Hi Eli
Wenn ich mir ansehen, wogegen weltweit protestiert wird, wo es
dann auch zu ähnlicher Gewalt kommt, dann ist auch hier alles
mit etwas gesunden Menschenverstand zu bewerten.
Soweit, so gut.
So würde sich keiner wundern oder es gross erwähnen, wenn ein
Parkhaus nur über eine Spielstrasse zugänglich wäre und es
hier zu Protesten und Sperrungen der Anwohnern käme. Nicht
anders verhält es sich hier, nur sind die Betroffenen halt
orthodoxe Juden. Das rechtfertigt die Gewalt nicht, sollte
sie aber in eine angemessene Reihe stellen.
Eben nicht.
Keine Spielstrasse. Keine Anwohner.
Weder orthodox noch -un.
Die fragliche Tiefgarage liegt etwa 200 m vom Jaffa-Tor entfernt unter
dem neuen Mamilla-Einkaufszentrum.
Da wohnt keiner.
Kann man also nicht mit z.B. den Bar-Ilan Protesten vergleichen.
Ist alles Politik.
Solange Uri Lupolianski der (orthodoxe) Bürgermeister von Jerusalem war, herrschte vergleichsweise Ruhe an der säkular-orthodoxen Front.
Der Status Quo wurde abgeschafft, die haredisierung Jerusalems schritt fröhlich voran.
die Bar-Ilan Proteste gehörten der Vergangenheit an.
Für die Gottlosen gab’s auch was, gegen neue Kneipen offen am Schabbat und ein paar 24-Stunden-Läden wurde nicht protestiert, man musste der (mehrheitlich nicht orthodoxen Bevölkerung) ja ein paar Brocken hinwerfen.
Die zahlen schliesslich die Steuern:smile:
Honi soit qui mal y pense.
Von den Mauscheleien, kreativer Steuerverwendung u.ä. wollen wir mal nicht reden, das ist ja leider bei Politikern jeglicher Couleur gang und gäbe.
Die Quittung gabs dann bei der letzten Wahl.
Der neue Bürgermeister, Nir Barkat (politisch eher ein konservativer Typ) entschloss sich unter anderem, das Image Jerusalems aufzupolieren und etwas für den Tourismus und die Verkehrssicherheit zu tun.
Da die Jerusalemer Altstadt am Schabbat auch von vielen israelischen Touristen (und einheimischen) besucht wird und grosser Parkplatzmangel herrscht, öffnete er die Tiefgarage des Rathauses (kostenlos), um des Verkehrschaos Herr zu werden.
Grosser Aufschrei der (ultraorthodoxen) Rabbis.
O Jerusalem, heilige Stadt. O Heiliges Rathaus. Oi Gevalt.
Und siehe, die Schwarzröcke kamen in Massen, blockierten die Rathausgarage und taten den unheiligen Gesetzesvertretern eher nachdrücklich ihre Meinung kund.
Nun gut, sagte sich Barkat, kann ich irgenwie verstehen, öffentliche Einrichtung und so und schloss die Garage am Schabbes wieder, um die
religiösen Empfindlichkeiten zu besänftigen und den echauffierten Jüngern des Buches wieder dessen ungestörtes Studium zu ermöglichen.
Das Verkehrschaos aber lebte lustig weiter. Die säkulare Bevölkerung
wagte es doch tatsächlich, auch am Schabbes weiter so zu leben, wie es in einem (noch)Nicht-Gottesstaat halt so üblich ist, also normal.
Barkat öffnete also (kostenlos) die Tiefgarage des Mamilla-Zentrums.
Grosser Aufschrei (rate mal, von wem?).
O Jerusalem, heilige Stadt. O Heilige Mamilla-Garage. Oi Gevalt.
Und siehe, die Schwarzröcke wieder kamen in Massen, blockierten die Mamilla-Garage und taten den unheiligen Gesetzesvertretern wieder nachdrücklich ihre Meinung kund.
Da die ultraorthodoxen Rabbis mit der verlorenen Wahl auch etwas Gesicht bei ihren Jüngern verloren haben muss jetzt erstmal
intensiv gegen die Gottlosen gekämpft werden.
Der Anlass ist beliebig.
Die nächste Wahl kommt bestimmt.
Also, alles nicht so eng sehen, politics as usual.
שלום
HK