Auch der Nicht-Spezialist ist nicht immer dumm
Hallo Metapher,
Prozessakten studiert
Nein.
Es liegt mir die Information vor, dass der Prozess aus Überlegungen der Opportunität (und der erwarteten gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen, vgl. auch das Votum von Balázs) und besonders „mit Blick auf Galileis nicht über alle Zweifel erhabenen Werdegang“ geführt worden sei. Diese Information habe ich wie gesagt aus der Kirchengeschichtsvorlesung, wo als Quelle der Inquisitor genannt wurde.
katholische Kirchengeschichtler
Der Betreffende ist ganz normaler Pfarrer einer ganz normalen Erzdiözese, meistens zivil gekleidet, und Hochschulprofessor einer vom Staat (nicht von der Kirche) getragenen theologischen Hochschule.
Näheres auf Anfrage (ach ja, ich vergass, es interessiert nicht…)
Im übrigen bin ich nicht so ganz allein in dem Boot, vgl. pro multis den österreichischen Philosophen Feyerabend im Jahr 1976:
„Die Kirche zur Zeit Galileis hielt sich viel enger an die Vernunft als Galilei selber, und sie zog auch die ethischen und sozialen Folgen der Galileischen Lehren in Betracht. Ihr Urteil gegen Galilei war rational und gerecht, und seine Revision lässt sich nur politisch-opportunistisch rechtfertigen.“
Das Ganze hat übrigens seine Rezeptionsgeschichte.
So vermerkte der französische Physiker Pierre Duhem im Jahr 1908 - und löste grosse Diskussionen aus -: „Angenommen, die Hypothesen des Kopernikus könnten alle bekannten Erscheinungen erklären, dann könnte man daraus schliessen, dass sie möglicherweise wahr sind, keineswegs aber, dass sie notwendig stimmen. Um diesen letzten Schluss zu ziehen, müsste man ja beweisen, dass kein anderes System erdenkbar ist, das die Erscheinungen genau so gut erklärt. Dieser letzte Beweis ist aber nie geführt worden.“ Und mit diesen Worten gab er inhaltlich der Inquisition gegen Galilei Recht. Bekanntlich war der (formelle) Stein des Anstosses, dass Galilei sich nicht damit zufriedengab, seine Theorie sei „Hypothese“ (was ein Gummibegriff ist).
eingebildeten Kompetenz
Ich schaue jetzt nicht nach, gegen welchen Paragraphen der Netiquette das verstösst. Aber wer hier das Niveau hält und wer nicht, mag der geneigte Leser selbst entscheiden.
Gruss,
Mike