Bin Ladens Tod und deutsche Politiker

Hallo,

es wäre tatsächlich die bessere Variante gewesen, man hätte
Bin Laden festgenommen und vor ein Gericht gestellt.

Besser für was und für wen muss man da wohl fragen.
Was glaubst du wäre dann passiert?

Ich meine nicht im Gerichtssaal, sondern auf den Straßen der Welt, wo al Kaida-Kämpfer sich möglichst viele Geiseln nehmen um ihren Chef dagegen auszutauschen. Wo sie an Jedem Prozesstag einen Amerikaner vor laufender Kamera köpfen. Mit fortgesetzten Drohungen und wahrscheinlich auch Anschlägen jeden und alles angreifen, was mit diesem Prozess zu tun hat, solange er dauert. Monatelang.

Und nach einem Eventuellen Todesurteil …

Ich gehe jedenfalls davon aus, dass ein gefangener und evtl. hingerichteter Osama Bin Laden ungleich mehr Aufbegehren unter seinen Anhängern erzeugt hätte, als ein im Kampf gefallener oder auch so wie hier anzunehmen ermordeter Chef.

Gruß
Werner

es ist und bleibt K E I N freudiges Ereignis.

Also mich freut es dass es ein Vollidioten weniger auf der Welt gibt.
Eine Verhaftung wäre zwar schöner gewesen, aber das war es ja nun nicht.

Bin Laden wurde nicht vor ein Gericht gestellt,wie es in einer
Demokratie üblich ist.

Ganz ehrlich?
Schöner wäre es zwar gewesen, aber wenn es nicht machbar ist… dann eben nicht.

Die freudige Frage wäre also noch zu klären,ob man Bin Laden
unbedingt, (da Gefahr für Leib und Leben der Soldaten bestand)
erschießen musste oder man ihn festnehmen hätte müssen und
können.

Wir werden es nie nie erfahren denn keiner von uns war mit im Gebäude.
Ich habe allerdings Verständnis dafür dass es bei einem Feuergefecht nicht immer die Zeit gibt, einen langen ausführlichen Diskussionsprozess zu führen sondern dass die Soldaten möglicherweise innerhalb von Sekundenbruchteilen eine Entscheidung fällen mussten.

Klären wir die Frage nicht,schlage ich vor ,dass wir
Bundeswehrsoldaten ab morgen zu Gaddafi schicken um ihn zu
erschießen.

Wir werden die Frage aber nicht klären und ganz ehrlich… es wird Leute geben die das Ergebnis deines Vorschlags bejubeln würden. Polemik hin oder her.

Hallo,

Ich habe allerdings Verständnis dafür

Das glaube ich Dir …

dass es bei einem Feuergefecht

Es gab gar kein Feuergefecht. Dafür aber heute
3 Bilder von liegengelassenen Leichen, die klar
durch Schüsse in den Hinterkopf ermordet wurden.

Würde nichts an Deiner „Einschätzung“ ändern, richtig?

Grüße

CMБ

Hallo,

Wie kommt es, dass deutsche Politiker, denen es sonst nicht „politisch korrekt“ genug zugehen kann, jetzt keine Hemmungen haben sich so zu äußern? Mich hat es überrascht und befremdet.

Zum Einen gibt es sicher nichrt DEN deutschen Politiker sondern diverse Schattierungen. Früher wurde sich halt klammheimlich gefreut, heute gibt man das offen zu. Ich finde es gut, wenn sie ihre Meinung sagen.
Naturgemäß verwundert das in einem Land, in dem Menschen, die in aller Öffentlichkeit wehrlos am Boden liegenden Menschen auf dem Kopf rumtrampeln, trotzdem frei rumlaufen können oder das es nicht mal ordentlich gebacken bekommt die Öffentlichkeit vor hochgefährlichen Verbrechern zu schützen.

Grüße

Ich meine nicht im Gerichtssaal, sondern auf den Straßen der
Welt, wo al Kaida-Kämpfer sich möglichst viele Geiseln nehmen
um ihren Chef dagegen auszutauschen. Wo sie an Jedem
Prozesstag einen Amerikaner vor laufender Kamera köpfen. Mit
fortgesetzten Drohungen und wahrscheinlich auch Anschlägen
jeden und alles angreifen, was mit diesem Prozess zu tun hat,
solange er dauert. Monatelang.

Hmm, jja und das ist natürlich sooo schlimm, dass wir alles, wofür „wir“ angeblich kämpfen, rinfach mal bei Seite legen und ihn abknallen, genau so, wie er es mit uns gemacht hätte. Eine bestechende Logik…

Gruß

Anwar

Es gab gar kein Feuergefecht. Dafür aber heute
3 Bilder von liegengelassenen Leichen, die klar
durch Schüsse in den Hinterkopf ermordet wurden.

Sagt wer und veröffentlicht wer?

Würde nichts an Deiner „Einschätzung“ ändern, richtig?

Ich schätze gar nichts ein, denn solange ich nicht alle Fakten kenne - und die kennt auch hier keiner - gilt für die rechtliche Einschätzung eine „kommt drauf an“ Haltung.

Dass ich nicht gerade in Trauer ausbreche nur weil Osama tot ist, hat damit nichts zu tun.

dann zeig mal bitte die Fotos, nicht das ich dir nicht glaube, aber quellen sind was schönes um eine Argumentation zu unterstützen

Hi,

klammheimlich gefreut, heute gibt man das offen zu. Ich finde
es gut, wenn sie ihre Meinung sagen.

Ich finde es SEHR gut, DASS man seine Meinung hier frei sagen kann. Das heißt nicht, dass ich jede Meinung gut finde. Und insbesondere Meinungen, die in die Richtung gehen unsere Grundrechte zu missachten, finde ich eben nicht gut. Ist eigentlich logisch.

Naturgemäß verwundert das in einem Land, in dem Menschen, die
in aller Öffentlichkeit wehrlos am Boden liegenden Menschen
auf dem Kopf rumtrampeln, trotzdem frei rumlaufen können oder
das es nicht mal ordentlich gebacken bekommt die
Öffentlichkeit vor hochgefährlichen Verbrechern zu schützen.

Das eine hat ja mit dem anderen nichts zu tun. Strafen können auch streng sein, Hauptsache ist wohl, dass sie auf rechtsstaatlichem Wege zu Stande kommen und nicht von einem Präsidenten nach Gutdünken verhängt werden (und dann auch noch unter Verletzung der Staatshoheit eines anderen Landes ausgeführt werden).

Gruß

Anwar

Hallo

Wie kommt es, dass deutsche Politiker, denen es sonst nicht
„politisch korrekt“ genug zugehen kann, jetzt keine Hemmungen
haben sich so zu äußern? Mich hat es überrascht und befremdet.

Ich gehe einfach mal davon aus, dass die Kanzlerin das mit etwas mehr Überlegung anders formuliert hätte, etwa „Ich freue mich, dass OBL nun nicht mehr rückfällig, von seinen Anhängern nicht mehr per Geiselnahmen freigepresst und sein Grab auch zu keiner Wallfahrtstätte für unverbesserliche Fanatiker werden kann“, was natürlich auch nichts anderes ist als die Freude über die erfolgte Tötung des OBL und rückstandslose Entsorgung seiner Leiche im Indischen Ozean, aber eben staatsmännisch verklausuliert. Da ist mir die ehrliche Variante lieber. Dass die „befremdlich“ gefunden wird, sagt viel über die Gewöhnung an die Verlogenheit unserer Politiker.

Ansonsten: OBL hat freiwillig öffentlich erklärt, dass er sich mit den USA als im Krieg befindlich betrachtet, USA haben Kriegserklärung angenommen, Vertrag somit geschlossen, OBL blickt einige Jahre später in ein paar Gewehrläufe, weigert sich, sich widerstandslos gefangennehmen zu lassen und wird daraufhin umgelegt, weil seine Feinde es im Gefecht nämlich etwas eilig haben und sich nicht in Diskussionen verwickeln lassen wollen. Das ist auf allen Schlachtfeldern aller Kriege immer wieder passiert und absolut legitim. Schon Ernst Jünger erzählte von zwei im Niemandsland gestellten britischen Essenträgern im 1. Weltkrieg, die er erschossen hat, weil sie nicht mit zu den deutschen Linien zurückgehen wollten. Entweder ist der Gegner Gefangener und pariert - oder er pariert nicht und darf ohne weitere Umstände erschossen werden, bewaffnet hin oder her.

smalbop

Hallo,

Hmm, jja und das ist natürlich sooo schlimm, dass wir alles,
wofür „wir“ angeblich kämpfen, rinfach mal bei Seite legen und
ihn abknallen, genau so, wie er es mit uns gemacht hätte. Eine
bestechende Logik…

Ich weiss ja nicht wofür du so kämpfst, …
Ich will das jetzt nicht satirisch überhöhen, aber man kann aus einer Mücke auch einen Elefanten machen.
Wir dulden in unserem Namen massenhaft ungerechtigkeit. Unser Lebensstandart/-stil ist letztlich für den Tod von zigtausenden verantwortlich und wir sind nur gelegentlich ein wenig beschämt aber in aller Regel weit davon entfernt dagegen zu kämpfen.

Da macht der Mord an einem Mörder, weit weg und im Namen eines Landes, dass auch seine eigenen Leute schon mal zum Opfer archaischer Rachegelüste macht den Kohl wirklich nicht fett.

Wenn dann aber jemand - und es muss dann gar kein Angehöriger oder Freund sein - durch terror umkommt oder vor laufenden Kameras bestialisch enthauptet wird, dann möchte ich mal sehen wo dann die Betroffenheit liegt und wie wichtig dann wohl ein ordentliches Rechtsstaatliches Verfahren erscheint, an desssen Ende mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in den USA auch der Tod Bin Ladens gestanden hätte.

Ich weiss, dass ethische Urteile nicht gegeneinander aufrechenbar sind, wenn sie unterschiedlichen Paradigma folgen. In der Praxis ist die reine Lehre aber noch nie sehr weit gekommen.
In bester Gesinnung sind schon fürchterliche Folgen entstanden über die das Bewusstsein im Recht gewesen zu sein wenig hinwegtröstet.

Gruß
Werner

Guten Abend!

Ich gehe einfach mal davon aus, dass die Kanzlerin das mit
etwas mehr Überlegung anders formuliert hätte

Ich gehe sogar davon aus, dass die Kanzlerin das anders formuliert hätten, wenn die Amis ihr die wahren Umstände der Tötung von vorne herein bekannt gemacht hätten.

Da ist mir die ehrliche Variante lieber.

Der Satz von der Freude war kein Gefühlsausbruch, sondern ein Statement.
Möglicherweise ein völlig „unehrliches“ Statement, weil Frau Merkel die Tötung vielleicht ganz neutral aufgenommen hat im Sinne von „Dann ist er halt hin, der Osama, ändert an der Terrorbedrohung rein gar nichts“.

Gut möglich also, aus meiner Sicht, dass die „Freude“ geheuchelt war.

Ansonsten: OBL hat freiwillig öffentlich erklärt, dass er sich
mit den USA als im Krieg befindlich betrachtet, USA haben
Kriegserklärung angenommen, Vertrag somit geschlossen

Das stimmt so absolut nicht.
Die USA haben immer „den Terror“ bekämpt, nie „den Kriegsgegner“.
Entsprechend wird den Gefangenen in Guantanamo auch der Status als Kriegsgefangen vorenthalten. Inklusive der damit verbundenen Schutzrechte.

Aus meiner Sicht: entweder - oder, aber nicht: mal so und mal so, wie es mir gerade passt.

Entweder „Krieg“, dann mit allen Konsequenzen, oder weltpolizeiliche „Terrorbekämpfung“, dann aber auch mit allen Konsequenzen. Und zu diesen gehört, dass man Terroristen verurteilt und hinrichtet und nicht durch Elitetruppen töten lässt und im Meer versenkt.

E.T.

Hallo ultra,

ich glaube eben nicht dass weitere Anschläge folgen werden.Siehst du, genau das könnte der springende Punkt sein.Der uns Westler bei der Beurteilung der Erschießung das Genick brechen könnte.

Bin Laden war nunmal der Idiot den man für eine möglichst breite Öffentlichkeit nutzen konnte.Damit konnte man das Ego des gemeinen Amerikaners schön kitzeln.Uns Europäern als Mitläufer unisono.
Meinst du nicht auch, dass es schon ins Reich der Märchen gehört,dass nach diesem gigantischen Aufwand an vor Allem amerikanischem Militär und Geheimdienst irgendwo auf dieser Erde noch ein Al Kaida Mitglied auch nur einen Furz lassen konnte ohne den amerikanischen Präsidenten zu wecken?!Eine weitere Frage ist ja, warum man so lange wartete bis man durchgeladen und Finalschüsse ausgeteilt hat.(Wahrscheinlich wegen der strategischen Befindlichkeiten der Saudis.)

Nicht zu vergessen wir anderen Militärnationen.
Soviel Geld und gute Freunde kann man als Terrorist kann nicht haben um auch nur einen Gedanken des Terroranschlags in Erwägung zu ziehen.
Die Saudis finden übrigens auch, dass finanzielles Engagement besser sei als der gar zu robuste physische Einsatz.
Die Zeit hat sich geändert.

Gruß

Franz M.

Hallo,

Ich gehe einfach mal davon aus, dass die Kanzlerin das mit
etwas mehr Überlegung anders formuliert hätte

Und ich erwarte von der Bundeskanzlerin, dass sie ihre Worte sorgfältig wählt. Sie ist keine Putzfrau im Autokino, sondern die deutsche Regierungschefin.

„Ich freue mich, dass OBL nun nicht mehr rückfällig, von seinen :Anhängern nicht mehr per Geiselnahmen freigepresst und sein Grab :auch zu keiner Wallfahrtstätte für unverbesserliche Fanatiker werden
kann“, was natürlich auch nichts anderes ist als die Freude
über die erfolgte Tötung des OBL und rückstandslose Entsorgung
seiner Leiche im Indischen Ozean, aber eben staatsmännisch
verklausuliert. Da ist mir die ehrliche Variante lieber. Dass
die „befremdlich“ gefunden wird, sagt viel über die Gewöhnung
an die Verlogenheit unserer Politiker.

Es hat nichts mit Verlogenheit einer Formulierung zu tun, sondern geht um die in der Welt wahrgenommene Position der Bundesregierung. Es ist sehr wohl ein großer Unterschied ob man sich über den Tod eines Menschen freudig äußert oder ob man erleichtert ist, dass von ihm keine Terrorgefahr mehr ausgeht. Man muss seinen Tod ja nicht bedauern. Aber man redet auch nicht von „Freude“ wenn jemand getötet wird.

Ansonsten: OBL hat freiwillig öffentlich erklärt, dass er sich
mit den USA als im Krieg befindlich betrachtet, USA haben
Kriegserklärung angenommen

Völkerrechtlich irrelevant. Wenn ich dir den Krieg erklären würde und du das annähmst wären wir dennoch nicht legitimiert uns zu töten weil wir einen gemeinsamen Vertrag haben. Wir sind beide keine Staaten, die solche Verträge schließen können. OBL und El Kaida können auch keinen völkerrechtlichen Vertrag schließen und die USA ihn deswegen auch nicht annehmen.

blickt einige Jahre später in ein paar Gewehrläufe, weigert
sich, sich widerstandslos gefangennehmen zu lassen und wird
daraufhin umgelegt, weil seine Feinde es im Gefecht nämlich
etwas eilig haben und sich nicht in Diskussionen verwickeln
lassen wollen. Das ist auf allen Schlachtfeldern aller Kriege
immer wieder passiert und absolut legitim.

Keineswegs. Es ist nicht deswegen rechtens weil es in der Praxis oft passiert. Du solltest dir die Haager Landkriegsordnung und die Genfer Konvention durchlesen um deine diesbezüglichen Kenntnisse aufzufrischen.

Entweder ist der Gegner Gefangener und pariert - oder er
pariert nicht und darf ohne weitere Umstände erschossen
werden, bewaffnet hin oder her.

Eben nicht - siehe oben.

Darüber hinaus war keiner von uns dabei. Was da wie abgelaufen ist, ist bisher nicht klar. Ich habe auch nichts dagegen wenn man wohlwollend zur Kenntnis nimmt, dass OBL keinen Einfluss auf Terrorakte mehr nehmen kann. Menschlich verständlich auch, dass man denkt „Unschuldig war er nicht, in gewisser Weise hat er’s verdient“.

So darf sich aber die deutsche Regierungschefin nicht öffentlich äußern. Ein Rechtsstaat muss in seinen Erklärungen bei rechtsstaatlichen Prinzipien bleiben und darf nicht Aussagen in die Welt setzen, die mögliche Verstöße herunterspielen oder legitimieren.

Die Außenwirkung ist verheerend, jede Glaubwürdigkeit dahin, wenn „der Westen“ / die Bundeskanzlerin einerseits Frieden, Menschenrechte und Demokratie predigt, sich dann aber selbst widerspricht - und das ohne Not in einer Pressekonferenz.

Gruß,

MecFleih

Hallo,

Ich finde es irritierend, dass (nicht nur) Du anscheinend
glaubst gesellschaftliche und ethische Probleme seien einfach
juristisch zu lösen.

Das glaube ich natürlich nicht. Aber ich kritisiere, dass in öffentlichen Statements unserer Regierung nicht die rechtsstaatliche Sichtweise vertreten wird, sondern ein (möglicher) Verstoß gegen internationales Recht gut geheißen wird.

Man hätte sich problemlos neutral äußern können. Es gab keinen Zwang, die Tötungsaktion unter bisher unklaren Umständen zu begrüßen.

Natürlich kannst du das Problem juristisch betrachten, aber
daraus folgt dann zwingend weder eine Aussage über die
Grundlagen westlicher Zivilisation, noch über politische
Opportunität oder gesellschaftliche Akzeptanz.

Aber genau da liegt der Knackpunkt: jede Glaubwürdigkeit ist dahin wenn ein völkerrechtswidriges Vorgehen beklatscht wird.

Ich erwarte auch von der Bundeskanzlerin nicht, dass sie OBL’s Tod bedauert. Sie kann eine Tötungsaktion - noch dazu unter fragwürdigen völkerrechtlichen Umständen - aber auch nicht „mit Freude“ quittieren weil das allen Werten widerspricht, die wir ansonsten ständig vertreten und auf der ganzen Welt etablieren wollen.

Das eine Liquidation wie die von Bin Laden keine Zierde der
Kultur ist, und die Glaubwürdigkeit mindestens der Amerikaner
in manchen Gebieten der Erde nicht fördert sehe ich auch so

Und das ist der entscheidende Knackpunkt! Wenn wir bestimmte Werte vertreten können wir (d. h. die Bundeskanzlerin) nicht zugleich Statements abgeben, die einen Verstoß gegen Rechtsstaatlichkeit „gut heißen“ - nichts anderes bedeutet es ja wenn man Freude über die Tötungsaktion äußert.

(in vielen Ländern wird man aber auch gar kein Problem sehen,
weil man es genauso machen würde - wenn man könnte).

Ja, aber diesem Maßstab können wir uns nicht anpassen… Wir wollen doch, dass archaische Gesellschaften, Diktaturen und sonstige undemokratischen Gebilde Werte wie Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit usw. annehmen. Da können wir nicht sagen „OK, bei dieser Aktion haben wir es selber nicht genau damit genommen - aber in dem Fall heiligte der Zweck die Mittel.“ - Dann können sich andere auch auf diese Begründung berufen, die haben dann auch IMMER Gründe, warum es in deren Fall ebenso legitim und nötig war.

Aber
daraus folgt kein moralisch ethischer Kollaps wie Semjon
Michalowitsch ihn hier in Szene setzte.

Doch, im Grunde schon. Der Verlust von Glaubwürdigkeit macht sehr viel zunichte. Natürlich kann man sagen, dass dieses hier nur eine - sogar irgendwie verständliche - Einzelsituation war. Dass die dauerhaften und viel „größeren“ Ungereimtheiten (Guantanamo, der mit einer falschen Begründung initiierte Krieg gegen den Irak usw.) viel mehr Schaden anrichten. Allerdings: es richtet Schaden an! Wenn man nicht mehr glaubwürdig ist werden alle Bemühungen, anderswo irgendwelche Werte zu etablieren, ad absurdum geführt.

Unsere Glaubwürdigkeit wird m.E. durch ganz andere viel
alltäglicher Dinge grundsätzlich in Frage gestellt.

Klar. Nur wird dieser Fall nicht besser weil es anderswo auch schief geht. Es ist ein weiteres Fallbeispiel, das in Zukunft mit auf der Negativliste steht.

Gruß,

MecFleih

Hallo,

Ansonsten: OBL hat freiwillig öffentlich erklärt, dass er sich
mit den USA als im Krieg befindlich betrachtet, USA haben
Kriegserklärung angenommen

Völkerrechtlich irrelevant. Wenn ich dir den Krieg erklären
würde und du das annähmst wären wir dennoch nicht legitimiert
uns zu töten weil wir einen gemeinsamen Vertrag haben. Wir
sind beide keine Staaten, die solche Verträge schließen
können. OBL und El Kaida können auch keinen völkerrechtlichen
Vertrag schließen und die USA ihn deswegen auch nicht
annehmen.

Die Überlegungen klingen zwar juristisch, sind aber letztlich eher lustig.
Eine Einzelperson kann sich mit keinem Staat im Krieg befinden.
Ein Krieg ist allerdings auch kein zweiseitiges Rechtsgeschäft, das irgendjemand annehmen oder verweigern könnte.
Um einen Vertrag geht es hier sowieso nicht.

Keineswegs. Es ist nicht deswegen rechtens weil es in der
Praxis oft passiert.

Das ist im Völkerrecht schon immer ein gutes und auch akzeptiertes Argument gewesen. Bis heute wird auch in Entscheidungen der entsprechenden internationalen Gerichte auf die im zwischenstaatlichen Miteinander übliche Praxis verwiesen. Allerdings ist das was mit OBL hier passiert ist wohl zwischen Staaten doch nicht so üblich.

Du solltest dir die Haager
Landkriegsordnung und die Genfer Konvention durchlesen um
deine diesbezüglichen Kenntnisse aufzufrischen.

Es ist zweifelhaft, ob das hier irgendwie unter das Kriegsvölkerrecht fällt. Selbst mit den Erweiterungen bezogen auf asymetrische Kriegsführung dürfte es schwerfallen OBL da irgendwie einzusortieren.

Entweder ist der Gegner Gefangener und pariert - oder er
pariert nicht und darf ohne weitere Umstände erschossen
werden, bewaffnet hin oder her.

Eben nicht - siehe oben.

Wo steht in der Landkriegsordnung oder den Genver Konventionen, das man Kriegsgegner die sich nicht ergeben oder auch Kriegsgefangene die sich widersetzen nicht töten darf? Als allgemeinen Rechtsgundsatz darf man hier wohl auch die Forderung nach verhältnismäßigkeit erheben, aber in den Dokumenten auf die du hier verweist sind mir entsprechende Stellen bislang entgangen.

Gruß
Werner

Entweder ist der Gegner Gefangener und pariert - oder er
pariert nicht und darf ohne weitere Umstände erschossen
werden, bewaffnet hin oder her.

Eben nicht - siehe oben.

Äh doch. Ist sogar ganz einfach: Wer sich widersetzt kann sich nicht gleichzeitig ergeben und „die Waffen strecken“ und kann dann ganz legal erschossen werden. Für Kriege gibt es ganz einfache Regeln.

Gruß Andreas

Hallo,

Glaubwürdigkeit ist kein digitales Ereignis, die durch irgendwas nur da oder nicht da ist. Die Welt ist auch nicht Schwarz-Weiss.

Ich habe nicht gesagt, dass das hier Diskutierte besonders toll ist, ich habe gegen Semjon Michailowitschs völlig überzogene Bewertung argumentiert.

Ich sehe hier nicht die Katastrophe, die anscheiend auch du annimmst.
Mindestens die Reaktion unserer Kanzlerin ist für den Bestand der Grundlagen der westlichen Welt noch nicht mal eine Fußnote.
Als Signal an die Amerikaner war es wahrscheinlich sehr nützlich.
Die Kommentierung eines außenpolitischen Ereignisses zum Bruch mit der deutschen Rechtsstaatlichkeit zu stilisieren verliert auch jedes Maß.

Da kann ich wirklich nur sagen: Kommt mal wieder runter.
Es tut mir leid, aber ich will es doch mal deutlich sagen, die Diskussion ,und vor allem deren Heftigkeit, die darum geführt wird ist nur scheinbar ein lobenswertes Streiten für „die gerechte Sache“.

Bei Semjon Michailowitsch können wir regelmäßig davon ausgehen, dass er keine noch so kleine Gelegenheit auslässt den USA und wenn möglich Israel etwas am Zeug zu Flicken und jeden der da nicht mit ins Horn stößt auf jede erdenkliche Weise zu Diskreditieren.
Da ist es fast eigentlich selbsterklärend, dass die Presserklärung der Kanzlerin fast schon selbst in den Rang eines Kriegsverbrechens zu erheben ist.

Auch andere Diskutanten haben wohl ihre jeweils eigen Gründe für ihre Erregung und sei es das Bedürfnis nach Absolutheit und Orientierung in einer relativen Welt voller schlechter Kompromisse. Zum Anlass steht das aber ohne diese Motivatioen z. T. in keinem nachvollziehbaren Verhältnis mehr.

Gruß
Werner

Also liebe Großmuftis, Großethiker und Großjuristen, es ist
und bleibt ein freudiges Ereignis, egal was ihr zum besten
gebt (ihr wisst ja: ein Ohr rein, ein Ohr raus).

So kommt mir mein Kleiner auch manchmal. Ich zieh ihm dann halt seine Ohren lang. Meist hilfts.

E.T.

Hallo Werner,

selbst wenn wir bei anderen Themen durchaus mal auseinander liegen, muss ich dir in diesem Fall Recht geben. Deine Argumente sind nachvollziehbar. Es ging lediglich um die Frage, ob bei einem mit dem Text „dead or alive“ auf dem Steckbrief gesuchten Verbrecher beide Varianten gleichrangig nebeneinander stehen oder die eine Variante nur die Ultima Ratio darstellt.

Prinzipiell darf man diese Frage diskutieren. Wichtig ist aber, dass man, egal zu welchen Schlüssen man in dieser Frage kommt, bei einer möglichen Kritik an der Verfahrensweise nicht die Gesamtumstände außer Acht lassen darf.

Wie weiter oben schon von anderen ausgeführt, hat Bin Laden den Krieg gewählt. Da gelten eben bestimmte Regeln und Maßstäbe.

Gruß
Ultra

Guter Beitrag (owT)
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