Klarheitenbeseitigung
Hallo Marion,
gerade habe ich an dich und dein Posting gedacht, auf das ich vor kurzem antwortete. Und ich war mir nicht mehr sicher, ob ich dich richtig verstanden und entsprechend geantwortet habe. Nun schaue ich nach, und siehe da - da gibt es noch ein paar Klarheiten zu beseitigen
Das macht für mich keinen Unterschied, ob sich jemand nun
grade in einer Beziehung/Ehe befindet oder nicht. Ich sehe
keinen Grund in so einem Fall, die finanzielle Unabhängigkeit
aufzugeben.
Gehen wir einmal von dem Normalfall aus. Wenn sich Paare finden und zusammenziehen, gibt selten einer der Beiden seinen Job auf - warum auch? Außer die Lebensgemeinschaft macht die Jobaufgabe des einen Sinn.
Konsequenter Weise würde ich das so
sehen, dass jeder soviel verdient, wobei eine Trennung ohne
Versorgungsausgleich möglich ist. Aber das geht nur mit
entsprechenden Einkommen.Ich versteh nicht so ganz, wie obiges von dir gemeint ist ?..
Ich dachte an den Moment, wenn das erste Kind da ist. Dann ist der Spagat zwischen Vollzeit und Mutter/Vaterschaft schwierig. In dem Moment, wo der Partner dem Kind zuliebe in Teilzeit arbeitet, reicht das Einkommen für eine individuelle Lebensweise nicht mehr (plötzliche Trennung, eigene Wohnung, einer muss Kind mitdurchfüttern) - von der finanziellen Unabhängigkeit träumen die meisten dann, wenn sie sich in der Schleife des Familiendaseins befinden.
Letztendlich sind Partnerbeziehungen wie Wohngemeinschaften,
in der man sich bestimmten Kosten und Arbeiten teilt, mit den
dazugehörigen Abhängigkeiten…Also ich hab noch in keiner WG gewohnt, in der man mir Geld
dafür gezahlt hat, dass ich auch da gewohnt hab *lach*.
In meiner WG-Zeit haben wir uns die Mietkosten eines Hauses geteilt, und am Samstag war Großreinemachen. So konnte man sich als kleiner Berufsanfänger den Luxus mit Haus und Garten leisten, und bekam dazu Leid und Freud des Zusammenleben, gratis - wie in einer Ehe oder in der Familie. So habe ich das gemeint
Wenn ich nochmal auf die Welt als Frau komme, würde ich mir
sehr genau überlegen, ob ich mich jemals wieder …Ich denke, viele Leute machen sich einfach falsche
Vorstellungen. Wer denkt denn schon bei der Heirat daran, dass
die Ehe nicht ewig halten wird und sorgt entsprechend vor. Das
gilt doch als „unromantisch“. …
Mir wird jetzt erst klar, was du mit deinem vorangegangenen Posting meintest. Egal welchen Job man hat, diesen täglichen Verpflichtungen möchte man sich manchmal schon gerne entziehen, wenn man es sich leisten könnte. Es sind letztendlich immer Tretmühlen, mit einem drückenden Balken von Zahlungsverpflichtungen (Miete, Versicherungen, Lebenshalt.kosten) im Genick, das einen zum Traben in der immer gleichen Rinne nötigt. In der Tat, hätte man/frau die Wahl…
Davon wollte ich nicht reden. Ich kenne fast nur Frauen, die malochen weil sie müssen, und nicht weil sie es für ihre finanzielle Unabhängigkeit tun. Hätten sie die Wahl, zwischem öden Daheimsein und öder Maloche (Kleiderständer auffüllen, an der Kasse sitzen, Treppen putzen, beim Aldi Gurkengläser auffüllen…), ist die Aussicht auf Vera am Mittag bei einer Tasse Kaffee und mit der netten Nachbarin von nebenan sehr verlockend. Und wenn es langweilig wird, dann geht man shoppen - Männes Geld verprassen ) . Ist doch egal was die arbeitende Frauenschaft darüber denkt, die sind doch nur neidisch, warum soll man sich den Buckel krumm machen, wenn das Leben so einfach sein kann, und schließlich tut man ja auch einiges für Mann und Kinder… Weißt du, was ich meine (ich denke natürlich ganz anders, damit hier keine wundersamen Bilder von grilla entstehen ))
Wir können weiterhin über wundervolle Jobs, Selbstverwirklichung der Frau und ihre wichtige Unabhängigkeit sprechen, aber die Realität ist ernüchternd, der sich die eine oder andere entzieht.
Selbst die Frauenbewegung hat sich hier als nicht ausreichend
vorausschauend bewiesen. Vor ein paar Jahzehnten dachte man
noch, man könne das Problem lösen, indem man die
Ausbidlungssituation für Mädchen verbessert. Nun sind Frauen
vom Ausbildungsstand her längt mit den Männern gleichgezogen.
Das Ergebnis scheint mir (übersptitz gesagt) jedoch eher so
auszusehen, dass es mehr Hausfrauen und Mütter ohne eigenem
Einkommen mit Uni-Diplom gibt, als früher *fg*. Ausbildung
alleine scheint also kein ausreichender Faktor zur Sicherung
der Finanziellen Unabhängigkeit zu sein.
Ich kann mich des beunruhigenden Eindrucks nicht erwehren, dass nach wie vor bei Mädchen wesentlich weniger ernsthafter eine erfolgreich abgeschlossene Berufsausbildung und gar noch eine anhängige Berufserfahrung mitgetragen wird als bei Jungens - sowohl vom Elternhaus, als auch von Schule und Ausbildungsplätzen. Und wenn es Vorbilder und Idole für Frauen gibt, dann sind es immer gleich verhärmte Karriereweiber, oder omnipotente Hera Lind &Cos. Dieses Frauen-Kinderkriegen-sowiesoDaheimsein hängt in unser aller Köpfe fest.
Nun ja, ich denke, uns (unserer Generation) kommt hier eine
ganz wichtige Aufgabe zu. Wir waren quasi die ersten, die mit
dem Gefühl aufgewachsen sind, dass uns als Frauen im
Berufsleben primär keine Beschränkungen mehr auferlegt sind,
dass wir tatsächlich gleichberechtigt sind.
Und dafür müssen wir alle noch die Voraussetzungen schaffen, in dem wir unseren Einfluß und unser Tätigkeitsfeld von den Idealen zur Realität verlagern.
viele Grüße
grilla