Hallo,
Das es eine Anmaßung ist, steht wohl außer Frage. Niemand wird
wohl ernsthaft bestreiten, dass Ethik und Werte auch ohne die
christliche Kirche entstehen können und entstanden sind.
Die Anmaßung ist vielleicht nur in Deiner Vorstellung vorhanden. Du hattest geschrieben: „Die christlichen Kirchen maßen sich ja nun bekanntlich des öfteren an, irgendwelche Werte zu haben (…)“ Aus diesem Zitat und Deiner obigen, sicherlich sehr richtigen Behauptung, dass Ethik und Werte auch ohne die Kirche entstehen können und entstanden sind, müßte Dir aber aufgehen, dass Du genau dies der Kirche aber absprichst.
Vereinfacht: Du sagst, die Kirche hat keine Werte. Die Behauptung, sie hätte Werte ist eine Anmaßung.
Du wolltest vielleicht die Kirche der Anmaßung anklagen, weil Du denkst sie würde für sich den Alleinanspruch für die Entwicklung der Werte und der Ethik postulieren. Das ist was ganz anderes und wäre dann auch diskussionswürdig.
Wie wäre es mit Beispielen.
Gleichstellung von Mann und Frau in der katholischen Kirche?
Nur mal so in den Raum geworfen?
Von mir aus auch in die Ecke oder an die Decke geworfen. Ich sehe keinen Verstoß der Menschenrechte, wenn die katholische Kirche Frauen als Priester oder amtshöheres nicht akzeptiert. Hierzu aus Wiki „Dabei wird häufig eine soziale oder gesellschaftliche Gleichheit oder Gleichstellung mit dem Differenzierungsverbot der Grund- und Menschenrechte verwechselt. Die Forderung nach faktischer Gleichstellung lässt sich auf den Grundsatz der Universalität offenbar nicht stützen.“
Sie handelt hierbei im Rahmen ihrer freien Religionsausübung. Davon abgesehen, halte ich persönlich wenig von diesem patriarchalem System. Aber darüber könnten wir sicherlich alleine monatelang diskutieren. Das eine ist eben eine juristische Betrachtung, dass andere eine gesellschaftlich-modernisierende (was allein für sich noch kein Qualitätsmerkmal ist) Betrachtung.
Wie sieht es mit sonstigen Menschenrechten aus ?
Außerdem basiert auch ein
erheblicher Teil der Menschenrechte auf u.a. jüdischen und
christlichen Wertvorstellungen. Die universalen Menschenrechte
wie von der UNO postuliert sind lediglich ohne Gottesbezug und
eine Weiterentwicklung.
Bitte was?! Die universalen, von der UNO postulierten
Menschenrechte, leiten sich von den Philosophen der Aufklärung
ab. Was schon allein deswegen Sinn macht, weil ein Großteil
der Menschenrechte einen genauen Gegensatz zu dem bildet, was
uns die Religionen lehren.
- Also ohne Gottesbezug - wie gesagt.
- Die Aufklärung ist eine historische Epoche, die nicht bei Null anfing, sondern aus den jüdisch-christlichen Kulturkreisen hervorging. Wenn Du jetzt „die Philosophen“ anführst, dann wirds aber argumentativ recht ungenau, weil es deren viele gab. Und davon wiederum viele (mehr oder weniger) gläubige Christen. Diese Philosophen verzichteten lediglich bei der Formulierung universaler Rechte (eher) auf den Gottesbezug und beschränkten sich auf die Vernunft als Ausgangsbasis ihrer Überlegungen.
- Schon wider Menschrechte vs. Kirchenlehre? Bitte belegen, nicht nur behaupten.
Allein, wenn wir über Religionsfreiheit reden, wird doch
offenbar, wie absurd die Idee ist, Menschenrechte wären mit
Religion im allgemeinen oder dem Christentum im speziellen
vereinbar.
Deswegen u.a. sind die Menschenrechte auch eine Weiterentwicklung. Auch die kirchlichen Werte unterliegen und unterlagen Weiterentwicklungen. Heute wird gemäß christlichem Glaubenskanon kein Un- oder Andersgläubiger mehr verfolgt. Oder siehst Du das anders?
Selbst früher wurden sie nicht automatisch verfolgt, sondern man versuchte sie zu missionieren. Allerdings neigte man bei Mißerfolg gelegentlich auch dazu, sie zu massakrieren, bzw. dazu, diese Massaker zu legitimieren. Dies war jedoch niemals durchgängige Kirchenpraxis, -lehre oder Wertvorstellung.
Nur weil Du Religionsgegener (vermutlich Atheist) bist, kannst Du nicht einfach den Kirchen per se alles pauschal absprechen. Das wäre einfach zu simpel und zeugt auch von einseitiger Geschichtsbetrachtung.
Gruß
vdmaster