Der AT-Gott ist nicht vollkommen
Hi FraLang.
Vertreibung aus Eden deutet schon an, dass Gott Verehrung
einfordert.Er forderte, dass die Menschen untertan blieben. Das ist aber
nicht der Verwendungszweck.
Ich schrieb bewusst ´andeuten´. Der spätere Rachegott Jahwe lässt sich jedenfalls schon kräftig erahnen (die an Adam und Eva verhängten Sanktionen).
Im Gegenteil, die Möglichkeit, nicht untertan zu bleiben, widerspricht ja einem Erschaffungsmotiv.
Ich schrieb klar, dass die Verehrung durch Menschen zunächst nicht das Motiv zu sein schien. Aber wir sprechen hier von einer Gottfigur, die sowohl auf der Meta-Ebene (Religionswissenschaft) als auch im manifesten Bibeltext nicht perfekt und widerspruchslos agiert. Ich habe gerade nicht die Zeit, mich in (natürlich laienhaften) Analysen zu ergehen, aber klar ist doch, dass der Schöpfergott kein vollkommener Gott ist (er bereut die Schöpfung später und vernichtet sie mit wenigen Ausnahmen). Da wäre es doch unlogisch, von dieser Gottfigur die absolute Perfektion in allem, was sie tut, zu erwarten. Diese alten Texte sind zusammengesetzt worden, als Bedarf nach einem Heiligen Buch bestand. Viele Ungereimtheiten blieben von den Redaktoren unkorrigiert.
Von daher ist es eigentlich unmöglilch, den Gott der Schöpfung mit dem Gott der Israeliten gleichzusetzen. Der erste schuf Menschen „nach seinem Bild“, um sie als Herren über Tiere und materielle Welt einzusetzen (1. Bericht)…
Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan und herrscht über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht.
… und als Hilfskräfte in Eden zu gebrauchen (2. Bericht). Das ist ein Bündel von Motiven, zu dem später die Verehrung hinzukommt.
Ein Mono-Motiv ist von daher nicht auszumachen. Nur „in the long run“ (wie ich schrieb) kann man das Verehrungsmotiv als das Hauptmotiv festmachen. Das scheint mir eine klare Sache zu sein. In den Zehn Geboten geht es gleich im ersten um die Verehrung, dann auch im vierten. Von anderen Motiven kann man da nichts sehen.
Den Grund dafür zeigt schon ein Blick auf den Ursprung des
Götterglaubens, den Animismus. Man hielt die Naturgewalten für
Götter und beschwor und fürchtete sie. Diese Haltung übertrug
sich auf die späteren mythologischen Gottfiguren und
schließlich auf den Bibelgott.
Die Naturgewalten hatten auch kein Interesse an der Existenz
der Menschen, sie vernichteten sie sogar mitunter.
Wie Jahwe mit der Sintflut… Entscheidend ist, dass die Naturgewalten die ersten Gottesgefühle veranlassten. Die späteren Göttermythologien thematisierten dann die Frage, wie und warum die Welt und die Götter und die Menschen entstanden. Das war ein archaischer Versuch, die Welt zu erklären. Diese Mythologien hatten aber immer noch animistische Aspekte (Götter kontrollierten z.B. das Wetter).
Das setzte sich bis in die Jahwe-Zeit fort. Es gilt in Fachkreisen als ernsthafte These, dass Jahwe ursprünglich ein Wettergott war (für einige Nomadenstämme).
Er muss uns das befehlen. Wir müssen ihn lieben. Ist er glücklich damit?
Bist du ein Christ? Jedenfalls fragst du wie einer. Ich bin´s natürlich nicht, deshalb sehe ich in ´Gott´ nur ein gedankliches Konzept. Und Konzepte können nicht glücklich sein.
Chan