Hallo Chili,
kurz gesagt - es ist Glückssache :-////
Meine Älteste hat sich lange vor der Einschulung den Stoff der 1. und teilweise 2. Klasse heimlich selbst angeeignet. Als wir das entdeckten, war es sowieso zu spät, irgendwelche Massnahmen zu ergreifen, die ganze Schuluntersuchungsprozedur stand an, und wir machten uns eigentlich keine sooo großen Sorgen - in unserer Familiengeschichte konnte fast jedes Kind schon vor der Schule lesen, schreiben und rechnen, und irgendwie kamen alle durch die als langweilig empfundene Grundschulzeit.
Nur - damals gab es das Reizwort „Hochbegabung“ noch nicht, und die ganze Schulzeit verlieft komplett anders als heute.
Du möchtest Erfahrungen, so ging es weiter:
Einschulungsuntersuchung: Der Arzt meinte, er habe jetzt eine längere Pause, dieses Kind wolle er genauer anschauen, so etwas habe er noch nie erlebt (war ein recht junger Arzt). Die „Übungen“, die meine Tochter machen sollte, waren so einfach, die hätte sie mit 2 Jahren gekonnt, und wir haben das damals als ganz normal empfunden.
Der Arzt testete und spielte und staunte und meinte dann, wir sollten uns doch mal mit dem Thema HB auseinandersetzen und ansonsten warm anziehen, das würde kein Spaziergang werden…
Die Einschulung verlief normal, kurz darauf bat die Lehrerin um ein Gespräch. Zufällig war diese Lehrerin in der HB-Förderung aktiv (Glück muss man haben), sie meinte, unsere Tochter müsse unbedingt sofort in die 2. Klasse springen, sie habe schon alles abgeklärt, wir Eltern müßten nur noch zustimmen.
Unsere Tochter war damit einverstanden (das war uns wichtig), sie war damals noch ein fröhliches und kontaktfreudiges Kind.
Die aufnehmende Lehrerin, ganz frisch von der PH und sehr von sich überzeugt, empfang unsere Tochter supergiftig: Das könne nicht sein, dass ein Kind sich das alles alleine aneignet, wir würden das arme Kind trainieren, SIE sei schließlich die Expertin, IHR könne man da nichts vormachen.
Diese Frau unterrichtet inzwischen nicht mehr, sie wurde schwanger, war von dem einen Kind komplett überfordert und ist nie mehr in ihren Beruf zurückgekehrt - gut so !
Meine Tochter war in der Klasse glücklich, denn sie kannte schon fast alle Mitschüler aus dem Kindergarten. Nur - die Miteltern liefen Amok, die Hochbegabtenquote in der Klasse war plötzlich beeindruckend, fast jedes Kind sollte springen oder „könnte ja springen, aber WIR muten unserem Kind so etwas nicht zu“!.
Wenige Monate später sprach dann meine Tochter zum ersten Mal von Selbstmord. Heute weiß ich, dass das, was damals von Lehrerin, Miteltern und dadurch auch Mitschülern abging, unter Mobbing fällt, damals suchte man die Schuld immer nur im „Anderssein“ unserer Tochter.
Inzwischen geht sie in die 8. Klasse des Gymnasiums, sie hat sich nach harten Jahren und einem Schulwechsel gut gefangen, aber sie hasst es, dass sie deutlich jünger ist als ihre Mitschüler. In der Pubertät ist das eben hart, aber wenigstens sieht sie älter aus als sie ist.
SCHNITT:
Als Tochter Nr. 2 mit 4 Jahren ihrer Schwester, damals gerade in die 2. Klasse gesprungen, bei den Hausaufgaben half und teilweise schneller war als die Große, ahnten wir, dass wir noch so ein unnormales *g* Kind haben. Um die negativen Erfahrungen der Großen nicht zu wiederholen, ließen wir sie testen, die HB war sehr eindeutig. Auf ihren Wunsch hin wurde sie dann mit 5 Jahren eingeschult, langweilte sich aber trotzdem in der Grundschule. Jetzt geht auch sie auf das Gymnasium, muss tatsächlich ab und zu lernen, ist aber trotzdem sofort genervt, wenn Mitschüler länger brauchen, um etwas zu kapieren (nein, sie sagt das nur daheim).
Fazit:
Es gibt keine „richtige“ Lösung, zu viel hängt vom Lehrpersonal und der Persönlichkeit des Kindes ab. Selbst wenn ein Schuljahr super läuft, kann es nach den Sommerferien durch Lehrerwechsel wieder ganz anders aussehen. HBchens sind halt nicht „normal“, die einen kommen gut mit der Langeweile klar, andere haben Probleme.
Ich wünsche euch viel Glück !
Gruß, Insel