Moin,
wenn ich jedes Mal, nur weil meine Meinung nicht recht
bekommen hat, zur Waffe greife, würde ich wahrscheinlich nicht
mehr leben. Nur gehört es sich in der Demokratie, auch mit der
Entscheidung einer mehrheitlich gewählten Regierung zu leben.
Ich neige dazu, das bei einigen sehr existentiellen Dingen
nicht so zu sehen.
Wo fangen diese existenziellen Dinge bei Dir an? Hier heute in Deutschland gibt es keinen Grund, seine Meinung mit Gewalt durchsetzen zu dürfen. Nicht gegen Nazis, nicht gegen Bank Manager und nicht gegen Politiker.
Ich hab ja in Abwandlung des bekannten Wittgensteins-Zitats
geschrieben: Worüber man nicht reden kann, aber auch nicht
schweigen kann.
Je nach Weltanschauung ist da die Grenze zum Terrorismus sehr schmal.
Das ist übrigens das, was mich gerade mächtig stört. Da ist
ein Land im Ausnahmezustand, es wurden Tausende getötet und es
werden Zehntausende vermisst und eigentlich geht es nur um die
schnelle humantitäre und technische Hilfe. Aber nein,
hierzulande wird dann erst einmal darüber gesprochen, ob die
hiesigen Atomkraftwerke 12 Jahre länger laufen dürfen.
Ich sehe keinen kausalen Zusammenhang zwischen den beiden
Dingen.
Fliegt das THW aus Japan wieder zurück, weil sie lieber hier
bei uns die Atomfrage mitdiskutieren wollen?
Nein, aber wenn ich die Medien, sei es öffentlich rechtlich oder diverse Onlinemedien, beobachte, dann scheint mir die Konzentration auf den Atom- Faktor dieser Katastrophe gerade hier in Deutschland überproportional bedeutsam. Da sind sehr viele Menschen vom Erdbeben und vom Tsunamie getötet worden, ein Land bemüht sich, eine Kernschmelze zu verhindern und überhaupt erst einmal den Kopf zu heben und zu schauen, was eigentlich passiert ist und des Deutschen größtes Problem ist, ob man noch Fisch aus dem Pazifik essen darf.
Eigentlich hat mich die Reaktion der Bundesregierung heute etwas enttäuscht. Sie ist nur und allein der Tatsache geschuldet, dass jede Menge Wahlen anstehen und hat nichts mit Überzeugung zu tun. Dass die Opposition seit Samstag drauf schlägt, war zu erwarten, was deren Reaktion nicht besser macht.
Es ist das eingetreten, was leider seit einiger Zeit Standard der Berichterstattung ist. Es wird nicht mehr sachlich dokumentiert sondern nur noch möglichst schnell aufgebauscht, konzentriert auf das, von dem man glaubt, dass es die Menschen als erstes emotionalisiert, weil man dann als Medium wahrgenommen wird. „Mögliche Kernschmelzen“ werden dann schnell zu „Kernschmelzen“, Ideologie ersetzt Rationales.
Ich bin momentan sehr unentschieden, was Kernkraft angeht. Aber das, was in diesem Land gerade abgeht, hat mit objektiver Betrachtung und Bewertung einer Katastrophe, die leider noch nicht abgeschlossen ist (und sich damit eben noch nicht annähernd bewerten lässt) nichts zu tun.
Anbei noch zwei Links, die das Thema besser beleuchten, als ich es kann:
http://www.spreeblick.com/2011/03/14/oberhamma-gau/
http://zettelsraum.blogspot.com/2011/03/hier-konnen-…
Meines Wissens gibt es bis jetzt keine bestätigte Kernschmelze. Das heisst nicht, dass sie nicht noch kommen kann, aber dafür, dass sie schon mehrfach vermeldet wurde,lässt sie dann doch auf sich warten.
Gruß
ALex