Moin!
Die Angst vor dem Fremden und Unbekannten leitet da so manch
einen.
Meine Erfahrung: Ich hatte einen strenggläubigen Muslim als
Kollegen im Zimmer, der hat regelmäßig gebetet, sich bei jedem
Kuchen versichern lassen, dass kein Alkohol drin ist, kein
Schweinefleisch etc… Nicht so witzig fand ich den Umgang mit
seiner immer voll verschleierten Frau, es war schwer, da
Kontakt zu knüpfen. Aber ok, ob sie glücklich ist oder nicht,
kann ich mir nicht anmaßen zu beurteilen.
Das geht Dich eigentlich auch nichts an, solange es Deine eigene Freiheit nicht berührt.
Nun ist ein Nachfolger eingetroffen, der nun gar nicht so
strenggläubig ist und das alles lockerer sieht. Seine Frau ist
von einem Schleier weit entfernt
Mit ist dadurch ganz praktisch bewusst geworden, wie breit die
Bandbreite auch dieser Glaubensrichtung ist.
Ist sie ja im Christentum auch: Manch einer ist nur auf dem
Papier katholisch, andere richten ihr ganzes Leben auf ihren
Glauben aus.
Letztendlich unterscheiden sich die radikalen Christen von den radikalen Muslimen v.a. durch ihren höheren Bildungsgrad. Was dies über die Maßstäbe, nach welchen wir „Bildung“ bewerten, aussagt, ist eine interessante Anregung zum Nachdenken…
Als gänzlich unreligiöser Mensch ist mir der eine Glaube
(fast, kulturell bedingt) genauso fremd wie der andere.
Ich fände das Verteilen von Bibeln genauso suspekt wie das
Verteilen von Koranexemplaren.
Ich sehe das ähnlich, wobei ich anerkenne, dass unsere Kultur, unsere Regeln für das Zusammenleben, unser Rechtssystem, auf dem christlichen Glauben basiert.
Ob man sich in Zeiten von Hubble, Genforschung und Radiokarbonmethode allerdings noch dem Glauben hingeben sollte, ein (gütiger oder zorniger, wie auch immer) Gott würde alles lenken und hätte in 7 Tagen die Welt erschaffen, beantworte ich für mich sehr eindeutig mit „nein“.
Während sich, laut Zeitungsberichten, etwa ein Drittel der
Deutschen durch den radikalen Islam bedroht sieht, siehe hier:
Für den radikalen Islam (gibt es da eine genauere
Beschreibung, was als radikal bezeichnet wird?) gilt das für
mich auch. Übrigens auch für radikale Christen.
Der Anteil der radikalen im Islam ist wohl höher als derjenige der radikalen Christen im Christentum.
Für gefährlich halte ich ebenfalls beide.
Das Sendungsbewusstesein von freikirchlern z.B. ist häufig befremdlich.
Ich werde immer dann vorsichtig, wenn jemand versucht, mir seine Denkweise mit einem (meist auch noch sehr unlogisch hergeleiteten) Absolutheitsanspruch aufs Auge zu drücken.
Kommen dann noch Begriffe wie „Gott“, „Vorsehung“, „Strafe“ u.ä. vor, ist das Gespräch für mich direkt beendet.
Mir ist nur nicht klar, warum es bei der Scientology-Church -
schließlich auch „nur eine Minderheit“ von
Null-komma-Irgendwas Prozent - es einen Konsens darüber gibt,
dass sie eine Bedrohung darstellt, beim Islam das aber anders
sein soll.
Vielleicht weil es eben so eine Bandbreite im Islam gibt. Bei
Scientology sind wohl alle mehr „auf Linie“.
Das Problem ist, dass „der Islam“ eben deshalb und auch aufgrund der sehr viel höheren Zahl seiner Mitglieder nicht so schön greifbar ist, wie eine vergleichsweise kleine Sekte.
Hinzu kommen v.a. in Deutschland alle möglichen politisch und historisch motivierten Fallstricke für eine klar gegen religiösen Radikalismus gerichtete Innenpolitik.
Jede Randgruppe würde sofort die Nazikeule auspacken, wenn man sie etwas härter an die Kandarre nimmt.
Schließlich wollen z.B. in Großbritannien laut Umfragen 40%
der dort lebenden Muslime die Scharia:
Nunja, frage mal Christen nach der Todesstrafe (für
Kinderschänder nach einem aktuellen Fall z.B.). So weit sind
wir davon auch nicht entfernt.
Ich sehe noch einen gewissen Unterschied zwischen dem Abschneiden des Penis eines Ehebrechers und der Todesstrafe für Kinderschänder…
Abgesehen davon ist der Islam eine aggressiv missionierende
Religion, und die sogenannten „Jugendsekten“, wie etwa „Kinder
Gottes“ oder „Vereinigungskirche“ (=„Mun-Sekte“), werden ja
auch nicht als „harmlos“ eingestuft.
Die Geschichte schildert das Christentum ja auch nicht als
„sanft überzeugend“, was die Missionierung angeht.
Dieses Argument kommt auch in den meisten Fällen. Spätestens dann, wenn ein Gutmensch seine unhaltbare Multi-Kulti-Gesinnung versucht, zu verteidigen.
Dass die christlichen kreuzzüge seit Jahrhunderten vorbei sind, während der Islam sich heute ausbreitet und sich in bestimmten Gegenden Europas stark radikalisiert, wird dabei geflissentlich vergessen. Der nette Dönermann ist doch kein Attentäter.
Und das ist er meistens natürlich nicht. Aber hier zu differenzieren und den Radikalen den Kampf anzusagen mit allen zur Verfügung stehenden rechtsstaatlichen Mitteln, während die „friedlichen Muslime“ einfach in Ruhe gelassen werden, fällt dem Deutschen schwer. Er braucht ein leicht verständliches Schubladen-Bild.
Vielleicht
hinkt der Islam da einfach einen Schritt hinterher, vielleicht
weil er vor allem in weniger entwickelten Ländern verbreitet
ist. Nur so eine Idee, passt nicht mit radikalen Islamisten in
den Industrieländern zusammen (obwohl ich denke, dass da ein
anderer Mechanismus am Werk ist).
Das Problem hatte das Volk der christlich missionierten länder mit dem Christentum auch. Dumme Bauern, ungebildete Städter, Predigten in Latein. Ein riesen Pomp, der der Einschüchterung und Abgrenzung diente.
Das alles prägt vor allem die katholische Richtung im Christentum sowie auch den rückwärtsgerichteten Islam auch nach 1000 Jahren noch.
Daher ist Bildung so wichtig und die Muslims, die wir nicht mehr los werden können, müssen wir gut ausbilden, um eine weitere Radikalisierung zu verhindern. Für alle Religionen gilt, dass nur eine vernünftige Bildung deren Mißbrauch verhindern kann.
Ich versuche immer den Menschen zu sehen, der hinter z.B.
einer Religion steckt. Für mich zählt, was der Mensch sagt,
wie er handelt. Ich habe im Beruf mit einigen Menschen aus
exotischen Ländern zu tun und ich merke, wie ich mehr und mehr
Übung darin bekomme, mich nicht von exotischer Aufmachung
„blenden“ zu lassen. Und daraus resultiert auch mein Wunsch:
Dass möglichst viele Menschen solche persönlichen Erfahrungen
machen dürfen. Durch Reisen, Kollegen, Praktikas,
Auslandsaufenthalte. Das wäre für alle Seiten bereichernd.
Nur ein winziger Bruchteil der Touristen reist so, dass er sich eine Chance gibt, Land und Leute kennen zu lernen. Das könnte ja auch ziemlich unbequem sein, wenn man feststellt, dass man in Pakistan hauptsächlich rückwärtsgerichtete Radikalmoslemspinner oder auf Jamaika lauter kriminelle Rastas trifft, anstatt die fröhliche, bunte Multi-Kulti-Welt, aus dem Studiosus-Katralog…
Was ich damit sagen möchte: man wird sein Heil nicht im ausland, bei fremden Kulturen oder Religionen finden, wenn man nicht weiß, wo man herkommt und sich damit eingehend auseinander gesetzt hat.
Die peinlichen deutschen Geschäftsleute, denen in Süd-Korea von „Eingeborenen“ erst mal die deutsche Kultur erklärt wird, sind mir noch lebhaft (und leider zahlreich) in Erinnerung. Genauso wie die Prolos in verschiedenen sonnigen Regionen, die nicht auf dem Globus zeigen könnten, wo sie gerade sind (vermutlich auch zu Hause in Deutschland nicht).
Fazit: es hängt immer nur an der Bildung.
Gruß,
M.