Dialekt und Hochdeutsch

Hallo,

–> Problem taucht nicht auf.

Da hast du entweder Glück, bist besonders fähig damit umzugehen oder du hast eine selektive Wahrnehmung.
Das Problem taucht auf (wenn auch vielleicht nicht für dich) und es kann für Kinder zu vielfältigen Nachteilen führen (und sei es nur in schlechten Deutschnoten).

Gruß
Werner

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Hallo,
auch wenn ich in Bezug auf den Ton des Beitrags dir hier nicht vollständig widersprechen will,

1:0 gegen dich.
Er versucht sich auf dich einzustellen, aber du schätzt ihn
gering dafür, dass es ihm nicht gelingt.

lese ich hier die Erfahrung heraus, dass es schwer ist mit Menschen zu kommunizieren, die kein verständliches Hochdeutsch sprechen. Das hat nichts mit Geringschätzung der Person oder deren Anstrengung zu tun, sondern die Situation ist schrecklich.
Da ist jemand der möchte sich mir mitteilen, aber er kann es nicht bzw. nur mit großer Mühe und das hat eine andere Brisanz, als wenn ich mit Ausländern in einer Lingua Franca kommuniziere. Natürlich kann man sich in Lokalpatriotismus ergeben. Der Effekt wäre langfristig so wie mit der Schweiz oder auch den Niederlanden man würde zu echten Ausländern. Solange ich aber Wert darauf lege mit allen Deutschen problemlos eine gemeinsame Sprache zu haben, darf man die geschilderte Situation m. E. auch „grauslig“ finden.

Gruß
Werner

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Es ist auch nicht schlimm, wenn man sich
untereinander so unterhält, aber ich finde es wichtig, dass
ein deutsches Kind in Deutschland die Hochsprache ordentlich
lernt. Ohne irgendwelche seltsamen Klangfärbungen oder
grammatische Ausnahmen! Damit eine problemlose Kommunikation
mit allen Sprechern der deutschen Sprache (auch als
Fremdsprache) möglich ist.

Dass du auch sämtliche Klangfärbungen vermeiden möchtest kann
ich jetzt aber gar nicht mehr nachvollziehen. Erstens denke
ich, dass fast jeder eine gewisse Färbung in seiner Aussprache
hat. Zweitens gibt es doch mit einer Färbung noch lange keine
Probleme bei der Kommunikation.

Hallo Michaela,

nein, Probleme bei der Kommunikation natürlich nicht. Solange der Sprecher in seiner Heimat bleibt, gibt es damit sicher keine Nachteile. Aber wenn die Region gewechselt wird…

Ich erinnere mich noch gut an einen recht netten Teilnehmer in der VHS, der sehr deutlich schwäbelte und von den anderen Kursteilnehmern immer wieder auf die Schippe genommen wurde. Sie nahmen ihn auch nicht so ganz ernst. Es klang für unsere Ohren aber auch wirklich lustig! Und das sogar in einem Spanischkurs, wo hauptsächlich spanisch gesprochen wurde.

In der VHS kein Drama, aber im Beruf? Davon abgesehen, es war einer dieser Arbeitnehmer, die zwar hochqualifiziert sind, aber immer wieder nur befristete Arbeitsverträge bekommen und überall immer nur kurze Zeit wohnen. Ich glaube nicht, dass dieses nicht wirklich ernst genommen werden, es ihm leicht gemacht hat, neue Freundschaften zu schließen. Auf mich wirkte er einsam und verloren in der fremden Großstadt.

Und was meine sogenannte „Arroganz“ aus den anderen Beiträgen angeht. Die Geschichte ging noch weiter. Nachdem die Kommunikation mit dem erwähnten Herrn nicht sehr effektiv war und er auch ziemlich brummelig reagierte, lernte ich seine Ehefrau kennen, die flüssiges Hochdeutsch mit lokaler Einfärbung sprach. Erst durch sie erkannte ich, dass es sich um eine sehr nette Familie handelte, die durchaus kontaktfreudig war. Würden wir nicht so weit auseinanderwohnen, wäre eine gute Freundschaft durchaus möglich gewesen. Auch ihr Ehemann stellte sich dann aus duchaus intelligent und aufgeschlossen heraus. Er hatte eben nur eine gewisse Sprachhemmung, weil er wusste, dass sein Hochdeutsch nicht so ganz das Wahre war. Es war ihm einfach etwas peinlich und deshalb wirkte er brummelig und ein bischen dumm. Was er aber in Wahrheit wirklich nicht war. Er kämpfte nur mit einer Fremdsprache! Das weiß ich jetzt, weil seine Frau es mir erzählt hat. Von ihm selbst hätte ich das wohl nie erfahren :wink:.

Ich finde, sowas sollte im 21. Jahrhundert nicht mehr sein. Ein gutes Hochdeutsch ist einfach wichtig. Über die Klangfärbung kann man streiten. Es kommt vielleicht auch auf die Region an. Ich denke, ein bayrischer oder norddeutscher Einschlag wird seltener belächelt, als wenn jemand schwäbelt oder sächselt. Meine ich, vielleicht sehen andere das anders. Ich habe aber den Eindruck, dass jemand mit sehr starkem regionalen Einschlag oft von anderen als wenig weltoffen und etwas engstirnig angesehen wird. Das mag nicht für alle gelten, aber bei vielen ist es einfach so.

Ich denke, das Leben wird einfach leichter, wenn man die Landessprache ordentlich beherrscht. Egal, in welche Region es einen verschlägt. Und ob es sich lohnt, Zeit und Mühe in einen lokalen Dialekt zu stecken oder ob man seine Anstrengungen nicht besser in eine echte Fremdsprache stecken sollte, muss auch jeder selbst wissen. Ich selbst ziehe jedenfalls die Fremdsprache vor und verzichte gern auf das Erlernen des örtlichen Platt.

Und aus Sicht eines Fremdsprachenlerners fände ich es ziemlich dämlich, nach jahrelangen Deutsch-Studiums nach Deutschland zu kommen und trotzdem nichts zu verstehen. Wenn in jeder Landesecke eine andere Sprache gesprochen wird, was soll dann ein Ausländer lernen, der unser Land gern einmal besuchen möchte? Bayrisch, Sächsisch? Oder gleich Englisch? Das führt dann auch zu einer Verarmung, wenn alle nur noch Englisch lernen, weil man damit überall durch kommt.

Viele Grüße

Anne

P.S.: Ganz deutlich wird das übrigens in unserem Radiosender 1live (WDR). Dort wird gerade dieser DSDS-Sieger (der gerade mit Herrn Bohlen seine erste CD herausgebracht hat) so richtig veräppelt. Wie man dort seinen Dialekt verulkt ist ein Spiegel dessen, was einem ähnlich sprechenden Arbeitnehmer am Arbeitsplatz erwartet. Stark überzeichnet natürlich. Diesem Bobbelsche (so nennen sie ihn dort) mag das vielleicht in seiner aktuellen Karriere ganz recht sein, aber bei einem Wirtschaftsingenieur oder Juristen sieht das ganz anders aus. Wer möchte schon im wahren Leben so durch den Kakao gezogen werden?

Hi,

Ich selbst kann mich nicht erinnern, dass da jemals ein
Problem gewesen ist.

Da hast du wohl einfach andere Bekannte als ich.
Ich kenne einige Menschen, die aufgrund ihrer
Dialektgebundenheit nur ein sehr fehlerhaftes Hochdeutsch
beherrschen (und damit meine ich keine kleine Lautfärbung).

Wie alt sind die?
Wie ich in meinem ersten Posting in diesem Thread nämlich schrieb, sehe ich bei der Jugend durch frühen Fernsehkonsum (WErtung mal außen vor lassend) keinerlei Gefahr. Von den unter 20jährigen spricht niemand mehr den breiten Dialekt der Generationen davor.

Was die Ausdrucksmöglichkeiten betrifft, die im Dialekt anders sind als in der Hochsprache, habe ich mich speziell auf emotionale Aussagen gelegt.

Gruß
Elke

Hallo Elke,

Genau so sehe ich das auch! Wichtig ist doch, dass man die
offizielle Landessprache akzentfrei beherrscht.

Warum?
Warum ist akzentfrei wichtig?
Wie gottserbärmlich langweilig.
Außerdem: lies mal Martin Mays gute Postings dazu.
Wer denkt, er spräche akzentfrei, macht sich was vor. Einzige
Ausnahme: geschulte Schauspieler und Sprecher.
Und abgesehen davon: Hochdeutsch ist lediglich ein zur
(künstlichen) Norm erhobener Dialekt.

Es mag mal eine künstliche Norm gewesen sein, aber Martin Luther ist lange tot und inzwischen kann man kaum noch von einer Kunstsprache sprechen.

Wenn das
sichergestellt ist, kann man dann sozusagen als Hobby noch
zusätzlich den Dialekt erlernen.

Dialekt, das solle deutlich geworden sein, hat sehr viel mit
Gefühl und Emotionalität zu tun. Im Dialekt sind Dinge
sprechbar, die man auf Hochdeutsch nicht ausdrücken kann.

Was kann man denn im Dialekt ausdrücken, was im Hochdeutschen nicht geht?? Dann sind hier bei uns ja in vielen Fällen die Leute ziemlich sprachlos :wink:. In meiner Stadt wird eher der Dialekt als Fremdsprache aufgefasst. Einige wenige bemühen sich, damit er nicht ausstirbt. Ein ziemlich aussichtsloses Unternehmen, da unter den Kindern kaum noch eines so sprechen kann. Und selbst die noch erhaltenen Sprecher haben ihre Mühe und bereiten die Texte oft aufwenig vor (vermutlich üben sie sie auch noch ein :wink:).

Ähnlich wie wenn man
unbedingt Gardetanz machen möchte oder bei einer
Blasmusikkapelle mitmacht.

Das ist absoluter Humbug, wenn man von Sprachaneignung
spricht.
Geh mal ins Archiv und lies über mehrsprachig aufwachsende
Kinder. Die Aussagen kann man IMHO 1:1 auf Kinder übertragen,
die Dialekt und Hochsprache lernen.

Humbug? Meiner Meinung nach ist das Beherrschen eines Dialektes genaus so nützlich wie Kenntnisse im Gardetanz: Es ist der Erhalt regionaler Tradition. Nett, aber nicht wirklich wichtig. Mehrsprachiges Aufwachsen finde ich toll! Eine echte Fremdsprache halte ich aber für nützlicher. Aber egal, wichtig ist trotzdem, dass die Hauptsprache dabei richtig erlernt wird. Sonst laufen hinterher solche Kandidaten herum, die überhaupt keine Sprache richtig beherrschen. Ein Umstand, den man heute ja auch oft bei Immigrantenkindern beobachten kann.

Ich finde es nicht besonders schlimm, wenn man Fremdsprachen
nur mit einem Akzent erlernt oder eine ganze Reihe von
Grammatikfehlern macht. Es ist eben eine Fremdsprache. Aber
die eigene Landessprache sollte doch flüssig, verständlich und
ohne großartige Fehler über die Lippen kommen.

Selbst der Duden erkennt regional unterschiedliche Variationen
an.

Das ist ja auch gar kein Problem. Was im Duden steht, wird i.d.R. auch von jedem verstanden.

Mir ist es schon passiert, dass ich in Bayern war und wichtige
Dinge erledigen wollte und dabei auf Leute traf, die nicht nur
kaum zu verstehen waren, sondern sich dafür auch noch ziemlich
anstrengen mussten. Ich wurde von ihnen allerdings einwandfrei
verstanden - ich sprach ja wie die Leute im Fernsehen. Das
kann es doch nicht sein! Wir leben doch nicht mehr im 19.
Jahrhundert!

Vielleicht solltest du deine Sprachkompetenz erweitern. Ich
verstehe nicht jeden Dialekt in Deutschland, aber ich wage zu
behaupten, dass ich jedes regional gefärbtes Deutsch (inkl.
Schweizerisch) verstehe (da die Leute dich verstanden, haben
sie nicht extrem Dialekt geredet).

Was Du da jetzt sagst, ist absurd! Zwei Menschen können sich sehr gut in zwei Sprachen gleichzeitig unterhalten. Als mein Englisch noch ziemlich schlecht war, traf ich mal auf einen Belgier, dessen Deutsch auch nicht besonders gut war. Wir konnten uns aber sehr gut unterhalten. Er sprach mit mir Englisch, ich mit ihm Deutsch. Kein Problem! Keiner musste sich in seiner schwachen Sprache ausdrücken, verstand aber alles. Genau so ist es doch auch mit den Sprechern eines Dialekts, die heutzutage durch das Fernsehen alle gut Deutsch verstehen, aber ablehnen, es zu sprechen.

Im Übrigen bin ich heute ständig dabei, meine Sprachkompetenz zu erweitern: Englisch, Französisch, Spanisch ein wenig Italienisch und Niederländisch. Das geht schon. Aber da auch noch einen Dialekt dazulernen? Das wird mir dann doch zuviel. Auch mein Tag hat nur 24 Stunden!

So ein Dialekt mag als Tourist vielleicht als nett empfunden
werden, aber wenn es um wichtige Dinge geht, hört der Spaß
auf. Es ist nicht besonders wichtig, ob jetzt die nördliche
oder südliche Variante der Grammatik (gab’s da nicht die
Benrather Linie?) verwendet wird, das beeinträchtigt das
Verständnis nur wenig, aber ein starker Akzent oder regional
geprägte Spezialausdrücke stören das Verständnis ungemein.

Finde ich nicht und meine Erfahrung spricht dagegen.

Und was noch dazukommt: Es gibt auch die Tendenz, Sprecher aus
anderen Regionen mit starkem Akzent etwas zu belächeln und
nicht ganz so ernst zu nehmen.

Nur von Leuten, die so denken wie du. In der Allgemeinheit in
Deutschland ist diese Haltung zum Glück auf dem Rückzug.

Das ist nicht die Regel, kommt
aber vor. Solche Leute sind in den Köpfen vieler dann nur „der
Sachse“ oder „der Berliner“ und nicht mehr Rudi und Mike. Das
müsste aber nicht sein, wenn ein Kind gleich korrektes
Hochdeutsch gelernt hat. Egal, ob mit oder ohne zusätzlichen
Dialekt.

Ich bevorzuge Menschen, die von ihren Eltern die Sprache der
Umgebung gelernt haben und nicht ein gestelztes Nachderschrift
sprechen.

Was ist daran gestelzt, wenn man so spricht, wie es geschrieben wird? Das ist völlig normal! Bei uns macht das jeder so. Klar, ein paar umgangsprachliche Wörter fließen mal mit ein, aber das heißt noch lange nicht, dass es kein Hochdeutsch mehr wäre. Schließlich verwendet man auch Fremdwörter, die aus anderen Sprachen kommen.

Analog dazu war ich immer der Meinung meine Kinder sollten von
mir lieber Deutsch lernen, so wie ich es spreche, und ihr
Englisch von ihrer Umgebung (Freunde, Schule, TV, etc.), statt
von mir zwar weitestgehend grammatikalisch-fehlerfreies, aber
ganz und gar nicht akzentfreies Englisch.

Wenn Du in England wohnst, ist das sicher der beste Weg. Ich kann aber andere Eltern gut verstehen, die sich bemühen, ihren Kindern von Anfang an Englisch als Zweitsprache nahezubringen. Wenn die Grammatik schon fehlerfrei ist (das ist enorm! Das können ja oft noch nicht mal die Einheimischen perfekt), hat man ja schon eine wirklich gute Grundlage, es zu versuchen. Schließlich wird heutzutage ja teilweise schon im Kindergarten versucht, Kindern die erste Fremdsprache zu vermitteln. Wobei ich bezweifle, dass die entsprechend geschulten Erzieherinnen tatsächlich eine fehlerfreie Grammatik beherrschen. In meinem Englischkurs (Niveau C1) sitzen auch Lehrerinnen, die das machen um eine beruflich verwertbare Zusatzqualifikation zu erwerben. Und unsere Grammatik ist sicher nicht fehlerfrei!! Aber die ersten einfachen Sätze für den Einstieg würden natürlich alle mit ein wenig Unterrichtsvorbereitung fehlerfrei über die Lippen bekommen. Und darauf kommt es ja erst mal an. Später übernehmen dann ja die Fachlehrer.

Aber ich will das Ganze mal so ausdrücken: Was man nicht kennt, kann man nicht vermissen. Wenn man etwas nicht braucht, versteht man auch nicht, warum man sich damit befassen soll. Bei uns ist ein ausgeprägter Dialekt nicht üblich und vermutlich verstehe ich deshalb nicht so recht, warum bei vielen ihr Herz dran hängt. Für mich ist das Erlernen eines Dialektes eben ein unnötiger Aufwand, vergleichbar mit dem Gardetanz. Aber von dem bekommt man wenigstens eine gute Kondition :wink:. Schade ist nur, dass man die unschuldigen Kinder nicht vorher fragen kann. Trotzdem denke ich, dass gute Kenntnisse des Hochdeutschen nie falsch sein können.

Viele Grüße

Anne

Hallo,

Es mag mal eine künstliche Norm gewesen sein, aber Martin
Luther ist lange tot und inzwischen kann man kaum noch von
einer Kunstsprache sprechen.

Natürlich ist es eine Kunstform. Warum sonst sprechen die Menschen in Bayern anders als in Rostock oder Lübeck? Warum sollten die grammatikalischen Regeln, die im allemanisch beeinflussten Deutschen weniger Wert sein, als die aus Sachsen?

Was kann man denn im Dialekt ausdrücken, was im Hochdeutschen
nicht geht??

Da du offensichtlich keinen Dialekt sprichst, ist das schwer zu vermitteln ohne wirklich ins Detail zu gehen. Aber gerade Kinderlieder, Märchen (nur als Beispiel) sind sehr an Regionen gebunden. Im Dialekt gibt es zum Beispiel viel mehr Bezeichnungen für Babies und Kleinkinder, nicht nur von Dialekt zu Dialekt, sondern auch innerhalb des Dialektes.

Dann sind hier bei uns ja in vielen Fällen die
Leute ziemlich sprachlos :wink:.

Gewissermaßen ja - natürlich nicht so, wie dein Smiley andeutet, sondern mehr in der Ausdrucksvielfalt.

In meiner Stadt wird eher der
Dialekt als Fremdsprache aufgefasst. Einige wenige bemühen
sich, damit er nicht ausstirbt. Ein ziemlich aussichtsloses
Unternehmen, da unter den Kindern kaum noch eines so sprechen
kann.

Sagte ich ja auch.

Und selbst die noch erhaltenen Sprecher haben ihre Mühe
und bereiten die Texte oft aufwenig vor (vermutlich üben sie
sie auch noch ein :wink:).

Das ist doch schade. In anderen Ländern gehen Menschen sprichwörtlich auf die Barrikaden, um ihre eigene Sprache erhalten zu dürfen (z.B. Afrikaans in Südafrika, zeitweilig in Katalonien, das Walisische etc.).

Ähnlich wie wenn man
unbedingt Gardetanz machen möchte oder bei einer
Blasmusikkapelle mitmacht.

Das ist absoluter Humbug, wenn man von Sprachaneignung
spricht.
Geh mal ins Archiv und lies über mehrsprachig aufwachsende
Kinder. Die Aussagen kann man IMHO 1:1 auf Kinder übertragen,
die Dialekt und Hochsprache lernen.

Humbug? Meiner Meinung nach ist das Beherrschen eines
Dialektes genaus so nützlich wie Kenntnisse im Gardetanz: Es
ist der Erhalt regionaler Tradition.

Nein. Natürlich lebt man genauso ohne Dialekt, aber jemandem die Sprache zu nehmen liegt auf einem anderen Gebiet als jemandem ein Hobby abspenstig zu machen. Zum einen sind regionale Traditionen nicht schlecht. Auch du wirst dir nicht wünschen, dass es in Deutschland z.B. nur noch Golden Delicious, Granny Smith und Red Allstar Äpfel gibt. Gerade in der Breite des Angebots liegt die Würze.
Spracherwerb läuft auf einer emotionalen Ebene (die Mutter, die lachend einen Fingervers aufzählt, eine Oma, die das Kind mit einem Wiegenlied auf den Armen schaukelt, der Vater, der beim Windelwechseln die Körperteile nicht unbedingt anatomisch korrekt, sondern so wie er sie gelernt hat, benennt.
Die ganze Sprache (auch das Hochdeutsche) wird verarmen, wenn es keine Dialekte mehr gibt.
Es gibt Studien (müsste ich suchen), dass Kinder, die Dialekt und Hochsprache beherrschen, eine größere Sprachkompetenz im Deutschen, wie auch beim Erlernen von Fremdsprachen haben.

Nett, aber nicht wirklich
wichtig. Mehrsprachiges Aufwachsen finde ich toll! Eine echte
Fremdsprache halte ich aber für nützlicher.

Meine Kinder sind deutsch/englischsprachig aufgewachsen. Sie sprechen im allgemeinen Hochdeutsch, aber verstehen und benutzen gelegentlich den hiesigen Dialekt (zusätzlich verstehen sie die Sprachvarianten meines Heimatdialektes bzw. den meines Mannes).
Wobei die Fremdsprache „wichtiger“ sein kann im späteren Leben, aber bei dieser Aussage geht es um die Sprache an sich. Ich spreche aber von angeeigneter Sprachkompetenz, die im frühen Kindesalter entwickelt wird.

Das ist ja auch gar kein Problem. Was im Duden steht, wird
i.d.R. auch von jedem verstanden.

Ja, aber gerade da stehen z.B. so regionale Varianten drin, ob man „ich bin größer wie du“ oder „größer als du“ sagt, ob z.B. schwimmen mit sein oder haben konjugiert wird.

Vielleicht solltest du deine Sprachkompetenz erweitern. Ich
verstehe nicht jeden Dialekt in Deutschland, aber ich wage zu
behaupten, dass ich jedes regional gefärbtes Deutsch (inkl.
Schweizerisch) verstehe (da die Leute dich verstanden, haben
sie nicht extrem Dialekt geredet).

Was Du da jetzt sagst, ist absurd!

Nein. Es ist die logische Folgerung aus dem, was du geschrieben hast.

Zwei Menschen können sich
sehr gut in zwei Sprachen gleichzeitig unterhalten. Als mein
Englisch noch ziemlich schlecht war, traf ich mal auf einen
Belgier, dessen Deutsch auch nicht besonders gut war. Wir
konnten uns aber sehr gut unterhalten. Er sprach mit mir
Englisch, ich mit ihm Deutsch. Kein Problem! Keiner musste
sich in seiner schwachen Sprache ausdrücken, verstand aber
alles. Genau so ist es doch auch mit den Sprechern eines
Dialekts, die heutzutage durch das Fernsehen alle gut Deutsch
verstehen, aber ablehnen, es zu sprechen.

Ich vermute sehr stark, dass die Menschen, die sich weigern Hochdeutsch zu reden, dies in den meisten Fällen bewusst tun, aus Gründen, die sehr wenig mit der Sprache zu tun haben. Darauf ist schon jemand anders eingegangen.

Im Übrigen bin ich heute ständig dabei, meine Sprachkompetenz
zu erweitern: Englisch, Französisch, Spanisch ein wenig
Italienisch und Niederländisch. Das geht schon. Aber da auch
noch einen Dialekt dazulernen? Das wird mir dann doch zuviel.
Auch mein Tag hat nur 24 Stunden!

Verlangt doch niemand. Ich habe lediglich versucht, darauf hinzuweisen, dass du ein Problem zu haben scheinst, mit dem du ziemlich allein dastehst, wenn ich den Aussagen in diesem Thread glauben darf.
Aber deine Arroganz und dein Unverständnis gegenüber Dialektsprechern zu überdenken, darf man fordern.

Was ist daran gestelzt, wenn man so spricht, wie es
geschrieben wird?

Dann hör dir mal einen Pfälzer an, der „nach der Schrift spricht“.
Oder einen Hessen.

Das ist völlig normal!
Bei uns macht das
jeder so.

Aber ihr seid nicht der Maßstab.

Klar, ein paar umgangsprachliche Wörter fließen mal
mit ein, aber das heißt noch lange nicht, dass es kein
Hochdeutsch mehr wäre.

Vielleicht, vermute ich mal ganz frech, wären da wirklich Experten etwas anderer Meinung. Gerade Menschen aus den nördlicheren Teilen Deutschlands sind oft der Meinung, dass sie Hochdeutsch sprechen, obwohl das objektiv betrachtet gar nicht der Fall ist.

Analog dazu war ich immer der Meinung meine Kinder sollten von
mir lieber Deutsch lernen, so wie ich es spreche, und ihr
Englisch von ihrer Umgebung (Freunde, Schule, TV, etc.), statt
von mir zwar weitestgehend grammatikalisch-fehlerfreies, aber
ganz und gar nicht akzentfreies Englisch.

Wenn Du in England wohnst, ist das sicher der beste Weg.

Bis vor zwei Jahren in verschiedenen englischsprachigen Ländern.

Ich
kann aber andere Eltern gut verstehen, die sich bemühen, ihren
Kindern von Anfang an Englisch als Zweitsprache nahezubringen.
Wenn die Grammatik schon fehlerfrei ist (das ist enorm! Das
können ja oft noch nicht mal die Einheimischen perfekt),

Danke, das ist mein Beruf.

hat
man ja schon eine wirklich gute Grundlage, es zu versuchen.
Schließlich wird heutzutage ja teilweise schon im Kindergarten
versucht, Kindern die erste Fremdsprache zu vermitteln. Wobei
ich bezweifle, dass die entsprechend geschulten Erzieherinnen
tatsächlich eine fehlerfreie Grammatik beherrschen.

Stimmt.

Aber ich will das Ganze mal so ausdrücken: Was man nicht
kennt, kann man nicht vermissen. Wenn man etwas nicht braucht,
versteht man auch nicht, warum man sich damit befassen soll.

Genau das ist es: Du kennst Dialekt nicht, dennoch ist es eine wunderbare Sache.

Bei uns ist ein ausgeprägter Dialekt nicht üblich und
vermutlich verstehe ich deshalb nicht so recht, warum bei
vielen ihr Herz dran hängt.

Eben. Du verstehst es nicht.

Für mich ist das Erlernen eines
Dialektes eben ein unnötiger Aufwand, vergleichbar mit dem
Gardetanz.

Aber für diejenigen, die es von klein auf hören, ist es doch gar kein Aufwand. Es ist ganz anders, wie das „künstliche“ Englischlernen im Kindergarten. Es läuft einfach so nebenbei.

Aber von dem bekommt man wenigstens eine gute
Kondition :wink:.

Und vom Dialektsprechen eine bessere Sprachkompetenz (s.o.)

Schade ist nur, dass man die unschuldigen
Kinder nicht vorher fragen kann.

Das ist - entschuldige! - ein blödsinniger Satz, weil er auf die gesamte Frage der Kindererziehung zu übertragen wäre. Ich kann mein Kind genausowenig fragen, ob es vegetarisch oder vollwertig ernährt werden möchte, ob es lieber in den Waldorfkindergarten oder den katholischen Kindergarten will, usw.

Trotzdem denke ich, dass gute
Kenntnisse des Hochdeutschen nie falsch sein können.

Wo steht das? Es geht darum, dass Dialekt nichts Falsches ist.

Gruß
Elke

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Als ich Oberpfalz las, musste ich lachen!

Das ist doch die Gegend, wo noch gebellt, statt gesprochen wird!!!

Ist da nicht Nicolas Cage hingezogen?? In ein Schloss? Etzelwang?

Show (der lachen muss)

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Nachtrag
Nochmal von mir hallo!

Ich habe übrigens auch die Erfahrung gemacht, dass Menschen, die einen starken Dialekt sprechen, von anderen (meist natürlich aus einem anderen „Sprachraum“) erst einmal für ein wenig beschränkt gehalten werden.

Das ist natürlich eine intolerante Haltung, nichtsdestotrotz ist sie weit verbreitet. Man kann durchaus einen gewissen Bonus verspielen, wenn man den Mund aufmacht und breitesten Dialekt spricht. (Dass man dies auch durchaus absichtlich tun kann, sei hier aber auch am Rande erwähnt.)

Grüße
kernig

Hallo,

Meine Kinder werden jedenfalls mal den dialektalen Schlag
abbekommen, den ich habe (schon allein, um von den Großeltern
verstanden zu werden *gg*).

Ja, das wird wohl bei mir auch so werden.

Verstehen werden sie es. Reden, wenn sie wirklich müssen. Aber sprechen werden sie, was bei euch vor der Haustür gesprochen wird. Das ist meine Erfahrung mit einer ziemlich umzugsfreudigen Verwandschaft.
Allerdings möchte ich damit nicht in Abrede stellen ,was ich oben geschrieben habe: ich halte Dialekt in den ersten Lebensjahren für wichtig, weil emotionale Inhalte vermittelt werden, die in der Hochsprache leichter verloren gehen.

Gruß
Elke

Wo steht das? Es geht darum, dass Dialekt nichts Falsches
ist.

Hallo Elke,

nein, es ging ursprünglich darum, wie wir das als Eltern machen würden. Und dazu habe ich meine Meinung ausgedrückt - nicht mehr und nicht weniger. Ich persönlich mag eben keine Dialekte. Das ist meine Meinung und ich würde meinem Kind keinen beibringen. Wäre ich in einer Fremdprache perfekt in der Grammatik (kann man überhaupt perfekt in der Grammatik irgendeiner Sprache sein?), würde ich es zusätzlich damit versuchen.

Ich wollte nur aufzeigen, wie ein Dialekt bei Leuten, denen das nicht vertraut ist, ankommen kann. Nenn es von mir aus Arroganz oder Unverständnis. Ich habe es eben oft genug erlebt, dass Leute mit deutlich abweichender Sprache eben doch etwas belächelt bzw. aufgezogen wurden. Damit muss man rechnen, wenn man mit einem starken Dialekt aufgewachsen ist und in eine relativ dialektarme Region zieht. Ich hatte allerdings den Eindruck, dass die Mehrzahl der Mitschreiber aus Regionen mit Dialekt stammen und ihn vermutlich deshalb leidenschaftlich verteidigen. Ich fand es ausgewogener, auch mal die andere Sichtweise aufzuschreiben. Ich finde, ein Dialekt ist auch eine Methode, Leute aus anderen Landesteilen sprachlich auszugrenzen. Nicht umsonst hört man immer wieder, dass Leute, die in ein Dorf fern ihrer Heimat ziehen, es schwer haben, Freunde zu finden. Durch einen ausgeprägten Dialekt wird das doppelt schwer. Ohne gemeinsame Sprache…

Ich vermute sogar, dass das Aussterben des Dialekts in unserer Gegend auch durch eine starke Bevölkerungszunahme nach dem 2. Weltkrieg verursacht wurde. Wenn große Teile der Einwohnerschaft aus allen möglichen deutschen Landesteilen (und auch aus dem Ausland) kommen, muss man sich eben mit Hochdeutsch verständigen. Anders geht es gar nicht. Meine Eltern gehörten ja auch dazu. Wie wäre es gewesen, wenn die vorher ansässige Bevölkerung stur bei ihrem Dialekt geblieben wäre? Eine zweigeteilte Stadt? Sehr gemütlich! Gerade diese Offenheit gegenüber den Neuen hat das Zusammenleben damals doch erst ermöglicht.

Aber wie gesagt, das ist eben meine persönliche Meinung - danach ist doch gefragt worden. Und wenn es mir nicht gelingt, mit einem Dialektsprecher eine gemeinsame Sprache zu finden, ist eine Kommunikation eben nicht möglich. Ihm zuliebe lerne ich jedenfalls keinen Dialekt.

Viele Grüße

Anne

Hallo,

nein, es ging ursprünglich darum, wie wir das als Eltern
machen würden. Und dazu habe ich meine Meinung ausgedrückt -
nicht mehr und nicht weniger.

Dann lies mal dein erstes Posting. Es strotzt vor Arroganz gegenüber Dialektsprechenden. Auf diese Arroganz ist jeder eingegangen, der auf dich geantwortet hat.

Ich persönlich mag eben keine
Dialekte.

Das ist ok. Aber die Art, wie du das schreibst, beinhaltet extreme Kritik an Dialektsprechenden und solchen, die ihren Kinder Dialekt beibringen (lies nur mal, als ein Beispiel, deine Aussage über die „armen unschuldigen Kinder“).

Das ist meine Meinung und ich würde meinem Kind
keinen beibringen. Wäre ich in einer Fremdprache perfekt in
der Grammatik (kann man überhaupt perfekt in der Grammatik
irgendeiner Sprache sein?)

Man kann muttersprachlichen Standard haben, wenn du mich auf die Formulierung festnageln möchtest.

, würde ich es zusätzlich damit
versuchen.

Ich wollte nur aufzeigen, wie ein Dialekt bei Leuten, denen
das nicht vertraut ist, ankommen kann. Nenn es von mir aus
Arroganz oder Unverständnis. Ich habe es eben oft genug
erlebt, dass Leute mit deutlich abweichender Sprache eben doch
etwas belächelt bzw. aufgezogen wurden. Damit muss man
rechnen, wenn man mit einem starken Dialekt aufgewachsen ist
und in eine relativ dialektarme Region zieht. Ich hatte
allerdings den Eindruck, dass die Mehrzahl der Mitschreiber
aus Regionen mit Dialekt stammen und ihn vermutlich deshalb
leidenschaftlich verteidigen.

Du wirst lachen, ich habe lange versucht meinen Dialekt zu verlernen. Zum einen, weil ich nicht mit einem gewissen Mann, der einer Birne nicht unähnlich war, in einen Topf geworfen werden wollte, zum anderen, wegen meines damaligen Berufswunsches. Es ist mir dann auch (durch Umzug) ziemlich gelungen. Ich habe meinen Dialekt und die Freude daran im Ausland wiedergefunden, als ich die Farblosigkeit der deutschen Sprache im Vergleich zum Dialekt mehr und mehr als einengend empfand.

Ich fand es ausgewogener, auch
mal die andere Sichtweise aufzuschreiben.

Insgesamt im Thread ja. Deine Behauptungen selbst waren aber alles andere als ausgewogen.

Ich finde, ein
Dialekt ist auch eine Methode, Leute aus anderen Landesteilen
sprachlich auszugrenzen. Nicht umsonst hört man immer wieder,
dass Leute, die in ein Dorf fern ihrer Heimat ziehen, es
schwer haben, Freunde zu finden. Durch einen ausgeprägten
Dialekt wird das doppelt schwer. Ohne gemeinsame Sprache…

Ich vermute sogar, dass das Aussterben des Dialekts in unserer
Gegend auch durch eine starke Bevölkerungszunahme nach dem 2.
Weltkrieg verursacht wurde. Wenn große Teile der
Einwohnerschaft aus allen möglichen deutschen Landesteilen
(und auch aus dem Ausland) kommen, muss man sich eben mit
Hochdeutsch verständigen. Anders geht es gar nicht. Meine
Eltern gehörten ja auch dazu. Wie wäre es gewesen, wenn die
vorher ansässige Bevölkerung stur bei ihrem Dialekt geblieben
wäre? Eine zweigeteilte Stadt?

Quark. Meine Schwiegermutter ist auch Vertriebene. In der Pfalz gibt es Dialektsprecher und andere. Da war nichts „zweigeteilt“.

Sehr gemütlich! Gerade diese
Offenheit gegenüber den Neuen hat das Zusammenleben damals
doch erst ermöglicht.

Diese Offenheit habe ich bei den Dialektsprecheren hier gelesen, nicht bei dir. Gerade weil ich Hochsprache und Dialekt beherrsche, bin ich in der Lage andere Dialekte zu verstehen.

Aber wie gesagt, das ist eben meine persönliche Meinung -
danach ist doch gefragt worden.

Du hast aber wesentlich mehr geliefert als deine Meinung (s.o.).

Und wenn es mir nicht gelingt,
mit einem Dialektsprecher eine gemeinsame Sprache zu finden,
ist eine Kommunikation eben nicht möglich. Ihm zuliebe lerne
ich jedenfalls keinen Dialekt.

Und nun überleg dir mal, warum hier der Vorwurf der Arroganz kam? Man kann deine Meinung haben, aber wenn man sie so ausdrückt wie du, dann … wirkt es eben ungemein arrogant.

Gruß
Elke

Hallo Werner,

Ansonsten dürfte es die Vielzahl von
Menschen die sich nicht klar und Fehlerfrei in der Hochsprache
artikulieren können ja nicht geben.

hast Du eine Studie zur Hand, die abgrenzt, wie viele die fehlerhafte Hochsprache von bemüht hochdeutsch sprechenden Dialektsprechern (um die es ja ursprünglich in den ersten Antworten geht) sind, und wieviele, die zuhause Dialekt und wo anders eben die Hochsprache gelernt haben?

Gruß, Karin
PS: Selber spreche ich übrigens normalerweise ein nach süddeutschen Grammatikregeln geführtes Hochdeutsch, da meine Mutter aus Köln und mein Vater aus den Niederlanden mir keinen eigenen Dialekt oder Ähnliches im tiefsten Bayern beibringen wollten. Andererseits waren viele meiner Freunde Flüchtlingskinder, für die außerhalb der Familie ausschließlich HOchdeutsch die Verständigungssprache war. Irgendwie fehlt mir da manchmal was.

Hallo Anne,

Nicht umsonst hört man immer wieder,
dass Leute, die in ein Dorf fern ihrer Heimat ziehen, es
schwer haben, Freunde zu finden. Durch einen ausgeprägten
Dialekt wird das doppelt schwer. Ohne gemeinsame Sprache…

das liegt nach allen meinen Erfahrungen schon gar nicht am Dialekt. In einen eingeschworenen Dorfgemeinschaft kann auch der Neuling aus der Nachbarstadt schon ein Fremder sein.

Aber vielleicht lässt sich dadurch Deine Abneigung gegen die Dialektsprecher besser verstehen: Die haben euch abgelehnt, also lehnst auch Du sie ab. Ein ähnliches Erlebnis hatte ich auch als Kind, siehe mein Posting weiter oben an Werner. Nur habe ich im Lauf meines Lebens einen anderen Schluss daraus gezogen.

Gruß, Karin

Hallo Karin,

nein, wir wurden nicht abgelehnt. Wie ich schon schrieb, wohnen wir nicht in einem abgelegenen Dorf, sondern in einer Stadt. Meine Mutter hat damals sehr schnell viele nette Leute kennengelernt und auch mein Vater, obwohl genau wie Deiner niederländischer Herkunft, hatte auch keinerlei Probleme. Obwohl seine deutsche Grammatik keineswegs perfekt war. Wobei er allerdings hauptsächlich berufliche Kontakte hatte.

In unserer Familie wurden aber Dialekte (meine Eltern kannten beide das Platt der deutsch/niederländischen Grenzregion) als unbedeutend eingeschätzt. Der Weg ging und geht zur Europäischen Einigung und nicht zurück in die dörfliche Idylle. Regionale Sprachvarianten wurden deshalb von uns als Hindernis und nicht als Bereicherung angesehen. Und ich denke, es war für uns der richtige Weg. Was hätte ich im Rheinland mit dem Platt der Grenzregion anfangen sollen? Wo sogar meine Cousins und Cousinen, die immer noch dort leben, dieses Platt auch nicht mehr beherrschten. Denn schon meine Großeltern versuchten zu vermeiden, diese Sprache in Anwesenheit ihrer Kinder zu verwenden.

Gruß

Anne

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Anne,

nur zwei Sachen:

Aber vielleicht lässt sich dadurch Deine Abneigung gegen die
Dialektsprecher besser verstehen: Die haben euch abgelehnt,
also lehnst auch Du sie ab.

Meine Mutter hat damals sehr schnell viele nette Leute
kennengelernt und auch mein Vater, obwohl genau wie Deiner
niederländischer Herkunft, hatte auch keinerlei Probleme.

Hier scheint ein "auch " zuviel, meine Eltern, und vor allem mein Vater, hatte Probleme, weil seine steife nördliche Art im tiefsten Bayern nicht angenommen wurde.

Der Weg ging und geht zur
Europäischen Einigung und nicht zurück in die dörfliche
Idylle.

Ich habe gerade gehört, dass inzwischen die Hälfte der Erdbevölkerung in Ballungsräumen wohnt, und dass dies sehr wohl mit Problemen einhergeht.

Leider habe ich die Nachricht nicht gefunden, sonst hätte ich es direkt verlinkt.

Gruß, Karin

Hallo,
nein ich habe kein Statistik oder wissenschaftliche Untersuchung dazu zur Hand. Hast du eine?
Gruß
Werner

keine Studie, aber
Moin moin,
ich habe mich mal auf die Suche gemacht:

http://www.nzz.ch/2003/06/20/il/newzzDH5WTFHZ-12.htm…
„Deutsch als Bedingung für effizientes Lehren“
http://www.swissinfo.org/ger/startseite/detail/Mehr_…
Da wird das Thema -schweizbezogen- nächer diskutiert.

Aber hier:
http://www.spiegel.de/schulspiegel/0,1518,283962,00…
wird die Sache ganz anders geschildert, wobei beim Lesen ja noch andere Dinge eine Rolle spielen als die Dialektfärbung der dortigen Sprache.

http://www.ph-freiburg.de/deutsch/texte/Bibliopdf.pdf
Unter Punkt 6 ist zum Thema „Dialekt und Schulschwierigkeiten“ jede Menge Literatur zu finden.

Hier sind einige Arbeiten veröffentlicht, leider meist kostenpflichtig:
http://www.grin.com/de/preview/17777.html

Fazit: Ich habe keine echten Fakten gefunden, aber vielleicht bietet sich ja ein Anknüpfungspunkt für jemanden, der sich tiefer mit der Materie befassen möchte.

kernig

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Hallo,

nein ich habe kein Statistik oder wissenschaftliche
Untersuchung dazu zur Hand. Hast du eine?

nö, aber ich habe auch nie geschrieben, dass nur die Eltern an fehlerhaftem Deutsch schuld seien.

Gruß, Karin

Hallo Werner,

TechDok die kontrollierte Sprache).

Erzähl mehr, davon weiss ich nichts!

da ich auf die Schnelle für Deutsch keine entsprechende Seite gefunden habe, ist für Englisch vielleicht dies http://www.userlab.com/SE.html ganz gut zum einlesen. Zum hier im Forum erzählen ist leider eine Thematik, für die ich selber 2 bis 3 Jahre Berufserfahrung gebraucht habe, zu umfangreich.

Gruß, Karin

Hallo Karin,

Hier scheint ein "auch " zuviel, meine Eltern, und vor allem
mein Vater, hatte Probleme, weil seine steife nördliche Art im
tiefsten Bayern nicht angenommen wurde.

Das ist sehr schade! Bei meinen Eltern gab es dieses Problem wohl nicht, weil sie ja nur 100-120 km weit weggezogen sind und weil der neue Wohnort sowieso soviele neue Zuwanderer hatte, so dass sie dadurch kaum auffielen.

Aber könnte es nicht auch daran gelegen haben, dass den Bayern die Sprache Deiner Eltern nicht gefallen hat? Oder sie sie nicht immer sofort verstanden haben? Wer schlecht versteht, gilt leicht als Spaßbremse! Wer über einen Witz nicht lacht, kann steif und humorlos sein, aber ihn auch einfach nicht verstanden haben.

Ich habe gerade gehört, dass inzwischen die Hälfte der
Erdbevölkerung in Ballungsräumen wohnt, und dass dies sehr
wohl mit Problemen einhergeht.

Das habe ich auch gelesen. Und ich glaube, das wird sich nicht ändern, sondern noch verstärken. Genau deshalb halte ich es für wenig sinnvoll, an seinem ländlichen Dialekt festzuhalten.

Leider habe ich die Nachricht nicht gefunden, sonst hätte ich
es direkt verlinkt.

In unserer Lokalzeitung (Rheinische Post, Rubrik Düsseldorf Kompakt) gab es heute erst noch einen interessanten Artikel über das Thema Dialekt. Leider hat die Zeitung ihn nicht online veröffentlicht. Darin wurde z.B. auch erwähnt, dass es durchaus üblich war, Dialektsprecher geringer zu schätzen, weil es ein Zeichen mangelnder Bildung war. Die Unterschicht verwendete den Dialekt, die gebildeten Bürger nicht. Daher kommt es anscheinend, dass Dialektsprecher hier nicht immer ganz ernst genommen werden. Diesem Artikel zufolge bin ich also hier keineswegs allein mit meiner Abneigung, Dialekten gegenüber. Vielleicht ist das auch eine Art regionaler Besonderheit :wink:?

Viele Grüße

Anne