Wahrscheinlich muß ich Dir extra ausführlich erklären, was ich meinte. Der Focus kann auf seinen Kommentarseiten schreiben, was er möchte. Dafür sind sie da und jedes Medium kann den Leuten dort Raum geben, bei denen sie das für sinnvoll halten. Das sind dann Kommentare, Gastbeiträge usw.
Im Nachrichtenteil sind Medien nicht zuletzt nach dem Pressekodex der Wahrheit verpflichtet („Zur Veröffentlichung bestimmte Informationen in Wort, Bild und Grafik sind mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen und wahrheitsgetreu wiederzugeben. Ihr Sinn darf durch Bearbeitung, Überschrift oder Bildbeschriftung weder entstellt noch verfälscht werden. Unbestätigte Meldungen, Gerüchte und Vermutungen sind als solche erkennbar zu machen.“). Meinungen sind daher den Kommentaren vorbehalten und das sollte auch so für den Leser erkennbar sein. Diese Grenze hat der Focus mit dem oben verlinkten Artikel übertreten.
Genauso selbstverständlich ist, daß die Medien nicht Wahlkampf machen. Die Springermedien nutzen ihre Reichweite aber genau dafür: sie berichten - neben den ganzen Lügen - seit Jahrzehnten einseitig im Sinne der Unionsparteien und versuchen auch und insbesondere vor Wahlen die Stimmung in der Bevölkerung in diesem/ihrem Sinne zu beeinflussen. Auch das steht Medien nicht zu. Oder anders formuliert: die Titelseite des Druckerzeugnisses mit der höchsten Auflage in Deutschland ist nicht der Kommentarteil, in dem man der Wahrheit nicht so verpflichtet wäre wie im Nachrichtenteil. Wobei die Bild mit der Wahrheit ja eh nicht viel am Hut hat, aber das ist ja nun auch nichts neues.
Neu ist allerdings, wie wild die rechte Presse nun um sich schlägt, weil ihr auf einmal gewahr wurde, daß es tatsächlich im Bereich des möglichen ist, daß eine junge Frau aus der Partei Die Grünen Kanzlerin wird. Das ist natürlich völlig unvorstellbar. Konservative alte Männer sind die Gruppe, die freundlicherweise den Kanzler zu stellen hat. Deswegen wird derzeit besonders unseriös, tendenziös und auch gerne falsch berichtet.
Das wäre ja alles gleichgültig, wenn sich da nicht eine Entwicklung offenbarte: kaum fünf Jahre nach Trump sind wir inzwischen auf einem ähnlichen Niveau wie die USA angekommen. Das stimmt mich etwas bedenklich.