Eine Gesellschaft braucht Religion ?

Hallo Excel_Opa,

Schulbildung, geschulteren Verstand! Und wir brauchen WIEDER:das Bewusstsein, dass alle materiellen und geistigen Werte nur
dann taugen, wenn sie der Erhaltung und Förderung von Leben
dienen.

hatten wir dieses Bewußtsein je?

Guß
MissSophie

Moin,

Der monotheistische Gott hat im Chritentum zur
Gewaltentrennung gefuehrt, also gebt dem Kaiser was des
Kaisers ist und Gott, was Gottes ist. Deshalb
saekularisierung hier im Westen.

hui, das halte ich aber für eine gewagte These!
Zumal die christlichen Glaubensbewegungen (Katholiken und Protestanten) bei der Säkularisation so aktiv mitgemacht haben!

Gandalf

Präpersonale vs. transpersonale Religion
Hi.

Ich bin überzeugt, dass die harten Fakten unserer Existenz (Sterblichkeit, Altern, Krankheit, Unbeständigkeit, Unkontrollierbarkeit) die Bedingung dafür ist, dass Menschen Religionen erschaffen oder Zuflucht darin suchen.

Stand 2015 werden Religionen nicht mehr erschaffen, sondern entweder übernommen oder modifiziert. Grundlegend Neues ist auch in Zukunft nicht zu erwarten. Der Ausdruck „Zuflucht“ reduziert das Phänomen auf das Marx´sche Opium des Volkes, was in Bezug auf das Christentum sicher seine Berechtigung hat, aber nicht dem ganzen Spektrum des Religiösen gerecht wird, wie du ja auch weißt (sofern ich deine bisherigen Ausführungen richtig verstehe).

Relevant für die ursprüngliche Entstehung des religiösen Denkens sind die psychologischen und sozialen Umstände der prähistorischen Menschheit im Paläolithikum (Genese des Schamanismus und des Urmutter-Kultes) und im mittleren Neolithikum (Genese erster männlicher Götter). Der schamanistische Aspekt ist ein dauerhafter, d.h. die Erforschung des Übersinnlichen bzw. Transzendenten wird immer ein Teil der menschlichen Kultur sein. Kulte um symbolische Gottheiten dagegen werden eines Tages der Geschichte angehören.

Dazu ein paar Auszüge aus einem älteren umfangreichen Beitrag von mir im RW-Board:

Die eigentliche Religiosität beginnt mit dem Bewusstwerden des Übernatürlichen. Dieses markiert den Beginn des Schamanismus, der hauptsächlich als Methode zu definieren ist, durch veränderte Bewusstseinszustände mit einer geistigen Welt in Kontakt zu treten, um das Wohl der eigenen Gruppe fördern. Die zu diesem Zweck angestrebten ekstatischen Zustände werden durch durch rhythmisches Tanzen, Gesang, nervenbelastende Initiationen und die Einnahme psychoaktiver Drogen ausgelöst.

(…)

Die Paläolithiker dachten analogisch: Ähnlich wie der menschliche Mutterschoß bringt auch die Erde Leben zyklisch hervor, also imaginierte man sie als einen alles gebärenden Mutterschoß, in den das Leben sterbend zurückkehrt, um in neuer Gestalt wiederzuerstehen, und übertrug diese Vorstellung auf die Kulthöhle, die somit den Mutterleib und die ´Mutter Erde´ repräsentiert. Noch viele Jahrtausende später wird man in Ägypten das Sterben als Rückkehr in den Schoß der göttlichen Urmutter Nut (= Vulva) ansehen, deren Bild die Deckel vieler Särge zierte. Vermutlich galt die paläolithische Urmutter auch als Ur-Ahnin aller menschlichen Mütter, d.h. alle matrilinearen Generationen gingen aus ihr hervor.

(…)

Im neolithischen Catal Hüyük (um 7000) sind, aus archäologischer Sicht erstmals, Indizien für einen maskulinen Gott erkennbar, der als stiergestaltiger Sohn der Urmutter verehrt wurde. Aus diesem Stiergott entwickelten sich nach und nach die unterschiedlichen Ausformungen männlicher Gottheiten, die zunächst vor allem eines waren: Fruchtbarkeitsgötter. Das lässt sich z.B. am Fruchtbarkeitsgott Enki erkennen, dem am frühesten nachweisbaren Mann-Gott der sumerischen Religion.

Zum Thema „Theismus und Buddhismus als Erziehungssysteme“ schrieb ich:

Beide Systeme bauen - zumindest in ihrem ursprünglichen Denken - auf eine unbedingte Hingabe (oder Sichfesthalten) an eine bestimmte Überzeugung.

Dann du:

Worin besteht deiner Meinung nach im ursprünglichen Denken des Buddhismus eine unbedingte Hinhabe an eine bestimmte Überzeugung? Meines Eindrucks nach hat Buddha nie eine unbedingte Hingabe an seine Lehre eingefordert. Eher im Gegenteil…

Ich schrieb „Hingabe (oder Sichfesthalten) an eine bestimmte Überzeugung“ und nicht „an seine (Buddhas) Lehre“. Mit „Überzeugung“ meine ich die innere Überzeugung eines Adepten von der Richtigkeit seiner Entscheidung, den buddhistischen Weg zu gehen. Es geht um ein konsequentes Festhalten daran auch in Momenten des Zweifels oder Überdrusses. Das ist formal vergleichbar mit dem unbeirrbaren Festhalten (aman) des Jahwe-Anhängers an seinem Gott oder, objektiv gesagt, an seiner Vorstellung des einen wahren Gottes.

Auch halte ich beide Systeme für „erzieherisch“, nicht nur den Buddhismus.

Ja, aber meines Erachtens ist Erziehung das zentrale Merkmal im Buddhismus. Auf den Punkt gebraucht geht es im Buddhismus darum, durch die eigene Erziehung in sīla (Tugend), samādhi (meditative Versenkung) und paññā (Weisheit) zur Erleuchtung zu gelangen. Es wird also im Buddhismus die eigene Initiative gefordert, sich in diesen Dingen zu Erziehen.

  1. Was du hier als typisch buddhistisch darstellst, trifft im großen und ganzen auch auf hinduistische Systeme wie z.B. Yoga zu, kann also kein „zentrales Merkmal im Buddhismus“ sein. Ein solches wäre in Abgrenzung von hinduistischen Systemen zu definieren.

  2. Die von dir angesprochene Selbst-Erziehung basiert auf Grundsätzen, die von außen, d.h. von der buddhistischen Lehre vorgegeben werden. Ist es nicht per definitionem das Ziel von Erziehung, dass der Betroffene lernt, sich mit Verhaltensformen, die ihm ein Erziehungssystem nahelegt (oder aufzwingt, je nachdem), innerlich zu identifizieren? Ich würde auch weniger von „eigener Initiative“ als vielmehr von „Selbstdisziplin“ sprechen, da „Initiative“ eine geistige Eigenständigkeit suggeriert, die ein Adept, der den Prinzipien einer Lehre folgt, gar nicht hat. Jedenfalls agiert der Adept als Ausführender einer externen (und ggf. verinnerlichten) Anweisung. Entsprechendes gilt für den Jahwisten oder Christen oder Muslim, welche die Dogmen und Anweisungen ihrer Religionen befolgen.

Das ist in den Glaubenssystemen anders, die (nach meinem Wissen und Verständnis dieser Religionen) die Verantwortung für das eigene Heil auf einen Gott abwälzen, der einen zum Heil führen wird, wenn man sich ihm bloß gehorsam hingibt.

Genau diese „gehorsame Hingabe“ ist viel leichter gesagt als getan. Warum drohen die Götter der monotheistischen Religionen denn mit sadistischen Strafen - im Christentum und Islam die ewige Hölle - für den Fall des Ungehorsams? Eben weil Gehorsam von der Sorte, die diese Götter (d.h. ihre Propheten und Priester) einfordern, alles andere als ein Selbstläufer ist. Das orthodoxe Judentum kennt, in Analogie zu einer Zwangsneurose, 613 strenge Verhaltensregeln (Mitzwot), die nicht verletzt werden dürfen, was im praktischen Leben fast unmöglich ist.

(Beispiele:
156. Dass man am Vorabend des Pessachfestes allen Sauerteig aus den Häusern wegschaffe. 157. Dass man am ersten Pessachabend die Geschichte des Auszugs aus Mizrajim seinen Kindern erzählen müsse.158. Dass man diesen Abend ungesäuertes Brot essen müsse (sowie den folgenden Tagen des Festes). 159. Dass man den ersten Pessachtag ruhen müsse. 160. Ebenso am siebenten Tage des Pessachfestes. 161. Dass man von der Ernte an 49 Tagen zählen solle. 162. Dass man am 50. Tage ruhen solle. 163. Dass man am ersten Tage des siebenten Monats ruhen soll. 164. Dass man am zehnten Tage desselben Monats sich peinigen müsse. 165. Dass man an diesem Festtage ruhen müsse. 166. Dass man am ersten Tag von Sukkoth ruhen müsse. 167. Ebenso am achten Tage desselben Festes. 168. Dass man an diesem Feste sieben Tage in Laubhütten wohne. 169. Dass man den ersten Tag dieses Festes einen Lulaw (Palmzweig) trage)

Auch das Für-nicht-existent-Halten anderer Götter und Göttinnen, ein notwendiger Bestandteil der „gehorsamen Hingabe“ an Jahwe, war zur Zeit der entstehenden jüdischen Religion alles andere als selbstverständlich. Die israelitischen Propheten und Jahwe-allein-Propagandisten kämpften vom 9. bis ins 6. Jahrhundert BCE mit Drohungen und Flüchen und teilweise offener Gewalt (z.B. Massenmord an 450 Baal-Anhängern) gegen das Festhalten des israelitischen Volkes am Polytheismus:

(1 Könige 18,40 Und Elia sagte zu ihnen: Packt die Propheten des Baal, keiner von ihnen soll entkommen! Und sie packten sie. Und Elia führte sie hinab an den Bach Kischon und schlachtete sie dort)

Sie forderten stattdessen die Alleinverehrung eines in kosmische Dimensionen aufgeblasenen narzisstischen Despoten, der, anders als die nur mit Königen verkehrenden Hochgötter des Polytheismus, Hinz und Kunz unter die Bettdecke schaut.

Fazit: Ich sehe nach wie vor keinen Grund, „belief“ und „education“ als entscheidende Kriterien der Unterscheidung zwischen Theismus und Mystik zu akzeptieren, 1) weil der Begriff Glaube / belief mit seinen heutigen Konnotationen die psychologische Realität des antiken Denkens völlig verfehlt, und 2) weil „education“ in beiden Systemen geschieht, im Theismus in ihrer „hard version“, in der Mystik als „soft version“.

Auf die Gefahr hin, stur zu erscheinen, halte ich die inhaltlichen Unterschiede, auf die ich in meinem ersten Beitrag Bezug nahm, für weit besser geeignet, die Differenzen zu charakterisieren.

A propos Mystik: Die Konnotation der Weltfremdheit haftet daran nur für Leute, die nichts davon verstehen, also für die allermeisten… Beim Term „Spiritualität“ ist es nicht anders.

„Präpersonale“ versus „transpersonale“ Religion in Anlehnung an die Theorie der Bewusstseinsebenen von Ken Wilber ist sicher eine sinnvolle Alternative, allerdings ebenfalls nur einer erlesenen Minderheit verständlich. „Präpersonal“ entspricht der primitiven magisch-mythischen, d.h. vor-rationalen Bewusstseinsform, wie sie typisch ist für Poly- und Monotheismus. „Personal“ entspricht einer rationalen, d.h. atheistisch-materialistischen und somit nicht-religiösen Denkweise. „Transpersonal“ geht über beide Bewusstseinsformen hinaus, indem sie Rationalität (= Negation des präpersonalen Magisch-Mythischen) mit einem Bewusstsein für das apersonale Transzendente verbindet (charakteristisch für Yoga, Vedanta und Buddhismus).

Chan

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Islam, Konzerne, Putin
Hi.

Was wir brauchen ist Ethik und Humanität
und weil wir offensichtlich allesamt dafür zu dumm sind,
brauchen wir erst recht keine Religionen, sondern bessere
Schulbildung, geschulteren Verstand! Und wir brauchen wieder
das Bewusstsein, dass alle materiellen und geistigen Werte nur
dann taugen, wenn sie der Erhaltung und Förderung von Leben
dienen.

Das ist doch alles schon da, nur noch nicht in allen Köpfen.

Wir haben heute drei Riesenprobleme:

  • den sich unaufhaltsam ausbreitenden und von westlichen Apologeten blind geförderten anti-menschenrechtlichen und anti-demokratischen Islam

  • die Herrschaft von über 100 Konzernen über die Weltpolitik

  • Wladimir Putin

++++

Zur Globalisierung:

http://www.fr-online.de/wirtschaft/maechtige-konzern…

_Der Ausspruch des US-Globalisierungskritikers Lester Brown, dass die Sonne über internationalen Konzernen wie Unilever, IBM oder Volkswagen niemals untergehe, hat es zu einiger Berühmtheit gebracht. Er wollte damit ausdrücken, dass die wahren Weltreiche heute nicht mehr die von Staaten sind, sondern die von Unternehmen. Er brachte damit das Unbehagen vieler Menschen zur Sprache, dass einige wenige ökonomische Riesen zu viel Macht bekommen haben.

Nun haben Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich erstmals genau nachgewiesen, welche Konzerne die Weltwirtschaft dominieren und wie weit ihr Einfluss reicht. Sie kommen zu einem genauso präzisen wie erschreckenden Ergebnis. Demnach kontrollieren lediglich 147 Konzerne große Teile der Weltwirtschaft. Sie haben gemessen an ihrer Größe überproportional viel Einfluss. Besonders dominant sind der Untersuchung zufolge Unternehmen aus dem Finanzbereich, also Banken und Rentenfonds. Als einflussreichstes Unternehmen der Welt stellte sich die britische Barclays Bank heraus._

Zu Putin:

http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/europe/rus…

Vladimir Putin asserts in his annual state of the nation address that Russia takes a morally superior world-view to the West and defended its Conservatives values .

Die Punkband Pussy Riot über Putin:

This man thinks that if you sing and dance in an inappropriate way you get two years in prison!

http://www.spiegel.de/politik/ausland/putins-russlan…

Auch dazu hat Putin Auskunft gegeben: „Ich denke, dass der russische Mensch, oder allgemeiner der Mensch in der russischen Welt, vor allem anderen an seine moralische Verpflichtung denkt, an eine höchste moralische Wahrheit.“ Im Gegensatz dazu steht der Westen mit seiner Fixierung auf Erfolg und Wohlstand oder wie es Putin ausdrückt: „das persönliche Selbst“. Es ist also ein ideologischer Kampf, den Russland aus Sicht seines Präsidenten kämpft: gegen die Oberflächlichkeit des Materialismus, gegen den Verfall der Werte, gegen die Verweiblichung und Verweichlichung der Gesellschaft, die mit der Auflösung aller traditionellen Bindungen einhergeht, kurz: gegen alles Unrussische.

Chan

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Es geht um den Weg - nicht um das Ziel! Derzeit geht ein gut Stück Demokratie verloren und der Sozialstaat ist schon komplett an die Wand gefahren. Unsere Kanzlerin paktiert mit Faschisten in der Ukraine und selbst der Bundespräsident ist eher ein Kriegstreiber, als ein Friedensengel. Die selbe Fragestellung könnte man zur Demokratie äussern. Hatten wir je eine Demokratie? Auch nein! Es handelt sich eben nicht um kaufbare Gegenstände… Demokratie muss man leben. In der Familie, im Dorf, in der Stadt, im Land…Auch Demokratie hat man nur, wenn man sie lebt!

Deine Ansichten zu Putin sind mir zu sehr von Medien geprägt! Deren Ansichten möchte ich mir eher nicht zu eigen machen!

Gleichschritt
Servus,

Deine Ansichten zu Putin sind mir zu sehr von Medien geprägt!

Nur die?

Wundert sich

MM

Lieber Excel-Opa,

nach Deiner Ansicht hatten wir also nie eine Demokratie, die Kanzlerin paktiert mit Faschisten und der Bundespräsident ist ein Kriegstreiber. Diese Aussagen sind mir zu klug, um sie zu kommentieren.

Es gibt aber in der Bundesrepublik tausende Organisationen mit Millionen Helfern, die im sozialen Bereich tätig sind. Es gibt viele Kinder, die ihre Eltern zuhause pflegen. Es gibt auch jede Menge Initiativen, die sich um Flüchtlinge kümmern. Die Bevölkerung spendet jedes Jahr Millionen für Notleidende in aller Welt. Diese Menschen verhöhnst Du mit Deinem Beitrag.

Unsere „Diktatur“ hat 2014 121,98 Milliarden Euro für Arbeit und Soziales ausgegeben, etwa viermal soviel, wie für Verteidigung.

Unsere Demokratie ist alles andere als vollkommen und es gibt viel zu tun. Daran sollten alle mitarbeiten. Aber diese Bundesrepublik ist es auch wert, für sie einzutreten.

Ich habe zwei Fragen an Dich:

Wo gibt es einen besseren Sozialstaat als in Deutschland?

Was tust Du ganz persönlich, für unser Gemeinwesen (außer in diesem Forum Deine Altersdemenz Gassi zu führen)?

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

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„Eine Gesellschaft ohne Religion ist nicht überlebensfähig“

http://www.zeit.de/kultur/2015-01/michel-houellebecq…

Denke mal, dass das Habermas anders sieht…

und noch viele andere auch.

Doch es ist eine provokante These.

Teilt Ihr diese Aussage?

Zurzeit sind Religion und Gesellschaft untrennbar vereint - quasi das „Gesell“ der „Schaft“. Ich wüsste gar nicht, wie man den Glauben aus den Köpfen entfernen könnte.

Hi.

Deine Ansichten zu Putin sind mir zu sehr von Medien geprägt!

Unsinn. Ich vertraue Berichten von Amnesty International. Du jammerst wortreich über einen Mangel an „Humanität“, verteidigst aber Putin, für den Humanität ein Fremdwort ist?

http://www.amnesty.de/jahresbericht/2013/russland

_Die Staatsorgane reagierten mit repressiven Maßnahmen auf die Zunahme der gewaltfreien politischen Proteste im Land. Neue Gesetze schränkten die Rechte auf freie Meinungsäußerung, Versammlungsfreiheit und Vereinigungsfreiheit ein. Menschenrechtsverteidiger, Journalisten und Rechtsanwälte waren weiterhin Schikanen ausgesetzt, gleichzeitig wurden gewaltsame Angriffe auf sie nicht gründlich untersucht. Folter und andere Misshandlungen waren nach wie vor weit verbreitet, gegen die Verantwortlichen wurden jedoch nur selten wirksame Strafverfolgungsmaßnahmen eingeleitet. Gerichtsprozesse entsprachen nicht den internationalen Standards für faire Verfahren, und die Zahl offensichtlich politisch motivierter Urteile nahm zu. Die Sicherheitslage im Nordkaukasus war weiterhin instabil, und die Operationen der Sicherheitskräfte waren durch systematische Menschenrechtsverletzungen gekennzeichnet. Doch wurden die Täter fast nie zur Rechenschaft gezogen.

(…)

Recht auf Versammlungsfreiheit

In ganz Russland löste die Polizei friedliche Proteste immer wieder auf, häufig unter Anwendung exzessiver Gewalt. Dies galt selbst für Kundgebungen, an denen nur wenige Personen beteiligt waren und bei denen von einer Störung der öffentlichen Ordnung oder Bedrohung der öffentlichen Sicherheit keine Rede sein konnte. Die Behörden tendierten dazu, jede Art von Kundgebung, wie friedlich und unbedeutend sie auch sein mochte, als rechtswidrig zu betrachten, wenn sie nicht ausdrücklich genehmigt war.

(…)

Recht auf freie Meinungsäußerung

Das Recht auf freie Meinungsäußerung wurde 2012 zunehmend eingeschränkt. Viele Medien und vor allem das Fernsehen standen faktisch unter staatlicher Kontrolle. Die beste Sendezeit wurde landesweit regelmäßig dazu genutzt, Regierungskritiker herabzusetzen.

(…)

Neue Gesetze gaben der Regierung die Befugnis, Websites zu sperren und auf eine schwarze Liste zu setzen, deren Inhalte ihrer Ansicht nach „extremistisch“ waren oder eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit, Moral oder Sicherheit darstellten. Ende 2012 waren auf Grundlage der neuen Bestimmungen bereits mehrere Websites gesperrt worden, die Inhalte publiziert hatten, die durch das Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt waren.

(…)

Diskriminierung

Diskriminierung aufgrund von Abstammung, ethnischer Herkunft, Geschlecht, religiöser Überzeugung oder politischer Anschauung war nach wie vor weit verbreitet. In mehreren Regionen wurden 2012 Gesetze eingeführt, die Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transgender diskriminieren.

(…)

Folter und andere Misshandlungen

Es gab 2012 weiterhin zahlreiche Berichte über Folter und andere Misshandlungen; wirksame Untersuchungen der Vorwürfe waren jedoch selten. Dem Vernehmen nach umgingen die Ordnungskräfte die bestehenden Vorkehrungen zum Schutz vor Folter häufig mit diversen Mitteln. Dazu zählten der Einsatz von Gewalt unter dem Vorwand, die Häftlinge müssten ruhig gestellt werden, und die Nutzung geheimer Hafteinrichtungen, insbesondere im Nordkaukasus. Außerdem verweigerte man den Häftlingen oft den Zugang zu Rechtsbeiständen ihrer Wahl und ernannte stattdessen Pflichtverteidiger, bei denen man davon ausgehen konnte, dass sie Spuren von Folter ignorieren würden.

(…)

Häufig wurde der Vorwurf erhoben, Absprachen zwischen Richtern, Staatsanwälten, Ermittlungsbeamten und anderen Vertretern der Ordnungskräfte hätten zu unfairen Strafurteilen bzw. zu unangemessenen Sanktionen für Ordnungswidrigkeiten geführt.

Im ganzen Land klagten Rechtsanwälte über Verfahrensmängel, die das Recht ihrer Mandanten auf ein faires Verfahren beeinträchtigten. Die Anwälte beschwerten sich u.a. darüber, dass ihnen der Zugang zu ihren Mandanten verweigert wurde, dass mutmaßliche Straftäter in Gewahrsam genommen wurden, ohne umgehend ihre Rechtsbeistände und Angehörigen zu informieren, und dass staatlich besoldete Pflichtverteidiger benannt
wurden, die dafür bekannt sind, Verfahrensfehler und Misshandlungen nicht zu beanstanden._

Chan

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Hüfte oder Hirn?
Hi.

Deine Ansichten zu Putin sind mir zu sehr von Medien geprägt!

Nur die?

Etwas mehr Intelligenz hätte ich dir schon zugetraut.

Gerade in den in puncto Islam von mir kritisierten Medien wird das Märchen vom friedlichen und von „Extremisten“ missbrauchten Islam doch gehegt und gepflegt. Diese Form medialer Gehirnwäsche habe ich vor ein paar Wochen in diesem Board zum Thema gemacht, wie dir sicher noch erinnerlich ist.

Ich schrieb u.a.:

All das und noch viel mehr ist jenen wackeren Demonstranten natürlich völlig unbekannt, welche „gegen Islamkritik“ wettern und sich dabei für hehre Fahnenträger der Menschenrechte halten. Dass genau umgekehrt die Prinzipien des Islam den Menschenrechten zuwiderlaufen, vermögen sie in ihrer polit-medialen Ferngesteuertheit leider nicht erkennen.

Und jetzt kommst du und behauptest aus der Hüfte geschossen (und weniger aus dem Hirn), ich ginge mit den Medien „im Gleichschritt“.

Chan

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Ich verteidige Putin?
Ach was… :smile:
Wo?
Du verstehst da was nicht!
Ich kritisiere, dass Du Dich an Medien orientierst.
Die kommen schon längst nicht mehr ihren eigentlichen Aufgaben nach!
Spiegel-online? :smile:
Übrigens: Auch Amnesty International ist längst nicht mehr so solide, wie sie glauben machen wollen!
Also offensichtlich hast Du auch keine Deutungshoheit in Sachen „Putin“.
Wie stehst Du denn zu dem „Umstand“, dass unsere Kanzlerin in der Ukraine gemeinsame Sache macht mit den Faschisten? Wie wertest Du die Tatsache, dass sich unser Land durch finanzielle Unterstützung dieser Faschistischen mitschuldig macht bei dem Versuch, die kompletten russisch sprechenden Mitbürger der Ukraine zu eleminieren?

Du bringst da einiges durcheinander - aber das kostet wenigstens nichts :smile: (ausser Nerven).
Wovon leitest Du denn ab, dass ich sagen würde, wir hätten nie eine Demokratie gehabt!
Das ist doch dummes Zeug! Texte einfach lesen und zu verstehen versuchen!
Langsam, Wort für Wort…

Demokratie muss man nämlich leben, dann hat man sie - das war die Kernaussage.
Echte Demokratie gab es übrigens nicht einmal im alten Griechenland, von wo das Wort kommt!
Die Demokratie-Philosophen im alten Griechenland hielten sich zum Beispiel Sklaven.
Aber das nur anbei! Δημοκρατία „Herrschaft des Staatsvolkes" - danach kannst Du in der Geschichte der Menschheit allerdings lange suchen.

Glaube mir: Demokratie hat man nur, wenn man sie lebt!
Kaufen kann man sie nicht.
Demokratie verhindern, das ist schon eher käuflich (Medien im Auftrag der Demokratiefeinde).
Für echte Demokratie ist das Volksvermögen zu ungleich verteilt! Die Hüter dieser riesigen, vom Volk gestohlenen Vermögen, wissen das zu verhindern…

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Hallo Ch’an,

Danke erneut für Deine umfangreichen Ausführungen.

Zum Thema „Theismus und Buddhismus als Erziehungssysteme“
schrieb ich:

Beide Systeme bauen - zumindest in ihrem ursprünglichen Denken - auf eine unbedingte Hingabe (oder Sichfesthalten) an eine bestimmte Überzeugung.

Dann du:

Worin besteht deiner Meinung nach im ursprünglichen Denken des Buddhismus eine unbedingte Hinhabe an eine bestimmte Überzeugung? Meines Eindrucks nach hat Buddha nie eine unbedingte Hingabe an seine Lehre eingefordert. Eher im Gegenteil…

Ich schrieb „Hingabe (oder Sichfesthalten) an eine bestimmte
Überzeugung“ und nicht „an seine (Buddhas) Lehre“. Mit
„Überzeugung“ meine ich die innere Überzeugung eines Adepten
von der Richtigkeit seiner Entscheidung, den buddhistischen
Weg zu gehen. Es geht um ein konsequentes Festhalten daran
auch in Momenten des Zweifels oder Überdrusses. Das ist formal
vergleichbar mit dem unbeirrbaren Festhalten (aman) des
Jahwe-Anhängers an seinem Gott oder, objektiv gesagt, an
seiner Vorstellung des einen wahren Gottes.

Ok, Danke, das ergibt für mich schon mehr Sinn.

Auch halte ich beide Systeme für „erzieherisch“, nicht nur den Buddhismus.

Ja, aber meines Erachtens ist Erziehung das zentrale Merkmal im Buddhismus. Auf den Punkt gebraucht geht es im Buddhismus darum, durch die eigene Erziehung in sīla (Tugend), samādhi (meditative Versenkung) und paññā (Weisheit) zur Erleuchtung zu gelangen. Es wird also im Buddhismus die eigene Initiative gefordert, sich in diesen Dingen zu Erziehen.

  1. Was du hier als typisch buddhistisch darstellst, trifft im
    großen und ganzen auch auf hinduistische Systeme wie z.B. Yoga
    zu, kann also kein „zentrales Merkmal im Buddhismus“ sein. Ein
    solches wäre in Abgrenzung von hinduistischen Systemen zu
    definieren.

Ich habe ja nicht behauptet, der Buddhismus sei das einzige Erziehungssystem.

  1. Die von dir angesprochene Selbst-Erziehung basiert auf
    Grundsätzen, die von außen, d.h. von der buddhistischen Lehre
    vorgegeben werden. Ist es nicht per definitionem das Ziel von
    Erziehung, dass der Betroffene lernt, sich mit
    Verhaltensformen, die ihm ein Erziehungssystem nahelegt (oder
    aufzwingt, je nachdem), innerlich zu identifizieren? Ich würde
    auch weniger von „eigener Initiative“ als vielmehr von
    „Selbstdisziplin“ sprechen, da „Initiative“ eine geistige
    Eigenständigkeit suggeriert, die ein Adept, der den Prinzipien
    einer Lehre folgt, gar nicht hat. Jedenfalls agiert der Adept
    als Ausführender einer externen (und ggf. verinnerlichten)
    Anweisung. Entsprechendes gilt für den Jahwisten oder Christen
    oder Muslim, welche die Dogmen und Anweisungen ihrer
    Religionen befolgen.

Mh, ich glaube, hier haben wir uns etwas falsch verstanden. Ich sehe Eigeninitiative hier als gegensätzlich zu Gottesunterwerfung.

Ich meine hier mit Eigeninitiative das Prinzip, dass nur die eigenen Taten über das eigene zukünftige Wohlergehen bestimmen (Karma-Gesetz). Nicht das Prinzip anderer Religionen, die eigene Verantwortung eines jeden Menschen für sein Leben und Wohlergehen an einen Gott abzuwälzen, der sich um einen kümmert, wenn man sich ihm hingibt.

Fazit: Ich sehe nach wie vor keinen Grund, „belief“ und
„education“ als entscheidende Kriterien der Unterscheidung
zwischen Theismus und Mystik zu akzeptieren, 1) weil der
Begriff Glaube / belief mit seinen heutigen Konnotationen die
psychologische Realität des antiken Denkens völlig verfehlt,
und 2) weil „education“ in beiden Systemen geschieht, im
Theismus in ihrer „hard version“, in der Mystik als „soft
version“.
A propos Mystik: Die Konnotation der Weltfremdheit haftet
daran nur für Leute, die nichts davon verstehen, also für die
allermeisten… Beim Term „Spiritualität“ ist es nicht anders.

Da hast Du Recht. Nach Deinen Ausführungen gefällt mir deine Abgrenzung in theistische und mystische Religionen schon besser. Vielleicht werde ich sie in meinen Sprachgebrauch übernehmen.

„Präpersonale“ versus „transpersonale“ Religion in Anlehnung
an die Theorie der Bewusstseinsebenen von Ken Wilber ist
sicher eine sinnvolle Alternative, allerdings ebenfalls nur
einer erlesenen Minderheit verständlich. „Präpersonal“
entspricht der primitiven magisch-mythischen, d.h.
vor-rationalen Bewusstseinsform, wie sie typisch ist für Poly-
und Monotheismus. „Personal“ entspricht einer rationalen, d.h.
atheistisch-materialistischen und somit nicht-religiösen
Denkweise. „Transpersonal“ geht über beide Bewusstseinsformen
hinaus, indem sie Rationalität (= Negation des präpersonalen
Magisch-Mythischen) mit einem Bewusstsein für das apersonale
Transzendente verbindet (charakteristisch für Yoga, Vedanta
und Buddhismus).

Ich verstehe hier nicht, wofür das „personal“ in präpersonal stehen soll, bzw. was eine „primitive magisch-mythischen, vor-rationalen Bewusstseinsform“ mit dem Wort „personal“ zu tun haben soll. Allgemein finde ich die Begriffe für den Alltagsgebrauch zu umständlich, deswegen würde ich sie so nicht anwenden. Da gefällt mir obige abgrenzung (theistische/mystische) besser.

Beste Grüße,
Irmfried

Ferngesteuert von wem?
Hallo,

All das und noch viel mehr ist jenen wackeren Demonstranten
natürlich völlig unbekannt, welche „gegen Islamkritik“ wettern
und sich dabei für hehre Fahnenträger der Menschenrechte
halten. Dass genau umgekehrt die Prinzipien des Islam den
Menschenrechten zuwiderlaufen, vermögen sie in ihrer
polit-medialen Ferngesteuertheit leider nicht erkennen.

Polit-medial ferngesteuert von wem? Wer ist da Deiner Meinung nach „am Steuer“?

Z.B. von deutscher Rüstungsindustrie
(ich meine, dass das hier berührte Thema nicht OT ist, weil es die korrupte Verzahnung von Religion und Politik / Wirtschaft als Ursache der ideologischen Behauptung entlarvt, dass der Islam „zu Deutschland gehört“ bzw. zu einer freien westlichen Gesellschaft)

Hi.

Polit-medial ferngesteuert von wem? Wer ist da Deiner Meinung
nach „am Steuer“?

Im bereits zitierten Artikel erläuterte ich das in Stichworten folgendermaßen:

Hinter dieser Fernsteuerung stehen mehrere Interessengruppen, vor allem die an Wirtschaftskontakten mit islamischen Ländern interessierten Konzerne, deren Marionetten bekanntlich die politischen Entscheidungsträger sind (Merkel usw.), sowie islamische Organisationen, die entgegen den wahren Prinzipien des Islam einen ´modernen´, an westliche Werte angepassten Pseudo-Islam propagieren (und die übrigens nur eine Minderheit der europäischen Muslime repräsentieren). Ein weiteres Motiv ist auch das Bestreben der Politik, im muslimischen Bevölkerungsanteil der europäischen Staaten keine Unruhe aufkommen zu lassen. Dazu kommt die Sorge um muslimische Wählerstimmen.

Schon ein Blick auf die Beziehungen zwischen der BRD und dem religiös ultrakonservativen Saudi-Arabien zeigt, wie sehr der deutschen Politik an einem spannungsfreien Verhältnis auch auf „weltanschaulicher“ Ebene gelegen sein muss:

http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laen…

Bundeskanzlerin Merkel reiste im Februar 2007 und im Mai 2010 nach Saudi-Arabien. König Abdallah besuchte im November 2007, Außenminister Prinz Saud al-Faisal 2008 und im Februar 2011 Deutschland.

Zum Merkel-Besuch in SA im Jahr 2010 berichtet die taz:

http://www.taz.de/!95802/

_Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Minister ihrer schwarz-gelben Koalition haben sich auf mehr als einem Dutzend Auslandsreisen von der Rüstungsindustrie begleiten lassen. Dies geht aus einer Regierungsantwort auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor. Demnach waren seit dem Regierungswechsel im Oktober 2009 bei mindestens 18 offiziellen Besuchen im Ausland hochrangige Vertreter der Rüstungsindustrie dabei. _

http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laen…

Wirtschaftsbeziehungen

_Saudi-Arabien ist dank der hohen Öleinnahmen in der Lage, deutsche Produkte und Dienstleistungen in nennenswertem Umfang einzuführen, und tut dies auch mit steigender Tendenz. 2013 betrug das bilaterale Handelsvolumen ca. 11 Mrd. Euro, etwa soviel wie im Vorjahreszeitraum.

Angesichts der auch weiterhin zu erwartenden hohen staatlichen Investitionen in Infrastruktur, Energie- und Wasserversorgung, Bildung und Gesundheit wird Saudi-Arabien für deutsche Unternehmen ein interessanter Markt bleiben. Saudi-Arabien bietet über die staatliche Investitionsagentur SAGIA und über die Organisation zur Ansiedlung von produzierendem Gewerbe MODON verschiedene Anreize für ausländische Firmen, im Land zu investieren und hier Arbeitsplätze zu schaffen. Auch in ausländischen Firmen und Joint Ventures wird eine bestimmte Quote der Beschäftigung saudischer Staatsangehöriger gefordert._

Chan

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Kategorienverwechslung
Hi.

Du bringst da einiges durcheinander - aber das kostet
wenigstens nichts :smile: (ausser Nerven).
(…)
Glaube mir: Demokratie hat man nur, wenn man sie lebt!
Kaufen kann man sie nicht.

Vielleicht bringst du ja etwas durcheinander. „Demokratie“ ist zunächst mal nichts anderes als ein abstraktes politisches System, also eine Struktur von Verfahrensregeln für die Konstituierung eines Herrschaftssystems auf der Basis einer menschenrechtlichen Verfassung. Die praktische Realisierung dieses Systems ist eine ganz andere Kategorie. Beide Ebenen sollte man nicht vermischen, aber genau das unterläuft dir.

„Demokratieverdrossenheit“ beruht auf einer solchen Vermischung bzw. Verwechslung. Nicht das System ist problematisch, sondern die Einflussnahme auf die Akteure dieses Systems (Politiker) durch die Akteure des Ökonomie (Wirtschaft). Der Staat hat die Funktion, auf der Basis demokratisch konstituierter Herrschaft (Volksvertreter) die praktischen Angelegenheiten der „Nation“ zu regeln (Legislative, Judikative, Exekutive). Laut Marx ist er aber das Instrument einer „herrschenden Klasse“, d.h. vor allem der mächtigen ökonomischen Akteure. Meine Antwort an Irmfried weiter unten („Z.B. von der deutschen Rüstungsindustrie“) liefert ein aktuelles Beispiel.

Diese Problematik berührt aber nicht den grundsätzlichen Wert des demokratischen Systems.

Chan

Gewagte These
Hallo Ch’an,

Ok, Du meinst also, dass der breiten Öffentlichkeit von Politik und Medien ein „halb so wilder“ Islam vorgegaukelt werde, weil Politik und Medien nur die Handlanger der deutschen (insbesondere Rüstungs-)Industrie sind, die aus Interesse an guten Wirtschaftskontakten in den Nahen Osten keine islamfeindliche Stimmung in der Bevölkerung riskieren möchten?

Zwar kann ich mir vorstellen, dass in der These ein Fünkchen Wahrheit steckt, doch erscheint sie mir etwas gewagt. Wie kann denn die komplette deutsche Mainstream-Politik- und Medien-Landschaft so ferngesteuert sein, allein weil die deutsche Industrie an Wirtschaftskontakten im Nahen Osten interessiert ist? Auch wenn ich nicht viel von den Medien halte, so halte ich das doch für etwas überspitzt.

Das müsstest Du mir schon etwas besser mit Belegen untermauern.

Beste Grüße,
Irmfried

Gewagt? Nicht sonderlich. Diese These wird von marxistisch orientierten Islamkritikern mit guten Gründen vertreten. Die Verzahnung von Wirtschaft, Politik und Medien ist real und in einem Ausmaß gegeben, das die Annahme eines Strippenziehens hinter den Kulissen grosso modo als vernünftig erscheinen lässt.

Chan

Bin jetzt nicht schlauer…
Nach diesem Beitrag bin ich leider kein bisschen schlauer.

Du hast einen Begriff - „marxistisch orientierte Islamkritiker“ - eingeworfen, der mir aber überhaupt nichts sagt. Ich hätte gerne mehr darüber erfahren, wo du deine Informationen her hast, auf deren Grundlage du hier so selbstbewusst diese These exklamierst.