Hallöle.
auf Grund guter Anlagen
potentieller Spitzeningenieur
Das vermeintlich gute mathematisch-logisch-schlußfolgernde Denken des Kindes hat nichts mit einem Ingenieur zu tun. Diese schiefgewickelte Sichtweise kritisierte ich erst kürzlich in dem Strang zur berufsvorbereitenden Funktion des Lehrers. Ein Ingenieurstudium erfordert technisches Denken, Mathematik und Physik helfen selbstverständlich, ohne gute technischen Fähigkeiten übersteht ein Abiturient das Studium jedoch nicht oder wird ein sehr, sehr schlechter Ingenieur.
Von diesem systematischen Polytechnikmangel unseres Schulsystems abgesehen muß selbst ein sehr guter Ingenieur befähigt sein, im Kollektiv zu arbeiten, zuhören zu können und die Meinungen anderer Fachleute gelten zu lassen.
Das unterscheidet den Ingenieurberuf wesentlich von z.B. Mathematikern und Physikern.
Etwas überzeichnet:
Ein Mathematiker beweist ein Ding, rechnet ein Ding aus.
Streiten sich drei Mathematiker, hat schlußendlich immer einer recht.
Ein Physiker beobachtet ein Ding, rechnet ein Ding aus, bricht Dinge in Einzelteile, um nützliche Theorien zu entwerfen.
Streiten sich drei Physiker, hat immer einer recht, weil die Physik ist, wie sie ist.
Wenn hingegen drei Ingenieure vor einem Ding stehen und das Ding nicht macht, was es soll, oder wenn ein unvorhergesenes Problem auftaucht, ist guter Rat teuer, und die Herren müssen sich eine solide Lösung einfallen lassen. In diesen Denk- und Redeprozessen ist viel Intuition gefragt - und technisch fundierte Courage.
Ob eine vorgeschlagene Lösung funktioniert oder nicht, weiß man erst hinterher, wenn es still bleibt oder wenn es laut kracht!
Keiner der Ingenieure weiß vorher zweifelsfrei, wer recht haben wird.
Auch erfahrene Ingenieure können eine atemberaubende Zerstörungsleistung zeigen, aber wir Alten schweigen da lieber. Wir schauen lieber böse und schimpfen, wenn die Jüngeren etwas „außer Betrieb setzen“.
Aber ein unterträglicher Kerl, der glaubt, das Ingenieurwesen mit Löffeln gefressen zu haben und seine Kollegen für bescheuerte Trottel hält, weil er im stillen Kämmerlein auf dem Papier eine Differentialgleichung schneller löst, ist eine echte Pest Last.
Zu meiner aktiven Zeit hätte ich denjenigen vermutlich achtkantig aus meinem Verantwortungsbereich geflackt. Denn entweder man kann sich benehmen und kontruktive Beiträge leisten, oder man verschwindet und läßt den Rest in Ruhe.
Dann ist er aber an der falschen Schule oder gehört in eine Klasse,
die seine Begabungen fördert.
Ach? Meines Wissens nach sollte ein Lehrer sehr wohl einschätzen können,
ob ein Kind unterfordert ist und an eine geeignetere Schule sollte.
Was ist denn die passende Schule?
Sonderschule? Hilfsschule? Spezialschule?
Das gegliederte Schulsystem weist einen zahlenmäßigen und strukturellen Mangel bei allen diesen Einrichtungen auf.
Spezialschulen gibt es gar keine bzw. nur vereinzelt und mit (sehr) hohen Kosten verbunden.
Das einzige kostenlos zugängliche, systematisch Netz aus Spezialschulen auf deutschem Boden wurde 1990 eingestampft.
Du tust so, als müßte man in einer beliebigen Schule Deutschlands nur aus dem Fenster zeigen und hätte sofort die nächste supertolle Begabtenschule in Spuckweite…
Solche Denkmuster sind zu progressiv für viele Lehrer/Schulen.
Seit wann ist es progressiv, einen Schüler in einem schöneren Licht erscheinen zu lassen, indem die Stärken gegen die Schwächen aufgerechnet werden?
Es wurde nicht mitgeteilt, wie gut der Schüler in den sonstigen Fächern ist, sondern nur, daß er gegenwärtig ein mathematisches Talent aufweist.
Was sagst Du bitte, wenn der Schuler sonst nichts zu Fache bringt?
Damit hätte er keine Begabung sondern autistische Züge.
Und ein Bildungsbegriff, der die allseitige Allgemeinbildung zugunsten der Teilleistungsideologie auflöst, ist nicht sinnvoll.
Und soziale Fähigkeiten lernt man besser außerhalb des Klassenzimmers
Richtig. Trotz vermeintlicher Intelligenz konnte der Schüler aber die primitivsten Betragensregeln noch nicht erlernen.
Demzufolge hat das Elternhaus völlig versagt.
Aber auch die Ideologie des gegliederten Schulsystems, denn in einem erziehungs- und bildungsbetonten Kindergarten wäre das Kind bereits positiv beeinflußt worden. Gleiches wäre möglich gewesen in einer guten Tagesschule, die in den unteren Klassen einen sehr guten Schulhort und später sehr gute außerunterrichtliche Tätigkeiten bieten könnte.
denn 6 Stunden still sitzen und nicht widersprechen
Es war von mathematischer Begabung die Rede.
Und in der Stundentafel finden sich keine sechs Stunden Mathematik jeden Tag.
Außerdem ist es ein leider wenig beachteter Aspekt von Bildung, daß es sinnvoll ist, sich hin und wieder mit ungeliebten Sachen abgeben zu müssen.
Einstein äußerte sich einmal zur Entstehungsgeschichte seiner Relativitätstheorie folgendermaßen: „Es ist sehr mühselig, sehr langweilig, sich stundenlang durch die mathematische Welt der Tensoren kämpfen zu müssen, um schlußendlich das Weltall und die Schwerkraft dahinter erblicken zu dürfen.“ (kein wörtliches Zitat)
Doch der Herr Einstein war im Gegensatz zu unserem störenden Schüler so intelligent und wußte, daß Arbeit nicht nur kurzweiliges, intellektuelles Spielen ist.
Wie reagiert unser Reinredner, wenn er später trotz Begabung häßliche Routinearbeit erledigen muß? Das ist zumeist monotone Fleißarbeit und gehört in irgendeiner Form zu jedem Beruf.
Eindimensional ist, einen Schüler zu bestrafen, weil er stört,
ohne zu beachten, wieso er stört, wann er stört, wie er stört.
Es hat der unumstößliche Leitsatz der Gleichbehandlung zu gelten!
Die Kinder müssen erzieherisch unabhängig von ihren Leistungen behandelt werden, weil sich andernfalls der Zusammenhalt der Klasse rasch auflöst, Neid und Mißgunst aufkeimen und die Ellenbogengesellschaft bereits im Klassenzimmer entsteht.
Eine wesentliche Randbedingung von guter Schule ist es, daß die Regeln ausnahmslos für jeden Schüler gelten, auch für gute Schüler, talentierte Schuler und begabte Schüler. Wer Ausnahmen schafft, wer Privilegien gewährt, stört die Lernathmosphäre, die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder und den zwischenmenschlichen Umgang.
Wenn das eindimensional sein soll, dann hat unser Bildungssystem einen weiteren Mangel, und zwar eine fehlende Kultur des eindimensionalen Strafens.
Dieses ewige Ausnahmengemache, dieses weichgespülte Gerede, dieser Druck auf die Lehrer, ständig milde zu sein.
Oder wie war das erst kürzlich mit Diskussion zu der 6 für das vergessene Gedicht?
Regeln sind Regeln, und wer sich nicht benimmt, der hat auch bei seiner ersten Verfehlung die Folgen seines Handelns zu spüren.
Was glaubst Du, wie die Mitschüler sich fühlen, wenn sich dieser eine störende Schüler alles erlauben darf, bloß weil er vermeintlich begabt ist??
Und wie wird wohl die Reaktion der Mitschüler darauf aussehen?
Viele Grüße