Moin,
also, völlig aus der Luft gegriffen scheint das nicht sein -
wobei ich auch keine Unterstellung sehe, sondern nur ein
Statement zu einer Aussage.
Falls du das Geschreibsel von Messalina nochmal durchliest wirst du z.B. die Unterstellung finden, jemand haben die Opfer mit Hitler gleichgesetzt. Als nächstes kommt dann der unvermeidliche Kommentar mit der braunen Sauße und schon hat man wieder einen hübschen Phantom-Nazi kreiert.
Wenn ich Malte lese, bin ich mir
in der Tat nicht 100 %-ig sicher, wie er das meint mit den
Emotionalitäten „rauskramen“. Hier lese ich schon raus, dass
die „sich doch nicht so anstellen“ sollen. Aber ich habe ja
nachgehakt und bin gespannt, wie er es gemeint hat.
Immerhin hakst du noch nach, für andere scheinen ein paar Worte (deren inhaltlicher Zusammenhang erstmal egal zu sein scheint) zu genügen, um ihre Reflexe zu aktivieren. Wer allerdings selbst jetzt nach mehrfachen Erklärungsversuchen immer noch nicht gerafft hat, worum es geht, der muss sich allerdings langsam die Bezeichnung „merkbefreit“ gefallen lassen.
Ich frag mich bei solchen „Diskussionen“ immer, ob es so wenig
„echten“ Antisemitismus und Faschismus gibt, dass man ihn
jetzt schon erfinden muss, um als tapferes Kämpferlein gegen
das Böse in der Welt dazustehen, oder ob diese tapferen
Menschen einfach nicht den Mut haben, sich mit den richtig
„bösen“ auseinanderzusetzen, und daher lieber Papierdrachen
aufbauen, die sie dann relativ gemütlich attackieren können.
Es ging doch nicht um Antisemitismus und Faschismus, sondern
um den angemessenen Umgang mit der Geschichte in einem
Dialog mit einem Land, in dem heute noch viele Opfer dieses
Teils der Geschichte leben.
Es geht wohl eher darum, dass es Leute gibt, die meinen, sie wüssten ganz genau, wie dieser Umgang auszusehen habe, und deren Begründen hier nichtmal auf eigenem Empfinden fußt, sondern die vermeintliche Befindlichkeiten von Holocaust-Überlebenden heranzerren, grad so, als würde es sich bei diesen um eine homogene Menge handeln, die gleich empfinden und reagieren.
Wenn du zum Beispiel schreibst: „für einen Holocaust-Überlebenden wird Deutschland immer das Land der Täter bleiben, weil das seine Erinnerungen an dieses Land sind.“ dann frage ich mich, mit welcher Sicherheit du diese Pauschalisierung hier anführst.
Für mich riecht das stark nach Instrumentalisierung der Holocaus-Überlebenden, um seinen eigenen Standpunkt zu untermauern. Genau so könnte ICH nämlich schreiben: „Für einen Holocaust-Überlebenden wird Deutschland nie das Land der Täter sein, weil er auch noch viele andere Erinnerung an dieses Land hat“.
Eben diese Instrumentalisierung sehe ich auch bei den Knesset-Abgeordneten, die sich den Anschein gaben, im Namen von Holocaust-Überlebenden zu sprechen, wenn sie ein Verbot der Deutschen Sprache in der Knesset fordern, während der einzige tatsächliche Überlebende sich die Rede anhörte.
Zum weiteren: Allgemein diskutiere ich immer noch lieber mit
dir und anderen darüber, die mir in ihrer demokratischen
Grundeinstellung ähnlich sind - und bei denen ich davon
ausgehe, dass wir in unserem grundsätzlichen Menschenbild auf
dem gleichen normativen Fundament stehen. (siehe das
Grundgesetz, grobe Züge der allgemeinen Menschenrechte etc.)
Du warst mit der von mir umschriebenen Gruppe auch nicht gemeint. Mit dir diskutiere ich grade gerne, weil ich unsere unterschiedlichen Standpunkte in einigen Bereichen durchaus interessant und diskussionswürdig finde. Ich meinte jedoch eher die Leute hier, die mit unermüdlichem Eifer Postings nach Wörtern und Redewendungen abgrasen, um vermeintlich Bedenkliches aufzuspüren, anzuprangern und eine Diskussion eher zu verhindern (indem nämlich inhaltlich gar nicht mehr auf das Geschriebene eingegangen wird, nachdem der Stempel erstmal sitzt).
Ich halte es für eine fruchtbarere und sinnvollere Strategie,
Menschen, die ich grundsätzlich für lernfähig und - willig
halte von etwas zu überzeugen, dass ich für wichtig und
richtig halte, als rauszugehen und mich von ignoranten Nazis
verprügeln zu lassen *gg*.
Nichts für Ungut, aber ich denke Malte müsste sich da mehr Sorgen machen, von Nazis verprügelt zu werden, als du.
(Da gibt es andere Strategien als
die Diskussion in einem Forum.) Bzw. mit Leuten zu
diskutieren, die ignorant und lernunwillig sind.
Das Problem ist nur, dass es diese ignoranten und lernunwilligen Leute eben auch auf der anderen Seite gibt, wie hier ja offensichtlich wurde. Ich bin mir z.B. sicher, dass Messalina es furchtbar gut meint, aber eine Diskussion ist ganz offensichtlich mit diesem User nicht möglich (welche Erfahrungen außer mir in diesem Brett ja auch schon andere machen durften).
Dazu ist mir
mittlerweile meine Zeit zun schade, denn meine Altersweisheit
(*gg*) hat mich zu der Erkenntnis gebracht, dass meine
Energien woanders sinnvoller eingesetzt werden können.
Deshalb hatte ich übrigens Anfangs vor, dieses Brett komplett zu meiden. Hätte ich mich doch auch weiter daran gehalten… *g*.
Nein, ernsthaft: Meine Erfahrung aus vielen Diskussion mit
Menschen, die extrem rechts oder auch links stehen, die
wirklich nicht auf dem gleichen Fundament „denken“, ist, dass
es nicht funktioniert - die Diskussion.
Da habe ich andere Erfahrungen.
Was bleibt ist immer
die Erkenntnis, dass ich zumindest einen Minimalkonsens
darüber brauche, dass jeder Mensch „gleich viel wert ist“, mal
verkürzt formuliert.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wenn ich mit genau diesem Minimalkonsens in eine Diskussion reingehe, diese auch fruchtbar wird. Nimm einen Rechtsradikalen als Mensch, der „gleich viel wert ist“ wahr, und zeig ihm das auch, dann kann man über Meinungen durchaus diskutieren (und vielleicht auch was verändern).
(Manchmal zeigt sich natürlich auch erst
im Laufe der Diskussion, dass es tatsächlich diesen
Minimalkonsens nicht gibt).
Stimmt, meistens sieht man bereits zu Beginn einer Diskussion, dass hier jemand sitzt, der sein Gegenüber eben nicht als Mensch, der „gleich viel wert ist“ wahrnimmt. Dann kann das Ganze nur noch in einem unerquicklichen Schlagabtausch enden, der lediglich dazu führen wird, dass beide Seiten sich in ihrer bisherigen Position bestärkt sehen werden.
Was man gegen die richtig „bösen“, wie du es ausdrückst, tun
kann ist nur eines:
- körperliche Gewalt verhindern.
Körperliche Gewalt ist ein Straftatbestand. Wenn es jemanden gäbe, der wüsste, wie diese zu verhindern sei, dann wären unsere Gefängnisse nicht voll von Gewalttätern. Ich befürchte also, dieses wird ein frommer Wunsch bleiben.
- die Ausbreitung dieser Ideen, z.B. durch bestimmte Worte
und Argumentationsmuster, aufzeigen - und dafür
sensibilisieren.
Was heißt hier „dieser Ideen“ ? Für mich macht es erstmal keinen Unterschied, aus welchem Grund Leute hetzen oder pöbeln. Es ist doch immer so, dass jeder meint, sein „Zweck“ würde die Mittel schon irgendwie heiligen. „Diese Ideen“ besteht für mich z.B. auch in der Idee, man könne Leute mundtod machen, indem man versucht, ihnen eine gewisse Gesinnung unterzujubeln.
- und (im Fall der NPD) zeigen, dass die außer Sprüche
klopfen auch wirklich gar nix drauf haben. (bzw in Foren wie
hier bestimmte rechte Strategien entlarven, wie es Mike und
andere immer wieder tun)
Das ist ein Punkt, bei dem ich Mike für seinen unermüdlichen Einsatz auch sehr dankbar bin 
Allerdings geht es mir wie gesagt weniger um eine bestimmte politische Richtung. Grade die Überzeugung, das „Richtige“ zutun, ist ja häufig erst der Anlass für ideologisch motivierte Gewalttätigkeiten.
Gruß
Marion