Noch ungenauer geht´s kaum. Welche „Fähigkeiten“ und
„Möglichkeiten“ sind es denn, die den Menschen dem „Bild
Gottes“ annähern können? Und wie ist dieses „Bild“ bzw. dieser
Gott beschaffen? Die Aussage, eine Annäherung sei möglich,
setzt doch zwingend voraus, dass man einen Vergleichswert hat
- also die Kenntnis vom Wesen „Gottes“. Hast du diese Kenntnis
nicht, dann kannst du auch nicht behaupten, dass der Mensch
die Anlage hat, sich diesem Wesen anzunähern.
Sorry, ich kann dir deine Fragen nicht beantworten. Ich hab keine genaueren „Kenntnisse“ über das Wesen Gottes. Wie auch. Vielleicht kennst du Aussagen wie „Gott ist der ganz Andere“ oder „Wenn du es verstehst, ist es nicht Gott“. Und es gibt nicht ganz umsonst ein Gebot, sich von Gott kein Bild zu machen. (Was m. E. nicht heißt, dass man sich überhaupt keins machen darf - das geht überhaupt nicht - sondern nur, dass man sein Bild, das man unweigerlich hat, nicht zum „wahren Gott“ hochstilisieren darf.) Ich bin außerdem der festen Überzeugung, dass sämtliche religiösen Texte (Bibel, Dogmen, aber auch Texte aus anderen Religionen) eigentlich nie als klare, eindeutige Aussage angesehen werden dürften. Der Sinn solcher Texte erschließt sich immer nur im eigenen Leben und es ist gefährlich, daraus allgemeingültige Wahrheiten machen zu wollen. Du hast natürlich Recht, wenn du jetzt sagst, dass das doch ständig (vor allem von den Kirchen) gemacht wird. Das ist leider so, und ich denke, das liegt an einem Bedürfnis der Menschen nach solchen „Wahrheiten“. Egal, ob man wie du hier nach solchen Wahrheiten fragt, oder ob man, wie so mancher kirchliche Vertreter, solche verkündet. Beides entspringt wohl einem Wunsch nach Sicherheit oder sowas. Ich denke, die gibt es nicht. Zumindest nicht in dieser Art. Das ist vielleicht so ähnlich, wie bei solchen Fragen (hier im Forum ja auch sehr beliebt): „Woher weiß ich, dass er/sie mich liebt?“ Klar gibts da Anzeichen und Hinweise und man kann im Gespräch, und im Beobachten da auch viel erkennen, aber es gibt keine allgemeingültigen und verbindlichen Regeln dazu. Aber ich schweife ab…
Natürlich hab ich eine persönliche Vorstellung vom Wesen Gottes und somit auch eine Vorstellung, wie man sich also dieser Gottesebenbildlichkeit annähern kann. Diese Vorstellung ist aber auch sehr unkonkret und von daher weiß ich nicht, ob dir das als Antwort ausreicht. Ich versuchs einfach mal. Für mich passen Vergleiche wie Gott ist die Liebe, Gott ist das Gute, Gott ist ein Gott des Lebens, ein Gott des Heils, ein Gott der Fülle etc. sehr gut. (Das sind nun auch alles sehr schwammige Begriffe ohne eindeutige Definition. Das macht aber m. E. nichts. Solche genauen Definitionen dienen eigentlich immer nur zur Abgrenzung/Ausgrenzung. Der eigentliche Sinn von Religionen ist aber m. M. n. das genaue Gegenteil: Vereinigung, Verbindung, Integration.) Somit wird die Gottesebenbildlichkeit größer, durch mehr Liebe und mehr Gutes, durch alles, was dem Heil, dem Leben, der Fülle dient. Und auf die Frage, wie sehr diese Gottesebenbildlichkeit ausgeprägt ist, gibt es genausowenig eine klare, eindeutige und allgemeingültige Antwort, wie auf die Frage, woran ich erkenne, ob mich jemand liebt. Es gibt dafür keinen Katalog, den man abhaken kann, trotzdem ist es möglich, das auf eine gewisse Weise zu erkennen, zu erspüren. Und auch eindeutige Hinweise und Anhaltspunkte. Ich würde sagen, dass z. B. jemand, der ausgeglichen, offen, verständnisvoll… ist, Gott ähnlicher ist, als jemand, der gestresst, traurig, ängstlich… ist. Aber man darf eben diese Beispiele auf keinen Fall absolut setzen. Jemand, der z. B. nie traurig ist, ist wohl ziemlich empathielos und damit in meinen Augen auch nicht übermäßig gottesebenbildlich, oder jemand, der nie Angst hat, ist übermütig, leichtsinnig… Bei Extremen sagt einem eigentlich meistens der gesunde Menschenverstand, dass das nicht sinnvoll ist. Aber den richtigen Mittelweg zu finden, ist meistens unglaublich schwer. Eher schwanken wir zwischen den Extremen.
Ich würde sagen, unser menschliches Bewusstsein ist der entscheidende Faktor für unsere „Gottesebenbildlichkeit“. Das soll aber jetzt nicht heißen, dass ich denke, die Gottesebenbildlichkeit sei also erst durch den Homo sapiens vorhanden. Wenn sich der Homo sapiens aus Menschenaffen entwickelt hat, hatten ja auch diese Menschenaffen schon diese Möglichkeit in sich.
Vermutlich hast du diese Argumentation aus dem Fazit meines
Artikels abgeleitet. Davon übriggeblieben ist bei dir nur der
vage Begriff „Bewusstsein“ und die verwegene Spekulation,
schon die Menschenaffen hätten „diese Möglichkeit in sich“
gehabt. Worte, nichts als Worte, kann ich da nur sagen.
Bewusstsein - diesen Begriff solltest du schon näher
ausführen, wenn er in Nähe zu „Gott“ stehen soll. Und wie man
sich die „Möglichkeit“ zur Gottesebenbildlichkeit der
Menschenaffen vor 15 Mio Jahren vorzustellen hat, bleibt dein
Geheimnis, solange du es nicht allgemeinverständlich erklärst.
*lach* Aus deinem Beitrag hab ich gar nichts übernommen, oder abgeleitet. Wie kommst du darauf? Den hab ich erst gelesen, nachdem ich meinen abgeschickt hatte. Und dann hab ich ihn ehrlich gesagt nur überflogen. Das ist eigentlich nicht die Ebene, die mich interessiert. (Habs jetzt aber nochmal genauer gelesen…) Ich finds beeindruckend, was du alles über die Entstehung biblischer (alttestamentlicher) Texte weißt und stimme dir auch zu, dass das meiste der Bibel von irgendwo anders übernommen wurde. Das stellt für mich kein Problem dar. Im Gegenteil find ich das interessant und faszinierend, dass ähnliche Gedanken immer wieder zu unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Orten aufgetaucht sind und überall ihren Platz gefunden haben. Ich gehöre nicht zu denen, die meinen, es gäbe eine einzige „wahre“ Religion. Von daher kann ich zu deinem Beitrag eigentlich nicht viel sagen. Das einzige, was mir aufgefallen ist, ist das hier:
…dass das „Licht Gottes“ nur durch die Vermittlung des Gottessohnes erkannt werden kann und dass es nicht im Menschen anwesend ist als ein Teil von ihm, sondern nur als Widerspiegelung des göttlichen Lichtes erfahren wird.
Für mich ist das kein Gegensatz, den du da darstellst. Dieses Licht Gottes im Menschen würde ich evtl. auch als Widerspiegelung des göttlichen Lichts bezeichnen, die aber eben tatsächlich in jedem Menschen anwesend ist. (Ich glaube übrigens, dass Gott in der gesamten Schöpfung anwesend ist, nicht nur im Menschen, sondern auch in jedem Tier, Baum…etc. Wie könnte er nicht, wenn es doch seine Schöpfung ist?)
Vor allem solltest du irgendwie nachvollziehbar erklären, was
„Gott“ dazu bewogen haben könnte, „seine“ Menschen im Zuge
einer jahrmillionenlangen Evolution heranreifen zu lassen,
statt sie in einem Guss aus dem Nichts zu stampfen. Ich habe
in meinem Fazit schon angedeutet, dass die Hypothese, dass die
Evolution des Menschen nach dem Plan des Schöpfergottes
geschieht, nur mit Ironie zu denken ist. Nichtsdestotrotz ist
sie denkbar, das schon. Man fragt sich als Atheist (und
vielleicht auch Christ?) allerdings, warum der Schöpfergott es
nicht schneller hinkriegt.
Na ja, „schneller“ find ich passt da nicht ganz als Frage. Die Frage ist eher, warum er überhaupt eine sich entwickelnde Welt geschaffen hat, und keine, die Zack-Bumm mit einem Fingerschnippsen vollkommen fertig ist. Christen glauben ja an einen „Himmel“, an ein „Reich Gottes“, das irgendwann verwirklicht sein wird. Und sicherlich stellen sich auch Christen die Frage, warum es da „vorher“ noch diese Welt geben muss. Manche haben dafür die Erklärung, dass diese Welt als eine Art Prüfung gedacht ist, ob wir für diesen Himmel auch „tauglich“ sind. Das halte ich persönlich für Quatsch. (Zumindest wenn man es wörtlich versteht…) Ich denke einfach, es geht gar nicht anders. Diese zukünftige Welt, dieses „Reich Gottes“ ist etwas, dass sich aus unserem Tun und Wollen entwickeln muss, weil es sonst wie ein goldener Käfig wäre.
M. E. ist der
Mensch eben „mehr“ Ebenbild Gottes, als ein Affe, aber deshalb
noch lange nicht vollkommen.
Wieder nur Worte, die nichts sagen. Worauf willst du hinaus?
Dass z.B. Gott ein Kreis ist und der Mensch ein Achteck und
der Affe ein Dreieck und dass der Mensch deshalb Gott
ähnlicher ist als der Affe?
-) Na ja, dieser Vergleich ist zwar nicht total schlecht, aber insofern unpassend, weil eine geometrische Form eben etwas Starres ist und nichts, was sich entwickelt und außerdem zu klar voneinander unterscheidbar. Im Gesetz gibts ja z. B. die klare Altersgrenze, wann jemand als Volljährig gilt. (Obwohl ja da z. B. im Strafrecht auch nochmal genauer differenziert wird.) Aber diese Grenze ist eine künstlich gesetzte. Es gibt 25-Jährige, die viel unerwachsener sind, als so mancher 17-Jährige. Auch da gibts keinen Katalog mit Eigenschaften oder Verhaltensweisen, den man abhaken kann und sagen: „Jetzt hast du alle Punkte erfüllt, jetzt bist du erwachsen.“
Nämlich,
dass diese vollkommene Gottesebenbildlichkeit inzwischen
nichts mehr ist, was utopisch weit weg ist und halt dann
irgendwann im Laufe der weiteren Evolution erst noch eintreten
wird, sondern schon angekommen ist, schon da ist. Es gab schon
(mindestens) einen Menschen, der sich soweit entwickelt hat.
(Wir nennen ihn „Sohn Gottes“)
Auch das hast du aus meiner Darstellung, allerdings diese bis
zur Unkenntlichkeit vernebelnd. Was heißt: Jesus hat sich
„soweit entwickelt“? Als angeblicher Gottessohn brauchte er
sich doch gar nicht zu entwickeln, die Gottesebenbildlichkeit
war (aus christlicher Sicht) Teil seines angeborenen Wesens.
Wo aus deinem Beitrag soll ich das denn nun her haben? Na ja egal… Es stimmt natürlich, dass es Christen gibt, die behaupten, Jesus musste sich nicht entwickeln. Zu denen gehöre ich nicht.
Und eine Begründung dafür, warum er Gott ebenbildlich war,
suche ich bei dir vergebens.
Danach war ja auch nicht gefragt. Das Thema Jesus ist hier eigentlich eher off topic.