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Angesichts der regen Diskussion nehme ich mir die Freiheit, zusammenfassend zu den aufgekommenen Aspekten Stellung zu nehmen. Ausgenommen ist Gandalf, denn sein Beitrag hat mich derart zum Lachen gebracht, dass er eine separate Antwort verdient hat.
Mein Einwand, beim Verfassen des Artikels, auf den ich mich bezog, sei von den Vorfällen in Paris noch nichts bekannt gewesen, finde ich ungewöhnlich. Der Beitrag war gestern um 13:54 Uhr abgesendet worden. Der Anschlag geschah gegen 11:00 Uhr und schon kurze Zeit später war in nahezu allen Online-Medien darüber berichtet worden.
In meiner Antwort hatte ich eingangs klar geschrieben: „Angesichts der Ermordung von zwölf Menschen bei Charlie Hebdo durch mutmaßliche Islamisten…“. Mein Beitrag enthielt nur einen Absatz, in dem der zitierte Ausschnitt ganz vorne stand. Eine Vorverurteilung hat also nicht stattgefunden, es sei denn, man reißt meine Aussagen aus dem Zusammenhang. Vdmaster und mki haben sich zu diesem Thema bereits geäußert. Selbstverständlich kann man davon ausgehen, dass das Attentat mit hoher Wahrscheinlichkeit einen islamistischen Hintergrund besitzt.
Schade ist es, dass schon Stunden nach der Tat im Netz (und auch hier) die ersten Andeutungen über mögliche Verschwörungen auftauchten. Das ist so ähnlich wie bei 9/11: Man möchte nicht wahrhaben, dass es so war, wie es eben offensichtlich war, und flüchtet sich zur Aufrechterhaltung des einseitigen Weltbilds in krude Verschwörungstheorien.
So, nun aber zum Thema Islam selbst. Gebetsmühlenartig hört man aktuell (wie auch schon nach unzähligen vorangegangenen Ereignissen), das ganze habe mit dem Islam nichts zu tun. Es wird so getan, als gebe es nur eine ganz kleine Spitze von Islamisten, während die breite Masse der Muslime vollkommen andere Anschauungen besitze. Haben diejenigen, die dies gebetsmühlenartig behaupten, sich denn mal Gedanken darüber gemacht, ob man es sich wirklich so einfach machen kann?
Ein wirklich angebrachter Artikel zu dieser Frage findet sich - man höre und staune - auf Zeit Online. Kernaussage von Jochen Bittner ist: "Die Differenzierung zwischen Islam und Islamismus w… Er schreibt als Fazit: „Es sind diese gefährlich unhinterfragten Tiefenströmungen eines Glaubens, an denen Islam-Kritik ansetzen darf und muss, sowohl von innen wie von außen. Bis dahin wird die Trennung von Islam und Islamismus das bleiben, was sie viel zu lange war: ein nicht falsches, aber beschwichtigendes Mantra.“
Und genau damit trifft er den Kern. Wie ein Mantra tragen viele die Botschaft vor sich her, zwischen Islam und Islamismus bestünde keinerlei Verbindung. Das dient als eine Art Beruhigungspille.
Nur ist es wirklich nur diese ganz kleine Spitze? Umfragen deuten darauf hin, dass möglicherweise doch nicht von einer verschwindend kleinen Minderheit die Rede sein kann, vor allem, wenn man sich auf bestimmte Herkunftsländer und Altersklassen bezieht.
Und die Distanzierungen? Sind selbstverständlich positiv zu bewerten. Aber ob diese Distanzierungen auch ein klares Bekenntnis zur Meinungsfreiheit beinhalten, ist nicht immer sicher. So enthält die Kairoer Erklärung der Menschenrecht beispielsweise folgendes:Artikel 22 garantiert das Recht auf freie Meinungsä…
Ich frage mich immer, warum sich nicht mehr Muslime gegen diese - immer noch gültige - Erklärung wenden. Und es muss ja auch niemand selbst die Karikaturen zeigen und es darf auch jeder für sich entscheiden, bestimmte Figuren nicht zu zeichnen oder abzubilden. Trotzdem kann man sich ja dafür einsetzen, dass die Karikaturen gezeigt werden dürfen. Das habe ich jedoch von muslimischer Seite bislang kaum gehört.