Hallo Kati,
Natürlich wollte ich nicht sagen, dass DU mir eine Quelle
bringen sollst, sondern dass mich die Quelle des anderen
interessiert hat und ich deswegen überhaupt erst nachgefragt
habe- und ich es eben schade fand, dass ich keine Antwort kam.
das mit Herodes ist natürlich Müll, eine ernstzunehmende Quelle gibt es da nicht. ‚George‘ hat da nur ein Musterbeispiel für das manchmal wirklich unterirdische Niveau dieses Diskussionsbretts abgeliefert. Vermutlich hat er das mit der Panthera-Legende verwechselt, auf die Osmond hingewiesen hat - leider mit Link auf eine in wissenschaftlicher Hinsicht mehr als dubiose Webseite.
Die Panthera-Legende geht auf auf den alexandrinischen Philosophen Kelsos (lat. Celsus) zurück, der 178 n.Chr. eine antichristliche Polemik mit dem Titel Alēthḗs lógos (‚Wahres Wort‘) verfasste. Die Schrift selbst ist nicht erhalten, aber Teile des Inhaltes in Form von Zitaten in der Verteidigungsschrift Contra Celsum des Kirchenvaters Origenes, die dieser etwa 70 Jahre später veröffentlichte. Um die betreffenden Stellen zu zitieren (Übersetzung Paul Koetschau):
Hierauf läßt Celsus einen Juden auftreten, der sich mit Jesus selbst unterredet und ihn, wie er meint, wegen vieler Dinge zur Rechenschaft zieht. Zuerst wirft er ihm vor, „dass er sich fälschlich als den Sohn einer Jungfrau ausgegeben habe“, er schmäht ihn aber auch, „dass er aus einem jüdischen Dorf und von einer einheimischen armen Handarbeiterin stamme“. Er sagt dann, „diese sei von ihrem Manne, der seines Zeichens ein Zimmermann gewesen, verstoßen worden, als des Ehebruchs schuldig“. Weiter bringt er vor, „von ihrem Manne verstoßen und unstet und ehrlos umherirrend, hätte sie den Jesus heimlich geboren. Dieser habe aus Armut sich nach Ägypten als Tagelöhner verdungen und dort sich an einigen Zauberkräften versucht, auf die die Ägyptier stolz seien; er sei dann zurückgekehrt und habe sich viel auf diese Kräfte eingebildet und sich ihretwegen öffentlich als Gott erklärt“.
(Buch I, Kap. 28)
Doch wir wollen uns nun wieder zu den Worten zurückwenden, die Celsus den Juden sagen läßt, zu der Behauptung nämlich, „die Mutter Jesu sei von dem Zimmermann, mit dem sie verlobt war, verstoßen worden, weil sie des Ehebruchs überführt worden sei und von einem Soldaten namens Panthera, geboren habe“.
(Buch I, Kap. 32)
Aller Wahrscheinlichkeit ist an der Geschichte ebensowenig dran wie an den ‚Stammbäumen‘ Jesu in Mt 1,1-17 und Lk 3,23-38. Zu Kelsos Ehre muss man sagen, dass seine Christentum-Kritik (die wir ja nur aus der Erwiderung seines Gegners Origenes kennen) durchaus sachliche Substanz hatte und sich nicht in solch plumpen Diffamierungen erschöpfte. Letzteres bleibt natürlich eher im Gedächtnis der Nachwelt haften …
Es gibt gewisse Querbezüge zu zwei Talmud-Texten (Sanhedrin 67a und Schabbat 104b), wo von einem Ben Stada / Ben Pandira die Rede ist - eine Identifikation mit Jesus bzw. Kelsos’ ‚Sohn des Panthera‘ ist freilich zumindest zweifelhaft.
Die Geschichte vom Soldaten Panthera feierte dann fröhliche Urständ, als 1859 in Bingerbrück ein Grabstein entdeckt wurde (http://jesusdynasty.com/blog/wp-content/uploads/2006… , http://jesusdynasty.com/blog/wp-content/uploads/2006…), der folgende Inschrift trägt:
Tib(erius) Iul(ius) Abdes Pantera
Sidonia ann(orum) LXII
stipen(diorum) XXXX miles exs(ignifer?)
coh(orte) I sagittariorum
h(ic) s(itus) e(st)
Grob übersetzt: „Hier liegt Tiberius Iulius Abdes Pantera aus Sidon, 62 Jahre alt, 40 Jahre gedient als ehemaliger (Standartenträger?) der ersten Kohorte der Bogenschützen.“ Diese Einheit war bis 9 n.Chr. in Palästina stationiert, ab 40 n.Chr. (bis 70 n.Chr.) in Bingium (Bingen). Der Grabstein von Jesus Vater (Achtung Ironie!) steht heute im Museum Römerhalle in Bad Kreuznach, wo ich ihn gelegentlich sehe. Ich komme allerdings eher wegen der beiden großartigen Mosaikfußböden aus der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts; sie stammen aus einer dort freigelegten römischen Peristylvilla.
Der Stein beweist freilich nicht mehr, als dass um Christi Geburt ein Soldat namens Panthera (oder Pantera) in Palästina diente. Der in Bingerbrück Begrabene wird da nicht der Einzige gewesen sein - selten war der Name nicht. Adolf Deißmann wies 1906 („Der Name Panthera“ in: Orientalische Studien, Th. Nöldeke zum 70. Geburtstag Bd.2, Gießen) z.B. fünf weitere Träger dieses Namens im 1. Jahrhundert nach.
Freundliche Grüße,
Ralf