Hallo Claudia,
und kannst nicht die Bohne
nachvollziehen, warum eine Frau sich gegen eine Mutterschaft
entscheiden könnte.
Kann das ein Mann überhaupt? Nein, ich denke nicht; ebensowenig wie eine Vielzahl von Frauen. Unsere Gesellschaft tickt nun einmal so, daß eine Frau gefälligst Kinder in die Welt zu setzen hat, weil es schon immer so war/weil es sich so gehört, sonst wird man schief - nach dem Motto ‚was ist denn das für eine?‘ - angesehen oder als egoistisches Karriereweib abgestempelt. Beides geht mir ehrlich gesagt am Allerwertesten vorbei; es ist meine bzw. (optimalerweise) unsere Entscheidung gewesen und da hat mir niemand reinzureden. Nicht Mutter, nicht Oma, nicht mit Teppichratten ‚gesegnete‘ Freundinnen, von denen es inzwischen nicht mehr allzuviele gibt.
Konkret: Ich schätze zum Beispiel Tessa und Stefanie als sehr
intelligente Menschen (wohl gemerkt, nicht nur Frauen) ein,
die in ihren Berufen sich in Gänze austoben können, und nicht
nur das, sie finden auch die gebührende Anerkennung, und
erleben eine Autonomie in ihrem Dasein, die mit einem Kind mit
einem Schlag zunichte gemacht werden würde.
Oh danke; zu viel der Ehre… Nein, ernsthaft: ja, ich kann mich in meinem Job in der Tat in Gänze austoben und ich mache ihn unheimlich gerne. Und ich bin nicht bereit, ihn auch nur vorübergehend an den Nagel zu hängen, nur um den gängigen gesellschaftlichen Vorstellungen zu entsprechen. Von der zeitlichen Frage (Termine spät abends, ständig in der Weltgeschichte unterwegs) ganz abgesehen, ein Kind würde mein Leben völlig auf den Kopf stellen und auch dazu bin ich nicht bereit. Mag sein, daß es manche als egoistisch ansehen, ich sehe es halt so. Um mich nicht zu wiederholen: unsere werte Jägerin hat vor ca. einem Monat eine ähnliche Frage - nämlich die nach einem neuen Partner mit Kindern - gestellt, ich habe seinerzeit schon einiges dazu geschrieben.
Das schafft eine
Zufriedenheit, bei der es eigentlich keinen Grund gibt, diesem
Leben eine so entscheidene Wende zu geben, sprich Kinder zu
bekommen.
Eben! Ich habe meine Prioritäten im Leben schon recht früh gesetzt, eine Teppichratte zählte nicht zu denselbigen.
Was nützt es dem Kind, eine Mutter zu haben, die mit
ihrem Leben unzufrieden ist?!
Genau dieses wäre bei mir der Fall… Ich kann mir nun einmal kein Leben zwischen Fläschchen und vollgesch*** Windeln vorstellen. Wer darauf abfährt: bitte schön, aber ohne mich. Auch eine Beziehung zu einem Mann, der sich in den Kopf gesetzt hat, in diesem Leben den liebenden Daddy zu geben, wäre hübsch kurzfristig am Ende; dazu müßte er sich jemand anderen suchen.
auch noch bewahrheiten würde, weil man als Erwachsener
wirklich viel Idealismus aufbringen muss, seine Kinder gerne
groß zu ziehen.
Hmmm… Mit derartigem Idealismus ist es nicht sonderlich weit bei mir… Was bringt es mir - vor allem aber: was bringt es dem Kind -, wenn ich zwar meine vermeintliche ‚biologische Pflicht‘ erfülle, anschließend jedoch nicht den geringsten Bezug zu dem, was ich da in die Welt gesetzt habe, habe. Ich bin halt keine Glucke und ich interessiere mich nicht für Kinder.
Dieses „ihr Frauen müßtet euch eigentlich nach Kindern sehnen“
Oh Gott, oh Gott, oh Gott! Bleib mir bloß wech damit… *lach* Ich sehne mich keinesfalls danach.
Das reden
einem nämlich alle möglichen Leute ein (die lieben Freundinnen
mit ihrer Brut, die strickende Oma, die traditionsbewußte Mama
mit ihren enkelreichen Freundinnen, Männer mit all ihrem
Klischeedenken).
War bei mir früher auch so. Meiner Mom habe ich die fixe Idee von ‚das sind die kleinen Süßer meiner Großen‘ schon vor gut zehn Jahren ausgetrieben. Oma schmollt zwar bis heute, weil ich ja die älteste Enkelin bin und weil frau in Polen meistens bereits mit 18 heiratet und mit 20 für gewöhnlich zwei ‚Wonneproppen‘ vorweisen kann. Die lieben Freundinnen mit ihrer Brut wurden nach und nach weniger - sehr viel weniger, weil sich schlicht und ergreifend die Interessen verschoben haben. Ich habe keinen Bock darauf, mir andauernd den neuesten Tratsch aus der Krabbelgruppe (beliebig gegen: Babyschwimmen, Spielplatz & Co. austauschbar); ich diskutiere nicht über die Vor- und Nachteile der Windelmarken; mich interessiert es auch nicht, daß XY gestern das erste Mal allein auf den Topf gegangen ist oder daß im KiGa schon wieder Scharlach, Masern oder Windpocken grassieren. Und dann auch noch dieses ständige - mit einem süffisanten Lächeln dekorierte - Gerede à la ‚Na? Naa? Naaa? Wollt Ihr nicht auch mal so ein Goldstück?‘ Nein, verbindlichsten Dank, wir wollen nicht! So! *fg* Freund- und Bekanntschaften gehen eben auseinander, wenn ständig Verabredungen / Parties / gemeinsame Unternehmungen abgesagt werden, weil wieder einmal eine Kolik, ein Fieberkrampf, eine Erklältung, die kurzfristige Absage eines Babysitters, oder, oder, oder dazwischenkommen.
In Wirklichkeit kenne ich nicht viele Frauen,
die sich von Herzen ein Kind wünschten. Diese Frauen bekamen
Kinder, damit der verwandtschaftliche Druck nachließ, weil sie
beruflich unzufrieden waren, weil sie es von Daheim nicht
anders kennen (mit 25 bekommt man gefälligst das erste Kind),
oder sie bekamen einfach eins ohne es zu thematisieren.
Die denkbar schlechtesten Voraussetzungen, gell? Um die Familie endlich ruhigzustellen? Um aus dem Job rauszukommen?
Gott-sei-Dank sind die Zeiten vorbei, in der an Frauen diese
Erwartung der Gebährbereitschaft gerichtet wird, weil sie die
Wahl haben Kinder zu bekommen oder ihrem Beruf nach zu gehen
oder eben beides haben können. Endlich haben sie die
Wahlfreiheiten.
Das wurde in diesem Thread bereits mehrfach erwähnt… ‚Beruf und Kinder‘ funktioniert nur, wenn man die Betreuung perfekt organisieren kann, was hierzulande nicht einfach ist, weil KiGa-Plätze fehlen, weil es mit dem Angebot an Ganztagsschulen nicht sonderlich weit her ist, weil eine alleinstehende Mutter, die halbtags arbeitet, kaum dazu in der Lage ist, die Betreuung zu finanzieren. Wer sich eine Fulltime-Nanny zu leisten, ist natürlich fein raus, nur frage ich mich, wozu man sich ein Kind zulegen sollte, das man - wenn überhaupt - lediglich kurz morgens (wenn man abends nach Hause kommt, schläft es bereits) und am Wochenende sieht. Auch nicht so ganz der Sinn dieser Veranstaltung, oder?
Es ist mir bei der Restaurant-Geschichte um ein Beispiel von
vielen gegangen. Ich erlebe oft genug, dass Familien nicht so
gerne in der Nähe von Kinderlosen ertragen werden. Diese
verständnislose Haltung der Eltern „klar, wer keine Kinder
hat, ist eben Kinderfeindlich“ verhärtet die Fronten, und
vereinfacht ein vielschichtiges Problem (verzogene Kinder
gehorchen nicht, Restaurants sind nicht auf Kinder
eingestellt…)
Dennoch ist es ein prima Beispiel… Auch wenn hier gleich der Sturm der Entrüstung losgeht: ich bin der Meinung, daß Kinder nicht in ein Restaurant gehören (mit ‚Restaurant‘ meine ich ein Etablissement mit einem gewissen Standard und nicht McDoof oder ein Steakhouse mit Hüpfburg), außer sie beherrschen ein gewisses Maß an Tisch- und sonstigen Manieren. Alles schon erlebt:
- mindestens siebzig Mal ‚Alle meine Entchen‘ (und zwar volle Lautstärke!) bei Kerzenschein, von einem entzückten ‚Ach, das kannst Du aber schöööön…‘ der Mutter begleitet *mitdenaugenroll*
- stillende Mütter am Nebentisch in einem Hotelrestaurant
- Ketchup-Patschpfotenabdrücke auf dem gerade aus der Reinigung abgeholten Kostüm
- ‚Ja, geh ruhig zu der Tante…‘ - ‚Stört Sie doch nicht, oder?‘ *grrrrrrrr* ‚Doooooooch! Das stört mich und zwar gewaltig!!!‘
- Verstecken spielen unter unserem Tisch
- die absolute Härte: eine Wickelaktion (größeres Geschäftchen) am Nebentisch während unser Essen gebracht wurde. Ich dachte, ich sehe nicht richtig… Sorry, aber dafür habe ich keinerlei Verständnis.
Nein, ich bin nicht kinderfeindlich, die sollen nur soweit weg von mir bleiben, wie es nur geht.
Mein Wunsch ist, dass unsere Gesellschaft sich wieder auf ein
normales Kinderbild besinnt, weil es kleine Menschen sind, die
irgendwann einmal groß werden, nicht mehr und nicht weniger.
Ja Claudia, allerdings braucht es dazu Menschen, die mit Leib und Seele Eltern sind und nicht jemanden wie mich oder Diana, die im Grunde überhaupt nicht wissen, was man denn nun mit so einem Exemplar anfangen soll…
Ooooops… Ein bissl sehr lang geworden…
Beste Grüße
Tessa