reden hilft - meistens
Hallo,
ich muß sagen, daß mich viele der vorherigen Antworten etwas irritieren - sowohl vom Inhalt her als auch von den Formulierungen. Sicherlich hast Du Dich mit dem Seitensprung nicht mit Ruhm bekleckert, aber letztlich ist die Motivation für mich nachvollziehbar – zumindest, wenn Deine Schilderungen der Wahrheit entsprechen, nach denen der Grund letztlich Dein Bedürfnis nach Nähe, Zärtlichkeit und offen gezeigter Zuneigung war.
Wenn ich ihn mal in Kino oder zum Essen überreden kann, dann
ist das immer mit sehr viel Arbeit verbunden. Ich weiß nicht,
ob er gerne Zeit mit mir verbringt.
Ohne, daß er etwas dazu sagt, wird sich da kaum Klarheit finden lassen. Im allgemeinen sind es aber doch eher die Männer, die wenig Verständnis dafür haben, daß es zumindest in den ersten Jahren weniger um das Paar als vielmehr um die Familie geht und auf mehr zweisame Zeit drängen. Es kann aber genauso gut sein, daß er in sich den vergangenen Jahren darauf eingestellt hat, daß es kaum Zeit zu zweit gibt, sich seine Zeit mit sich selbst einteilt und nun einen gewissen Trott entwickelt hat, aus dem er sich auch mit einem Angebot für gemeinsame Zeit nicht mehr lösen will bzw. vermeintlich nicht mehr lösen kann.
Er sagt nicht, dass er mich liebt oder gerne mag, wobei ich
schon glaube, dass er mich liebt.
Aber sicher bin ich mir nicht.
Wie solltest Du auch, wenn er es weder sagt noch mit Taten den Eindruck oder wenigstens den Anschein vermittelt.
Ich habe mit meinem Mann schon öfters darüber gesprochen, dass
mir was fehlt. Aber er kann sich da nicht ändern
Ein „nicht können“ gibt es in dem Kontext nicht, weil es dafür keine körperlichen Voraussetzungen gibt, die ihm (nach allem, was Du erzählst) fehlen. Er will also nicht. Entweder, weil er keine Gefühle hat, die er auf diese Weise zeigen könnte, oder weil er nicht der Typ dafür ist (das kann man aber ändern, wenn man will) oder weil er schlicht keinen Bock darauf hat. Da Du eine Entscheidung anstrebst, wäre zu klären, was die Ursache ist bzw. was sich hinter dem „ich kann nicht“ tatsächlich versteckt.
Ein Mangel an Zeit und Gelegenheit ist sicherlich nicht die Ursache, zumindest, wenn man ehrlich zu sich ist. Es gibt auch in Alltagssituationen genug Gelegenheiten, mit einer kurzen Berührung, wenigen Worten oder Blicken seine Zuneigung auszudrücken und den Partner spüren zu lassen, daß man durchaus noch weiß, daß man in einer Paarbeziehung lebt und was man an seinem Partner hat. Dazu gehört aber einerseits der Wille und andererseits das Bewußtsein, daß so etwas notwendig ist.
Wir fangen an uns wegen Kleinigkeiten zu streiten. Er soll
bitte die Socken zusammen in den Wäschekorb tun, damit ich sie
nicht einzeln suchen muss. Da regt er sich schrecklich auf ich
sei kleinlich und das seine Entscheidung.
Er motzt unseren Sohn an, weil der Saft trinkt und nicht mit
Wasser gemischt hat. Dabei habe ich den Saft eingeschenkt.
Es geht nicht darum wer Recht hat, sondern dass wir einfach in
ganz vielen Dingen nicht mehr einer Meinung sind.
Nein, es geht darum, daß Ihr Meinungsverschiedenheiten nicht vernünftig klärt. Hier geht es ja nicht um unvereinbare Standpunkte in essentiellen Fragen wie „welchem Kind gebe ich eine Niere?“. Es geht um letztlich unbedeutende Kleinigkeiten im Alltag. Es ist eigentlich selbstverständlich, dass sich über solche Dinge eine Einigung finden lässt. Genauso selbstverständlich ist es aber auch, dass solche Streitigkeiten nicht vor den Kindern ausgetragen werden – aber das nur nebenbei.
Aber wie da raus kommen? Die harte Variante und ihm sagen,
dass ich so nicht mehr mit ihm zusammen leben will. Eine
Affäre hatte und dann sich entweder trennen und darauf hoffen,
dass er versteht dass eine Ehe nicht nur aus einem
gemeinsammen Essen besteht?
Heute Abens sollte der Babysitter kommen, denn musste ich eben
absagen, weil er eben sich beschwert hat, er hätte heute sonst
gar keine Zeit für sich.
Jetzt sitzte ich hier mit den Kindern, er sägt in der
Werkstadt und keiner geht ins Kino, weil er keine Zeit mit mir
haben will…
Echt trennen? Erwarte ich zu viel? Bin ich undankbar?
Oder passen wir einfach nicht zusammen?
Was tun?
Reden und vorher eine Streitkultur entwickeln. Es bringt nichts, wenn eine eigentlich geplante offene Aussprache mit Anschuldigungen, Vorwürfen und prähistorischen „Du hast damals“ eingeleitet wird. Es geht darum, seine eigene Wahrnehmung, seine Gefühle offenzulegen. Oft genug werden Probleme nämlich vom anderen gar nicht oder nicht in der Dramatik wahrgenommen. Erst wenn auf der Front Klarheit herrscht, kann man mit der eigentlichen Problemlösung (im Sinne von Verhaltensänderungen (natürlich auch inkl. Kompromisse, d.h. Aufgabe für beide Seiten)) beginnen.
Ob sich das Rennen mit zwei eingerittenen Pferden noch gewinnen läßt, ist natürlich nicht absehbar, aber einen Versuch scheint es mir Deiner Schilderung nach aus Deiner Sicht noch wert zu sein.
Den Kindern ist übrigens nicht damit gedient, daß die Eltern nur ihretwegen zusammenbleiben. Von zwei zerstrittenen Elternteilen, die sich nichts zu sagen haben, sich nicht wertschätzen, auch vor den Kindern keine Zärtlichkeiten austauschen, lernen Kinder nicht, wie eine intakte Familie funktioniert. Vielmehr nehmen sie ihre Familie so wahr wie sie ist und gehen davon aus, daß alle Familien so funktionieren. Das sollte eigentlich kein Wert und kein Bild sein, den bzw. das man als Eltern seinen Kindern mit auf den Weg gibt.
Gruß
C.