Kein Mehl weit und breit - wie backe ich das nächste Brot?

Du hast schon gelesen, dass ich sogar im Nachbarbundesland Sachsen-Anhalt nicht fündig wurde (auch wenn ich nicht extra deswegen hingefahren bin, aber wenn ich schon mal da war, habe ich interessehalber geschaut)?

Ach ja, bei NP gab’s heute noch ganze drei Flaschen Raps-Öl. Sonnenblumenöl? Fehlanzeige.

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Servus,

neugierhalber:

In welchen subtilen Anwendungen gibt es einen Unterschied zwischen den beiden geschmacksneutralen, hoch erhitzbaren Speiseölen von Raps und von Sonnenblumen (raffiniert)?

Auch an Dich nochmal die Frage: Welche Mehltypen genau fehlen Dir? Die in MA (das nicht weit von der Grenze, aber allemal noch in Deutschland liegt) auch am Samstagnachmittag verfügbaren Typen hab ich aufgezählt.

Und - das war vor allem der Grund für meinen Beitrag: Die von mir ursprünglich falsch vermutete Ursache für die derzeit örtlich etwas verzögerte Verfügbarkeit einzelner Mehltypen hab ich bereits genannt. Aus dieser lässt sich eine recht gute Prognose für den 7. Mai treffen.

Nebenbei: Die letzten 500 Tonnen Extraktionsschrot für Proteinfuttermittel, die „wir“ letzte Woche bekommen haben, waren von Sonnenblumen und nicht wie sonst von Raps.

Seltsam, nicht wahr?

Und nochwas zum Thema Versorgung Deutschlands mit Getreide und Produkten daraus: Der Ort in D, wo der Verbrauch von Getreide und Produkten daraus am deutlichsten die Produktion übersteigt, ist Dortmund. Wenn man etwas über die angebliche Mehlknappheit in Deutschland in Erfahrung bringen möchte, muss man dort hin fahren.

Schöne Grüße

MM

Es geht darum, dass die drei Flaschen von heute die ersten waren, die ich in den Regalen folgender Geschäfte in Niedersachsen gesehen habe:
Netto (3 Städte)
Aldi (1 Stadt)
real (1 Stadt)
Edeka (3 Geschäfte in zwei Städten)

Bei Kaufland gab es letztens, wie bereits berichtet, genug Sonnenblumenöl. Dafür fehlte komplett das Mehl, bis auf die paar Sorten, die ich ebenfalls genannt hatte und die keiner ernsthaft zum Brotbacken benutzt. In den genannten Geschäften fehlte auch das Weizenmehl, komplett, sowohl 405 als auch 550er.

In Sachsen-Anhalt gab’s vor 2-3 Wochen in dem dänischen Netto, den es dort gab, weder Weizenmehl noch Sonnenblumenöl.

Mir momentan nichts, danke. Aber mir fallen einfach die leeren Regale in den Geschäften auf!

Weil ich oft backe und mein Mann auch öfter Brot backt, kaufen wir meistens gleich mehrere Packungen. In letzter Zeit haben wir tatsächlich kaum gebacken, so dass wir noch etwas Mehl haben. Außerdem hat sich meine Schwester von einem Rumänen, der in Bremen ein Geschäft mit rumänischen Lebensmitteln hat, Mehl und Sonnenblumenöl aus Rumänien bringen lassen. Von dem Mehl hat sie mir auch noch drei Kilo „abgegeben“. Dass ich DAS noch erleben darf, nachdem wir in Rumänien jahrzentelang rationiertes Mehl kaufen durften und meistens nur rationiertes Soja- statt Sonnenblumenöl bekamen. Als ich das meinem Mann erzählte, hat er gedacht, ich will ihn veräppeln, weil er sich das überhaupt nicht vorstellen konnte.

Wenn Du magst, kannst Du ihm mal von der Episode vom Beginn der 1980er Jahre erzählen, als das Prinzip der ökonomischen Statistik und Planung der Ära Nicolae Ceaușescu, dass jeder, der irgendwelche statistischen Angaben zur Produktion von unten entgegennimmt und nach oben weitergibt, vorsichtshalber noch eine Null hinten dranhängt, so weit geführt hatte, dass in Constanța ein Frachtschiff aus China am Kai lag und Salz laden wollte, obwohl es kein Salz zum Laden gab, so dass dann im ganzen Land Infanterie ausschwärmte und Haus für Haus pfundweise alles verfügbare Salz einsammelte.

Verona hatte sich damals für ihre häufig auftretenden Halsschmerzen in Ermangelung auch der einfachsten Medikamente eine Art mit Kochsalz gefüllten Schal gemacht, von dem die Rede ging, er könnte strenge Halsschmerzen mildern. Sie berichtet, die Soldaten, denen sie diesen Schal in die Hand drückte, hätten einen sehr erleichterten Eindruck gemacht, wenigstens dieses Pfund Salz bringen zu können.

Das war Mangel.

Das letzte und einzige Mal, dass es in Deutschland (West) tatsächlich Mangel an Speiseöl und Mehl gab, war - ich habe es bereits erwähnt - 1946/47, als der einzige verfügbare Mehlersatz in den Westzonen um einige Jahre überlagerter Schrot von Futtermais aus den USA war, der extrem bitter und deswegen auch bei heftigem Hunger nur in kleinsten Mengen genießbar war. Zusammen mit einem der mit etwas Glück und sehr ausgiebigem Anstehen nebst dem entsprechenden Abschnitt aus der Lebensmittelkarte ergatterbaren Öle aus Bucheckern oder aus Rübsen (weit entfernt von den ‚00‘-Sorten von Raps der späten 1970er Jahre) konnte man daraus etwas machen, was ‚Polenta‘ hieß und meine Mutter dazu brachte, die ersten „Italiener“, die es in den 1970ern gab, mit großer Furcht weiträumig zu umgehen.

Das war Mangel.

Schöne Grüße

MM

Na ja, dann gibt es den Mangel nur in unserer Phantasie, und in Wirklichkeit können die ganzen Geschäfte, die @paran, @asteiner und ich aufgezählt haben, einfach nicht wirtschaften. (Oder, wie mein Ex-Schwager zu sagen pflegte, „du hast Recht und ich hab’ meine Ruhe!“ :rofl:)

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Nein - ich habe schon erklärt, woran es liegt, dass bis voraussichtlich 10.05. nicht jeder beliebige Typ von Mehl jeden Tag zu jeder Uhrzeit in jedem Geschäft zu kriegen ist.

Das ist kein Mangel.

Vor allem nicht dann, wenn man neben einer gut beschickten Bäckereifiliale steht und quengelt „Aba das mag ich aba nich!“

Oh nein - „in Deutschland gibt es keinen Krümel Mehl“ sieht ganz, ganz anders aus. Ganz im Ernst - das ist nicht lustig. Es ist, wie bereits ausführlich dargelegt, immerhin nur 75 Jahre her, dass in Deutschland Leute an Hunger gestorben sind. Das war Mangel. Viele Leute, die das noch er- und überlebt haben, leben heute noch. Der Anstand geböte es, wenigstens zu warten, bis sie noch vollends gestorben sind, bevor derartige Propaganda getrieben wird.

Schöne Grüße

MM

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Wie sieht es denn bei Euch in der Gegend mit italienischen Restaurants aus? Gibt es bei denen noch Pizza, Pasta und Pizzabrötchen? Kann man in den Bäckereien noch Dinkel-, Roggen- und Weizenbrot und -brötchen bekommen? Gibt es in den Tiefkühltruhen der Supermärkte noch TK-Pizza und und-Baguettes? Gibt es noch Nudeln, Fertiggerichte und Brotbackmischungen?

Es mangelt nicht an Mehl, sondern an in Endkundenverpackungen abgepacktem Mehl bzw. der konstante Warenfluss trifft auf eine schlagartig erhöhte Nachfrage, der die Logistik nur wenig entgegen zu setzen hatte. Gerade in den EDEKA- und REWE-Märkten, die von selbständigen Kaufleuten betrieben werden, fällt das gelegentlich auf, weil diese Großkundengebinde kauften und dann in Endkundengebinde à 2-2,5 kg umfüllten.

Wie ich schon erklärte: wird eine Ware „knappgeredet“, kaufen viele Kunden noch ein zusätzliches Paket/eine zusätzliche Flasche zur Sicherheit. So ist dann ein Produkt relativ schnell ausverkauft. Die nächste Nachlieferung ist dann auch ruckzuck weg, weil das Produkt ja knapp ist. Der Output der Produktions- bzw. Verpackungsanlagen ist nicht beliebig nach oben skalierbar, zumal ja auch die notwendigen Rohstoffe nicht schlagartig vermehrt werden können. Und so dauert es dann ungefähr sechs Wochen (wie seinerzeit beim Toilettenpapier in Deutschland oder den Kondomen in Frankreich), bis der normale Warenzufluss auf wieder entspannte Kunden trifft, die nicht alles - unabhängig vom Bedarf - sofort wegkaufen.

Im übrigen fand ich Deinen anfänglichen Aussagen zu dem Thema recht interessant, nachdem nämlich insbesondere die Discounter stärker betroffen waren als die normalen Supermärkte. Auch das spricht dafür, dass die Ursache für die Knappheit eher bei der Kundschaft als beim Handel bzw. der Logistik zu suchen ist.

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Moin,

Dazu noch eine „bösartige“ Anmerkung. Es scheint heute aufgrund des reichlichen Angebotes im online Handel der allgemeine Glaube zu bestehen, Lebensmittel würden aus einem großen Amazon (Name als Platzhalter) Lager kommen und man müsse doch einfach nur schneller ins Regal greifen und es wird ein zweiter Truck eingesetzt, die stehen ja auch alle auf Warteposition. :rage:

-Luno

Wir haben auch schon erklärt, dass die leeren Regale in verschiedenen Orten, an verschiedenen (Wochen-)Tagen, zu verschiedenen Uhrzeiten und in verschiedenen Geschäften LEER waren. Dito bezüglich Öl.

Und ich weiß nicht mehr, ob ich das schon erzählt habe, ich weiß auch nicht, ob das aktuell noch so ist. Aber vor wenigen Wochen hat Metro in Bremen ausschließlich an Gastrobetrieben Öl verkauft, und auch das nur als Einzelgebinde (10 Liter, glaube ich), man durfte nicht zwei oder mehr Gebinde kaufen. Ich weiß nicht, wie weit ein Restaurant mit 10 l Öl kommt.

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Peace ihr Lieben, kommt mal runter …

THEORETISCH dürfte es Engpässe für Weizenmehl in DE gar nicht geben. Es wäre mir neu, dass DE auf Getreide-Importe für Weizen und Gerste angewiesen wäre.
Also muss es ja am Kaufverhalten (Hamstern) der Kunden liegen.
Anders sieht es bei Roggen, oder Hartweizen (Nudeln) aus. Da wird mehr importiert.

Letztens hab ich beim Futtermittelhändler festgestellt, dass z.B. der Weizenpreis verdoppelt wurde. Tja, die Firma hat zwar allen angebotenen Weizen, Roggen, Mais usw. selbst angebaut und geerntet. Aber bei höherer Nachfrage wird natürlich gleich mal der Preis erhöht. Der Weltmarkt spielt da bis in den kleinsten Betrieb eine Rolle.

@paran

Welches Mehl bevorzugst du denn nun genau?
405er gibts bei uns hier überall, andere Sorten auch oft vorhanden.
Übrigens, mit 405er kann man mit Roggenmehl zusammen sehr wohl Brot backen.

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Da passt wieder das geflügelte Wort der „selbst erfüllenden Prophezeiung“.

Da der Beginn der Corona-Krise und der damalige „Mangel“ an Toilettenpapier, Küchenrolle und Mehl nicht zum Umdenken anregte, habe ich meine Zweifel, dass es dieses mal strukturelle Änderungen gibt und prophezeie, dass es bei der nächsten Krise wieder zu einem herbeigeredeten „Mangel“ kommen wird.

Ich glaube dir - aber kann es sein, dass das eher regional bei dir so ist?
Discounter hier am Nordrand des Sauerlandes haben zu praktisch keinem Zeitpunkt Mehl - zumindest hatten sie es nie, als ich da war.
Die etwas besseren Händler von Edeka und Rewe hatten auch nie Roggen- oder Weizenmehle, sondern nur Dinkel-Vollkornmehl. Das haben die Hamsterer wohl nicht mitgenommen, weil sie nicht wussten, was das ist.

Fakt ist, dass ich bei meinen Einkäufen in den letzten zwei Wochen weder Roggen- noch Weizenmehl hätte kaufen können. Besucht hatte ich Edeka und Rewe (je zwei Geschäfte), Lidl, Aldi und Penny (auch mehrere Filialen).
(Warum ich innerhalb von zwei Wochen zehnmal eingekauft habe? Weil ich oft unterwegs bin und mir tatsächlich mal eine Besatzerbrause, zwei Äpfel oder einen Snack hole.)

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Ebent. Mein Update bezieht sich erstens auf die Verfügbarkeit verschiedener Typen von Weizenmehl (Roggen und Dinkel war zu keinem Zeitpunkt ein Problem), zweitens dient es der Korrektur meiner ursprünglichen Prognose, die Hamster-Lücken wären erst um den 10. Mai wieder behoben und drittens - das war mir das wichtigste - auf die Ursache der teils etwas zähen Versorgung, die ich hauptsächlich in der durch die extrem niedrigen Margen notwendigen strikten just-in-time-Belieferung des Lebensmittelhandels vermutet hatte, über die mich aber der Müller aufgeklärt hat, von dem ich regelmäßig Getreide beziehe. @Wiz hatte schon zutreffend vermutet, dass nicht so sehr die just-in-time-Belieferung die wesentliche Ursache ist, sondern vollkommen irrationale Hamsterkäufe. Das wäre ja auch daran erkennbar gewesen, dass ausgerechnet 405er Weizenmehl am wenigsten verfügbar war: Was soll man denn mit einem Zentner 405er Mehl im Gästezimmer anfangen (außer Mehlmotten und Kornkäfer züchten)? Hatte ich aber nicht erkannt, deswegen hab ich meine ursprüngliche Mutmaßung revidiert.

Der Spotmarkt hat keinen Einfluß auf die Kontrakte, die im Lebensmittelhandel bestehen. Der Weizenpreis am Terminmarkt Chicago hat zwei deutliche Erhöhungen hinter sich: von etwa 600 auf etwa 800 Ct / bushel ab November 2021 und weiter auf etwa 1.300 Ct / bushel ziemlich genau zum 1. März 2021, also zwei Wochen, bevor die Hamsterkäufe in Deutschland losgingen.

Wie hier im Forum schon ausführlich berichtet, gibt es in keinem unserer Nachbarländer ähnliche Verwerfungen bei der Versorgung im Einzelhandel, d.h. ganz offensichtlich sind diese völlig unabhängig vom Weltmarkt.

Schöne Grüße

MM

Dass es regionale Unterschiede gibt, ist gut möglich.

Dass es kein 550er und 1050er Mehl gibt, wird dadurch aber nicht richtig.

Und - das war der wichtigste Anlass für meinen Beitrag - es wird nicht bis zum zehnten Mai dauern, wie ich geschrieben habe, und erst recht nicht bis Ende des Monats Mai, wie @paran propagiert hat, bis die Versorgung mit allen gewünschten Typen von Mehl und Speiseöl wieder ganz regelmäßig wie gewohnt stattfinden wird.

Schöne Grüße

MM

Der Satz mit der Aktualität bezog sich lediglich auf den Absatz, in dem er sich befand, also ob Metro Bremen aktuell weiterhin nur an Gastrobetriebe Öl (und Frittierfett) abgibt!

Sondern noch länger? :rofl: Ich kann dich gerne auf dem Laufenden halten, bis zum 10. Mai ist nicht mehr lange!

In der Tat.

Da haben Organe wie die Bild-Zeitung einmal mehr kläglich versagt - die hätten das „Problem“ mal eben im Vorübergehen beheben können, noch bevor es entstanden war.

Schöne Grüße

MM

Wo genau hat sie das getan? Magst Du die Stelle mal verlinken?

Gruß,
Max

Wie gesagt:

Schlimm?

Und hier nicht, bei @asteiner nicht, bei @paran nicht, und, wie wir nun erfahren haben, bei @X_Strom auch nicht.

Was jetzt?

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