Naja…
Ich zitiere mal die lokale bayerische Presse (http://www.zeitung.org/zeitung/808481-100,1,0.html):
"Familienfrieden unterm Christbaum
Zerrüttetes Verhältnis: Familie von Susanne Osthoff schwankt zwischen Freude und Vorwürfen
Grafing. Natürlich freuen sie sich über die Freilassung von Susanne Osthoff. „Es ist einfach herrlich“, sagt ihr Onkel Peter Osthoff und lacht. Mit Sekt und Bier haben er, seine Frau Hannelore und Susannes Bruder Robert in dessen Haus in Grafing bei München auf Susanne angestoßen.
„Sie wird wahrscheinlich so lange auf ihre Entführer eingeredet haben, bis sie sie rausgeschmissen haben“, versucht Robert Osthoff zu scherzen. Doch in dem Satz steckt wohl auch ein gutes Stück Wahrheit über Susanne und den Eindruck, den er von ihr hat.
Mit ihrer Familie, die sich während der Geiselhaft so öffentlichkeitswirksam um sie gesorgt hat, hat Susanne Osthoff gebrochen. Vor fünf Jahren hatte sie das letzte Mal Kontakt zu ihrer Mutter, vor zwei Jahren zu ihrem Bruder. „Ich habe sie immer unterstützt“, sagt der 41-Jährige. „Ich habe ihr Geld gegeben und zu ihr gehalten“, betont Robert Osthoff und lässt durchblicken, dass das nicht leicht war. Zu extravagant waren die Ziele und Vorstellungen seiner Schwester - und ihre an Rücksichtslosigkeit grenzende Beharrlichkeit.
Seine Tante Hannelore Osthoff wird noch deutlicher. Susanne habe schon genau gewusst, in welche Gefahr sie sich mit ihren Hilfsaktionen im Irak begeben habe, sagt sie und fügt hinzu: „Ich hoffe, dass sie eine Lehre aus der ganzen Sache zieht.“ Nein, sie habe niemals verstanden, wieso ihre Nichte dieses Leben gewählt habe. Sie trage doch schließlich nicht nur die Verantwortung für sich und ihre Arbeit, sondern auch für ihre Tochter Tarfa.
Osthoff konvertierte zum Islam, war einige Jahre mit einem Iraker verheiratet und engagierte sich als Archäologin und humanitäre Helferin ganz für ihre Wahlheimat im Mittleren Osten. Ihre Tochter Tarfa ließ sie während ihrer monatelangen Reisen in einem Internat im Landkreis Ebersberg. Kontakt zu ihrer Familie hat Tarfa nicht. Susanne Osthoff wollte das so. Nicht einmal als das Mädchen vergangene Woche zwölf Jahre alt wurde, durften Großmutter, Tante oder Onkel zu ihr.
„Wortlos weitergegangen“
Rolfeckard Giermann, ehemaliger DDR-Botschafter im Irak und ein guter Bekannter von Susanne Osthoff, glaubt die Gründe zu kennen. „Ihre Familie hat nach der Entscheidung, einen arabischen Mann zu heiraten und zum Islam zu konvertieren, den Kontakt zu ihr eingestellt“, sagt Giermann. Er selbst habe bei der Mahnwache in Berlin am vergangenen Mittwoch Susanne Osthoffs Schwester Anja angesprochen und sich ihr als derjenige vorgestellt, der Susanne als Letzter vor ihrer Entführung im Irak gesprochen habe. „Doch Anja Osthoff ist wortlos weitergegangen.“
Hannelore Osthoff räumt ein, dass das Verhältnis zu Susanne zuletzt eher unterkühlt war. „Es gab keinen echten Streit, aber unterschiedlicher Meinung waren wir schon“, erzählt sie, „und dann hat sich die Susanne halt zurückgezogen.“ Aber die Entführung habe ja auch gezeigt, dass die Befürchtungen und Warnungen sich bewahrheitet hätten. „Das hätte ja noch viel schlimmer ausgehen können. Sie hätte auch enthauptet werden können“, sagt die Tante. Und was wäre dann mit Tarfa gewesen? Ihr Blick verrät Missbilligung.
Susannes Bruder Robert will von diesen Aufrechnungen jetzt nichts hören. Er habe fast nicht einschlafen können in den drei Wochen seit Beginn des Geiseldramas. Die Nacht nach der Nachricht von der Befreiung ging er gar nicht ins Bett und musste sich am Morgen übergeben, so sehr hat ihn das alles mitgenommen. Nun hofft er endlich wieder auf eine Normalisierung der Situation. Und für seine Schwester erbittet er das Gleiche: „Sie ist ein sehr starker Mensch. Ich hoffe, dass sie keinen psychischen Schaden davonträgt.“
Traditionelles Treffen
Er hat viel gebetet für Susanne. Sein Wohnzimmer ist voll von buddhistischen Symbolen, Fotos und Statuen. Auf dem Tisch steht eine metallene Gebetsglocke, über der Terrassentür hängen Gebetsfahnen. Schon seit 15 Jahren ist Robert Osthoff Buddhist. „Vielleicht kommt Susanne ja am ersten Weihnachtsfeiertag zu uns“, hofft er. An Weihnachten treffe sich traditionell die ganze Familie bei ihm zu Hause, um gemeinsam zu feiern. Nur Susanne fehlte bereits seit vielen Jahren. Doch vielleicht bringe diese Ausnahmesituation sie ja nicht nur zurück aus dem Irak, sondern auch zurück zu ihnen."