Hi Baby,
mmh wir kommen uns wohl näher
eine Aussage, die man erst macht und dann im nächsten Satz
zurücknimmt, ist - gelinde gesagt - fragwürdig.
Hab ich doch nicht. Essen im Unterricht muss nicht sein - Punkt. Dass man sich nicht durch Kleinigkeiten ablenken lassen soll, war nur darauf bezogen, dass dieses Verbot von Essen/Trinken meist damit erklärt wird, dass es stört. Nennen es einfach einen weiteren Gedanken.
Nein, das hast du nicht gesagt. Du hast gesagt, Essen sei
„grenzwertig“ um sofort danach darauf hinzuweisen, dass man
das eigentlich abkönnen muss.
siehe oben
Bald tippen wir sowieso alles im Rechner. Der hat
dann auch gleich das passende Rechtschreibprogramm, damit wir
uns nicht mit unnötigem Regellernen aufhalten müssen.
Jaja, der leidige Fortschritt…
Nee, das hat nix mit Fortschritt zu tun. Ich liebe
Fortschritt. Sowas würde ich dann allerdings eher als
Rückschritt sehen. Mir persönlich käme das eher zupass. Ich
kanns nämlich schon. Es würde mir viele Stunden absolut
langweilige Korrekturarbeit ersparen. Wenn die Kids dann
später nicht mal mehr einem Kollegen eine kurze Notiz auf den
Schreibtisch legen können, ohne vorher entweder ihr Programm
aufzurufen oder sich aber bis auf die Knochen zu blamieren,
mein Problem solls nicht sein.
Ich bin beileibe der Letzte, der die Wichtigkeit von Grundlagenwissen relativieren will, versteh mich da nicht falsch. Ich sehe nur nicht, wo das Problem ist, sich durch die technischen Möglichkeiten stützen zu lassen. Gerne darfst du z.B. beim nächsten Trip die Deutschlandkarte auswendig lernen, ich dagegen bin um die Hinweise vom Navi froh - auch wenn ich mich trotzdem vorher über die grundsätzliche Route kundig mache und den guten, alten Autoatlas neben mir hab.
Und wenn du von Fähigkeiten sprichst, die für „berufliches
Vorankommen“ von Nutzen sind:
In wie vielen Konferenzen, die du kennst, sitzen die die Leute
mit der Stulle in der rechten und der Limoflasche in der
linken Hand? Oder sagen alle Naslang, dass sie jetzt leider
erst mal Pipi gehen müssen?
Nein, denn es ist viel sinnvoller alles Freud erregende zu
verbieten und in einem sterilen Büro, am besten ohne Fenster,
die einen ablenken könnten, zu arbeiten - weiß in weiß. Der
Chef lässt die Leute im Meeting auch nur alle 45 Minuten raus
aufs Klo - also gut dass wir das in der Schule geübt haben.
Schön, dass du Freud erregen willst. Wär sicher in seinem
Sinne gewesen.
Wärn wir jetzt in Facebook, würd ich sogar „Gefällt mir“ klicken
Wieso siehst siehst du dich eigentlich genötigt, schlichte
Hinweise auf die Realitäten der Geschäftswelt einem
1984-Szenario gegenüberzustellen? Fällt dir echt sonst nix
ein?
Das ist die Welt, auf die solche Verbote vorbereitet. Dass sie fiktiv ist, ist mir klar und schön, dass du es auch merkst.
Nicht jeder wird nach der Schule 8-to-5-Sachbearbeiter, der
sich an seinem roten Faden entlanghangelt. Also: Be flexible,
Baby!
Nö, aber auch nicht jeder wird locker an der Uni rumhängen und
dort genau den lustfeindlichen, autoritären, gar autokraten
Frontalunterricht zelebrieren, den du im Übrigen bei Lehrern
so schrecklich findest. An der Uni ist das aber voll okay, ja?
Ich sag ja nicht, dass ich es an der Uni/FH ok finde. Leider fehlen die Mittel und Ressourcen für Alternativen - vermutlich noch mehr als in der Schule. Ein Professor mit angehängtem Lehrstuhl kann da schon was bewirken, ich bin allerdings nur einzelner Lehrbeauftragter und mach das im kleinen Stil nebenbei. Daher hab ich weder Zeit noch Lust (die Bezahlung ist nämlich ein Witz), statt Frontal-Lehre+Klausur die 50 oder mehr Hausarbeiten mit je 20 oder 30 Seiten zu beackern. Traurig aber wahr. Wenn ich mich mal von der Wirtschaft löse und einen Prof-Posten haben sollte, kann das anders aussehen, aktuell bin ich leider nur die Geisel der deutschen Hochschularmut. (z.B. werden mittlerweile sogar Professorenstellen im Angstelltenverhältnis und befristet vertickt - sehr erstrebenswert)
Hast du mal drüber nachgedacht, wie viel weniger du an der Uni
für den Erfolg deiner Studenten persönlich verantwortlich
gemacht wirst?
Sag das nicht… Hohe Durchfallquoten werfen ein schlechtes Licht auf den Dozenten, wenn sich sowas rumspricht sogar auf den Studiengang nach außen. Da die FH aber keine Abiturienten verschrecken will oder durch Dritt-Versuche zahlende Studenten verlieren will, ist man dadurch schneller ausgewechselt, als einem lieb ist.
Wenn die an ihren Nägeln oder ihren Brötchen kauen und in der
Vorlesung lieber ihr Facebook-Profil abdaten, statt dir
zuzuhören, kratzt es keine Geiß. Am wenigsten dich, stimmts?
Ihr Problem.
Man muss unterscheiden: Hochschule = erwachsene Menschen. Die müssen wissen, was sie tun. Klar wärs mir lieber, wenn mir alle an den Lippen kleben, aber das schafft man eh nie.
Bist du für das Erreichen eines Klassenziels zuständig? Wie
viele Gespräche mit erzürnten oder besorgten Eltern führst du
denn so pro Woche? Ist dir nie der Gedanke gekommen, wie
arrogant es ist, anderen, bei denen das nicht so ist, unter
diesen Umständen zu empfehlen, sie sollen sich mal locker
machen (Baby!).
Das Thema war Flexibilität bei der Arbeit, die ein Schüler später mal ausführen muss. Damit habe ich nicht dich als Lehrer gemeint. Dass dieser Druck herrscht, ist aber ein generelles Problem, bspw. alle Kinder irgendwie zum Abi zu prügeln. Und ja: Es soll schon vorgekommen sein, dass Eltern sich an den Prof gewandt haben. An der Nachbar-Uni gabs heuer mal nen Elternabend… Glaub mir: Die Probleme an Schulen schwappen genauso weiter auf die nächsten Stationen. Und wenns nicht die Eltern persönlich sind, dann sinds zumindest die unselbstständigen Kinder dieser Eltern, mit denen man dann vernünftig arbeiten soll. „Was? Wie? Vorlesung nachbereiten?? Ey, Klausuren sind am Semesterende, Mann“
Stimmt. Böse Lehrer trichtern ihren Schülern permanent was
ein. Kein Wunder, dass die sich irgendwie zur Wehr setzen und
sich selber helfen müssen. Mit Hilfe ihres iPods.
Häng dich doch nicht an dem Wort auf, wenn ich doch eh mal wieder deiner Meinung bin.
Nö, das verstehst du falsch. Ich wollte damit dezent darauf
hinweisen, dass „Multitasking“ eine Erfindung neoliberaler
Arbeitgeber ist, die in Zeiten drohender Arbeitslosigkeit noch
das Letzte aus ihren Angestellten rausholen wollen. Das
hochgepriesene (fortschrittliche!) Konzept hat noch nie
funktioniert, bzw. lediglich zu massivem Stress und Burn-out
bei Angestellten geführt.
Das ist das eigentlich lustfeindliche Konzept, was uns noch
als tolle moderne Errungenschaft und super Soft-Skill der
Zukunft verkauft werden soll.
Jetzt driften wir langsam vom Thema ab, fürchte ich. Multitasking fängt schon bei der wichtigen Mail an, die man grad schreibt, wenn beiläufig ein wichtiger Anruf anderen Themas kommt, die Mail aber auch geschrieben werden muss, um den Faden nicht zu verlieren. Nicht jeder hat den Job, wo man sagen kann: Ruf mich in 5 Minuten nochmal an. Denn oft brennt es einfach an mehreren Stellen. Letztlich gibt es gute und schlechte Arbeitgeber und Chefs. Bei uns ist das gut geregelt, da die Betreuung mehrerer verwandter Bereiche wichtige Synergie-Effekte schafft und verzahnte Prozesse effizienter durchführen lässt.
Ah, na klar. Die böse Schule mit ihrer Scheiß-Disziplin
erstickt die Herausbildung von Individuen und das auch noch im
Keim. Ist dir das nicht selbst zu platt?
Gut, dass du irgendwie deinen Hals retten konntest und heute
immer noch so dufte drauf bist!
Klar ist es platt, soll ja plakativ wirken, genau wie deine Sprüche. Schul-Disziplin ist super - für Leute, die’s brauchen. Andere hindert es. Wie mein Alternativ-Doktorvater mal meinte: Nicht umsonst gibt es diese Fälle, die in der Schule versagen und im Studium glänzen.
Wieso, ich fänds echt dufte! Ich würde dann morgens in die
Klasse kommen, erst mal die Beine hochlegen und mein Vesper
auspacken (solange es noch keine Liegen gibt).
Über mein Handy wäre ich ständig mit meinen Freunden
verbunden, genau wie meine Schüler. Das ist fortschrittlich.
Wenn mein Mund gerade mal leer wäre, könnte ich vielleicht mal
ein Wort an meine Schüler richten. Die müssen natürlich nur
antworten, wenn sie nicht grad selber essen oder irgendetwas
anderes zu tun haben, was sie in der Pause nicht geschafft
haben. Falls sie überhaupt da sind und nicht grad auf dem Klo.
Und wenn ich mal eine Hand frei hätte, könnte ich vielleicht
mal was an die Tafel schreiben. Die Kids können das dann
abschreiben oder auch nicht. Schließlich brauchen sie ja
zwischendurch Zeit, ihr Individuum zu entwickeln und sich frei
zu entfalten.
Ich übrigens auch.
Und meine Ausführungen sind also übertrieben und platt?
Das könnte ich dann auch ganz gut, weil ich nicht mehr so viel
Unterricht vorbereiten müsste. Was in so einer Stunde noch zu
vermitteln wäre, dafür bräucht ich keine fünf Minuten mehr.
Vielleicht findest du ja für deine Kids so ein
fortschrittliches Institut. Ich wage aber zu unterstellen,
dass dir dann die Muffe geht und du dich doch nicht traust,
sie hinzuschicken.
Wer weiß, wer weiß. Wenn meine Kinder nur halb so werden wie ich, werden sie wohl ähnlich frustriert durch die Schulzeit wandern. Ich bin ja ein optimistischer Mensch und ich glaube, es wird irgendwo, irgendwann, irgendwie schon eine Schulform existieren, die sich von der Norm abhebt - nein keine Walldorfschule
Gruß, Leebo