Grundsätzliches zum Mindestlohn
Hallo!
Hier in Berlin bekommt „ne Putze“ 6-7 Euro die Stunde.
was wäre denn der richtige Lohn?
Der richtige Lohn wäre annähernd der, dass sichergestellt ist, dass mensch mit Vollzeitbeschäftigung keine staatlichen Transfereinkommen mehr benötigt um die Höhe des sog „menschenwürdigen Daseins“ zu erreichen.
Diese Menschen arbeiten für ihr Unternehmen und beziehen ihr Einkommen aber faktisch teilweise vom Staat. Das ist ziemlich absurd.
Eiin Preis findet sich durch Angebot und Nachfrage.
Für die Billiglöhne gilt dies nicht.
Der Staat ist wegen Art. 20 (1) GG gezwungen, diese Löhne faktisch durch Transferleistungen aufzustocken.
Würde er das nicht tun müssen, dann wäre auch das Arbeitsangebot im Billiglohnsektor gar nicht erst so hoch, weil eine Arbeit, die nicht zum Überleben reicht, nicht angeboten würde.
Diese künstliche Erhöhung des Angebots durch den Staat drückt logischerweise den Preis der Arbeit, weshalb ich hier eine Korrekturmaßnahme durch den Staat sogar für eine teilweise Wiederherstellung marktwirtschaftlicher Mechanismen halte.
Nun kann
einem der entstandene Preis einem aus politischen oder anderen
Gründen nicht passen. Dann subventioniert oder besteuert man
Umgekehrt wird eher ein Schuh draus: Weil dieser Preis, von dem wir hier reden, faktisch subventioniert ist, passt er nicht.
Da man getrost unterstellen darf, daß
Putzdienstleistungen nicht auf einem monopolistischen oder
oligopolistischen Markt erbracht werden, findet Wettbewerb
statt. Niedrigere Preise bedeuten mehr Aufträge. Also hätte
der (oder irgendein anderer) Unternehmer seine erheblichen
Gewinne teilweise für mehr Aufträge durch niedrigere Preise
aufgegeben.
Umgekehrt kann man aber auch sagen, dass ein Nachfrager nach Putzdiensten diese Dienste nur in Anspruch nimmt, weil er sie benötigt, nicht weil der Preis so niedrig ist.
Benötigen tut er sie aber auch dann noch, wenn die Preise durch die Einführung des Mindestlohns ansteigen, weil er weder sein Büro im Ausland putzen lassen kann, noch kann er so schnell ein selbst-putzendes Büro erfinden.
Solche Nachfragen nach Dienstleistungen wie Putzdienste, Sicherheitsdienste usw., die reagieren ganz schön unelastisch gegenüber Preissteigerungen.
Theorie 2: Wegen der höheren Löhne muß der Unternehmer seine
Preise erhöhen.
Richtig.
Sind seine Kunden nicht bereit, für die
gleiche Dienstleistung auf einmal höhere Preise zu bezahlen,
verliert der Unternehmer den Auftrag und die unterbezahlte
Reinigungsfachkraft ihren Arbeitsplatz.
Naja, du unterschlägst hier aber, dass diesen höheren Preise in gleichem Maß höhere Löhne entgegenstehen müssen. Diese höheren Löhne bekommen aber ja irgendwelche Menschen, die selbst als Nachfrager auf Gütermärkten auftreten.
Um im Beispiel-Modell (also simplifiziert) zu bleiben: die durch den Mindestlohn mehr verdienende Putzfrau trägt nun etwas mehr Geld zum Aldi als vorher, der Aldi macht eine neue Filiale auf und fragt dort was nach - ja, Reinigungsfachkräfte …
Was ist denn daran bitte ach so unrealistisch?
Der Punkt ist jedenfalls der, dass bei deiner „Theorie 2“ den Preiserhöhungen auch Lohnerhöhungen in gleichem Ausmaß gegenüberstehen müssen. Diese Lohnerhöhungen treffen im Fall des Mindestlohns Menschen, die dieses erhöhte Einkommen -im Gegensatz zu Gutverdienenden!- auch sofort wieder in Konsumausgaben umsetzen - und so unmittelbar die Güternachfrage und damit mittelbar die Arbeitsnachfrage ankurbeln …
Ist der Kunde jedoch
bereit, den höheren Preis zu bezahlen, wird dieser höhere
Preis nach der Wanderung durch die Wertschöpfungskette
irgendwann beim Verbraucher ankommen, der dann für seine Waren
oder Deinstleistungen mehr bezahlen muß.
na und?
das ist doch bei jeder Lohnerhöhung so.
Was ist daran so furchtbar?
Wie oben gesagt: aus volkswirtschaftlicher Sicht enspricht die Preiserhöhung den Lohnerhöhungen durch den Mindestlohn und bleibt somit als Kaufkraft im Kreislauf voll enthalten.
Zu diesen
Verbrauchern gehört dann übrigens auch die Putzfrau, aber das
nur nebenbei.
das ist nun aber wirklich sehr nebenbei, weil das eigentlich gar nichts zur Sache tut.
Tatsächlich dürfte beides passieren, d.h. es werden
Arbeitsplätze verloren gehen und Preise steigen.
Aha. Warum?
Die Preise steigen in deinem Modell nur, weil (und in dem Ausmaß wie) die Löhne steigen. In der Tat sorgen steigende Preise für sinkende Nachfrage von Gütern und damit mittelbar für Arbeitslosigkeit.
ABER: diese in gleichem Ausmaß wie die Preise gestiegene Löhne bewirken Kaufkraft. Diese Kaufkraft (speziell wenn sie in den Händen von Geringverdienern ist) bewirkt sofortige Nachfrage nach Gütern. Nachfrage nach Gütern bewirkt wiederum Nachfrage nach Arbeit …
Ich würde also sagen, wenn man die Modellrechnung nicht als Milchmädchenrechnung anstellt, sondern beide Seiten des Wirtschaftskreislaufs betrachtet, dann kann deine „Theorie“ keineswegs erklären, weshalb die Einführung des Mindestlohns zu einem allzu gewaltigen Anstieg der Arbeitslosigkeit führen muss.
Stellt sich nur eine Frage: warum sind es die vor allem die
gutverdienenden Nichtputzfrauen mit volkswirtschaftlichem
Hintergrund, die von Mindestlöhnen abraten (so wie ich zum
Beispiel)?
Weil die Nicht-Putzfrauen mit volkswirtschaftlichem Hintergrund, die nicht von Mindestlöhnen abraten, allesamt dem Rattenfänger ausm Saarland hörig sind? Oder gar den Satan anbeten
Oder weil sie nicht alles nur aus Angebots-Perspektive erklären wollen, und daher die Nachfrage-Perspektive nicht vollständig ausblenden.
==> ja, m.E. würde der Mindestlohn tatsächlich einige Jobs kosten, aber erstens mehrheitlich Jobs, um die es nicht schade ist, und zweitens würde es aus den beiden von mir angeführten Gründen (1. geringe Preiselastizität der Nachfrage nach den meisten vom Mindestlohn betroffenen Dienstleistungen, 2. Korrektureffekte durch steigende Kaufkraft von Geringverdienern, die unmittelbar in Konsum umgesetzt wird) nicht so dramatisch werden, als dass man deshalb partout auf den Mindestlohn verzichten müsste.
_ ℂ Λ ℕ Ð I Ð € _