Wehren oder Nichtwehren, das ist hier die Frage …
Hi,
Du gehst davon aus, dass sich der Täter hier sein Opfer mit
perfider Routine und bösartiger Raffinesse ausgesucht hat. Was
ich nicht abstreiten will.
Nein, ich ging nicht davon aus. Ich hatte ein paar Varianten aufgelistet, was einem Mann in so einem Ambiente (es sind 10 andere Menschen im Schlafsaal) durch den Kopf gegangen sein könnte/müßte, so, dass er es unternimmt, zu einer fremden Frau einfach ins Bett zu steigen.
Mich interessiert deine Meinung zu der hier in der Diskussion
des Öfteren angesprochenen Frage, ob sich eine Frau in einer
Normalsituation (relativ normal) angemessen wehren muss, wenn
sie etwas nicht möchte, oder ob die Verantwortung immer und
ganz beim Manne liegt,
Zu der Verantwortung hat ja Janina viel geschrieben. Dem wüßte ich nichts hinzuzusetzen. Sexuelle Annäherung, mal vorausgesetzt unter Partnern bei einem noch nicht vollzogenen Erstkontakt, ist IMMER ein Spiel von Ungewißheit. Dazu mehr in meiner jetztigen Antwort an Janina.
Ich hab bei deinen auch anderen Postings den Eindruck (und sag, wenn der falsch ist), du stellst dir eine Standardsituation vor, in der auf der Straße oder in einem Kaufhaus ein Mann einem Objekt seiner Begierde zwischen die Beine grapscht und dass es dann darauf ankommt: Knallt die Frau ihm eine? Oder zerrt sie ihn ins nächste Hotel?
So spielt sich aber selten ein sexueller Erstkontakt ab 
Menno - es gibt doch sowas wie Sprache zwischen Unbekannten mitten auf der Straße, oder in der Hotellobby … und es gibt sowas wie Augenkontakt, welcher zudem meist eine „Sprache“ spricht. Bei einem Drink an der Bar oder einem Kaffee im Straßencafé spielt sich zwischen zweien doch erstmal etwas ab, bevor es zur - ausgesprochenen oder nicht ausgesprochen - Frage kommt „ficken ja oder ficken nein“.
Selbst wenn das Thema nicht explizit formuliert wird: Ein „aggressiver“ Mann, der von sich vorgibt, etwas von Frauen und weiblichem Sexualverhalten zu verstehen, wird doch nach einem Gespräch, und wenn es nur eins übers Wetter ist, ein feeling dafür haben, ob sie an sexuellem Kontakt interessiert ist oder nicht!? Bevor der „aggressive“ Mann sie unter den Arm klemmt und auf den Autorücksitz schmeißt, gibt es im Austausch zB sowas wie Andeutungen, von ihm oder von ihr, und der andere reagiert darauf mit Fortsetzung der Andeutungen (wenn der Ball also gefangen und zurückgeworfen wird, um es metaphorisch zu sagen), oder es gibt eben keine positive Reaktion. Dann muß der „aggressive“ Mann eben weiter geduldig sein, oder etwas Phantasie auflegen, zwecks Vertrauensaufbau (denn der „aggressive“ Mann weiß, dass den meisten „passiven“ Frauen sowas wichtig ist), und vielleicht mal ein interessanteres Gesprächsthema auf den Cafétisch legen - und dann schauen, was passiert. Man/frau schaut sich doch auch an dabei, oder? Und das sagt doch etwas? Und der „aggressive“ Mann macht vielleicht mal den Versuch, ob sie ihre Hand zurückzieht, wenn Mann sie „zufällig“ berührt? Das sind doch alles so einfache Sachen, die die unzähligen Beziehungsfachleute z.B. im Liebe&:stuck_out_tongue_winking_eye:artnerschaftsbrett den verzweifelten Kids mit auf den Weg geben …
Auch geben „passive“ Frauen fast immer eindeutige Signale, wenn sie an einem schnellen spontanen Sex interesiert sind, selbst wenn der „aggressive“ Mann noch die komplexen Formulierungen des Gesetzbuches im Kopf wälzt. Und wenn der Mann nicht ausschließlich seinen eigenen Hormonspiegel im Kopf hat, sondern sich zwischendurch mal auf die Wahrnehmung des Hormonspiegels seines Begierdeobjektes fokussiert, dann wird er diese Signale sehen. Am Blick, an der Körperhaltung, an den Handbewegungen, und last but not least am Gesprächsthema: Denn dieses wird sie mit Sicherheit in die Richtung lenken, die sie im Kopf hat.
Es gibt derartig viele Signale im Vorfeld, die Kunde geben, ob man hier und jetzt bereits in einem Vorspiel ist oder nicht. Und am spannendsten ist doch, wenn das geschieht, ohne dass das Thema „Bett“ alias „Autorücksitz“ explizit zur Sprache kommt, oder nicht?
Und wenn man diese Form von Vorgeplänkel nicht mag, oder nicht kann, dann gibt es immer noch die direkte unverblümte Frage „ja? oder nein?“. Und die wird dann eine Antwort bekommen, die unmißverstndlich ist. Und wenn die dennoch, oder gerade dann, mißverständlich ist oder „ich bin mir nicht sicher“ lautet, dann weiß der Mann ebenfalls, wo er dran ist.
Mit anderen Worten: Ich verstehe die Frage, aber ich verstehe nicht, was da die Frage sein soll.
Vielleicht kannst du ja mal ein Szenarium entwerfen, worin das, was du befragst und wo es Irritationen geben könnte, deutlich wird? Ich glaube, das wäre am einfachsten. Dann kann man diskutieren, wo der Fall einer sexuellen Belästigung, Nötigung, Grenzüberschreitung auftreten könnte - und wie man das umgehen bzw verhindern könnte.
der ja naturgemäß den aggressiven Part der sexuellen Interaktion hat.
Du magst es ja oben an dem überzeichneten (mithin ironischem) Gebrauch dieses Begriffs bemerkt haben; Ich finde es günstiger, hier von „aktivem“ Part zu sprechen, als vom „aggressiven“, Das entspricht der physischen Gegebenheit bei Säugetieren: m ist der Part der in den anderen eindringt, in dem Sinne also aktiv, f ist der Part der in sich eindringen läßt, in dem Sinne also passiv. „Aktiv“ und „passiv“ bezieht sich aber ausschließlich auf die sozusagen physische Geometrie.
Wenn du von „aggressivem Verhalten“ sprichst, präsupponierst du für den komplementären Teil unmittelbar das „verteidigende“ bzw „abwehrende“ Verhalten. Und dann stellen sich die geschilderten Situationen ganz anders dar. Und über Sex, bzw. Koitus als ausschließlich unter dem Aspekt der mißlungenen"Verteidigung" des/der „Angegriffenen“ wollten wir doch nicht diskutieren, oder?
Ist diese Aktion, -nur ein ja ist ein ja- , bei der ja viele Männer und Frauen ihr Flirtverhalten ändern müssten, also berechtigt oder nicht?
Wie ich in der Antwort hier an Janina bereits anzudeuten versuchte: Das wäre der Tod jeglichen spannenden Flirtverhaltens. Die Klimax der Phantasielosigkeit. Und Phantasielosigkeit ist schlecht für die sexuelle Begierde.
Bejaht man ersteres, ist das Dilemma natürlich, dass man einer Frau, die sich nicht oder zu wenig wehrt, dann schon einen Vorwurf machen könnte.
Um das von oben nochmal zu wiederholen: Was ist das denn für ein Szenarium sexueller Annäherung bzw. Signalisierung eines sexuellen Interesses, in dem von vornherein eine Frau sich überhaupt " wehren" muß?
Oder sollte tatsächlich „Gewalt“ im Sinne des §177.1 beim aktiven Part vorausgesetzt sein bei deinem Diskussionsanliegen? Dann haben wir ein anderes Thema und ich hätte dich hier mißverstanden.
Natürlich nur, wenn du möchtest.
Natürlich, immer gern. Interessantes Thema.
Gruß
Metapher