Hallo,
Das war ein Witz. Genauso wie ich davon ausgehe, dass dein Vorschlag, Pflegebedürftige nach China zu schicken, auch ein Witz war.
Nö, war kein Witz, sondern eine Analogie. So wie Handy in China zusammengeschraubt werden, würden eben Pflegebedürftige in China gepflegt. Nur weil statt des Produktionsstandortes nur die Leute getauscht würden, ergibt sich doch keine grundsätzlich andere Situation. Aber der deutsche Michel würde ganz anderes darauf reagieren. Man könnte doch auch fragen, warum Handys in China zuammengeschraubt werden, obwohl es x Millionen Arbeitslose gibt.
Welche Sanktionen würdest du denn abbauen wollen?
Alle Sanktionen, die jemanden dafür bestrafen mit Arbeit selbst für sein Einkommen zu sorgen. Es gibt sehr viele Leistungen, die ausschließlich daran gebunden sind, dass nicht (mehr) gearbeitet wird. Das sind solche offenkundigen Dinge wie Arbeitsosengeld I und II, Renten bei vorzeitigem Renteneintritt aber auch weniger offenkundige wie die kostenlose Familienversicherung für nichtarbeitende Ehegatten oder die volle Sozialabgabenbelastung ab dem 1€ (bis 400€ ist es etwas weniger, wobei dem Betroffenen daraus kaum oder keine Ansprüche entstehen).
Ich rede nicht davon, jemanden zu zwingen. Ich rede von den Arbeitslosen, die sicher gerne jede Arbeit annehmen würden, wenn sie denn eine angeboten bekommen, bzw. dafür qualifiziert werden. Da sollten bei 2 Mio. doch wenigstens 14.000, also 0,5% dabei sein, oder nicht?
Offenkundig nicht. Auf die allermeisten Gründe wurde hier von mir und anderen doch schon eingegangen.
Einfach mal die Zusammensetzung der Arbeitslosen ansehen (also neben Qualifikation auch Alter und Gesundheit). Nicht alle sind drei Jahre lang arbeitslos, sondern nur Wochen oder Monate. Die können weder ausgebildet noch da eingesetzt werden. Die fallen schon mal alle weg. Vom Rest dann noch diejenigen, die es körperlich/physisch nicht können.
Beim Rest kommt es dann ebendarauf an, ob die das nicht nur reiner Nächstenliebe und sondern vorrangig auch für den Einkommenserwerb machen. Diejenigen, die es vor allem aus Nächstenliebe tun, dürften nahezu vollständig beschäftigt sein, sei es bezahlt oder ehrenamtlich oder einfach nur, indem sie bereits eigene Angehörige versorgen.
Bei denen, die das aus Einkommensgründen in Erwägung ziehe, fängt es eben an. Sind das immer Vollzeitjobs, für die es sich dann lohnt eventuell quer durch die Republik zu ziehen? Wieviel mehr bei welchem Aufwand bleibt am Ende gegenüber dem Status quo und Null Aufwand übrig. Da kommt dann eben zum Tragen, dass es häufig zu einem Einkommensentzug von nahe 100% kommt. Die Motivation kann sich jeder vorstellen.Die dürfte indirekt proportional zum Einkommensentzug fallen.
Es gibt also genug Baustellen bevor man sich darüber wundern sollte, warum ein spezifischer Bedarf an Arbeitskräften am heimischen Markt nicht gedeckt werden kann.
Sind diese Baustellen dann fertig, kann es übrigens trotzdem sein, dass immer noch genauso viele Arbeitslose rumturnen, da auch Leute zu Hause hocken, die in keiner Arbeitslosenstatistik auftauchen, aber bei besseren Rahmenbedingungen (Relation zusätzliche Arbeit zum zusätzlichen Einkommen, Kinderbetreuungsplätze, Pflege von Angehörigen! etc. pp.) plötzlich ihre Arbeitskraft anbieten würden.
Und auch heute geht es nicht um die 14.000 freien Stellen. Es sind heute schon mehr Ausländer offiziell und inoffiziell in der Pflege tätig. Und unter den Hartz-IV-Empfängern ist eine große Anzahl, die selbst Angehörige pflegen. Die müssten natürlich bei der obigen Überlegung zum Potenzial ebenfalls herausgerchnet werden. Also gut möglich, dass unter den 2 Millionen Arbeitslosen bereits 14.000 sind, die es könnten und bereits tun.
In 2009 sind mehr als eine Million Pflegebedürftige allein von Angehörigen gepflegt worden, davon mehr als 80.000 in der Pflegestufe III.
Die haben kaum noch Zeit und Chancen nebenbei dem Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stehen und beziehen sehr oft deswegen ALG-II.
Alles ein bißchen trocken aber doch erhellend: http://doku.iab.de/forschungsbericht/2012/fb1012.pdf
Also möglicherweise sind unter den Arbeitlosen ein großer Teil bzw. mehr als 14.000, die bereits jemanden pflegen und/oder nur deswegen überhaupt erst arbeitslos gemeldet sind.
Deine Frage könnte damit beantwortet sein bzw. müsste dahingehend verändert werden, ob unter den verbleibenden Arbeitslosen noch welche für solche Arbeiten geeignet sind und ob sich für sie diese Jobs lohnen.
Grüße