Na siehste,
ist doch immer schön, wenn Menschen miteinander reden und
irgendwann feststellen, dass ihre Ansichten doch nicht ganz so
unvereinbar sind
Eben… so finden wir doch noch einen versöhnlichen Abschluss hier
Hmm, ich weigere mich bis heute, einen zu benutzen.
Widerspricht irgendwie meinem Selbstbild (Typ: Lasst sie nur
kommen. Ich schlag mich da schon durch).
Im Grunde ja auch eine positive Eigenschaft. Ich bin z.B. einer der wenigen U30-Jährigen, die noch Handys ohne Internet haben - einfach wiel ich weiß, dass diese einkehrende, allumfassende Erreichbarkeit vieles verändern würde, negativ wie positiv. Aber bald ists vorbei… ich beuge mich, um nicht den Anschluss zu verlieren, da ich in der Branche arbeite…
Ja, ich kenn das Drama im Ansatz. Hab Freunde, die sich von
einem Zweijahresvertrag zum nächsten hangeln. Nicht wenige mit
einer halben Stelle, für die sie aber leider vollen Einsatz
zeigen müssen…
Die Bezahlung ist mir auch ein Begriff.
Deshalb kam für mich eine klassische Hochschulkrarriere nie in Frage, denn die einzig sicheren Jobs sind die der Sekretärinnen und Professoren (noch). Vermutlich verliert Bildungsdeutschland dadurch viel mehr potentiell herausragende Wissenschaftler, als ihm lieb ist.
Und ja: Es soll schon vorgekommen sein, dass Eltern
sich an den Prof gewandt haben. An der Nachbar-Uni gabs heuer
mal nen Elternabend…
Nee, das ist ein Witz, oder? Sag, dass das ein Witz ist!
Doch, es ist wahr. Wie die elterliche Beteiligung war, weiß ich nicht… aber er fand statt. Vll lernt man dort, wie man sich am besten einen Studienplatz einklagt, wer weiß…
Schul-Disziplin ist super - für Leute, die’s
brauchen. Andere hindert es. Wie mein Alternativ-Doktorvater
mal meinte: Nicht umsonst gibt es diese Fälle, die in der
Schule versagen und im Studium glänzen.
Aber dein Prof
kennt die Fälle der kleinen Genies nicht, die wirklich in der
Schule versagen. Die schaffens nämlich gar nicht erst in die
Uni, weil sie sich vorher den Kopp weggekifft haben oder
irgendwo anders baden gegangen sind.
Weil sie vor lauter (berechtigter?) Rebellion den Zuch
irgendwann haben abfahren sehen.
Von denen kenne ich wiederum einige aus meiner wilden Jugend.
Das sind natürlich die - in bildungspolitischer Hinsicht - wirklich traurigen Fälle. Im Ansatz gibts diese Leute ja immer; es sind wohl nur vergleichsweise Schmetterlingsflügelschläge, die über das weitere Vorankommen entscheiden (Rückhalt der Eltern, Freundeskreis, Erlebnisse, Einsicht, …). Aber genau dafür sind unsere Schulen leider nicht ausgerichtet, um wirklich individuelle Fälle zu bearbeiten - zumindest waren es meine Schulen nicht.
Und vielleicht rate ich meinen Schülern heute deshalb
manchmal, eher die Arschbacken mal zusammenzukneifen, weil ich
ihnen ungern dabei zuschauen möchte, wie ihnen das Gleiche
passiert.
Wenn es denn durchdringt. Wenn ich zurückdenke, kamen sicher 80% der Klasse oder mehr mit dem Schulkonzept zurecht. Dann gabs ein paar gottgegeben Schlechte und ein paar Faule. Es sind gerade die letzten beiden Fälle, die man wohl nur schwer unterscheiden kann und wo man am wenigsten reagieren kann als Lehrer. Der eine is wirklich zu blöd für den Stoff, der andere is zu dickköpfig etc.
Erzähl das deinem alten Doktorvater mal. Leute aus seinem
Milieu sind ja oft gutwillig, haben aber manchmal nicht so
richtig Ahnung, wie es an der harten Front zugeht. Dafür
kommen sie meist aus viel zu sauberen Verhältnissen. (Ohne ihm
was unterstellen zu wollen, ich kenn ihn ja nicht).
Der ist sicher gutwillig, aber nicht sehr sozial. Und ich verstehs ja auch selber, z.B. wenn man sich Azubis aussucht: Wieso soll man sich die Mühe machen, hinter die Fassade des Schulzeugnisses zu blicken, um vll mit einer 1-prozentigen Wahrscheinlichkeit ein verkanntes Genie unter den Schlechten zu finden, statt einfach die offensichtlich Fleißigen auszuwählen? Ich finde und fand Notengebung oft nicht gerecht und weiß, wieviele Nulpen sich hinter vermeintlich guten Zeugnissen verstecken können - viele davon haben mit mir studiert! Aber dafür bin ich zu wenig Geisteswissenschaftler, um wirklich funktionierende Alternativen an der Schnittstelle Schule Beruf/Studium zu erdenken.
Oh ja, das wünsche ich mir in der Tat auch. Meine eigene Brut
war eine der ersten G8-Jahrgänge. Ich habe mit ihr gelitten
und tue es noch heute.
G8… das ist doch einer dieser Gründe, warum Eltern bei der Immatrikulation ihrer 17jährigen Kinder dabei sein müssen, oder?
Dennoch beharre ich stur darauf, dass sich eine gute Schule
nicht unbedingt dadurch auszeichnet, dass die Kids dort
jederzeit am Fläschchen nuckeln, aufs Klo rennen (was oft eh
nur ein kurzzeitiges Fluchtverhalten ist und kein
Urinier-Drang) und so weiter und so fort.
Ja und Nein. Vll reicht es auch schon, mehr frischen Wind rein zu bringen, um auch mit den paar Störern, Versagern etc. konstruktiv arbeiten zu können. Denn wie oben schon gesagt: Für die meisten Schüler klappt das System Schule ja sowieso, weil sie sich gut anpassen können. Vll muss man auch ein bisschen mehr studentische Eigenverantwortung reinbringen - denn an der Hochschule ist Klo-Gehen oder Essen im Hörsaal nicht verboten, trotzdem machts kaum jemand.
Eine wirklich gute Schule wäre so strukturiert, dass solche
Diskussionen sich erübrigen. Weil sie, wie du ja auch sagst,
ganz andere Arbeitsformen anbieten könnte.(Mann, wenn ich an
die Kosten denke…)
Signed.
Aber das halte ich aus verschiedenen Gründen für eine Utopie.
Erstens, weil auch Schüler nicht alle gleich gestrickt sind,
und zweitens, weil die vielgepriesene intrinsische Motivation,
die für ihre Umsetzung nötig wäre, dem inneren Schweinehund
pubertierender Menschen diametral entgegengesetzt ist.
Leider ja. Das vergisst man als Außenstehender leider viel zu oft.
Oder wir machens so, wie der einst so gelobte und nun so
verschrieene Hartmut von Hentig vorgschlagen hat: In der
achten, neunten Klasse alle rausnehmen aus der Penne und erst
mal aufm Bau arbeiten lassen (na ja, nicht ganz, aber so
ähnlich hat ers gesagt).
Es wäre vermutlich wirklich nicht die schlechteste Idee. Denn ca. die Hälfte meines Semesters oder zumindest ein Drittel (an der FH) hat zuvor schon eine Ausbildung absolviert - keiner hats bereut von denen, fachlich waren sie (je nach Ausbildung natürlich) wesentlich weiter als wir bloß-ex-Schüler.
In diesem Sinne: Noch mal ganz liebe Grüße ohne jeden
Sarkasmus
wieder gerne zurück, aber diesmal wirklich
Gruß, Leebo