Polytheismus bis zur exilischen Zeit
Hi L.B.
…, denn gottgleich sind sie dann, wenn sie a) zwischen Gut und Böse unterscheiden können und b) ewig leben.
da fehlt zur Göttlichkeit noch mindestens die Allmacht!
Dass „Gott der HERR“ in diesem Stadium bereits „Allmacht“ verkörpert, ist durch nichts gesagt. Der Kontext ist unterhalb der Textoberfläche ohnehin polytheistisch, was heißt, dass „Gott“ nicht allmächtig ist, denn er teilt sich seine Macht mit anderen. Die Eigenschaften, die Jahwe nach und nach erhielt (schöpferisch, höchster, gütig, allmächtig usw.), waren Eigenschaften, die von anderen, älteren Göttern aus dem kanaanitischen Pantheon übernommen wurden (insbesondere vom Obergott „El“). Sein allerersten Ursprung dürfte Jahwe als Schutzgott eines Nomaden- bzw. Beduinenstammes haben, da war er aber noch weit entfernt von seiner späteren Rolle. Diese Gruppe siedelte sich vermutlich in Kanaan an und integrierte ihren Gott in die lokale Götterfamilie. Solche Integrationen waren in dieser Zeit üblich, auch erobernde Stämme rotteten keine lokalen Götter aus, sondern ließen sie mit den eigenen koexistieren.
vorbeugende Maßnahme für den Machterhalt von Jahwe-Elohim. wozu? Der Mensch kann Gott nicht gefährlich werden; dazu besteht also keine Notwendigkeit.
Das Stichwort lautet: „Neid der Götter“, ein verbreitetes Motiv in den Mythen jener Zeit. Die Götter waren menschlich konzipiert und hatten zu den Menschen ein quasi menschliches Verhältnis. Sie konnten zürnen und durch Opfer besänftigt werden. Im Fall der entstehenden jüdischen Religion trat an die Stelle des Opfers das Einhalten von religiösen Gesetzen.
„Als Eljon die Völker als Erbbesitz gab, als er die Menschen verteilte, setzte er die Gebiete der Völker fest nach der Zahl der Götter. Da wurde Jahwes Anteil sein Volk, Jakob der ihm zugemessene Erbbesitz.“
ob dieser Wortlaut so stimmt?
Der Band mit der Interlinearübersetzung dieser Passage liegt hier in der Bibliothek leider nicht vor, aber die Übersetzung trifft den Punkt, an anderer Stelle habe ich eine ähnliche Übersetzung aus der „Neuen Jerusalemer Bibel“ zitiert.
irgendwie macht das schon vom Wortlaut wenig Sinn.
Beschwerden bitte ich an Herrn Moses zu richten, der die Passage in einem Lied vorträgt.
Noch weniger vor dem Hintergrund der 10 Gebote (du sollst keine anderen Götter…)
Diese Gebote sind eine Sache, ihre Durchsetzung eine ganz andere. Sowohl der Dekalog als auch das 5. Buch Mose entstanden im 7. Jhd. v.u.Z., als die Tendenz zum Monotheismus bei den Israeliten gerade erst einsetzt, sich aber noch lange nicht durchgesetzt hatte. Ein Katalysator für diese Tendenz war die verheerende politische Lage Israels, die nach einem starken Schutzgott verlangte. Es dauerte aber noch zwei Jahrhunderte, bis die monotheistische Glaube sich durchsetzte, was auf die Initiativen der in Babylon festgehaltenen jüdischen Oberschicht zurückgeht, die dort ein sehr kultiviertes und kreatives Leben führte.
Auch die Schöpfungserzählung steht da im Widerspruch: Wenn Eljon die Menschen verteilte, wie sollte Jahwe sie schaffen?
Genesis und 5 Mose (Deuteronomium) lagen in ihrer Entstehung um Jahrhunderte auseinander, und die Verfasser des letzteren dachten gar nicht daran, dass beide Texte eines Tages in eine große Sammlung zusammengefasst würden.
Ist das eljon vielleicht als Beiname Jahwes zu sehen und hier einfach falsch übersetzt?
„Eljon“ war ein Attribut (der Höchste) des ugaritisch-kanaanitischen Obergottes El, das die Jahwe-Anhänger später auf ihren Gott übertrugen.
Chan