freie Phantasie über Reinkarnation und pneuma
[…] und die Fehler der Kirche aufzuzeigen.
Gut, daß nach all den Jahrhunderten endlich mal jemand kommt, der weiß, wo es langgeht, nicht?
In manchen Bibelstellen wird sogar auf die Reinkarnation der Seelen hingewiesen.
Die jüdische Religion enthielt definitiv keine Reinkarnationslehre. Wenn von möglichen oder erwarteten „Wiederkünften“ (z.B. Elias → Johannes der Täufer) die Rede ist, bezieht sich das auf einzelne Personen, nicht auf eine Reinkarnation, und auf eine „Reinkarnation der Seelen“ allgemein sowieso nicht. Die Vorstellung des Menschen als eine Kombination einer separaten Seele mit dem Körper kommt ins Christentum erst aus der griechischen und ägyptischen Philosophie (und zwar erst viel später als das NT) und ist dem jüdischen Denken fremd.
Manche Wörter oder sogar komplette
Sätze wurden einfach schlecht übersetzt. Ob wissentlich und
vorsätzlich läßt sich natürlich nicht nachvollziehen.
Dann rück mal raus mit den genaueren Angaben, welche Passagen schlecht übersetzt sind und wie deine präziseren Erkenntnisse darüber aussehn.
Hebräerbrief 9:27 zu finden: “Und wie den Menschen ist
gesetzt, einmal zu sterben, danach …“
Hier wurde das griechische Wort hapax als „einmal” übersetzt.
Das ist auch korrekt. Griech. απαξ (vgl. lat. simplex) heißt genau wie lat. semel „genau ein mal“.
Laut den Wörterbüchern ist hapax auch als „noch einmal” zu verstehen.
Laut den Wörterbüchern? Aha? Welches zum Beispiel?
Wählt man eine solche, sprachlich ebenso richtige,
Übersetzung, ergibt sich hieraus eher eine Unterstützung der Reinkarnationslehre.
Ja, klar, das wird jetzt nach einem x-beliebigen Wörterbuch entschieden, was damals im 1. Jhdt. u.Zt. im jüdischen Kulturraum Gedankengut war und was nicht. Sieht so deine großartig angekündigte Übersetzungskritik aus? Ich hoffe, du hast nioch was auf Lager, was wirklich strittig ist - sowas gibt es nämlich tatsächlich, nur halt nicht gerade in der Frage der „Reinkarnation“.
Nennst du mir eine einzige Stelle, wo im NT das Wort „reincarnatio“ vorkommt?
(Joh. 3:8). Jesus sagte „Der Wind bläst, wo er will, und du
hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, von wo er kommt
und wohin er geht. Also ist ein jeglicher, der aus dem Geist
geboren ist”
Das griechische Wort pneuma wurde hier zweierlei übersetzt,
erst als “Wind”, dann als “Geist”. Griechische Wörterbücher
erklären uns, dass die Übersetzung als “Geist” nur im
“übertragenen Sinn” gilt.
Ja, Wörterbücher mal wieder. Mein lieber, so kann man keine Übersetzungsprobleme klären. Was meinst du denn, woher Wörterbuchredaktionen ihr Wissen haben?
Tatsächlich ist diese Passage Joh. 3.3-8 im Deutschen nicht ohne Kompromisse wiederzugeben,
-
weil πνευμα im gesamten Joh-Text verschiedene Konnotationen hat. Der Autor hat eine ganz eigene πνευμα-Philosophie, die teils aus der Analogie zum hebräischen רוח schöpft, teils aus der πνευμα-Theologie der griech Mysterienkulte (speziell aus der Orphik), teils (und sehr deutlich) aus dem persischen Zarathustrismus und aus noch einigen anderen Quellen
-
weil der Joh-Autor hier mit dem, von dir ja auch erwähnten Wortspiel umgeht, daß πνευμα nämlich auch umgangssprachlich schlicht „Wind“ heißt. Nichteinmal das zugehörige Verb πνευει, das denselben Stamm hat, läßt sich so im Deutschen wiedergeben, „der Wind weht“ paßt da noch am besten. Dasselbe Wortspiel findet sich übrigens in 1. Mose 1.2.
Die übliche Bedeutung in theologischen Zusammenhängen ist aber
“Lebenshauch” oder “Seele”.
Sorry, aber das ist nun wirklich pure, und zwar abstruse Phantasie.
Außerdem ist das Wort phoné nicht
gut mit “Sausen” übersetzt, sondern es bedeutet eher “Stimme”.
φωνη heißt „Stimme“ nur, wenn die menschliche gemeint ist, ansonsten „Laut, Ton, Klang“, wie engl. sound
Somit kommen wir zur folgenden Übersetzung, die sprachlich
richtig ist: “Die Seele geht, wie sie will, und du hörst wohl
ihr Flüstern; aber du weißt nicht, woher sie kommt noch wohin
sie geht. So ist es mit jedem, der mit einer Seele geboren ist”.
Sorry, wenn ich das nach den obigen Ausführungen nur als den absurdensten Unsinn bezeichnen kann, der über diese schwierige Passage je geschrieben wurde. Es hat mit der johanneischen Intention dieser Passage und überhaupt mit der gesamten joh. Anthropolie aber auch nicht einen kleinsten Fitzel zu tun.
Vorexistenz bedeutet nicht automatisch Reinkarnation,
aber Reinkarnation setzt Vorexistenz voraus.
Klar, und wenn man „Reinkarnation“ hineinpressen WILL, MUSS man den Text natürlich so absurd zurechtbasteln, daß „Vorexistenz“ drinsteht *lach*
Diese Beispiele zeigen, wie biblische Übersetzungen
möglicherweise oft nach dogmatischen Vorgaben gemacht wurden,
die das Verständnis für die Menschheit in eine gewünschte
Richtung steuern sollte.
Diese Beispiele zeigen, wie biblische Übersetzungen nicht nur möglicherweise, wie man biblische Texte nach eigenen Phantasien zurechtstauchen kann
Gruß
Metapher