Hallo!
Es war ja klar, dass sich hier die versammelte Atheisten-Liga
zu Wort meldet.Es war ja klar, dass sich hier die versammelte Gläubigen-Liga
zu Wort meldet.(Stört mich nicht, aber fällt dir auf, dass sich das gleicht?)
Das gleicht sich sprachlich, aber nicht inhaltlich. Ich hob darauf ab, dass „die Atheisten“ hier natürlich wieder hinaus posaunen, wie sinnlos es ist, eine Religion auszüben. Aber das hat mit dem Thema nichts zu tun, weil der Fragesteller nicht unreligiös ist, sondern nur mit der Kirche als Institution nichts anfangen kann.
Für einen Christen sieht es aber insofern anders aus, weil ein
beträchtlicher Teil seiner Identität an der Kirche hängt, in
die er hineingeboren wurde.Konsequent zu Ende gedacht bedeutet diese Behauptung m.E.,
dass, wenn dieser Christ meint, kein (beträchtlicher) Teil
seiner Identität hänge an der Kirche, du ihm absprichst,
Christ zu sein.
Bitte wie? Ich maße mir überhaupt nicht an, darüber zu urteilen, wer Christ ist und wer nicht. Ich wollte nur beschreiben, dass für viele Christen die eigene Kirche einen teil der Identität ausmacht, und wenn es nur das Gefühl ist, dass man sich bei dem Klang von Kirchenglocken „daheim“ fühlt.
Das ist nicht wie ein Verein, aus
dem man austreten kann, wenn man keine Lust mehr hat (so wurde
es an anderer Stelle beschrieben), sondern eher vergleichbar
mit der Nationalität.Abgesehen davon, dass man seine Nationalität ändern kann -
warum stimmt denn die Sache mit dem Verein nicht?
Einem Verein gehört man an, weil man sich dafür entschieden hat. Die Nationalität und die Konfession sind Dinge, die man in die Wiege gelegt bekommen hat. Sie gehören bei vielen Menschen zum Selbstbild dazu.
Hinzu kommt, dass die Kirche im biblischen Sinne ja die
Gemeinschaft der Gläubigen ist, und nicht die Institution, an
deren Spitze der Papst steht.Um den Austritt aus dieser Organisation geht es aber ganz
allein. Der Fragesteller hat nicht gefragt und ganz
offensichtlich auch nicht gemeint, was dafür und was dagegen
spricht, aus der Gemeinschaft der Gläubigen auszutreten. Er
bezieht sich vielmehr auf die Römisch-katholische Kirche.
Für einen Christen kann aber das eine mit dem andernen verquickt sein, was einen Austritt (der rational vielleicht schon beschlossen ist) so schwer macht.
(Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass Du vieles, was ich ausschließlich diskriptiv gemeint hatte, normativ aufgefasst hast.)
Luther wäre es übrigens nicht im Traum eingefallen, aus der
Kirche auszutreten, obwohl er ein scharfer Kritiker der Kirche
und des Klerus war.Geschickt formuliert! Luther wurde 1521 exkommuniziert, und es
scheint ihn nicht sonderlich schockiert zu haben. Dass er
nicht aus der Gemeinschaft der Gläubigen austreten wollte und
auch niemals auf so eine Idee gekommen wäre, mag wohl sein.
Aber darauf bezieht sich der Fragesteller ja gerade nicht.
Es ist aber das Beispiel von einem, der seinem Gewissen gefolgt ist, was ihn letztlich aus der Institution katholische Kirche ausscheiden ließ, obwohl er sich nie vom Glauben oder von der Gemeinschaft der Gläubigen abwandte. Im Gegenteil: Die Kirche wandte sich von ihm ab.
Michael