Ein sehr schönes Beispiel dafür, was in Deutschland gerade passiert, nämlich daß rechte und konservative Medien alles aufbieten und aufbauschen, um Frau Baerbock zu diskreditieren. Sie schrecken nicht einmal davor zurück, die eigentlich vorgesehene klare Trennung zwischen redaktionellen Inhalten und Kommentaren zu verwischen, in einem scheinbaren redaktionellen Beitrag persönliche Wertungen und absolute Urteile des Autors unterzubringen und so zu suggerieren, es handele sich um Tatsachen:
- Damit hat Baerbock ihr Image als junge, nahezu makellose Galionsfigur einer grünen Wende wohl endgültig verspielt.
- Diesen Vorteil hat Baerbock durch die verspätete Meldung von Nebeneinkünften im Bundestag sowie den Ungenauigkeiten im Lebenslauf innerhalb weniger Wochen nun endgültig verspielt.
- Für sich genommen mag das alles wie Kleinkram wirken. Der sich aber, zusammen mit dem falschen akademischen Eindruck, den Baerbock in den vergangenen Wochen erweckte, zu einer unangenehmen Botschaft verdichtet: mehr Schein als Sein.
Das perfideste an der Nummer ist dabei, daß man noch Don Alphonso, hauptberuflich von rechts hetzender Kommentator der Welt, heranzieht, um so zu tun, als berichte man ausgewogen:
- „Dort arbeiten Koryphäen der internationalen Beziehungen, dort werden Regierungsberater und zukünftige Minister geformt, und eine Mitgliedschaft in der Stiftung ist zumindest ein Ausweis besonders guter Vernetzung“, beschreibt es der „Welt“-Kolumnist Don Alphonso.
Wohlgemerkt: so einen Artikel darf man schreiben und veröffentlichen, nur gehört der dann laut und deutlich als Kommentar gekennzeichnet und nicht unter „Nachrichten“ plaziert. Nun ist es natürlich schon so, daß der Focus nicht unbedingt von der intellektuellen Elite Deutschlands gelesen wird, so daß man sicherlich die üblichen Abstriche an der journalistischen Qualität hinnehmen bzw. vornehmen muß, aber diese Vorgehensweise geht schon stark in Richtung Bild.
Von der Springer-Presse war man zudem gewohnt, daß sie massiv in die politische Willensbildung eingreift (gerade bei den blöderen Menschen), aber auf welches Niveau sich auch andere Medien im Kampf um die Klicks herabbegeben haben, offenbart sich seit 15 Monaten immer deutlicher. Das ist insofern erschreckend, als daß die Printmedien und deren online-Ableger angesichts der Flut an Youtube-Formaten und der in der Bedeutungslosigkeit versinkenden TV-Formate eine der letzten Bastionen zwischen den leicht zu beeinflussenden Menschen und der totalen Verblödung darstellen.