Je untergeordneter Frau, desto intakter Familie?

hi jasper,

ich habe mir den link angeschaut, aber habe weder zeit noch lust, ein ganzes buch über dieses thema zu lesen.

vielleicht solltest du deine gedanken nochmals in ruhe ordnen, damit du deine frage für andere „verständlicher“ formulieren kannst.

liebe grüsse,
coco

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Meine Gedaken *sind* geordnet!
Hallo Coco,

meine Gedanken habe ich in Form einer sehr geordneten Frage formuliert, die ich, so selbstlos bin ich, extra für dich noch einmal ausfhrlich wiederholen werde: nämlich ob es so ist, dass man entweder Frauenemanzipation einschließlich des Rechtes der Frau, ein Liebes- und ggf. auch Sexualleben „in eigener Regie zu haben“ will, wie in westlichen Gesellschaften. Oder aber Familien wie im islamischen Kulturkreis, wo auf Frauen ein gewisser, auch von anderen Frauen ausgehender, „Druck“ lastet, sich in die Rolle als Ehefrau und Mutter zu „fügen“ und vor allem jegliche Sexualität, und sei es nur „Knutschen“, auf die Ehe zu beschränken - selbst wenn die Frau beruflich als Architektin, Ärztin oder sonstwas erfolgreich ist, was aber Ehescheidungen, zerfallene Familien, Vergreisung der Gesellschaft durch Kindermangel sowie unglückliche, einsame Einzelkinder weitestgehend verhindert.

Die Menschen im Westen sagen: „Wir wollen keine repressive Gesellschaft wie die Moslems sie haben, wo Frauen arrangiert verheiratet werden, kaum ein Mitspracherecht haben, wo Menschen kein Problem damit haben, ihre eigenen leiblichen Töchter oder Schwestern eiskalt umzubringen, nur weil die Sex vor der Ehe hatten und dies im islamischen sozialen Umfeld auch noch als ‚ehrenhafte Tat‘ gilt. Wenn das eure ‚Moral‘, eure ‚Gemeinschaft‘ ist, pfeifen wir drauf. Dann lieber unsere Freiheit, die vielleicht auch ihre Schattenseiten hat.“

Moslems sagen: „Wir wollen nicht so enden wie die Menschen im Westen mit all den unehelichen Schwangerschaften, Swingerclubs, Bordellen, kinderlosen Frauen, Ehebrüchen, Scheidungsdramen, Kuckuckskindern, all der Pornographie, rebellierenden Jugendlichen, die mal Hippie, mal Punker, mal Grufti, mal sonstwas sind, sich bis ins Koma besaufen bei irgendwelchen ‚Love Parades‘ oder ‚Christopher Street Days‘ halbnackt auf der Straße tanzen. Wenn so eure ‚Freiheit‘ aussieht, pfeifen wir drauf. Dann wollen wir lieber Ehrenmord (bzw. die Drohung damit), väterliche Autorität - auch den Söhnen gegenüber - und arrangierte Ehen und wahren aber unsere (groß-)familiäre Gemeinschaft, die jedem einzelnen Geborgenheit bietet und unsere Moscheegemeinschaft.“

Mir scheint, dass das das „Tauziehen“ zwischen „westlichen Werten“ und „islamischen Werten“ ist, und das „Tau“ eben vor allem die Frauen sind. Entweder so oder anders.

Denn viele von den jungen islamischen Frauen, die vor einer Zwangsverheiratung fliehen und über die immer wieder im Fernsehen berichtet wird, sagen ja, dass sie ihre Familie, vor der sie haben fliehen müssen vermissen, denn die Familie bot ihnen ja auch Schutz und Geborgenheit usw. Aber nur ihrer Familie zuliebe einen fremden Mann heiraten - das wollen sie auch nicht unbedingt.
D.h. viele islamische Frauen fühlen sich buchstäblich „hin- und hergerissen“. Andererseits gibt es, wie gesagt, auch Frauen wie die bereits erwähnten türkischen Studentinnen, die sagen: „Jawohl, ein Mann hat das Recht seine Frau zu schlagen.“ - und meiner Mutmaßung nach meinen diese türkischen Studentinnen das deshalb, weil Gewalt des Mannes (oder eventuell des älteren Bruders) aus ihrer Sicht der Familie dient. Aber es gibt eben auch Frauen wie Necla Kelek oder Ayaan Hirsi Ali, die radikal mit dieser Tradition gebrochen haben (und deshalb z.T. mit dem Tode bedroht wird, d.h. auch hier wird wieder Druck ausgeübt).

Auch wenn es natürlich auch unter deutschen Familien gibt, die intakt und kinderreich sind (wie eben die von Frau von der Leyen), aber insgesamt gesehen haben diesbezüglich Muslime die „Nase vorn“, denn die Länder mit den wenigsten Ehescheidungen und den meisten Kindern sind ja nicht zufällig meistens Länder mit einer islamischen Bevölkerungsmehrheit, ebenso wie in Deutschland/Europa (und übrigens auch in Russland) Muslime i.d.R. weniger Ehescheidungen und mehr Kinder haben. Aber um den Preis des gesellschaftlichen „Ehrendrucks“, der auf Frauen und auch auf Männern lastet, sich bei der zumindest im Raum stehenden Möglichkeit von Gewalt in ihre Rolle als „Säule der Familie“ zu „fügen“.

Deshalb war meine Frage, ob mein Eindruck zutrifft, dass man das eine immer nur um den Preis des anderen haben kann?

Gruß Jasper

Deshalb war meine Frage, ob mein Eindruck zutrifft, dass man
das eine immer nur um den Preis des anderen haben kann?

hi jasper,

ich denke, diese frage wurde zur genüge beantwortet: die anzahl kinder ist von vielen faktoren abhängig und nicht einfach in ein schwarz-weiss-schema zu pressen.

was mir in dem zusammenhang noch einfällt:

  • wärme in einer familie hat nichts mit deren grösse zu tun. eine grossfamilie kann viel kälter sein, als eine liebende kleinfamilie

  • die durchschnittliche scheidungsrate hat absolut nichts mit familienglück zu tun

  • je „keuscher“ eine gesellschaft ist, desto „unkeuschere“ sozialschichten gibt es. das grösste rotlicht-viertel der welt befindet sich in bombay, indien. in einem land, in dem ja die weibliche keuschheit extrem hochgehalten wird. es gibt keine gesellschaft, in der „nur“ keusche frauen leben. wird ein teil der frauen in das eine extrem gezwungen, so entsteht automatisch ein ausgleich: prostituierte, huren, „dienstmädchen“ etc. je nach dem werden diese frauen einfach aus einem anderen kulturkreis importiert. in arabischen ländern sind diese frauen oftmals aus russland und südostasien und werden wie sklavinnen behandelt. diese frauen muss man jedoch ebenso zu diesem kultur-system dazuzählen, denn ohne sie würde die erzwungene keuschheit der eigenen frauen nicht erhalten bleiben…

  • und nochmals: ignoriere nicht den einfluss der religion auf das logische denken der menschen…

liebe grüsse,
coco

Hallo Jasper,

Aber mich beschäftigt eben auch, warum Frauen(!) sagen, dass
der Mann unter Umständen das Recht hat, seine Frau zu
schlagen. Und ich versuche auch, mich in einen türkischen oder
arabischen (oder kurdischen, iranischen, pakistanischen etc.)
Angehörigen einer Großfamilie hineinzuversetzen…

ich habe den Eindruck hier denkst Du viel zu kompliziert. Dass Frauen Gewalt gegenüber Frauen akzeptieren ist auf die gesellschaftlichen Traditionen zurückzuführen in denen sie aufgewachsen sind und die sie aufgrund ihrer Erziehung als richtig angenommen haben. Denk nur einmal an die fürchterlichen Beschneidungspraktiken wie sie in Afrika vorkommen oder auf die inzwischen aufgegebene Tradition der Chinesen die Füße der Frauen zusammenzuschüren, damit sie möglichst klein aussehen. Dies haben u. a. Mütter ihren Töchtern angetan oder es zugelassen weil sie von der Notwendigkeit überzeugt waren. Das türkische Frauen eine gewalttätige Dominanz von Männern akzeptieren hat eher nichts damit zu tun so die Großfamilie aufrecht zu erhalten.

Die These, dass eine Unterordnung der Frau unter den Mann Voraussetzung für Kinderreiche Familien ist halte ich nicht für tragfähig. In Deutschland würden dadurch zumindest nicht mehr Kinder geboren, denn zum Kinderkriegen gehören immer zwei und hierzulande haben auch immer weniger Männer dazu Lust. Paradoxer Weise werden ja gerade in den wohlhabenden Ländern Kinder zum Armutsrisiko oder zumindest zum Karrierehindernis. Werden diese Probleme durch einen entsprechenden Sozialstaat und durch Möglichkeiten für die Kinderbetreuung aufgehoben, dann werden auch wieder mehr Kinder geboren. Siehe hier den schönen Artikel von Karlsson /t/was-muss-passieren-damit-frau-wieder-kinder/50099…

Gruß
Grin