Der Christ geht ins Kloster - Wohin der Atheist?

Hallo Ihr,

vielleicht ist Euch ja schon aufgefallen, dass ein gläubiger Christ der fernab des weltlichen Lebens sich seiner Spiritualität widmen möchte, die Möglichkeit hat, in ein Kloster einzutreten.
Was tut ein Mensch, der ein Leben fernab unserer Gesellschaft in einer Gemeischaft Gleichgesinnter leben und arbeiten möchte, aber nicht an Gott glaubt?
Gibt es ‚Klöster ohne Gott‘ die nicht gleich in einen fragwürdigen Sektenkontext abrutschen?

Ich freue mich auf Eure inspirierenden Antworten.

Gruß,

mk

Hallo mk,
was verstehst Du denn konkret unter

sich seiner Spiritualität widmen

Was genau willst Du denn in solch einem ‚Kloster‘ tun?

Freundliche Grüße,
Ralf


MOD: Hinweis auf „falsches Brett“ gelöscht, weil jetzt im richtigen Brett :wink:

Hallo

In die Wüste,dort findet er zu sich selbst und fängt dort an sich zu lieben und findet dort dort seinen persönlichen Gott. Ich finde, dass man seinen Gott suchen soll, fernab der Religionen, die eine vorgefasste Meinung haben. „wer mich mit redlichen Herzen sucht, dem werde ich mich finden lassen“ Sieh es mal so!

Geh es an

peter s

auch ins Kloster.
Hi

Zumindest wenn ich mir den Trend des „Klosterurlaubs“ angucke, der sich immer mehr ausbreitet. Dabei gibt es einige Gruppen (ich kenne da ein Zisterzienserkloster) die auch Nicht-Christen aufnehmen. Und ich kenne auch zwei Atheisten, die das tatsächlich gemacht haben bzw. machen.

Nachvollziehen kann ich das zwar nicht, weil mir persönlich die einfügung in einen gläubigen Tagesablauf als Ungläubige sehr unangenehm wäre… aber möglich ist es.

Ansonsten steht es auch Atheisten frei sich irgendwo in den Wald, die Wüste oder den Keller zu verziehen, ohne Elektrogeräte, und vor sich hin zu meditieren. Meditieren ist zumindest religionsgelöster als beten…

Für die Gruppe gibt es zum Beispiel Yoga-Gruppen u.ä. die das religiöse ein wenig eingedämmt haben, dass einem dort sonst traditionsgemäß schonmal aufgebrummt wird.

Ein soziales Eremitentum ohne religiöse Verbindung sehe ich als schwer zu finden und auch eher sinnlos. Mir würden da nur noch Milizen einfallen, aber die haben ja auch etwas, das sie verbindet.

lg
Kate

Gibt es ‚Klöster ohne Gott‘

Der Buddhismus ist keine Religion im landläufigen Sinne. Vielleicht wäre das eine Antwort?

grüße Bellawa.

Der Buddhismus ist keine Religion im landläufigen Sinne.
Vielleicht wäre das eine Antwort?

Was ist denn für dich eine „Religion im landläufigen Sinn“? Nur eine von den 3 „Buchreligionen“?

Gruß
Torsten

Was ist denn für dich eine „Religion im landläufigen Sinn“?

Die Anbetung von personifizierten Wesenheiten, genannt Götter. Ich bin zwar kein Buddhismusexperte, sondern kann nur weitergeben, was mir Buddhisten sagen: Man kann buddhistischen Lehren anhangen, ohne gottgläubig zu sein. Bei einer Religion im üblichen Sinne geht das nicht. Ich würde das als „spirituelle Philosophie“ bezeichnen.

Nur eine von den 3 „Buchreligionen“?

Was soll das sein? Diesen Ausdruck kenne ich nur als internen Fachterminus für die „Geduldeten unter den Ungläubigen“, und das nur als Ausdruck in einer einzigen dieser drei Religionen. Es gibt aber weit mehr Religionen als nur diese.

Grüße Bellawa.

Ich hab da noch ne Idee für dich:

Die Bundeswehr.
Fernab der Zivilisation sitzt du in deinem Feldlager in Kundus, hörst Vögel und AK47 singen…
Du brauchst auch keinen Gott, denn der hat dich dort vermutlich eh verlassen…

Und du bist auch in keiner Sekte - wenn auch der Kontext der Anwesenheit in diesem Land durchaus fragwürdig ist^^

Hallo mk.

Was tut ein Mensch, der ein Leben fernab unserer Gesellschaft
in einer Gemeischaft Gleichgesinnter leben und arbeiten
möchte, aber nicht an Gott glaubt?

Das kommt natürlich sehr darauf an wofür er Gleichgesinnte sucht. Eine Möglichkeit wäre z. B. so was wie die ‚Republik Freies Wendland‘ oder eine Künstlerkolonie oder die Fremdenlegion, - je nachdem.

Gruß
Grin

Hi

Was ist denn für dich eine „Religion im landläufigen Sinn“?

Die Anbetung von personifizierten Wesenheiten, genannt Götter.
Ich bin zwar kein Buddhismusexperte, sondern kann nur
weitergeben, was mir Buddhisten sagen: Man kann buddhistischen
Lehren anhangen, ohne gottgläubig zu sein. Bei einer Religion
im üblichen Sinne geht das nicht. Ich würde das als
„spirituelle Philosophie“ bezeichnen.

Buddhismus Religion - ja oder nein? Das ist ein uraltes Streitthema. Wenn du nach dem lateinischen religio gehst, kommt es kaum hin, wenn du Gottverehrung suchst ist nur der Mahayana Buddhismus eine Religion (je nachdem, wo du bist, und wie göttlich die Prinzipien sind).
Es gibt aber noch viele andere Religionsdefinitionen… z.B. die ganz schlichte von Riesenbrodt, der Religion als etwas definiert, dass an etwas Transzendentes glaubt.

Da wäre der Buddhismus wieder drin, denn der glaubt ja durch eine bestimmte Lebensweise etwas, das über diese Welt hinaus geht, erreichen zu können und er glaubt an eine Struktur der Welt (Leben ist Leiden etc.) die faktisch nicht sichtbar ist.

Nur eine von den 3 „Buchreligionen“?

Was soll das sein? Diesen Ausdruck kenne ich nur als internen
Fachterminus für die „Geduldeten unter den Ungläubigen“, und
das nur als Ausdruck in einer einzigen dieser drei Religionen.
Es gibt aber weit mehr Religionen als nur diese.

Grüße Bellawa.

Mir sind „Buchreligionen“ für gewöhnlich als die Religionen begegnet, die sichauf die Fünf Bücher Mose stützen, mit verschiedener Edition und Erweiterung. Also Judentum, Christentum, Islam, weil sie halt auf ein „Buch“ zurückgehen. Du hast recht, dass der Begriff eigentlich innerreligiös ist. Ich habe ihn aber jetzt schon oft in außerreligiösen Kontexten gelesen, ich nehme an, dass manche Leute es als eine Erweiterung von „Schriftreligion“ sehen, das sind alle Religionen, die einen schriftlich niedergelegten Kanon haben.

lg
Kate

Riesenbrodt, der Religion als etwas
definiert, dass an etwas Transzendentes glaubt.

Dann wäre auch die Psychoanalyse Religion. Die Anbetung ist nach meiner Meinung schon ein grundlegendes Element.

Mir sind „Buchreligionen“ für gewöhnlich als die Religionen
begegnet, die sichauf die Fünf Bücher Mose stützen, mit
verschiedener Edition und Erweiterung.

Ja, so sieht der Islam das. Außerhalb dieses Kontextes kenne ich den Ausdruck nicht. Weder für das Christentum noch für das Judentum sind alle diese drei „Buchreligionen“, weil der Koran für das Christentum kein relevantes Buch ist, und für das Judentum auch das Evangelium nicht.

Grüße Bellawa.

Hallo Kate

wenn du Gottverehrung suchst ist nur der
Mahayana Buddhismus eine Religion (je nachdem, wo du bist, und
wie göttlich die Prinzipien sind).

sorry, aber muss ich widersprechen. Die gott ähnliche Verehrung, die etwa Bodhisattvas und Buddhas genießen, ist nun einmal keine ‚Gottverehrung‘. „Göttliche Prinzipien“ gibt es im Mahayana ebensowenig wie im Theravada-Buddhismus. Wobei es sicher richtig ist, dass in der Volksreligion die Unterschiede zu theistischen Religionen äußerst verschwommen sind. Auf einer solchen Argumentationsebene müsste man dann allerdings auch das Christentum nicht als monotheistische Religion, sondern als eine Religion mit einer Göttertrias bezeichnen - wobei natürlich die Gottesmutter den Platz des heiligen Geistes einnimmt …

Es gibt aber noch viele andere Religionsdefinitionen…

Ich möchte in diesem Zusammenhang auf ein älteres Posting mit Hinweis auf Durkheim und Nishitani verweisen:
/t/brauchen-menschen-religion/2550652/26
sowie einige spätere Ausführungen dazu:
/t/welche-religion-passt-zu-mir/3794406/22

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo Ralf

Wobei es
sicher richtig ist, dass in der Volksreligion die Unterschiede
zu theistischen Religionen äußerst verschwommen sind. Auf
einer solchen Argumentationsebene müsste man dann allerdings
auch das Christentum nicht als monotheistische Religion,
sondern als eine Religion mit einer Göttertrias bezeichnen

Du übersiehst dabei (oder auch nicht und argumentierst wider
besseres Wissen) daß die 3-Personen-Einheit der christlichen
Gottesvorstellung keine „Götter“ vorstellt, welche unabhängig
voneinander oder gegeneinander handeln können.
Dies ist aber bei allen außerchristlichen Gottesvorstellungen
von mehreren Göttern gegeben.
Wobei dies:

wobei natürlich die Gottesmutter den Platz des heiligen
Geistes einnimmt …

eine Deiner üblichen (versteckten)lästerlichen Verunglimpfungen ist.
Gruß VIKTOR

http://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%B6ttertriade

Hallo Viktor

Du übersiehst dabei (oder auch nicht und argumentierst wider
besseres Wissen) daß die 3-Personen-Einheit der christlichen
Gottesvorstellung keine „Götter“ vorstellt, welche unabhängig
voneinander oder gegeneinander handeln können.

das übersehe ich durchaus nicht. Ich schätze, Du übersiehst, dass ich ausdrücklich von Volksreligion geschrieben habe und eben dieses Dich so störende Beispiel als Beleg dafür angeführt habe, wie sehr

1.) die Vorstellungswelt und die religiöse Praxis einfacher, religiöser Menschen von der Doktrin der Religion, der sie sich zugehörig fühlen, abweichen kann und
2.) wie sehr der Blick von außen täuschen kann - insbesondere wenn man das, was man da sieht, kurzerhand nach dem Muster bereits bekannter, äußerlich ähnlicher Erscheinungen interpretiert.

Es geht also um eine bestimmte Herangehensweise an Religionen; eine Herangehensweise, die lediglich das äußere Erscheinungsbild im Auge hat und dabei die Doktrin einer Religion souverän ignoriert. Die Herangehensweise an den Mahayana-Buddhismus, die da bei Kates Posting sichtbar wurde, würde bei Anwendung auf das Christentum eben die von mir angeführten Schlussfolgerungen nahelegen.

Falls es noch nicht klar geworden ist - ich halte von solchem ‚religionswissenschaftlichem Behaviourismus‘ nichts. Das mag derzeit en vogue sein, erinnert in den Ergebnissen aber gelegentlich fatal an die Urteile islamischer Banditen oder christlicher Missionare und Kolonisatoren, die in Buddhisten schlichtweg ‚Götzenanbeter‘ sahen.

So besser verständlich?

Freundliche Grüße,
Ralf

Hi

Von Behaviorismus kann man nicht mehr sprechen, wenn nehmen der fremden Beobachtung auch qualitative Forschung und DIskurs betrieben wird.

Ebenso falsch wie das bloße angucken und abschreiben ist es aber, eine Religion an den oberen 5% festzumachen.
Die Grundregeln sind eine Sache und als Wurzel natürlich wichtig, aber kann man daran eine ganze Religon, die sehr anders als früher mal vorgeschrieben, praktiziert wird denn festmachen?

Im Christentum gibt es doch auch viele Stufen zwischen hochgelehrten mindestens viersprachigen Theologen, die jedes Regelwerk und jede Deutung auswendig kennen, und den Leuten, die glauben dass Kinder Engel werden, wenn sie sterben.

lg
Kate