Apelle an die Natur des Menschen: allemal möglich!
Hallo Balázs,
im Anschluss an die ganze bisherige Diskussion könnte man versuchen, - zwar nicht zu fragen, ob es eine atheistische Religiosität gibt (klingt ja zugegeben ein bisschen widersprüchlich, eindeutig wäre der Unsinn bei „gibt es einen atheistischen Gott“ - klar nein) -, aber zu fragen: Gibt es eine atheistische Moral? Wobei ich zwar die ganze Zeit die Meinung vertrete, es gebe kaum oder nur sehr eingegrenzt eine völlig areligiöse Moral.
Man kann aber sagen, es gibt so etwas wie eine atheistische Moral, das kann man schon deswegen behaupten, weil im alltäglichen Sprachgebrauch ja areligiöse oder atheistische Menschen durchaus im Ernst versuchen, eine Moral oder Ethik zu haben; dies will ich ja nicht als unmöglich hinstellen, sondern lediglich das unglaubliche Gewicht der Religiosität in dieser Frage behandeln, wobei ja der Religionsbegriff auch nicht einfach zum Vorneherein klar ist.
Nun lässt sich Folgendes in Bezug auf eine atheistische Moral sagen:
Es gibt Momente - etwa grossen Schrecken, grosse Empfindungen aufgrund von menschlichem Verhalten, grosse Enttäuschungen -, da entsteht eine Moral aus der Erfahrung des Übels, des Schlechten oder des Bösen: namentlich aus der Erfahrung des Krieges, der groben Ungerechtigkeiten oder der unsensiblen gegenseitigen Verletzungen. Da entsteht im Menschen ziemlich spontan die Reaktion „dieses bzw. jenes Verhalten ist gut, ein gegenteiliges schlecht“.
Mit religiösen Worten gesprochen: „Der Teufel darf nicht Macht behalten. Darum beginnen wir jetzt nach Gott zu fragen.“ Schon etwas weniger eindeutig religiös: „Der Mensch erkennt von sich aus Gut und Böse. Er soll oder will dem Guten folgen.“ Das sollte wohl auch mit areligiösen Begriffen gehen, wenngleich dabei keine systematische Ethik oder Moral entsteht: etwa mit „der Mensch ist noch einmal davongekommen und könnte endlich irgendwie auf unbestimmte Weise klüger werden“ oder „der Mensch könnte seine Freiheit auch mit für ihn angenehmeren Folgen gebrauchen als wie er es tut“.
Damit lässt sich aussagen, dass Ansätze von Moral und Ethik durchaus areligiös möglich sind, lediglich ein ganzes ethisches oder moralisches System lässt sich nicht darauf bauen, weil die traumatischen Erlebnisse ja nur Extremfälle sind.
Evolutionsbedingte Menschenweisheit
die meiner Ansicht nach nicht abstrakt aussagen kann, was das Gute ist, aber in gewissen konkreten Einzelfällen, indem sie zwar nicht sagen kann, was etwa Gerechtigkeit ist, aber doch klar Stellung bezieht, wenn etwas eklatant ungerecht ist.
Gruss,
Mike