Hallo,
Als Antifaschist schicke ich meine Kinder auch nicht zu den
Jungen Nationaldemokraten, nur damit sie eine angeblich
„informierte Entscheidung“ treffen können.
Was soll dieser polemische Vergleich, der nicht hinkt, sondern
höchstens auf allen vieren kriecht?
polemisch mag dieser Vergleich sein, aber hinken tut er keineswegs. Halten wir doch einmal fest:
- erklärte Absicht des UP ist nicht , seine Kinder zu Christen erziehen zu lassen, sondern ihnen in religiösen Dingen eine informierte Entscheidung zu ermöglichen.
- Voraussetzung für eine informierte Entscheidung sind Informationen - und zwar sowohl zutreffende wie auch neutrale.
- wie Du selbst einräumst, werden die Kinder bei der angedachten Vorgehensweise nicht informiert (schon gar nicht neutral) sondern vielmehr
religiös erzogen.
Ja - und?
Das ist nichts Anderes, als wenn ich Kinder in die Jugendorganisation einer Partei stecke, wo sie politisch/weltanschaulich erzogen werden, aber eben nicht neutrale Informationen erhalten.
Der Ort für die Erziehung von Kindern durch Vermittlung weltanschaulich neutraler Informationen ist die Schule - mit Ausnahme des Religionsunterrichtes, wo Inhalte und Methoden bewusst und ausdrücklich der staatlichen Kontrolle (die verfassungsrechtlich gebunden weltanschauliche Neutralität zu garantieren hat) weitestgehend entzogen und stattdessen den Kirchen anheimgegeben sind. Denen man wohl kaum weltanschauliche Neutralität unterstellen kann. Kinder, die nicht religiös erzogen werden, sondern vielmehr eine informierte Entscheidung in Bezug auf Religion treffen sollen, gehören in den Ethik-, nicht aber in den Religionsunterricht. Genau wie Kinder, die politisch informierte Entscheidungen treffen sollen, nicht in Partei-Nachwuchsorganisationen politisch erzogen, sondern im Sozialkunde- und Geschichtsunterricht informiert werden sollten.
Es ist hierzulande das Recht von Eltern, ihre Kinder, religiös oder sonst weltanschaulich zu erziehen und ebenfalls, diese Erziehung ganz oder teilweise zu delegieren. Von einem Wunsch des UP, seine Kinder religiös erziehen zu lassen, war hier freilich nichts zu lesen.
Religiosität bedarf nicht nur einer Information über die
Inhalte und Traditionen einer Religion, sondern auch des
Aufbaus einer emotionalen Bindung.
Genau das ist der springende Punkt. Nur nebenbei bemerkt - die „emotionale Bindung“ ist auch in politischen Jugendorganisationen das Erfolgsrezept für das Funktionieren der weltanschaulichen Erziehung im gewünschten Sinn. Nochmals - die Kinder des UP sollen keine Religiosität entwickeln, sondern zu einer informierten Entscheidung befähigt werden. Vor allem „emotionale Bindungen“ sind einer unvoreingenommenen informierten Entscheidung nicht förderlich, schon gar nicht bei Kindern. Emotionale Bindung kann und soll entwickelt werden, wenn eine solche Entscheidung getroffen ist - als Voraussetzung dafür ist sie denkbar ungeeignet.
Wenn man der Ansicht ist,
dass diese emotionale Bindung von Kindern an einen wie auch
immer gearteten Glauben falsch ist, dann sollte man seine
Kinder nicht in die Kirche schicken.
Bravo! Genau so ist es. Wenn der UP seine Behauptung, die Eltern seien beide Atheisten und wollten ihren Kindern eine informierte Entscheidung ermöglichen, wirklich ernsthaft und wahrheitsgemäß vorgebracht hat, dann ist es schlicht und einfach eine ungeeignete Vorgehensweise, professionellen christlichen Missionaren (nichts anderes sind Religionslehrer) zu erlauben, bei den Kindern eine emotionale Bindung an einen religiösen Glauben und eine Religiosität aufzubauen.
Ob man das nun Manipulation, Indoktrination oder ‚religiöse Erziehung‘ nennt, bleibt sich gleich - es ist im Sinne der Anfrage (Befähigung zu einer informierten Entscheidung) kontraproduktiv.
Wenn man Kinder von der Kirche fernhält, werden sie mit großer
Wahrscheinlichkeit keine überzeugten Christen werden.
Richtig. Woran mag das wohl liegen? Sicher nicht daran, dass es an Informationen über das Christentum und die Kirchen fehlen würde.
Freundliche Grüße,
Ralf