Hallo Guido,
Ich höre immer, dass die Deutschen sparen wie Weltmeister.
Auf der anderen Seite höre ich aber auch, dass die
überschuldeten Haushalte sich in den letzten 10 (?) Jahren
verdoppelt haben…
so ist das.
Ich nehme jetzt mal die Mitte: Ist es nicht so, dass durch die
hohen Spareinlagen durch Banken auch eine Menge an Darlehen
gewährt werden, die dann doch irgendwo zur
Wirtschaftsankurbelung beitragen (das geliehene Geld wird in
der Regel ja auch ausgegeben)?
Auch richtig.
Ist so lange her, aber ich kann mich da an irgendwas mit
Geldschöpfungsmultiplikator erinnern…
Gut erinnert.
Wie passen nun die Effekte zusammen?
- Hohe Sparquote und trotzdem mehr überschuldete Haushalte.
- Hohe Verschuldung, d.h. mutmaßlich mehr Ausgaben und trotzdem schlaffe Wirtschaft.
Zu 1. Zunächst mal ist die gesamtdeutsche Sparquote von 1991 bis 2001 von 13 auf ungefähr 10% gefallen. Dies liegt zum Teil an der sparfauleren Bevölkerung im Osten, was einerseits auf die Einkommensverhältnisse, historisch bedingte Grundeinstellungen sowie auf Auflösung von Ersparnissen für Konsumzwecke zurückzuführen ist.
Andere Ursachen für den Rückgang der Sparquote sind u.a. die Börsenentwicklung sowie die erhöhte Konsumneigung.
Und das bringt uns direkt zu 2.
Früher wurden Schulden vor allem für größere Investitionen gemacht, d.h. Haus, Auto und vielleicht noch Schrankwand. Die Verlockungen des Online- und Teleshoppings haben jedoch dazu geführt, daß sich immer mehr Menschen für Konsumzwecke verschulden, bis zu Urlaubsreisen und Mobiltelephonierei. Der Konsumramsch stammt größtenteils aus Asien, bringt also der deutschen Wirtschaft nichts (wer Ramsch im Laden kauft, tut wenigstens was für den Einzelhandel) und Urlaubsaktivitäten kurbeln ebenfalls eher die Wirtschaft im Zielgebiet. Im Mobilfunkbereich sind durchaus Arbeitsplätze entstanden aber hier hat sich der Aufschwung Ende der 90er deutlich verlangsamt, weil die Netze dann komplett waren.
Der Konsum auf Basis von Schulden verpufft also was die deutsche Wirtschaft angeht weitgehend. Wo wir schon gerade dabei sind: Immer wieder schön sind die Vergleiche der Staatsquoten der skandinavischen Länder mit der deutschen, bei denen die skandinavischen höher ausfallen, was die Vertreter von Staatskonsum dazu bringt, eine höhere Staatsquote auch für Deutschland zu verlangen.
Der Unterschied ist, daß bei uns weite Teile der Staatseinnahmen in den Konsum und die Zinszahlungen des Staates „investiert“ werden, während in Skandinavien tatsächlich große Teile in Investitionen in die Zukunft gehen, also in Infrastruktur, Bildung und Forschung.
Soviel zum volkswirtschaftlichen Rundumschlag im völlig falschen Brett
Gruß,
Christian