Beispiele aus der Literaturgeschichte?

Hi,

angesichts der Verschiebung dieser Anfrage
/t/suche-fachbegriff-der-literatur-schaupielkunst/51…
und meiner dortigen Antworten von hier ins Theaterbrett, möchte ich hier meine Frage anschließen:

Kennt jemand Beispiele aus der Literaturgeschichte, in denen mit einem Autor so etwas geschah, oder literarische Beispiele (Biografien, Romane, Novellen, Theaterstücke), in denen ein solches Phänomen beschrieben wurde? Im letzteren Fall gleich, ob es sich bei den Probanden um Autoren oder Schauspieler handelte.

Gruß
Metapher

Hallo Metapher,

Kennt jemand (…) literarische Beispiele (Biografien, Romane, Novellen, Theaterstücke), in denen ein solches Phänomen beschrieben wurde?

in gewissem Sinne - wenn auch natürlich auf für ihn typische Art ins gänzlich Irreale abdriftend - findet sich dieses Motiv in ‚Stark‘/‚The Dark Half‘ von Stephen King: http://de.wikipedia.org/wiki/Stark_%E2%80%93_The_Dar…

Beste Grüße

=^…^=

Eine solche Geschichte wird von Flaubert berichtet. Ein Freund besuchte ihn, und Flaubert empfing ihn mit dem Ausruf „Sie hat sich umgebracht!“ Erst allmählich stellte der erschrockene Freund fest, daß von Madame Bovary die Rede war…

Hi =^…^=

‚Stark‘/‚The Dark Half‘ von Stephen King:
http://de.wikipedia.org/wiki/Stark_%E2%80%93_The_Dar…

Ah. Interessant. Ein Autor larvt sich in sein eigenes Pseudonym ein.
Aber stimmt: Leider ist es nur irreal, skurril und psychologisch irrelevant weitergeführt. King halt :smile:

Danke dir!

Gruß
Metapher

Flaubert
„Sie hat sich umgebracht!“

Ein treffliches Beispiel, an das ich mich nun auch wieder erinnere.

Auch dir herzlichen Dank

Metapher

Hi Metapher

Vielleicht passt der Film Die Mächte des Wahnsinns auch dazu?
http://de.wikipedia.org/wiki/Die_M%C3%A4chte_des_Wah…

Gruß
schatten

Das heimliche Fenster, der heimliche Garten
Noch mal Hi

In dieser Novelle von Stephen King verliert der Schriftsteller zwar nicht den Bezug zwischen seinem Buch und der Wirklichkeit, aber er leidet unter dissoziativen Identitätsstörung:
http://de.wikipedia.org/wiki/Langoliers#Das%20heimli…

Runterscrollen bis:
Das heimliche Fenster, der heimliche Garten

Gruß
schatten

Das geht jetzt nicht ganz in die richtige Richtung, aber wurde nicht ab und an davon berichtet, dass Fernsehzuschauer sich so stark mit Rollenfiguren aus Serien (mir war das von der Lindenstraße irgendwo im Hinterkopf) identifiziert haben, dass ihnen nicht mehr bewusst war, was Realität und Fiktion war? Das also im realen Leben die Schauspieler für Handlungen ihrer Figuren verantwortlich gemacht wurden. Allerdings weiß ich nicht, ob hier eher ein „Gewöhnungseffekt“ eintritt. Ich bin mir aber fast sicher, dass es hier Einzelfälle gab, die extremer waren.

Hallo Metapher,

in der phantastischen Literatur gibt es solche Beispiele, u.a. sehr in Jonathan Carrolls Das Land des Lachens ISBN 3458160027 Buch anschauen oder Carlos Ruiz Zafóns Der Schatten des Windes ISBN 3518458000 Buch anschauen.

Sehr raffiniert wird die Vermischung von Autor & Objekt in Nabokovs Fahles Feuer beschrieben: ISBN 3498046489 Buch anschauen

Herzliche Grüße
Diana

Moin Metapher,

Kennt jemand Beispiele aus der Literaturgeschichte, in denen
mit einem Autor so etwas geschah,

ich habe ein Interview mit Uwe Johnson gesehen, in dem er von der Hauptdarstellerin seines Romans ‚Jahrestage‘, Gesine Cresspahl, sprach, die (für ihn) ein Eigenleben entwickelte und er sich nur noch als eine Art Biograph dieser Dame ansah.
Die Ereignisse wurden von ihm nicht bewust gesteuert/erfunden, sondern geschahen einfach.

Das dürfte aber vielen AutorInnen so gehen.

Gandalf

Eine der Episoden des neuen Buchs von Daniel Kehlmann dreht sich um das Verhältnis Erzähler/Figur. Eine alte Frau verhandelt mit ihrem „Schöpfer“ darüber, ob sie sterben muss oder nicht. Auch andere Geschichten im Roman verhandeln das Verhältnis Fiktion/Realität und die Interaktion des Erzählenden mit der Erzählung.

Gruß

Smalls

Eine solche Geschichte wird von Flaubert berichtet. Ein Freund
besuchte ihn, und Flaubert empfing ihn mit dem Ausruf „Sie hat
sich umgebracht!“ Erst allmählich stellte der erschrockene
Freund fest, daß von Madame Bovary die Rede war…

das ist aber für schreibende völlig normal, dass sie mit überraschung/verwunderung/entsetzen das eigenleben ihrer figuren erleben.

gruß
ann

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Hi schatten

(dein Nick geht ja auch in die gefragte Richtung - meiner ja auch *lächel*)

In dieser Novelle von Stephen King verliert der Schriftsteller zwar nicht den Bezug zwischen seinem Buch und der Wirklichkeit, aber er leidet unter dissoziativen Identitätsstörung:
http://de.wikipedia.org/wiki/Langoliers#Das%20heimli…

Also ist der „Autor“ hier doch nicht der „geheimnisvolle Mann“ selbst, wie man aus dem Abstract vermuten könnte?

Immerhin, das Thema paßt. Daher auch dir danke.

Gruß
Metapher

Vielleicht passt der Film Die Mächte des Wahnsinns auch dazu?
http://de.wikipedia.org/wiki/Die_M%C3%A4chte_des_Wah…

Das paßt eher nicht. Es ist der Topos, daß unter der Voraussetzung einer irrealen Welt allerlei skurrile Verwirrung möglich ist. Das ist zwischen Lewis Carroll und „Matrix“ natürlich besser und erkenntnisträchtiger herausgearbeitet.

Gruß
Metapher

Hi,

zählen Karl May und Carlos Castaneda? Aber die haben sich ja eigentlich mehr in ihren eigenen Lügen verfangen.
Mein erster Gedanke war ja Klaus Kinski zumindest in den Rollen und Büchern die ihm etwas bedeutet haben.
Ganz vorsichtig werfe ich mal die Namen Joseph Smith, Ellen White und L. Ron Hubbard in die Runde … aber dann werd ich bestimmt wieder wegen der Verletzung religiöser Gefühle gelöscht.

Gruß

Hi,

Das also im realen Leben die Schauspieler für Handlungen ihrer Figuren verantwortlich gemacht wurden.

Richtig, das ist das umgekehrte Szenarium, dessen Auswirkungen ja publik geworden sind. Paßt ins Thema (des leider verschwundenen ursprünglichen Fragestellers) insofern, als hier diese Identifizierung tatsächlich in der Realität stattfanden.

Danke.

Metapher

Hi Diana,

Jonathan Carrolls Das Land des Lachens
Carlos Ruiz Zafóns Der Schatten des Windes

Auch das scheint mir die gesuchte Richtung zu sein. Aber Beipiele dafür, daß ein Autor sich unwillkürlich mit seiner selbst erfundenen Figur identifiziert, sind das wohl doch nicht?

Sehr raffiniert wird die Vermischung von Autor & Objekt in Nabokovs Fahles Feuer beschrieben

Ah. Schön!
Wieder mal ein Wink mit dem Zaunpfahl, mich intensiver mit Nabokov zu befassen.

Danke dir sehr.

Gruß
Metapher

Hi Gandalf,

Uwe Johnson
und er sich nur noch als eine Art Biograph dieser Dame ansah.
Die Ereignisse wurden von ihm nicht bewust gesteuert/erfunden, sondern geschahen einfach.

Das entspricht dem Beispiel Flauberts, auf das Armin hinwies. Ja, das ist die Magie der Imagination. Aber eine pathologische, ins real live hineinspielende Identifizierung eines Autors mit seiner eigenen erfundenen Figur ist es ja nicht.

Das dürfte aber vielen AutorInnen so gehen.

Bei denen zumindest, wo die Figuren „lebendig“ werden. Klar.

Danke auch dir

Gruß
Metapher

Hallo Metapher,

Aber Beipiele dafür, daß ein Autor sich unwillkürlich mit seiner selbst erfundenen Figur identifiziert, sind das wohl doch nicht?

nur auf fiktionaler Ebene. Auf nicht-fiktionaler Ebene sind die bereits genannten Autoren Karl May, der sich selbst als „Westerner“ inszenierte oder Flaubert, der beim Schreiben der medizinisch sehr detaillierten Sterbeszene von Madame Bovary angeblich Brechanfälle erlitt, gute Beispiele.

Arno Schmidt identifizierte sich sicher sehr stark mit seinen Figuren, er beschrieb in seinen Autorenporträts auch immer wieder andere Schriftsteller, die sich - nach seiner Auffassung - in „längere Gedankenspiele“ flüchteten und daraus Stoff schufen.

Eines der berümtesten Beispiele hierfür sind die Geschwister Brontë mit Angria & Gondal, einer literarischen Phantasiewelt, die von den vier Brontës in der Kindheit geschaffen und bis ins Erwachsenenalter immer weiter ausgebaut und verfeinert wurde, vgl. dazu auch Schmidts Radio-Essay „Angria & Gondal. Der Traum der taubengrauen Schwestern.“

Wieder mal ein Wink mit dem Zaunpfahl, mich intensiver mit Nabokov zu befassen.

Und der lohnt sich sehr. Ada dürfte Dir gefallen :smile:

Herzliche Grüße
Diana

1 Like

Hi Smalls

Daniel Kehlmann

Kannst du mir den Titel noch sagen?

Danke dir.

Gruß
Metapher