gar nicht mehr vor lauter Auswahl, was sie spielen sollen.

Beatrix

Moin,

Und dazu hinterher die Frage, wieviel braucht ein Kind dort
tatsächlich, um sich wohl zu fühlen? Kann man das überhaupt
pauschal sagen?

SCNR: Kinder brauchen (heute) natürlich möglichst viel und neues Spielzeug, damit auch schon frühzeitig das Anspruchsdenken gefördert und das materielle Konsumverhalten antrainiert wird :wink:

Im Ernst: wichtiger dürfte sein wie ggf die Betreuung ist. Ob 'mal gesungen, gebastelt wird,… Bisweilen dürfte weniger auch mehr sein, da so die Phantasie der Kinder angeregt wird - und nicht zuletzt der Austausch mit den anderen Kindern.

just my 2ct

Gruß,
Ingo

Nachtrag

Im Ernst: wichtiger dürfte sein wie ggf die Betreuung ist…

und die (pädagogische) Qualität des dort angebotenen Spielzeugs.

nochmals Gruß,
Ingo

und die (pädagogische) Qualität des dort angebotenen
Spielzeugs.

okay, das auch.

H wie Hola.

Viel wichtiger als die materialistische Ausstattung ist das
pädagogische Konzept, nach denen die Kinder ab 3 Jahren
fortwährend erzogen und gebildet werden.

  • Die Kindergärten sind Stätten frohen Kinderlebens.

  • Im Kindergarten lernen die Kinder, in zunehmendem Maße selbständig
    in der Gemeinschaft tätig zu sein. Sie sind in einer ihren Kräften und
    Fähigkeiten angemessenen Weise auf das Lernen in der Schule vorzubereiten
    und mit dem Leben und dem Schaffen der (werktätigen) Menschen bekannt
    zu machen.

  • Es ist für eine gesunde körperliche und geistige Entwicklung der
    Kinder zu sorgen. Das erfordert Ordnung, einwandfreie hygienische
    Bedingungen und tägliche Körperübungen und Spiele.

  • Aufmerksamkeit, Phantasie, Gedächtnis und Denkvermögen der Kinder
    sind zu entwickeln. Vorrangige Bedeutung hat die Muttersprache.
    Die Kinder lernen, lautrein und zusammenhängend zu sprechen.
    Sie erwerben entsprechend ihrem physischen und psychischen
    Entwicklungsstand elementare Kenntnisse vom Leben und von der Natur.
    Sie sind mit einfachen Zeitvorstellungen, Mengenvorstellungen,
    Zahlenvostellungen und Raumvorstellungen vertraut zu machen.

  • Die Freude der Kinder am Malen, Modellieren und Basteln, am Singen,
    Tanzen und der Sinn für das Schöne in der Natur und in unserem
    gesellschaftlichen Leben sind zu wecken.

  • Die Kinder sind zur Liebe zu ihrer Heimat, zum Frieden und zur
    Friedfertigkeit zu erziehen. Die Freundschaft unter den Kindern,
    die gegenseitige Hilfsbereitschaft, das Gemeinschaftsgefühl,
    die Wahrheitsliebe und die Liebe und Achtung den Eltern und allen
    anderen Menschen gegenüber sind zu entwickeln.

  • Durch einen sinnvollen Tagesablauf sind feste Gewohnheiten herauszubilden.
    Die Kinder sind daran zu gewöhnen, einfache Pflichten zu übernehmen
    und sich selbst zu bedienen.

  • Wichtigstes Erziehungsmittel im Kindergarten ist das Spiel.
    Im Spiel setzen sich die Kinder mit ihrer Umwelt auseinander und
    entwickeln ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten.
    Die Kinder sind allmählich an ein systematisches Lernen in der
    Gruppe heranzuführen.

  • Die Erzieherinnen arbeiten nach einem Bildungs- und Erziehungsplan.
    Sie wirken vertrauensvoll mit den Eltern zusammen und unterstützen sie
    durch eine vielseitige pädagogische Beratung bei der Erziehung ihrer
    Kinder, besonders bei der Vorbereitung ihrer Kinder auf die Schule.

  • Es ist explizit durch eine Vorschule im 6. Lebensjahr auf den
    anschließenden Schulbesuch vorzubereiten.

Braucht man für solche Anforderungen „viel“ Spielzeug? Nein.
Relevant sind vor allem fähige, gut ausgebildete Erzieherinnen und ein
gewisses Maß an qualitativem Spielzeug.

Ohne hervorragende Pädagogen hilft aber noch alles Spielzeug der Welt nicht,
denn dann verkommt der Kindergarten zu einer bloßen Betreuungseinrichtung,
statt eine Erziehungs- und Bildungseinrichtung zu sein.

Ciao

‚Sammelantwort‘
Hallo!

Danke für die Antworten! Ihr habt mich doch etwas beruhigt :smile:

Mir ist schon klar, dass die Kinder nicht ewig viel an Spielsachen brauchen, damit sie sich beschäftigen können. Ich hab in dem Kindergarten auch nicht in jeden Schrank und jede Kiste geschaut, wie gut die Sachen in Schuss sind :wink: Das, was ich gesehen habe, sah allerdings ziemlich ramponiert und abgeliebt aus, das hat mich erschreckt.
Wie die pädagogische Seite aussieht, weiss ich noch nicht, denn die Erzieherin, die für diese Gruppe da ist, war nicht im Haus.
Allerdings wird es Eingewöhnungsnachmittage geben, so dass ich mir in Ruhe ansehen kann, wie es dort abläuft.
Einen richtigen Probelauf gibt es nicht, es ist sowieso der einzige Kindergarten, bei dem wir einen Platz haben.

Auf Angebote wie handwerkliches, Musik, Ausflüge etc. hoffe ich sehr, das wäre mir sowieso lieber als einfaches Spielen mit Spielsachen, die hat er zu Hause ja auch.

Ich bin auf jeden Fall gespannt und neugierig, wie das Ganze sich gestaltet :smile:

Liebe Grüsse
Bine :smile:

Hallo!

Hier möchte ich nochmal ganz besonders danken, Deine Auflistung hat im Grunde bestätigt, was ich mir auch erhoffe vom Kindergarten.
Darf ich fragen, ob Du sie selbst geschrieben hast oder woher sie stammt?

Liebe Grüsse
Bine

Darf ich fragen, ob Du sie selbst geschrieben hast oder woher
sie stammt?

Ich auch?

Du wolltest es wissen *g*
Hi!

Darf ich fragen, ob Du sie selbst geschrieben hast oder woher
sie stammt?

Da dort einige Dinge in einem Wortlaut und auch vom Sinn her in eine Richtung gehen, die mich direkt hierlang hat suchen lassen:

http://www.verfassungen.de/de/ddr/schulgesetz65.htm

LG
Guido

Mahlzeit!

Darf ich fragen, ob Du sie selbst geschrieben hast oder woher
sie stammt?

Tante Google http://www.google.de/search?hl=de&q=%22Kinderg%C3%A4…

  1. link!

Gruß
Stefan

H wie Hola.

Das ist nahezu eine Eins-zu-eins-Zitation aus dem

„Gesetz über das einheitliche sozialistische Bildungssystem“
der Deutschen Demokratischen Republik, 1965.

Es schloß den 20jährigen Reformprozeß des Bildungswesens ab,
der mit dem „Gesetz über die Demokratisierung der deutschen Schule“ vom Frühjahr 1946 begann. Resultat war eine reformpädagogische deutsche Einheitsschule in vier aufeinander abgestimmten und ineinander verflochtenen Ebenen.

Die Anstriche sind die gesetzlichen Forderungen, die die erste Stufe,
oder auch Vorstufe, der Einheitsschule zu erfüllen hatte.

Ciao

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Hi!

Was mir an diesem DDR-Brei so völlig fehlt, ist die Förderung der Individualität.

Da ist dauernd die Rede von Gemeinschaft, welche natürlich auch wichtig ist, aber eine Erziehung zum genormten Einheitsbrei kann nicht richtig sein.

  • Im Kindergarten lernen die Kinder, in zunehmendem Maße
    selbständig
    in der Gemeinschaft tätig zu sein.

Außerhalb der Gemeinschaft also nicht?

Sie sind in einer ihren
Kräften und
Fähigkeiten angemessenen Weise

Warum keine individuelle Förderung um die Fähigkeiten und Kräfte zu steigern?

auf das Lernen in der Schule
vorzubereiten

Warum denn nur darauf?

Vorrangige Bedeutung hat die
Muttersprache.

Versuche das mal in Duisburg-Marxloh *g*

  • Die Freude der Kinder am Malen, Modellieren und Basteln, am
    Singen,
    Tanzen und der Sinn für das Schöne in der Natur und in unserem
    gesellschaftlichen
    Leben sind zu wecken.

Da isses wieder.

  • Die Kinder sind zur Liebe zu ihrer Heimat,

Och, da gibt es wichtigere Dinge, finde ich.

Die Freundschaft unter den
Kindern,
die gegenseitige Hilfsbereitschaft, das Gemeinschaftsgefühl ,
die Wahrheitsliebe und die Liebe und Achtung den Eltern und
allen
anderen Menschen gegenüber sind zu entwickeln.

Sagte ich schon…?

  • Durch einen sinnvollen Tagesablauf sind feste Gewohnheiten
    herauszubilden.

…die völlig an der Individualität eines fertigen einzigartigen Geschöpfes vorbei gehen.

Die Kinder sind allmählich an ein systematisches Lernen in der
Gruppe
heranzuführen.

  • Die Erzieherinnen arbeiten nach einem Bildungs- und
    Erziehungsplan.

…und werden so völlig der Fähigkeit beraubt, auf besondere Situationen besonders einzugehen

Sie wirken vertrauensvoll mit den Eltern zusammen und
unterstützen sie
durch eine vielseitige pädagogische Beratung bei der Erziehung
ihrer
Kinder,

Und wenn die Eltern so gar keinen Wert darauf legen, dass sich die Erzieherinnen weiter in die Erziehung der Kinder einmischen, als es ein Kindergarten machen sollte?

  • Es ist explizit durch eine Vorschule im 6. Lebensjahr auf
    den
    anschließenden Schulbesuch vorzubereiten.

Das halte ich für zu spät und vom Ansatz her falsch. Kindergarten ist Kindergarten - da sollte imo auch auf die Schule vorbereitet werden, allerdings nicht erst im letzten Jahr.
Eine Vorschule sollte eine Vorschule sein und nicht der Kindergarten.
Die wenigsten mir bekannten Kinder (und das sind verdammt viele) brauch(t)en explizit eine Vorschule um in der Grundschule sehr gut klar zu kommen.

LG
Guido

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H wie Hola.

Tja, hier prallen die diametralen Weltbilder aufeinander.
Ich kenne die DDR-Kinderkrippe und den DDR-Kindergarten,
sowie die Unterstufe der Einheitsschule(*) noch aus eigener Erfahrung.

Was mir an diesem DDR-Brei so völlig fehlt, ist die Förderung
der Individualität.

Erstens ist das kein „Brei“. Jener „Brei“ war 1960 schon pädagogisch wie erziehungswissenschaftlich fortgeschrittener, wie sämtliche Kindergärten der Bundesrepublik heute.
(Einschließlich der ostdeutschen, die 1990 die neuen Sichtweisen
übergestülpt bekamen.)

Was Du bemängelst, hat es als Mangel in der Praxis überhaupt so gut wie gar nicht gegeben.

Es ist natürlich nicht in Abrede zu stellen, daß es hier und da echte
Parteisoldaten gab, oder Biester von einer Erzieherin.
Solche fehlgeleiteten Exemplare sind heute allerdings um mehrere Größenordnungen häufiger anzutreffen.
Über alles gesehen wurde man jedoch in keinster Weise dem Zerrbild der vielbeschworenen „Gehirnwäsche“ oder „scharfen Indoktrination“ unterzogen. Was man manchmal so hört oder von westdeutschen Mitbürgern als Lesestoff vorgesetzt bekommt, um Himmels Willen, da hätte es Gleichschaltung wie zu Hitlers Zeiten gegeben, oder wir hätten in einer Tour Soldatenlieder und Militärmärsche zum Besten gegeben, oder wir hätten andauernd den Genossen Honecker ausgeschnitten, ausgemalt und aufgeklebt.

Ein einziges Mal kam ich im Kindergarten mit der NVA in Berühung,
und das war kurz bevor ich 6 Jahre alt wurde. Wir fuhren als Exkursion in die hiesige Kaserne und durften uns die Militärtechnik aus der Nähe anschauen und mit den Soldaten sprechen.

Das war für uns Jungen natürlich richtig toll!
Als technikbegeisterter Junge in einem russischen T-86 sitzen -
hrr hrr hrr hrr.

Mehr war’s dann aber auch nicht.

Ich habe zu DDR-Zeiten mit anSicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einer bessere Kindheit verlebt, als die die allermeisten Kinder heute.
Um uns kümmerte man sich intellektuell wie sozial mit unglaublichem Wohlwollen. Und selbstverfreilich ging das Individuum nicht unter im Kollektiv, sondern wurde einfach nicht so nervig überbetont wie heute.
Gutes gemeinschaftliches Funktionieren ist nunmal ein kollektiver Akt,
nur hat es die DDR in den späteren Lebensphasen der Menschen bis zum Schluß nicht verstanden, bestimmte Rechte des einzelnen zu schützen.

Doch sonst war der Umgang mit uns Kindern und auch untereinander Lichtjahre dem überlegen, was man aktuell gesellschaftlich überall beobachten darf.

Das Prinzip des gemeinschaftlichen Lernens war eine der Hauptgrundlagen der zehnklassigen Einheitsschule.(*)

Es war auch das entscheidende Regulativ gegen Niveauabsturz in der Einheitsschule, vorallem in der Unterstufe (Klasse 1 bis 4).
Denn nicht nur, daß die Kinder wesentlich höher gebildet in die Schule kamen als heutzutage, und daß man sich andererseits einer modernen, straffen Pädagogik und intensiver Wissensvermittlung bediente, die Guten wurden außerdem immer wieder für das Kollektiv eingespannt, kümmerten sich um die anderen, übten mit den anderen, wiederholten den Stoff und lernten zusammen mit den mäßigen Schülern.

(Es gab freilich noch mehr Mechanismen in der Einheitsschule,
um das Niveau überdurchschnittlich zu halten.)

Deswegen rate ich dringend davon ab, ideologische Scheuklappen hochzuziehen und sofort in die Schublade mit den Klischees vom

genormten Einheitsbrei

zu sprechen.
Und dann auch noch ohne überhaupt zu wissen, womit man es zu tun hat.

Außerhalb der Gemeinschaft also nicht?

Es gab kein außerhalb der Gemeinschaft im Kindergarten.

Warum keine individuelle Förderung um die Fähigkeiten
und Kräfte zu steigern?

Ist das jetzt Dummheit oder Polemik?

Warum denn nur darauf?

Ist das jetzt Dummheit oder Polemik?

Versuche das mal in Duisburg-Marxloh *g*

Ist das jetzt Dummheit oder Polemik?

Du verkennst entschieden den machtvollen Apparat, den eine pädagogische Förderung von Kindesbeinen an eröffnet.
Gerade ein Bildungssystem wie in der DDR hätte überhaupt keine
Sorgen mit Ausländern gehabt. Nichts leichter als das.
Hätte es einen nennenswerten Anteil ausländischer Mitbürger gegeben,
wären die Bildungsinstitutionen der Vorstufe für die betreffenden Leute einfach zur Pflicht erhoben worden, damit die Chancengleichheit wieder stimmt.

Du ziehst hier über ein System her, was Du nicht im Ansatz erlebt hast,
was Du nicht im Ansatz überblickst, und was erfolgteich in unzählige Staaten außerhalb der DDR exportiert worden ist.
(Schau nach Skandinavien, dort werden jede Menge Ideen des zweiten Deutschlands heute noch mit großem Erfolg praktiziert.)

…die völlig an der Individualität eines fertigen
einzigartigen Geschöpfes vorbei gehen.

Falsch. Es ist bloße Propaganda, das hier irgendetwas an der „Individualität“ vorbeiging.
Diese ideologisch motivierte Fehleinschätzung kann man tagtäglich in Kindergärten bewundern, in den die Kinder überhaupt nichts lernen, da alles freiheitlich sein muß; keine Regeln, keine Werte, keine Bildung, kein Sozialverhalten - nichts davon wird aktiv erzogen.

In einer solchen Atmosphäre profitieren nur die wenigen Kinder, die vom Naturell so veranlagt sind, derartige Defizite in Sozialisation und intellektueller Beschäftigung gut auszugleichen.
An einem ähnlich eklatanten Problem frißt sich übrigens momentan der offene Unterricht fest. Mehr und mehr Studien halten fest: Freier Unterricht hilft nur den Kindern, die bereits alle notwendigen sozialen Grundlagen mitbringen und vor allem intelligent sind.
Dagegen führt das Max-Planck-Institut seit Jahren die Beobachtungen an, daß ein lehrerzentrierter, straff und diszipliniert geführerter Unterricht mit geschicktem pädagogischem Ausgleich des Leistungsgefälles deutlich überlegen ist.
Exakt also die Pädagogik, die die DDR maßgeblich erfunden und pädagogikwissenschaftlich Mitte der 60er fortzuentwickeln begann.

(In Finnland herrscht übrigens allergrößtenteils auch Frontalunterricht, wie man es damals von der DDR gelernt hat; mündliche Zensuren sind defacto nicht existent; Leistungen sind schriftlich zu erbringen.)

Also komm von diesem individualistischem Wahn herunter.
Ich kenne keinen Ex-DDR-Bürger in meinem Alter, den ich in seinem individuellen Verhalten als gestört bezeichnen müßte.
Im Gegenteil, durch die Erziehung, wie wir uns positiv im Kollektiv bewegen konnten, erlangte man eine recht hohe Selbständigkeit.
Tischdienst, Blumendienst, Essen holen zu den festen Mahlzeiten, später dann der Tafeldienst, Schlafbereitschaft herstellen zum pflichtmäßigen Mittagsschlaf, das eigenverantwortliche Aufräumen von Sachen, mit denen man gespielt hat. All das machte schon in sehr jungen Jahren selbständig - und das merke bei mir bis heute in punkto ordentlich den Haushalt schmeißen, die Wohnung in Ordnung halten

Ich bin immer wieder schockiert, wenn ich erlebe, wie unselbständig z.B. 12jährige Jungen sind im Westen, und wie groß die Unselbständigkeit und der Mangel zum eigenverantwortlichen, freiheitlichen Handeln bei Kindern allgemein ausgeprägt ist.
(Hier spielt auch das traditionelle Hausfrauendasein in den Alten
Ländern hinein gekoppelt an krankhafte Überbemutterung, während in
den heutigen Neuen Ländern ja kinderreiche, oft akademisch hoch
gebildete, voll werktätige Mütter die Regel waren.)

Hauptsächlich mit dem großen Mund können die Kinder heute alles, aber wehe, sie sollen ihres Alters gemäß dann Taten folgen lassen.

…und werden so völlig der Fähigkeit beraubt, auf besondere
Situationen besonders einzugehen

Das waren ausnahmslos studierte Pädagogen. Und selbstverfreilich konnte auf alle erdenklichen Situationen reagiert werden.

Du verrennst Dich zusehends in Vorurteilen und Hasch-mich-ich-bin-der-Frühling-Vorstellungen der ideologischen Indoktrination, die den Westkindern offenbar zuteil wurde. :wink:

Und wenn die Eltern so gar keinen Wert darauf legen, dass sich
die Erzieherinnen weiter in die Erziehung der Kinder
einmischen, als es ein Kindergarten machen sollte?

Unmöglich.
Die Eltern waren vom Gesetz her verpflichtet, die Kinder anständig zu erziehen.
Ebenso waren alle gesellschaftlich an der Bildung und Erziehung der Kinder beteiligten Kräfte zur gegenseitigen Zusammenarbeit verpflichtet; Lehrer hatten die Pflicht, mit den Eltern zusammenzuarbeiten, Eltern hatten die Pflicht, mit den Lehrern zusammenzuarbeiten.

Da der Kindergarten, wie auch die Kinderkrippe(**), bereits zum Bildungssystem zählte, und weil ein zentrales Prinzip des Bildungswesens die Einheit von Erziehung und Bildung war, war der Kindergarten automatisch eine Erziehungseinrichtung.

Woraus sofort folgt, daß die verantwortlichen Pädagogen in Abwesenheit der Eltern vergleichbare Befugnisse genossen.
Zudem herrschte in der Regel erhebliches Vertrauen zwischen den Eltern und den Kindergärtnerinnen, so daß sich jeder über die eigenen Grenzen im Klaren war.

Übrigens übersiehst Du ein Detail: Der Kindergarten war in der DDR bis auf das pflichtmäßige Vorschuljahr völlig fakultativ.

Niemand mußte per Gesetz sein Kind in die Kinderkrippe oder den Kindergarten bringen.

Demzufolge haben Eltern, die aus irgendwelchen Gründen die 1. Stufe der Einheitsschule meiden wollten, das Kind erst gar nicht in den Kindergarten gebracht.

Daran sieht man schön, daß Du nicht im entferntesten eine Ahnung hast,
worüber Du eigentlich sprichst, und wogegen Du eigentlich polemisierst.

Das halte ich für zu spät und vom Ansatz her falsch.

Es hat sich jahrzehntelang bewährt.

Des weiteren ist natürlich hinzuzusetzen, daß auf Grund des BEP (Bildungs- und Erziehungsplan) defacto von Anfang an Vorschule herrschte.
Die explizite Vorschule, die alternativ auch an Lernnachmittagen erfolgen konnte, garantierte, daß ALLE Kinder, eben auch die, die sonst nicht in den Kindergarten gingen, ein Mindestmaß an intellektueller wie sozialer Förderung genossen.
Für die Kinder, die regulär den Kindergarten besuchten, war das also nicht von Belang.

Außerdem:

Zum Beispiel lernte ich mit dem Übertritt von der Krippe ab dem Alter von 3 Jahren Englisch, da das mein Kindergarten eben angeboten hat.

Einheitsschule heißt nicht, daß alles präzise in 100%igen Plänen
generalstabsmäßig im absoluten Gleichtakt aufgeht, sondern es gab in der Praxis immer einen gewissen Spielraum.
Allerdings vergleichsweise gering und eher nach oben hin, d.h. vom Niveau her war das „Planüberfüllung“, denn nach unten konnte man nicht ausweichen, da dort die absolut verbindlichen Vorgaben einer Unterschreitung den Riegel vorschoben.

Der genannte Spielraum wurde sogar ministeriell „geplant“, so ist bspw. im Lehrplan der Erweiterten zwölfklassigen allgemeinbildenden polytechnischen Oberschule (EOS) für die Lehrer eine bestimmte Wochenanzahl eingeräumt, die für Wiederholung, Festigung, Vertiefung oder eigenverantwortliche Sonderinteressen zugestanden war.

Wie gesagt, hüte Dich vor Einschätzungen bei Dingen, die Du nicht überblickst, und bei denen Du nur den qualitativ fragwürdigen „westlichen“ Weg kennst.

Grüße und anhaltendes schönes Wetter :smile:

D Ing

(*) Hinweis zu „Einheitsschule“ :
„Einheitsschule“ ist im allgemeinen nicht deckungsgleich
mit "Gemeinschaftsschule.

Sondern Einheitsschule bezieht sich genau genommen auf alle Stufen
des Bildungssystems, und nicht direkt nur auf die achtklassige oder
zehnklassige Schule, die ab dem 7. Lebensjahr zu besuchen ist.
Die Einheitsschule *als Schule* ist somit vom Begriff her ein Sonderfall
der Einheitsschule, die Synonym für *Einheitsschulsystem* in mehreren Ebenen verstanden wird.
Deswegen kann eine Gemeinschaftsschule niemals eine Einheitsschule sein, aber eine Einheitsschule ist mindestens eine Gemeinschaftsschule. Das heißt aber auch, wenn nicht eine echte Einheitsschule gemeint ist, sollte von Gemeinschaftsschule gesprochen werden.

(Und natürlich, weil Einheitsschule auf deutschem Boden automatisch nur die DDR meinen kann, da es hier ansonsten noch nie eine derartige Schulstruktur gab.)

(**) Ministeriell unterstanden die Kinderkrippen dem Gesundheitswesen, rangierten aber von der Bedeutung her in der Vorstufe der Einheitsschule.

.

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Hallo

Was mich mal interessieren würde ist, ob es irgendwo mal einen Vergleich der Leistungsfähigkeit des DDR-Schulsystems mit z. B. dem Bundesdeutschen gab, so in der Art von PISA oder so ähnlich.

Mir ist das völlig neu, dass das DDR-Schulsystem so gut war, aber ich hatte ja meine Informationen ja auch weitgehend nur von hier.

Ich bin da übrigens nicht parteiisch, von unserem Schulsystem halte nicht nicht gerade sehr viel, und auch nicht von Lehrformen, wo die Schüler selber drauf kommen müssen, was sie lernen sollen.

Allerdings würde ich es nicht missen wollen, dass die Schüler im Unterricht auch mal was sagen müssen, oder einen Vortrag halten oder ähliches. Insbesondere in (zahlenmäßig) kleinen Klassen finde ich auch Diskussionen nicht schlecht.

Was ich aber sehr schade finde, dass so wenig auswendig gelernt wird (außer Vokabeln). So einige Gedichte oder auch Texte für ein Schauspiel oder Liedertexte auswendig lernen, so dass man sie später immer parat hat, das schadet bestimmt nicht. Meine Kinder mussten bisher in 10 Schuljahren nur ca. 3 Gedichte auswendig lernen, 2 davon in der Grundschule.

Also, nochmal die Frage: Gibt es irgendwo einen Vergleich von DDR-Schülern mit Schülern anderer Länder?

Viele Grüße
Simsy

H wie Hola.

Was mich mal interessieren würde ist, ob es irgendwo mal einen
Vergleich der Leistungsfähigkeit des DDR-Schulsystems mit z.
B. dem Bundesdeutschen gab

Ja.
Erhoben durch das Max-Planck-Institut 1990, veröffentlicht 1992.
Anliegen war der Vergleich DDR-BRD vor dem Anschluß der DDR.

Die Resultate waren, soweit ich Auszüge aus der Studie lesen konnte,
spektakulär. Entgegen den westdeutschen Erwartungen gab es K.O. in der
ersten Runde - für die BRD!

Insbesondere bei Mathematik-Naturwissenschaften-Technik lagen
die BRD-Werte, wohlwollend gesprochen, abseits. Ähnliches galt für Deutsch.
In den Fremdsprachen sowie in den Geisteswissenschaften hielt es sich
die Waage, da hier in der DDR Umfänge wie in der BRD erteilt wurden.
Ziemlich negativ fiel in den Geisteswissenschaften der ideologische
Ballast auf, was auch absolut verständlich und korrekt ist.

Dummerweise kam die Studie zu spät, 1992 befand sich das Ostsystem in Auflösung und steilem Sturzflug.

Ansonsten gab es mit Beginn der 60er erste Bildungsvergleiche.
Zunächst widmete man sich dem Niveau der Facharbeiterabschlüsse,
verglich also den Wissensstand und die Qualität zum Endpunkt der Lehre. Schon hier, und beim ersten Test waren lediglich 11 Staaten beteiligt, sackte die BRD sogleich ab, wurde fast Schlußlicht.
Die DDR war an solchen Evaluationen nie beteiligt.

Zu Anfang der 60er aber wunderten sich die Deutschen in der DDR!
Merkwürdig, plötzlich tauchten finnische Delegationen auf, ließen sich das Bildungssystem in allen Facetten zeigen.

Als Dank begrüßten die Finnen unsere Abgesandten 2002, nach dem großen
PISA-Wirbel, mit: „Schön, daß ihr hier seid - aber was wollt ihr hier?“
Und weiter: „Das stammt alles aus der DDR. Wißt ihr doch?!??!“

Auch mit Schweden, und einigen andern Ländern, hatte die DDR
entsprechende Staatsverträge geschlossen.

Es darf auch nicht vergessen werden, daß es ja nicht nur das blanke intellektuelle Niveau war(*), sondern das Soziale kam ja hinzu.
Mit Hilfe der Einheitsschule gelang es, Bildung zu einem gemeinschaftlichen Gut zu machen. Wer wollte, konnte, sofern er die hohen Leistungen brachte, um auf die weiterführende Schule („Gymnasium“) zu kommen.
Verzerrt wurde das leider durch Quotenregelungen für Mädchen bzw.
für Arbeiterkinder, sowie durch die Forderung nach einer neutralen Haltung gegenüber der SED-Linie.

Solche Verzerrungen, wie auch die ideologische Überfrachtung der Fächer Geschichte und Staatsbürgerkunde, gehen auf den Einfluß der Stalinisten innerhalb der SED zurück. Dagegen standen (intern) immer
die Reformpädagogen, die auch das bis ins Detail durchdachte Gesamtsystem geplant und aufgebaut hatten. Die Auseinandersetzung erlahmte niemals, doch vermochten sich immer und immer wieder die Stalinisten durchzusetzen, zumeist, wenn weltpolitisch etwas Außergewöhnliches geschah, bspw. 1956 der Ungarnaufstand, weswegen
in solchen Momenten immer die Hardliner Oberwasser gewannen.

Von diesen komplizierten Geschehnissen innerhalb des Systems abgesehen, die in der Praxis leider so manche geniale Idee mit
einem leichten Nachgeschmack belasteten, war es Verdienst des
Bildungssystems, daß die DDR ihre qualitative Bevölkerungspolitik
fahren konnte:

Mädchen wurden frühzeitig auf technische Fachrichtungen orientiert;
jeder, auch die Abgänger nach der 8. Klasse, wurden beruflich fortgebildet, gefördert und geleitet, bis ein qualitativ solider Abschluß erreicht war; berufsbegleitende Höherqualifizierung war
normal und wurde mehr oder weniger erwartet; voll werktätige Mütter waren normal; die Geburtenrate der DDR lag 1988 mehr als 40% über
der Geburtenrate der BRD; 1989 wuchs aus den Statistiken ablesbar eine
Generation von Kindern heran, die, umgerechnet auf IQ-Punkte, Finnen und Asiaten weit hintersichgelassen hätten; der Anteil bei den kinderlosen Frauen mit hoher Bildung (Meisterabschluß, Fachschulstudium, Hochschulstudium) war fünfmal höher als in der BRD,
bei den Frauen mit Kindern noch extremer.

Die Folgen sieht man noch heute: Ostdeutsche sind oft überqualifziert bezüglich der Arbeit, die sie verrichten, oft sogar, wenn sie vergleichbare Positionen wie zu DDR-Zeiten innehaben.

Mir ist das völlig neu, dass das DDR-Schulsystem so gut war

Vor allem innovativ. Man dachte sich eine Unmenge Mechanismen aus,
um das Niveau sukzessive zu steigern, und niemals die Leitideen

  • Einheit von Erziehung und Bildung
  • hohe Allgemeinbildung
  • Verflechtung von Theorie und Praxis
  • anwendungsfähiges Wissen
  • Chancengleichheit
  • Irrelevanz der sozialen Herkunft
  • kollektives Lernen

aus den Augen zu verlieren.

Um nur einiges zu nennen:

  • absolut verbindliche Lehrpläne
    (vorgegebener Stoff; vorgegebener zeitlicher Aufwand; Hinweise wie viele Leistungskontrollen bzw. Klassenarbeiten zu einem Thema geschrieben werden sollten; …)

  • zentralistische Kontrolle der Lehrpläne und Lehrplaneinhaltung
    (Direktoren waren angehalten, über den Fortschritt in der Lehrplanbearbeitung der polytechnischen Oberschule zu berichten;
    Gestaltung und Evaluierung der Lehrpläne erfolgte stets unter Beratung von normalen, im täglichen Unterricht stehenden Lehrern;
    sämtliche Einheitslehrbücher mußten zunächst eine staatliche
    Fachkommission durchlaufen mit Prüfung auf fachliche Korrektheit und didaktische Tauglichkeit, und danach vom Ministerium für Volksbildung die Freigabe erhalten --> „Vom Ministerium für Volksbildung der DDR als Schulbuch bestätigt.“, „Vom Ministerium für Volksbildung der DDR als Lehrbuch anerkannt.“; …)

  • anspruchsvolle Lehrerausbildung
    (straffes Diplomstudium; Zulassung nur der Besten; hoher didaktisch-pädagogischer Anteil; Schwerpunkt auf angewandter Lehre; …)

  • straffer, diziplinierter Unterricht
    (lehrerzentriert; frontal; autoritär; fachlich anspruchsvoll; reformpädagogische Abwechslungen durch gemeinschaftliches Lernen und Kollektivarbeit; Vorträge; tägliche Hausaufgaben; strenge Zensierung
    ab Klasse 1; Kopfzensuren; …)

  • „leistungssoziale“ Pädagogik und Erziehung
    (Leistungsprinzip, Lob & Tadel immer vor dem Klassenkollektiv, häufige Benotung; Ausgleich des Leistungsgefüges innerhalb einer Klasse durch eine geschickt agierende Lehrkraft, die DDR erfindet
    das (neudt.) „classroom management“; gemeinschaftliches Lernen;
    pädagogische Lenkung von Hilfsbereitschaft und Leistungsunterschieden
    der Kinder untereinander; Gleichbehandlung der Kinder, Maßregelung
    von Fehlverhalten/ Lob von guten Handlungen unabhängig von den sonstigen Leistungen)

  • Leistungsanreize
    (Abzeichen; Auszeichnungen; Ehrungen; bspw. Lessingmedaille in Silber,
    Lessingmedaille in Gold; Preise; Wettbewerbe; …)

  • geregelte Nachmittagsbetreuung im Hort
    (studierte Erzieherinnen halfen bei Erledigung der Hausaufgaben;
    Pflicht zur Hausaufgabenerledigung, ausgiebige pädagogische Förderung der Kinder auch außerunterrichtlich, Kompensation von Wissensdefiziten, falls ein Kind Probleme mit Unterrichtsstoff zeigte)

  • angewandte pädagogische Wissenschaften
    (Pädagogikwissenschaften staatlich gezwungen, für den Alltagsunterricht substanziell Verwertbares zu liefern; gezielte Fortentwicklung der angewandten Pädagogik; Fortentwicklung didaktischer Methodiken und psychologischer Strategien; intensive Untersuchungen in der Entwicklungspsychologie; Erarbeitung von Lernkurven über die Leistungsfähigkeit während der Tageserziehung
    im Zeitraum von 6.00 Uhr bis 18.00 Uhr; …)

Und so könnte ich noch seitenweise aus meinem reichhaltigen Fundus
an historischen Dokumenten zitieren respektive abschreiben.

[…] und auch nicht von Lehrformen, wo die Schüler selber drauf
kommen müssen, was sie lernen sollen.

Das lehnte die pädagogische Forschung der DDR strikt ab. :wink:

Insbesondere verwehrte man sich solcher Formen in der Unterstufe
(Grundschule), da man die Ansicht vertrat, Kinder seien unfähig,
in einer solchen Tragweite eigenverantwortlich zu lernen, um den
hohen Bildungsforderungen der Lehrpläne gerecht werden zu können.
Man zeigte an einzelnen Versuchen, daß freier Unterricht zwar
funktionieren könnte, jedoch nur, wenn die Kinder bereits über
ein hohes, vielseitiges UND anwendungsgerechtes Wissen verfügten,
sowie ein ausgeglichenes Individualverhalten innerhalb des Kollektivs
zeigen würden.
Beides ist offenkundig bei jungen Schulkindern in aller Regel
überhaupt nicht der Fall, sondern soll ja paradoxerweise gerade von
dieser Unterrichtsform herbeigeführt werden.

Allerdings gab es reformpädagogische Einstreuungen unter
Lehrerleitung/ Lehrerkontrolle bspw. Gruppenarbeit oder Projektarbeit -
vor allem in PA „Produktive Arbeit“ (= Polytechnik) und wpA „wissenschaftlich-praktische Arbeit“.

Also, nochmal die Frage: Gibt es irgendwo einen Vergleich von
DDR-Schülern mit Schülern anderer Länder?

Mir ist nur die genannte Studie von 1992 bekannt, die ich noch
nie vollständig und als Original in den Händen hatte.

Ciao

(*)

Ein Beispiel: Umgang mit Variablen im Mathematikunterricht ab Klasse 1.

Zum Weiterschmökern –
/t/g8-abitur-in-west-unmoeglich-in-ost-immer-so/4525…

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Ganz schön armseelig und verblendet!
Hi!

Angesichts der Tatsache, dass Du VIER Versuche für diese Antwort benötigt hast (Tipp: Benutze mal die Vorschau-Funktion! - ich mit meiner mangelhaften Westausbildung habe das ziemlich schnell begriffen), hast Du nicht mehr als ein simples *PLONK* verdient, da Du auf kritische sachliche Fragen gleich dreimal mit einem echt superintelligenten

Ist das jetzt Dummheit oder Polemik?

reagierst.
Wäre ich jetzt derart ahnungslos, wie Du es mir unterstellst, würde ich darauf kontern: Ist das typisch für die DDR-Bildung, dass man auf kritische Fragen mit dummer Dreistheit reagiert?

Deshalb nur kurz
http://www.kindergartenpaedagogik.de/443.html

und die Information, dass meine Patentante knappe 25 Jahre Erzieherin in Quedlinburg und Thale war (1989 hielt sie die „Ins-Raster-Presserei“ der Kinder nicht mehr aus und siedelte nach Bochum um) und meine Cousine die Erzieherinnen-Ausbildung erst gar nicht machen durfte, weil sie und ihre Eltern nicht in „der Partei“ (leider nicht das witzige Titanic-Anhängsel, sondern die SED) waren.

Ach ja - ca 70 % meiner Arbeitskollegen kommen aus Sachsen-Anhalt und zumindest die älteren sind da deutlich weniger verblendet als Du.

PLONK
Guido

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