Jetzt sind wir wieder beim Ursprungsposting. Ich habe den
Holocaust nicht begangen. Ich habe niemanden umgebracht.
Was ich auch nie gesagt habe. Aber wir sind Teil des Volkes, das diesen Massmord beging.
Auch
meine Eltern nicht und meine Großeltern sind tot. Müssen ich,
meine Kinder und meine Kindeskinder jetzt bis zum jüngsten Tag
in Demut verharren?
Das verlangt keiner.
Andersrum wird ein Schuh draus. Da ich die
Geschichte nicht begangen habe (bin also nicht der von Dir
zitierte Mörder) sehr wohl aber denke (aufgrund der, auch in
der Welt gelobten, „deutschen“ Art und Weise die Geschichte
aufzuarbeiten) Lehren aus der Geschichte mitnehmen zu können,
bin ich verpflichtet auf Unrecht zu zeigen! Dabei
richte ich nicht. Ich zeige auf. Es ist natürlich viel
leichter, wie von Dir verlangt, sich mit Kritik zurück zu
halten und sich auf seine Geschichte zu berufen, nur: Was
passiert wenn man den Kopf in den Sand steckt hat man zwischen
33 und 45 gesehen. Dass darf auf der Welt nicht noch einmal
passieren.
Ich stecke den Kopf nicht in den Sand. Es gibt berechtigte Kritik an Israel. Nur wird „Israelkritik“ häufig eben mit der Motivation vorgebracht, die eigenen Schuld zu relativieren. Das passiert, wenn gesagt wird, die Palästinenser erlitten das, was die Juden erleiden mussten, wenn Sabra & Schatila wieder und wieder thematisiert werden, weit brutalere Verbrechen an den Palästinensern von ihren arabischen Brüdern aber keine Sau interessiert.
Wer behauptet das?
Die ganze DDR hat das so gemacht. Und so auch die Nachkommenschaft und viele Linke, die nun sagen, sie seine als Antifaschisten per se geheilt und hätten Geschichtasaufarbeitung betrieben. Der Unfall der Geschichte ist ein zeitgeschichtlicher Klassiker. Arbeitslosigkeit etc. hätten dazu geführt.
richtig. Deswegen ist das (aus meiner Sicht) auch ein
unglaubliches emotionales und moralisches Dilemma in dem Sich
Israel befindet. Ich bin froh und glücklich, dass ich dieser
Angst nicht ausgesetzt sein muss. Aber was wird dadurch
gerechtfertigt? Bzw. bis zu welchem „Grad“ Unrecht ist Unrecht
legitim? Versteh mich nicht falsch, wir reden hier gerade nur
über Israel, ich weiss jedoch sehr wohl, dass mindestens
genausoviel Gewalt von Palästina ausgeht.
Ich sehe sogar klar mehr Gewalt gegen die einzige Demokratie des Nahen Ostens. Aber das weiß man hier ja.
Schön das Du die Polizei als Beispiel nimmst. Angenommen
jemand fährt Dir hinten rein und Du rufst die Polizei. Währst
Du dann nicht auch erschreckt, wenn diese den Unfallgegner
gleicht zusammenknüppelt? Natürlich, wo gehobelt wird fallen
Späne. Aber Freiheit, Recht, Ordnung rechtfertigen nicht Abu
Grahib oder Massaker an der Zivilbevölkerung (unabhängig
davon, dass es unter Saddam schlimmer war. der alte Irak war
kein Rechtsstaat)
Alles in Ordnung. So wie Du es sagst, kann ich das auch alles nachvollziehen. Ich teile Deinen Standpunkt nicht, finde ihn aber verständlich. Weil Du Dir die Mühe machst, die Situation der handelnden Personen einzubeziehen. Das jedoch ist nicht üblich, wenn die Massen auf der Straße dumpfe Amerikakritik üben, die die Amis als dumm, verfressen und heuchlerisch darstellt. Guantanamo ist alles andere als glücklich. Aber fragt sich der friedensbewegte Superdeutesche mal, was hier los wäre, wenn ne Boeing auf dem Potsdamer Platz gekracht wäre?
Auch deutsche sind schon in Zinksärgen nach Hause gekommen.
Also ganz so einfach macht Deutschland es sich auch nicht.
Naja. Auch da unterscheiden sich die Relationen deutlich.
was sind die Lieblingsobjekte deutscher Kritik?
USA & Israel.
wie heißts schon in der Zauberflöte? „Der Weise prüft und
achtet nicht, was der gemeine Pöbel spricht“
-) Vermeintlich aufrechte Demokraten von links gehören zu diesem Pöbel.
Richter nicht. Aber wir halten auch nicht einfach unsere
Fresse s.o.
Ja. Okay. Aber bitte immer reflektieren, was man an Erfahrungen hat und was hier geschehen würde.
Deutschland handelt ohne eigene Erfahrungen mit Krieg?
Komisch, dass ich Dich darauf hinweisen muss, dass der letzte
Krieg in Deutschland gerade einmal 61 Jahre zurück liegt.
Musst Du nicht. Witzigerweise ist es die erste Nachkriegsgeneration (Schröder und auch Kohl), die vom neuen deutschen Weg spricht und damit USA- und auch Israelkritische Positionen meint oder die Gnade der späten Geburt in die Debatte einführt. Da sind die Kriegsbezüge nur noch Verbalübungen. Hohl wie das Holocaustmahnmal, das ein optimales Bauwerk ist, um monströs zur Schau zu stellen, was man nicht alles aus der deutschen Geschichte gelernt hat. Wenn man aber gleichzeitig dem iranischen Präsidenten noch nicht mal ein Einreiseverbot aussprechen will, wird es albern und absurd.
Und
btw auch im Moment befinden sich deutsche Soldaten im
Kriegseinsatz. Aber ich hab ja schon geschrieben, dass wir
natürlich nicht die Terrorrelationen haben wie Israel. Aber
bis wohin wird Unrecht dadurch gerechtfertigt?
Das ist eine andere Frage. Nur sind „unsere“ Missionen Kaspereinsätze gegen das, was andere machen.
Wer, Wann, Wo? Ich habe das noch nie erlebt.
Paul Spiegel hat sich darüber mal sehr beklagt.