G8-Demonstrant von Sicherheitskräften erschossen

Moin Ralf

Der Kölner-Einsatzleiter im „heute-spezial“, der 99 für die
Sicherheit u.a. bei G8 zuständig war, hat jedenfalls die
Einsatzleitung in Genua (mit aller Vorsicht aus der Ferne)
kritisiert.

Eben.
Aus der Ferne.

Gruß, masc

Ich wundere mich immer nur, wie schnell gegen Polizisten
Anklage erhoben wird (gegen den Polizisten wurde heute Anklage
erhoben),

Anklage wohl nicht, aber eine Untersuchung. Ist ja auch logisch. Immerhin hat er einen Menschen getötet, das ist Fakt. Dann muß ja wohl untersucht werden, ob es Notwehr war oder nicht. Halte ich für reine Formsache.

die Verursacher aber dessen, was dort abläuft, immer
wieder weg kommen und mit läppisch abgestraft werden.

Warte mal ab. Die, die in Göteborg angeklagt wurden (auch deutsche) wurden nicht läppisch abgestraft sondern zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Sicher wird es auch in Genua einige Anklagen geben.

Der Kölner-Einsatzleiter im „heute-spezial“, der 99 für die
Sicherheit u.a. bei G8 zuständig war, hat jedenfalls die
Einsatzleitung in Genua (mit aller Vorsicht aus der Ferne)
kritisiert.

Eben.
Aus der Ferne.

Ja, klar. Aber zeigt doch deutlich, dass man die Einsatzstrategie zumindest hinterfragen kann. Um mehr ging es mir nicht. Vielleicht war sie ja richtig und anders hätte man nicht handeln können. Vielleicht aber auch nicht. Dann trägt die Einsatzleitung auch eine Mitschuld an dieser Eskalation.

Dass die Chaoten entweder die Haupt- oder die Alleinschuld an der Eskalation tragen, ist hingegen für mich klar.

Na und? Hat er halt Pech gehabt.

Finde ich auch :smile:. Habe nur Angst nach meinen Beiträgen
bezüglich „Homo Ehe“ hier als Erz-Konservative verschrien zu
werden *g*.

gruß

katja, die eigentlich gar nicht so konservativ ist

Hallo Katja,

brauchst keine Angst zu haben. Der Erz-Konservative bin ich
hier.
(und Einzelkämpfer, leider)

Nee nee, Markus…Einzelkämpfer nicht, nur bin ich, was diesen Thread angeht, gerade mal wieder zu erregt *gg*, um sachlich bleiben zu können…vermute ich jedenfalls.

Außerdem ist da noch Reiko…er teilt deine Meinung diesbezüglich schon ein wenig.

Und so stockkonservativ kannst du auch nicht sein, weil das ließe sich nicht mit der Suchthilfe vereinbaren :wink:

Auch wenn ich hier meine Meinung nicht zum besten geben werde - ich setz mich bei politischen Diskussionen zu oft in die Nesseln - und auch wenn ich im Zusammenhang mit der Homo Ehe noch nicht viel kluges von mir gegeben habe, so möchte ich doch sagen, dass ich deine Meinung teile…zumindest auf jeden Fall schon mal zu diesen beiden Themen :wink:
Und auch Katjas Ausführungen kann ich mich oft anschließen.

In diesem Sinne…einen schönen Abend und liebe Grüße,
Vanessa

seh ich auch so.

allerdings finde ich, dass die G8 ihre überflüssigen gipfel auch woanders stattfinden lassen könnten, z.b. auf einer insel.
ich glaube nämlich, dass es den meisten randalieren einfach zu teuer wäre, beispielsweise auf die kanaren, die azoren etc. zu fliegen.

hiho,

interessant finde ich in der diskussion, daß das verhalten der polizei als korrekt, bzw. nicht vermeidbar beschrieben wird.
im auslandsbrett regen wir uns regelmäßig über die israelis auf, die unverhältnissmäßig auf steineschmeisser schiessen und diese dabei töten. wir verlangen dann von der israelischen armee deeskalationstechniken, gummi- statt vollmantelgeschosse etc.

in genua wurde ein „linker spinner“, ein gewaltbereiter schläger von einem polizisten getötet, und für die meisten von euch heißt es aufeinmal: „…pech gehabt!“, „…selber schuld!“ usw.
was haltet ihr denn davon, auch in diesem fall die polizei auf deskalation und den gebrauch von gummigeschosen hiunzuweisen?

grüße, rené

Hallo,

ich habe mal eine Frage, über die hier noch keiner ein Wort verloren hat.
Der Demonstrant starb durch einen Schuss in den Kopf! Mir stellt sich nicht die Frage, wer an wessen Tod die Schuld trägt, denn wer wen getötet hat (ohne die Beweggründe hier zu sezieren) ist zweifelsfrei Erwießen.
Die Frage die sich mir stellt wäre, warum mußte der Schütze dem Demonstranten in den Kopf schießen? Wieso konnte er kein anderes Ziel am Körper anvisieren? Ich denke, dass sich die Gerichte unter anderem auch damit auseinandersetzten werden.

MfG User

Hallo Reiko,

ich hatte die Geschichte schon einmal in einem dieser Bretter erzählt: Es mag zwei Jahre her sein, da hatte ich ganz junge Enten in einem kleinen Bach entdeckt, die ich aus einiger Entfernung fotografierte. Schaut man sich die Bilder an, könnte man denken, wie idyllisch das gesamte Motiv gewesen sein muss. Allerdings entsprach das nicht der Wahrheit. Der Bach floss durch diesen wenig schönen Ort, und nur einige Meter weiter von den Jungenten gab es eine vielbefahrene Brücke, und sein Bett nutzten einige als Müllabladeplatz: Eisbecher, Fahrradreifen, Plastiktüten. Doch das ist auf meinen Bildern nicht zu erkennen, weil ich meine Ausschnitte und Aufnahmen stets so wählte, dass von alledem nichts zu erkennen war, und wer heute meine Bilder ansieht, der hat den Eindruck, die ganze Szene fand irgendwo in freier Natur, aber nicht inmitten des Ortes statt.

Marco

PS:

  • Recht und Ordnung - wessen Recht, wessen Ordnung?
  • Widerstand gegen die Staatsgewalt - obwohl doch alle Gewalt vom Volke ausgeht?
  • Alle Macht der Wirtschaft - warum übersieht man die Menschen dabei?
  • Entscheidungsträger hinter Stacheldraht und hohen Zäunen - schützen sie so die Entscheidungen, für die wir sie nicht gewählt haben?

Als Lüge würde ich das nicht bezeichnen, da ATTAC dies selbst
zugibt.

Hallo Ralf,

ich sprach nicht von ATTAC, ich meinte die Gipfelteilnehmer! Glücklicherweise gibt es den Artikelabschnitt auch online, so dass ich ihn nicht selbst eintippen muss. Ich bezog mich u.a. hierauf:

**Auf der anderen Seite, hinter Absperrgittern und den Kordons der Carabinieri, organisieren die Belagerten ihre rhetorische Verteidigung. Um 10.00 Uhr trifft Kanzler Gerhard Schröder in der Festung ein. Um 12.30 Uhr gibt es das erste Arbeitsessen im Palazzo Ducale, gefolgt von einer ersten Sitzung. Unterdessen feilen Sherpas, wie die Zuarbeiter der Staats- und Regierungschefs genannt werden, bereits am Schlusskommuniqué. Und das ist fast so schwierig wie die Überwindung der Zäune für die „Tute bianche“ und andere Gipfelstürmer.

Denn lange hat es keinen Gipfel mehr gegeben, dessen Tagesordnung so voller Probleme steckte wie der in Genua: das simultane Absacken der Weltökonomie in allen großen Industriestaaten, der Konflikt um Klimaschutz und Kyoto-Protokoll, Unsicherheit über die zukünftige Handelspolitik und der Streit um die US-amerikanischen Pläne für eine Raketenabwehr. Welchen Punkt die Sherpas sich auch vornehmen, überall stoßen sie auf transatlantische Meinungsverschiedenheiten, die es galant zu umschreiben gilt. „Unilateralismus“ lautet der - meist unausgesprochene - Vorwurf der Europäer gegen die Politik des US-Präsidenten. Untätigkeit bei der Ankurbelung des Wirtschaftswachstums wirft George W. Bush seinen europäischen Partnern vor.**

Quelle: Frankfurter Rundschau, Samstag, 21. Juli, S.3 (http://www.fr-aktuell.de/); dort vollständiger Artikel

Marco

Gegen die nicht-RAF Theorie spricht ja vor allem, dass meines
Wissens selbst „offizielle RAF-Mitglieder“ wie Klein nicht
erklärt haben, die RAF wäre am Herrhausen-Mord nicht beteiligt
gewesen.

Hallo Ralf,

meinst Du jenen Klein, der sich nach dem OPEC-Überfall in Wien versteckt hatte, zuletzt in Frankfreich, und mittlerweile verurteilt wurde. Der hatte meines Wissens überhaupt keinen direkten Kontakt mehr zu Terrororganisationen.
   Aber ich sage das nur zurückhaltend, weil ich es nicht genau weiss. Und ich kann mich nur wiederholen, dass sich die Lektüre des Buches „Das RAF-Phantom“ wirklich lohnt. Ich selbst bin seinerzeit darüber gestolpert, als es vor etwa ca. drei Jahren Erwähnung in MONITOR fand. Mittlerweile gibt es auch einen Spielfilm dazu, „Das Phantom“, der mal auf Pro7 lief. Ich selbst fand den Film ziemlich schlecht, weil er nur ein paar Kernaussagen des Buches in der Story verarbeitet, allerdings gewann er irgendeinen Fernsehpreis auf 3sat. (Siehe http://www.raf-phantom.de)
   Selbst wenn man sich aus irgendeinem Grund gegen diese Thesen sträubt, so ist es doch interessant, die Dinge einmal aus anderer Sicht zu erfahren. Und schliesslich spekulieren die drei Autoren auch nicht ins Blaue hinein, sondern können ihre Ansichten belegen. Man muss sich einfach über diverse Pannen seitens der staatlichen Behörden sehr wundern, die ein schiefes Bild auf die professionellen Verfolger wirft. Siehe auch das Buch „Die Erschiessung des Wolfgang Grams“, das sogar vollständig online zu lesen ist: http://www.nadir.org/nadir/archiv/Repression/bad_kle…

Marco

ich bin des öfteren als wirklich friedliebender mensch recht
zerschunden von der ausübung meines rechtes auf
meinungsfreiheit zurückgekehrt. anschließend sah ich bilder
im tv oder artikel in der presse, die tatsächlich nur :sensationen am rande breitgetreten haben, ohne allerdings den :gesamten vorgang zu dokumentieren… der rest ist für medien nun :mal nicht interessant. es muß schon knallen und brennen.

Hallo Frank,

lass’ mich hierbei wieder einmal den Kabarettisten Volker Pispers erwähnen, der dies in seinem 99er-Programm aufs Korn nahm: „Das ist der Zeitpunkt, an dem man an die Existenz von Parellelwelten glaubt.“
   Man mag sich einmal folgende Meldung in den Nachrichten vorstellen: Hundertausende demonstrierten friedlich, es gab keine Ausschreitungen seitens der XYZ-Gegner. Bisweilen konnte man bei der Polizei jedoch überzogene Härte beobachten.
   So etwas gibt es freilich nicht, und wenn Demonstrationen friedlich bleiben, werden sie in einer kurzen Meldung abgehakt und nicht permanent über die berichtet. Somit müssen „dank“ der Medienbilder Demonstrantionen als anrüchig erscheinen.

Ich hoffe, dass Deinen Beitrag auch jene lesen werden, die sich so sehr über „Randalierer“ - auch ohne aktuellen Bezug gemeint - aufregen.

Marco

Der Kölner-Einsatzleiter im „heute-spezial“, der 99 für die
Sicherheit u.a. bei G8 zuständig war, hat jedenfalls die
Einsatzleitung in Genua (mit aller Vorsicht aus der Ferne)
kritisiert.

Eben.
Aus der Ferne.

Hallo masc,

wenn das ja von Dir ebenfalls bestätigt wird, dann können wir, die ebenfalls in der Ferne sitzen, ebensowenig ein dermassen klares Bild gewinnen, um sich auf diese Weise, wie es hier geschehen ist, über die Demonstranten aufzuregen.

Marco

Hallo Reiko!

Ich wundere mich immer nur, wie schnell gegen Polizisten
Anklage erhoben wird (gegen den Polizisten wurde heute Anklage
erhoben), die Verursacher aber dessen, was dort abläuft, immer
wieder weg kommen und mit läppisch abgestraft werden.

Was mich bei der Berichterstattung vorgestern aufhorchen liess, war die grosse Beschreibung des Terrors der Demonstranten, auch die entsprechenden Bilder dazu, während es allerdings nur fünfs Festnahmen gegeben haben soll. Erst ca. vier Stunden wurde von 50, später von 70 Festnahmen gesprochen. Und trotzdem: Angesichts der Ausschreitungen und der von allen Seiten geforderten und wohl auch ausgeübten Härte („Null-Toleranz-Strategie“) erstaunte mich die geringe Zahl an Festnahmen.
   Vielleicht liegt deshalb einem Schily viel daran, z. B. die Castor-Gegner zu kriminalisieren, denn anhand von Festnahmen und den danach tatsächlich Abgeurteilten lässt sich doch einigermassen schliessen, wie gewalttäig es wirklich auf dieser oder jener Demo zuging.

Wenn das so weitergeht die nächsten Jahrzehnte, dann ist das
der Freibrief für Untergrundkämpfer, Widerständler, Chaoten,
Anarchisten etc.

Hmm, ins andere Extrem gezogen würde das heissen: Wenn Justiz und Polizei weiterhin so vorgehen, haben wir bald einen Polizeistaat, in dem die Denunziation vorherrscht, und die blosse Gegenmeinung zur öffentlichen als Straftatbestand betrachtet wird.

Marco

ich sprach nicht von ATTAC, ich meinte die Gipfelteilnehmer!

Sorry, da habe ich Dich dann gründlich mißverstanden.

Off-Topic Bild
Das beeindruckendste Bild seit Jahren habe ich diese Woche in der „Woche“ auf der letzten Seite gesehen. Stammt aus einem Live-Bericht von Eurosport zur Tour de France.

Auf der Straße donnert das Fahrerfeld vorbei. Unmittelbar daneben am Straßenrand sitzen drei Männer mit dem Rücken zur Straße, vor ihnen ein kleiner Fernseher auf einem Tisch. Dort schauen sie sich wohl offensichtilich die Live-Übertragung zur Tour de France an.

)))

Kopfschuss
Moin User,

im Prinzip ganz simple. Der Schütze hat aus einem Auto heraus das Ziel (makaber, ich weiss) avisiert und geschossen. Da der Blick- und der Schusswinkel aus einem Autofenster (und nicht hinauslehnend, im Auto sitzend) hinaus sehr begrenzt ist, wird er den Kopf des Opfers getroffen haben. So könnte es gewesen sein. Dies endgültig herauszufinden ist Aufgabe der ermittelnden Behörden.

Schaun mer ma.

CIAo
Reiko

Jetzt bist Du es, der im Wald herumtappt. Warum er geschossen hat, wird doch die ganze Zeit diskutiert?

Du kannst allerdings auch versuchen, ihn persönlich zu befragen, den endgültig kann nur er Dir die Antwort geben.

Reiko

Jetzt bist Du es, der im Wald herumtappt. Warum er geschossen
hat, wird doch die ganze Zeit diskutiert?

Ja, sag ich doch. Aber es bleibt dabei, dass ich irgendwie nicht begreife, was Du überhaupt willst und um was es Dir geht.

Am besten lassen wir es. Deine Gedankenverwindungen scheinen mir irgendwie zu hoch zu sein.

Hi René

in genua wurde ein „linker spinner“, ein gewaltbereiter
schläger von einem polizisten getötet, und für die meisten von
euch heißt es aufeinmal: „…pech gehabt!“, „…selber
schuld!“ usw.
was haltet ihr denn davon, auch in diesem fall die polizei auf
deskalation und den gebrauch von gummigeschosen hiunzuweisen?

Polizisten sind auch nur Menschen, es ist albern und weltfremd, zu erwarten, daß sie deeskalieren, wenn Kollegen mit Benzin angesteckt werden oder Pflastersteine ins Gesicht bekommen.
Natürlich ist es bedauerlich, daß es einen Toten gegeben hat.
Fragt sich nur, ob bei einem toten Polizisten auch so eine Diskussion enstanden wäre.Gruß
Rainer

andere methoden?
hallo rainer,

Polizisten sind auch nur Menschen, es ist albern und
weltfremd, zu erwarten, daß sie deeskalieren, wenn Kollegen
mit Benzin angesteckt werden oder Pflastersteine ins Gesicht
bekommen.

wo geschehen? in genua?
natürlich wird sich ein polizist in diesen extremsituationen nicht „richtig“ verhalten. aber in der summe muß sich die polizei deeskalierend verhalten. sie ist ein staatsapparat der für ordnung sorgen soll, und darüber hinaus recht und gesetz vertritt. und ich halte es für sehr bedenklich, wenn die polizei für sich in anspruch nehmen darf, außerhalb von recht und gesetz zu agieren. auch wenn der tot des demonstranten unglücklichen umständen entspringt und der polizist in panik reagiert hat, generell darf so was nicht passieren.
es sind auf der einen seite halt „nur“ steine und molotowcocktails, deren kampfradius doch etwas begrenzter ist als der von schußwaffen. die polizei muß einfach in der lage sein, solche ausgangssituationen erst gar nicht zustande kommen zu lassen. es „roch“ doch zwei-drei tage vor dem gipfel schon in allen ecken nach ärger, wer von uns hat sowas denn nicht erwartet? warum ist man dann nicht in der lage, im vorfeld sinnvoll derlei krawalle zu unterbinden. vielleicht wäre es auch mal eine maßnahme, den konfliktstoff rauszunehmen, in dem die polizei nicht mit hundertschaften gegenüber den krawallis auftaucht. denn das ist doch das einzige worauf die krawallis warten, ein genügend großer haufen „bullenschweine“, mit denen man sich ordentlich fetzen kann. was aber, wenn dieser haufen gar nicht auftaucht, was macht der krawallbereite mob dann? glaubst du, stattdessen wird die stadt in schutt und asche gelegt? ich nicht, wahrscheinlich werden aus frust dann ein paar autos dran glauben müssen, aber im verhältniss wird das alles halb so schlimm sein.

grüße, rené