Kol hakavod H. Köhler!

Von Köhler wurde es offenbar erwartet, bzw. es wurde nicht mal
von ihm erwartet, er wurde schon im Vorwege geächtet. Im
übrigen erwartet Messalina das offenbar von mir, wenn sie
postuliert, jeder Jude habe das Recht die deutsche Sprache
nicht hören zu müssen.

nun, offenbar wurde es *nicht* erwartet, bzw. nur von einer Minderheit, die sich ja letztendlich auch nicht durchgesetzt hat. Fazit: Deppen gibt es überall, nicht nur in Deutschland, nicht nur in Amerika, auch in Israel.

Insofern, wenn du gelernt hast deinen jüdischen Kollegen nervig zu finden, ohne auch nur drüber nachzudenken, dass er Jude ist, dann hast du es geschafft - und er auch. Dann ist er nämlich nicht mehr in der Klasse der Behinderten, Schwulen, Schwarzen - der anderen, Fremden. (und hier hätte Köhler mal noch nacharbeiten müssen in seiner Rede…) Leider finden viele (nicht nur Deutsche) Juden nervig, weil sie Juden sind - oder sie sind sauer auf die Juden, weil sie den jüdischen Kollegen nervig finden und das Gefühl haben, das könne nicht ok sein. Dafür ist aber nicht der Jude verantwortlich, sondern der Typ, der nicht damit klar kommt.

gruß,

barbara

Hi,

Nun, es gibt einen fundamentalen Unterschied zwischen ‚sich
aufregen‘ und ‚eine dezidierte Meinung vertreten‘.

Ich sehe Dich ja nicht. Ich lese nur was Du schreibst.
Und da scheint es mir, daß Du Dich aufregst.

Danke! Und der ‚Hausdrache‘ wäre jetzt…wer von den beiden?

Nun ja, ich wollte nicht zu konkret werden. Es waren in diesem Fall halt sozusagen der Ritter und sein Drache (sprichst Du Englisch?).

Der Satz war nicht besonders schwer zu verstehen. Er lautete,
verkürzt: Wer als Holocaust-Überlebender die deutsche Sprache
meidet, vollendet Hitlers Politik.

Fast. Er sagt „im Grunde führt er sie fort und…“ Das ist schon eine etwas schwächere und vorsichtigere Formulierung, finde ich.

Dass Sie Hitlers Politik vollendeten? Ich bezweifle das.

Doch, genau das sagen sie (teilweise, fragend, unsicher): Ob sie nicht dadurch, daß sie alles Deutsche verdrängen, Kontakt mit Deutschen und ihrer Sprache ablehnen nicht genau das vollenden, was die Nazis gewollt haben. Deutschland judenfrei zu machen.

Wer als Holocaust-Überlebender den Klang der deutschen Sprache
nicht erträgt, ist ein Opfer, kein Vollender, von Hitlers
Politik.

Diesen Gegensatz sehe ich nicht. Natürlich kann ein Opfer seinem Täter auch in die Hände spielen und damit seinen Willen vollenden. Deshalb bleibt es doch Opfer.
Es geht also nicht um Gleichstellung, sondern darum politisch richtig zu handeln.

Und das hast Du, pardon, halt bisher nicht verstanden, sondern vielmehr am eigentlichen Anliegen vorbeiargumentiert.

Liebe Grüße,

Max

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Moin pen,

ich lese Messalina offensichtlich anders als du und Malte. Die „braune Sauße“ kam auch nicht von ihr, soweit ich mich erinnere (muss das nochmal lesen). Den ersten Einwurf Messalinas hätte ich so auch nicht unterschrieben, sehe aber eher, dass man sich gleich auf sie stürzte, ohne nachzuhaken, wie das denn konkret gemeint war, und ich sehe eher, dass sich einige schnell angegriffen fühlten - und richtig sachlich wurde der ein oder andere Diskussionstrang dann auch nicht mehr. Schade.

Es ging doch nicht um Antisemitismus und Faschismus, sondern
um den angemessenen Umgang mit der Geschichte in einem
Dialog mit einem Land, in dem heute noch viele Opfer dieses
Teils der Geschichte leben.

Es geht wohl eher darum, dass es Leute gibt, die meinen, sie
wüssten ganz genau, wie dieser Umgang auszusehen habe, und
deren Begründen hier nichtmal auf eigenem Empfinden fußt,
sondern die vermeintliche Befindlichkeiten von
Holocaust-Überlebenden heranzerren, grad so, als würde es sich
bei diesen um eine homogene Menge handeln, die gleich
empfinden und reagieren.

Ich denke, das liegt auch an der Diskussionsform Forum, ich selbst neige eigentlich überhaupt nicht zu Paauschalisierungen, muss aber leider hier selbst immer wieder in wenigen Worten versuchen, viel zu sagen, was mir durch den Kopf geht. Manchmal ist es noch unscharf und wird gerade im Diskurs erst richtig klar. Dann hat’s Spaß gemacht und was gebracht.

Wenn du zum Beispiel schreibst: „für einen
Holocaust-Überlebenden wird Deutschland immer das Land der
Täter bleiben, weil das seine Erinnerungen an dieses Land
sind.“ dann frage ich mich, mit welcher Sicherheit du diese
Pauschalisierung hier anführst.

Vielleicht ist das nicht seine einzige Erinnerung und er erinnert sich auch an das Land, wo er seine Frau zum ersten Mal geküsst hat. Können wir uns darauf einigen? Natürlich kann man nicht pauschalisieren. Dennoch wird das das nie vergessen, was passiert ist.

(es folgt eine Anekdote, die ich in manchen für analog halte und vielleicht erklärt, was ich mit „nicht vergessen, was passiert ist“ meine). Eine sehr gute alte Freundin von mir verlor bei einem Autounfall mit 12 Jahren ein Bein. An einer bestimmten Straße in unserem Dorf kam eine betrunkene Frau von der Fahrbahn ab, quetschte sie an die Hauswand und dabei das Bein ab. Es musste nach einigen Tagen amputiert werden, das es schwarz wurde. Heute ist diese Freundin 35, verheiratet, hat ein Kind - und eine Prothese, mit der sie im großen und ganzen prima zurecht kommt. Einige Operationen kamen noch in den letzten Jahren, aber ansich hat sie ein Leben von großer Lebensqualität. Manchmal Schmerzen, immer wieder spezielle Wehwechen, die auch im Alter eher zunehmen.

Die Fahrerin wohnt immer noch bei uns im Dorf. Meine Freundin sieht sie manchmal und denkt dann automatisch an damals, sie ist nicht mehr wütend, sie gibt auch keine Schuld, aber sie vergisst es auch nicht. Wenn ich an dieser Häuserwand vorbeikam, habe ich immer kurz, automatisch an den Unfall gedacht. Ich denke, so ging es vielen Leuten, die die Geschichte kannten. (Heute steht dort eine Reihenhausreihe).

Die Frau hat jahrelang meine Freundin nicht mal grüßen können - ich vermute aus Scham. Die Tochter von ihr wird immer die Tochter von dieser Frau bleiben, wir haben öfter was mit ihr unternommen, Cool war das für meine Freundin nicht.

Was will ich damit sagen? Ich habe die GEschichte nicht unter dem Schuldaspekt hier eingebracht. Ich will nur sagen: Es ist einfach menschlich, dass man sich an bestimmte Dinge bis zu seinem Tod erinnert und bestimmte Geschehnisse mit einer Person oder einem Ort verbindet. Das macht den Ort nicht schlechter, viele wissen nicht mal, dass hier sowas passierte. Das macht auch die Menschen nicht schlechter, die an diesem Ort heute leben.

Für mich riecht das stark nach Instrumentalisierung der
Holocaus-Überlebenden, um seinen eigenen Standpunkt zu
untermauern. Genau so könnte ICH nämlich schreiben: „Für einen
Holocaust-Überlebenden wird Deutschland nie das Land der Täter
sein, weil er auch noch viele andere Erinnerung an dieses Land
hat“.

Wobei ich diese These für wenig plausibel halte.

Eben diese Instrumentalisierung sehe ich auch bei den
Knesset-Abgeordneten, die sich den Anschein gaben, im Namen
von Holocaust-Überlebenden zu sprechen, wenn sie ein Verbot
der Deutschen Sprache in der Knesset fordern, während der
einzige tatsächliche Überlebende sich die Rede anhörte.

Jep, da sind wir d’accord.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wenn ich mit genau diesem
Minimalkonsens in eine Diskussion reingehe, diese auch
fruchtbar wird. Nimm einen Rechtsradikalen als Mensch, der
„gleich viel wert ist“ wahr, und zeig ihm das auch, dann kann
man über Meinungen durchaus diskutieren (und vielleicht auch
was verändern).

Ja, ich rede von Erfahrungen mit Personen aus meiner Studienzeit, das heißt „höchstes akademischen Hirnwichserniveau“:smile:). Ich rede also eher von den „Goebbels“ und „Stalins“ in kleinen, nicht vom „SA-Mann“ auf der Straße. Ersteren merkst du nicht an, welche Gesinnung sie haben, bis du in die Tiefe gehst. Ich bin da also eher sehr unvoreingenommen an die Person und die Diskussion gegangen und habe mit der Zeit festgestellt, dass es einen Punkt gibt, ab dem es nichts mehr zu diskutieren gibt. Wenn der Grundkonsens nicht da ist und jemand es in seinem Wertesystem für „gut“ hält eine bestimmte Personengruppe zu beseitigen, weil sie minderwertig ist, dann ist - zumindest bei mir - argumentativ irgendwann tuc.

grüße,

barbara

Moin,

ich lese Messalina offensichtlich anders als du und Malte. Die
„braune Sauße“ kam auch nicht von ihr, soweit ich mich
erinnere (muss das nochmal lesen).

Das ist richtig, allerdings meinte ich auch mit meiner Bemerkung keineswegs Messalina speziell, den ich im übrigen genau so wenig für einen „neuen“ user hier halte, wie dich oder mich, sondern ihn eher Beispielhaft für eine Art des „Diskutierens“ hier.

Den ersten Einwurf
Messalinas hätte ich so auch nicht unterschrieben, sehe aber
eher, dass man sich gleich auf sie stürzte, ohne nachzuhaken,
wie das denn konkret gemeint war,

Eine Unterstellung ist eine Unterstellung. Wenn das sich Verwahren gegen Unterstellungen bereits als aggressiv gewertet wird, dann steht hier IMHO einiges Kopf, zumal wenn im weiteren Verlauf der „Diskussion“ klar wird, dass jemand diese Unterstellungen nur verwendet, um sein eigenes Süppchen zu kochen.

und ich sehe eher, dass sich
einige schnell angegriffen fühlten - und richtig sachlich
wurde der ein oder andere Diskussionstrang dann auch nicht
mehr. Schade.

Das dürfte auch weniger eine Sachfrage, als eine Frage der Geduld sein. Wenn von einem User gradezu Gebetsmühlenhaft immer der gleich Inhalt rübergebrabbelt wird, ohne überhaupt auf den Gesprächspartner einzugehen, dann ist es eher eine Frage des Temperatments, wann und wie einer aus so einer „Diskussion“ aussteigt, als eine Frage der „Sache“.

Wenn du zum Beispiel schreibst: „für einen
Holocaust-Überlebenden wird Deutschland immer das Land der
Täter bleiben, weil das seine Erinnerungen an dieses Land
sind.“ dann frage ich mich, mit welcher Sicherheit du diese
Pauschalisierung hier anführst.

Vielleicht ist das nicht seine einzige Erinnerung und er
erinnert sich auch an das Land, wo er seine Frau zum ersten
Mal geküsst hat. Können wir uns darauf einigen? Natürlich kann
man nicht pauschalisieren. Dennoch wird das das nie vergessen,
was passiert ist.

Auch hier wieder: Niemand hat behauptet, ein Holocaust-Überlebender solle vergessen was passiert ist. Warum also bringst du den Punkt hier rein, grade so, als wäre dies strittig ??

Allerdings dürfte klar sein, dass grade für die deutschen Opfer des Holocaust Deutschland bist dato ihre Heimat war, und die einzige, die sie hatten, und damit verbinden viele wohl mehr als „das Land, wo sie ihre Frau zum ersten Mal geküsst haben“. Viele der Opfer des Holocaust zählen zur intellektuellen, künstlerischen und wirtschaftlichen „Elite“ Deutschlands, viele waren für Deutschland in den ersten Weltkrieg gezogen etc.etc.

Die grundsätzliche Unterscheidung zwichen „Deutscher“ und „Holocaust-Überlebender“ ist somit schonmal unsinnig. Dass ein Holocaust-Überlebender somit kein Deutscher sein kann, oder Deutschland nicht als seine ursprüngliche Heimat betrachten kann, ist für mich somit tatsächlich ein Gedankengut, dass die Nazis hereingebracht haben.

Etwas komplett anderes ist es, wenn ein Holocaust-Überlebender für sich selbst entscheidet, dass er weder mit Deutschland, noch mit irgend etwas, was damit zusammenhängt, noch etwas zutun haben möchte, weil sein Leben mit den Erinnerungen für ihn so erträglicher wird.

(es folgt eine Anekdote, die ich in manchen für analog halte
und vielleicht erklärt, was ich mit „nicht vergessen, was
passiert ist“ meine).

Danke für die Anekdote, aber ich halte sie insofern für grundsätzlich anders, als dass es hier um das direkte persönliche Verhätltnis zwischen Opfer und Täter geht.

Analog wäre es, wenn die Enkel des Opfers den Enkeln der Täterin noch 60 Jahre nach dem Vorfall aus dem Weg gehen würden.

Für mich riecht das stark nach Instrumentalisierung der
Holocaus-Überlebenden, um seinen eigenen Standpunkt zu
untermauern. Genau so könnte ICH nämlich schreiben: „Für einen
Holocaust-Überlebenden wird Deutschland nie das Land der Täter
sein, weil er auch noch viele andere Erinnerung an dieses Land
hat“.

Wobei ich diese These für wenig plausibel halte.

Aus welchem Grund ?
Jemand anders schrieb hier, dass man vielleicht differenzieren müsse, zwischen den Opfern, für die Deutschland vor dem Holocaust Heimat war, und den Opfern, die Deutsch nur als Sprache der Täter kennengelernt haben. Diesen Einwand halte ich für durchaus erwägenswert.

Der Aufruhr in der Knesset wurde ja nicht von den Holocaust-Überlebenden angezettelt. Vielleicht sind es eben grade die Leute in Israel, die Deutschland nicht persönlich kennengelernt haben, sondern nur in Verbindung mit dem Holocaust (sei es als direkte Opfer oder deren Nachkommen), denen es eben „leichter“ Fällt, in Deutschland ein „Land der Täter“ zu sehen. Somit halte ich meine These für gar nicht so abwegig.

Eben diese Instrumentalisierung sehe ich auch bei den
Knesset-Abgeordneten, die sich den Anschein gaben, im Namen
von Holocaust-Überlebenden zu sprechen, wenn sie ein Verbot
der Deutschen Sprache in der Knesset fordern, während der
einzige tatsächliche Überlebende sich die Rede anhörte.

Jep, da sind wir d’accord.

Ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen. Wenn Josef Lapid darum gebeten hätte, die Rede auf Englisch statt auf Deutsch zu halten, weil Deutsch in ihm schlimme Erinnerungen weckt und er sich ansonsten gezwungen sähe, der Veranstaltung fern zu bleiben, dann hätte ich Köhler nahegelegt, seine Rede auf Englisch zu halten.

Bei allen anderen gehe ich jedoch davon aus, dass sie wissen, wo der Abschaltknopf von ihrem Fernseher ist, wenn dort etwas gezeigt wird, dass an ihren Traumata rührt.

Ja, ich rede von Erfahrungen mit Personen aus meiner
Studienzeit, das heißt „höchstes akademischen
Hirnwichserniveau“:smile:). Ich rede also eher von den „Goebbels“
und „Stalins“ in kleinen, nicht vom „SA-Mann“ auf der Straße.
Ersteren merkst du nicht an, welche Gesinnung sie haben, bis
du in die Tiefe gehst. Ich bin da also eher sehr
unvoreingenommen an die Person und die Diskussion gegangen und
habe mit der Zeit festgestellt, dass es einen Punkt gibt, ab
dem es nichts mehr zu diskutieren gibt. Wenn der Grundkonsens
nicht da ist und jemand es in seinem Wertesystem für „gut“
hält eine bestimmte Personengruppe zu beseitigen, weil sie
minderwertig ist, dann ist - zumindest bei mir - argumentativ
irgendwann tuc.

Schade, denn auch über Wertesysteme kann man reden, wenn auch vielleicht nicht auf einem rein intellektuellen/argumentativen Niveau.

Lieben Gruß
Marion

Den ersten Einwurf
Messalinas hätte ich so auch nicht unterschrieben, sehe aber
eher, dass man sich gleich auf sie stürzte, ohne nachzuhaken,
wie das denn konkret gemeint war,

Eine Unterstellung ist eine Unterstellung. Wenn das sich
Verwahren gegen Unterstellungen bereits als aggressiv gewertet
wird, dann steht hier IMHO einiges Kopf, zumal wenn im
weiteren Verlauf der „Diskussion“ klar wird, dass jemand diese
Unterstellungen nur verwendet, um sein eigenes Süppchen zu
kochen.

Welche Unterstellung, Marion?

M.

Hi,

Nun, es gibt einen fundamentalen Unterschied zwischen ‚sich
aufregen‘ und ‚eine dezidierte Meinung vertreten‘.

Ich sehe Dich ja nicht. Ich lese nur was Du schreibst.
Und da scheint es mir, daß Du Dich aufregst.

Das täuscht. Ich bin vermutlich nicht mit der Engelsgeduld gesegnet, die ich bei anderen Postern hier grenzenlos bewundere, aber mehr auch nicht.

Danke! Und der ‚Hausdrache‘ wäre jetzt…wer von den beiden?

Nun ja, ich wollte nicht zu konkret werden. Es waren in diesem
Fall halt sozusagen der Ritter und sein Drache (sprichst Du
Englisch?).

Ups, ja - ich hatte bloß bisher nie so genau auf den Namen geachtet. Alles klar!

Der Satz war nicht besonders schwer zu verstehen. Er lautete,
verkürzt: Wer als Holocaust-Überlebender die deutsche Sprache
meidet, vollendet Hitlers Politik.

Fast. Er sagt „im Grunde führt er sie fort und…“ Das ist
schon eine etwas schwächere und vorsichtigere Formulierung,
finde ich.

„…führen sie im Grunde die Politik Hitlers fort und vollenden sie.“

Wolltest du sagen, das ‚fortführen‘ schwäche das ‚vollenden‘? Das sehe ich nicht - im Gegenteil. Als sprachliches Stilmittel dienen Tautologien ja vielmehr der Ausdrucksverstärkung.

Dass Sie Hitlers Politik vollendeten? Ich bezweifle das.

Doch, genau das sagen sie (teilweise, fragend, unsicher): Ob
sie nicht dadurch, daß sie alles Deutsche verdrängen, Kontakt
mit Deutschen und ihrer Sprache ablehnen nicht genau das
vollenden, was die Nazis gewollt haben. Deutschland judenfrei
zu machen.

Ach so, ich hatte das auf die Rau-Rede bezogen.

Ja, ich kann mir gut vorstellen, dass Opfer so denken. Als psychologische Bewältigungsstrategie macht das ja auch durchaus Sinn: dem Täter nicht den ultimativen Triumph gönnen zu wollen…

Wer als Holocaust-Überlebender den Klang der deutschen Sprache
nicht erträgt, ist ein Opfer, kein Vollender, von Hitlers
Politik.

Diesen Gegensatz sehe ich nicht. Natürlich kann ein Opfer
seinem Täter auch in die Hände spielen und damit seinen Willen
vollenden. Deshalb bleibt es doch Opfer.

Nun ja. Man KÖNNTE über ein Opfer, das nachgibt, sagen, es vollende den Willen des Täters…aber abgesehen davon, dass die Formulierung schief wäre, würde mich diese Perspektive - auch in Bezug auf andere Opfer - befremden.

Die Formulierung „vollendet das Werk des Täters“ empfinde ich jedenfalls nicht als wertneutral. Vor allem hier, wo die Opfer ja scheinbar die Wahl haben: die deutsche Sprache zu meiden nämlich - oder sich ihr auszusetzen. Wenn man entlang dieser Schiene denkt, gibt es plötzlich zwei Sorten von Holocaust-Opfern: Solche, die die Politik Hitlers vollenden, und andere, die das nicht tun.

Und dennoch bist du nicht der Meinung, dass jene, die die Konfrontation mit belastenden Erinnerungen meiden, durch diese Formulierung in die Nähe der Täter gerückt werden?

Es geht also nicht um Gleichstellung, sondern darum politisch
richtig zu handeln.

Und das hast Du, pardon, halt bisher nicht verstanden, sondern
vielmehr am eigentlichen Anliegen vorbeiargumentiert.

Du meinst die Knesset? Die war das eigentliche Anliegen anderer. Mein Anliegen war dieser Hitler-Vergleich.

Grüße, Messalina

remoin,

Das dürfte auch weniger eine Sachfrage, als eine Frage der
Geduld sein. Wenn von einem User gradezu Gebetsmühlenhaft
immer der gleich Inhalt rübergebrabbelt wird, ohne überhaupt
auf den Gesprächspartner einzugehen, dann ist es eher eine
Frage des Temperatments, wann und wie einer aus so einer
„Diskussion“ aussteigt, als eine Frage der „Sache“.

wie immer gilt: du musst bestimmte User nicht lesen:smile:, die Gebetsmühle ist für mich eh das Hauptargumentationsinstrument, was hier im Brett von Hand zu Hand weitergereicht wird. *dpooelseufz* Wenn ich mir bestimmte Poster anschaue, dann schrieben die vor 4 Jahren auch nix anderes als heute. Vor 4 Jahren hab ich noch heiß mitdiskutiert, heut ist mir das fast immer zu blöd. Noch ein Grund, warum ich hier nur noch äußerst selten lese und schreibe.

Auch hier wieder: Niemand hat behauptet, ein
Holocaust-Überlebender solle vergessen was passiert
ist. Warum also bringst du den Punkt hier rein, grade so, als
wäre dies strittig ??

Das habe ich auch anders gemeint. Und dachte, ich hätte das dann anschließend erklärt. Bestimmte Orte sind mit einer bestimmten Erinnerung verbunden. Das macht - wie gesagt die Ort heut nicht schlecht - aber es ist legitim, den Ort in der Erinnerung mit einem bestimmten Ereignis zu verbinden.

Aus welchem Grund ?
Jemand anders schrieb hier, dass man vielleicht differenzieren
müsse, zwischen den Opfern, für die Deutschland vor dem
Holocaust Heimat war, und den Opfern, die Deutsch nur als
Sprache der Täter kennengelernt haben. Diesen Einwand halte
ich für durchaus erwägenswert.

Öhöm. Das schrieb zufälligerweise ich:smile:).

Der Aufruhr in der Knesset wurde ja nicht von den
Holocaust-Überlebenden angezettelt. Vielleicht sind es eben
grade die Leute in Israel, die Deutschland nicht
persönlich kennengelernt haben, sondern nur in Verbindung mit
dem Holocaust (sei es als direkte Opfer oder deren
Nachkommen), denen es eben „leichter“ Fällt, in Deutschland
ein „Land der Täter“ zu sehen. Somit halte ich meine These für
gar nicht so abwegig.

Das ist sogar ganz bestimmt so. Es gibt dazu Untersuchungen (frag net, hab ich in den 90er gelesen…). z.B. auch in Holland und anderen ehemalig besetzten Ländern hast du dieses Phänomen. Die alten haben auch „nette“ Erinnerungen, das "kollektive Gedächtnis hat sich aber nur die "bösen " Dingen gemerkt - und diese an die „jungen“ weitergegeben.

Bei allen anderen gehe ich jedoch davon aus, dass sie wissen,
wo der Abschaltknopf von ihrem Fernseher ist, wenn dort etwas
gezeigt wird, dass an ihren Traumata rührt.

Köhler hat ja seine Rede gehalten, die Kritiker waren also nicht mehrheitsfähig im heutigen Israel - und was datafox und andere hier schreiben kam die Rede ja auch prima an. Hier ist also kein Dissens zwischen uns.

grüßli,

barbara

Hallo Alex

„Jiddisches Wörterbuch“ / S. Wolf. ISBN 3-87118-751-8 Buch anschauen mit ausgezeichneter Einleitung und Leseproben.

Gruss
Màni

Nun, ich sehe jetzt zumindest, wie Sie’s gemeint haben.
Nein, es ergibt keinen Sinn - aber auch Demagogie lebt von
unpassenden Analogien. Juden werden oft mit Nazis verglichen,
gerne mit dem Zusatz, wie unverständlich es sei, dass
ausgerechnet die Opfer zu Tätern geworden seien usw. Ich denke
daher, gerade in Bezug auf Holocaust-Opfer sollte man mit
solchen Vergleichen äußerst zurückhaltend sein.

Dann freue ich mich, dass etwaige Missverständnisse aus dem Weg geräumt sind.

Insofern, wenn du gelernt hast deinen jüdischen Kollegen
nervig zu finden, ohne auch nur drüber nachzudenken, dass er
Jude ist, dann hast du es geschafft - und er auch.

Ich wüsste nicht, woher ich wissen sollte, ob ein Kollege von mir Jude ist oder nicht. Es sei denn, er ist frisch aus Israel eingereist oder so. Interessiert mich auch eher wenig.

Dann ist er nämlich nicht mehr in der Klasse der Behinderten,
Schwulen, Schwarzen - der anderen, Fremden.

Damit wertest Du Schwule, Schwarze und Behinderte ab. Entweder gilt das für alle oder keinen.

Leider finden viele (nicht nur Deutsche) Juden nervig, weil sie
Juden sind -

Das ist mir noch nicht aufgefallen, in meinem Umfeld. Auch hier nicht wirklich.

Aber es gibt ein schönes Lied zu dem Thema:


„An allem sind die Männer schuld, Macho’s meistens Weisse,
sie sind voll verantwortlich für die ganze Schiesse,
Sie regieren diese Welt und haben zu viel Macht
Sie haben unsren Planeten auf den Hund gebracht
Gibt es grössere Schurken, die Antwort lautet nein,
doch auch lesbische, schwarze Behinderte können ätzend sein.

Ich traf eine bei OBI,
sie fuhr in ihrem Rollstuhl,
drängelte sich an der Kasse vor und zahlte dann nur voll cool,
mit einem 1000 Markschein, doch sie kaufte nur 10 Schrauben,
so was würde sich doch ein normaler Deutscher gar nicht erst erlauben,
da schimpfte die Kassiererin und alle stimmten ein,
auch lesbische, schwarze Behinderte können ätzend sein.

Draussen auf dem Parkplatz,
fuhr sie mich fast um,
anstatt sich zu entschuldigen, brüllte sie nur „bist du dumm“,
ich bremse auch für Männer, dass stand auf ihrer Brust,
da hab ich so spontan, kein gutes Wort gewusst,
ich hätte „fick dich“ rufen sollen, es fiel mir zu spät ein,
auch lesbische, schwarze Behinderte können ätzend sein.

Natürlich bin ich kein Rassist,
vor meinem Kopf ist doch kein Brett,
die meisten lesbischen, schwarzen Behinderten sind alle furchtbar nett,
doch Ausnahmen wie diese, schliesst die Regel ein,
auch lesbische, schwarze Behinderte können ätzend sein
auch lesbische, schwarze Behinderte können ätzend sein.“
(Funny van Dannen)

das andere ist mehr als „emotional“ - Ursache ist eine
Verletzung der Psyche, eine Verletzung, die klar von deutschen
Boden ausging, in einem der unmenschlichsten Systeme, die man
sich ausdenken kann.

Das steht ja außer Zweifel…

Insofern fühle ich mich z.B. sehr wohl
„verantwortlich“ dafür, dass diese Menschen, die Überlebenden
von Deutschen sensibel behandelt werden. Und ich insistiere,
wenn ich anderes vermute.

Das sehe ich anders. Mich interessiert es, wenn Menschen von anderen Menschen scheiße behandelt werden. Die Nationalität oder Glaubenszugehörigkeit spielt da keine Rolle, und es gibt auch kein Ranking. Weder Deutschland noch Israel kommt da eine Sonderstellung zu.

Den guten Grund bezweifle ich bei schätzungsweise 95%
derjenigen, die das Problem haben.

Diesen Grund aber ausgerechnet in einer Diskussion
in Zusammenhang mit Holocaust-Überlebenden in Frage zu
stellen, ist schon gewagt, wenn man nicht Gefahr laufen will,
missverstanden zu werden. Dann sollte man doch eher mit
Berichtigungen reagieren und nicht mit Ärger über das
Insistieren. Ich empfand und empfinde deine Statements zu
diesem Thema recht indifferent.

Nur die Tatsache, daß jemand mich missverstehen könnte, hat mich noch nie von was abgehalten :smile: Man kann ja nachfragen. Ich röume gerne ein, daß meine Meinung zu dem Themenkomplex noch nicht ganz widerspruchsfrei ausgereift ist, aber das ist mit ein Grund, warum ich hier lese und schreibe. Sie ist insgesamt ebenso wenig in Stein gemeisselt wie widerspruchsfrei, da geht also noch was :smile: Was die israelische Außenpolitik angeht, jedoch eher wenig :smile:

Dennoch: ich
sehe auch hier eher die anderen schreiben, die jammern: Da,
ich ich darf das nicht sagen, weil ich sonst Antisemit genannt
werde. Dass das auch wirklich jemand tut, habe ich noch nicht
gelesen. (wobei ich hier auch nicht immer mitlese, mir liegt
an meiner geistigen Gesundheit einiges).

Nun, sagen wir mal so: Ich habe in ein paar Brettern hier diesbzgl. schon etwas anstrengende Diskussionen geführt…

Sicher kenn ich den, und ich verwende beides hier, aber nicht
synonym. Sowohl Schuld als auch Verantwortung weise ich in
Bezug auf die Greueltaten der NS-Zeit von mir. Die deutsche
Weste ist diesbzgl. heute sauber.

Man kann auch für etwas Verantwortung haben, das man selbst
nicht verursacht hat.

Ja, kann man, aber nur dann, wenn man sie freiwillig übernimmt. Sonst nicht.

Deshalb halte ich es wichtig, hier von Verantwortung zu reden
und sich dieser auch zu stellen, Wie das dann konkret aussehen
kann, muss dann diskutiert und immer wieder neu verhandelt
werden. Die Verantwortung ist da.

Da kommen wir vermutlich nicht auf einen Nenner, aber das muß ja auch nicht… Ich hab verstanden, was Du meinst, aber ich weigere mich immer noch, diesen Zirkus mitzumachen. Dazu ist meine Abneigung gegen Cliquenbildung und Gruppenzugehörigkeiten generell zu groß.

Gruß,

Malte.

Hallo Duuu
Hallo Messalina,

Aha. So wie ‚Land der Dichter und Denker‘ alle Deutschen zu
Dichtern und Denkern erklärt, was Sie nun mal nicht sind…wie
Ihre Postings immer wieder aufs Schönste beweisen…

Ich wollte Dich darauf hinweisen, dass wir hier bei w-w-w uns alle Duzen.
Ausserdem ist es üblich seinen Gesprächspartner nett zu begrüßen und am Ende nett zu verabschieden.

Wir sind eine große Expertengemeinschaft und sitzen alle im gleichen Boot. Darum Duzen wir uns. Als Ausdruck dafür, dass wir alle Menschen sind wie Du und ich und als Ausdruck dafür, dass wir alle Freunde sind.

Ich möchte Dir noch zwei Sinnsprüche mit auf Deinen Weg geben:

  1. Der Ton macht die Musik.
  2. Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es wieder heraus.

Gerade auf dem Nahostforum macht unsere Duzregel besonders viel Sinn!

Denn, wenn die Palästinenser und die Israelis sich gegenseitig Duzen würden, würde der ganze Nahostkonflikt sich logischerweise in Wohlgefallen auflösen.

Zum Abschluß möchte ich Dir daher noch zwei weitere Sinnsprüch mit auf Deinen Weg geben:

  1. Ein jeder kehre vor seiner eigenen Tür.
  2. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben !

Liebe und sehr herzliche Grüsse

Jacobias

Zum Abschluß möchte ich Dir daher noch zwei weitere Sinnsprüch
mit auf Deinen Weg geben:

  1. Ein jeder kehre vor seiner eigenen Tür.
  2. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben !

Liebe und sehr herzliche Grüsse

Jacobias

Danke für die kleine Einweisung in die Umgangsregeln, lieber Jacobias! Als Neuling bin ich für Orientierungshilfen jedweder Art natürlich extrem dankbar, und auch die Sinnsprüche lassen mich ein wenig klarer sehen - denn oft erscheinen die Dinge ja sehr viel komplizierter, als sie sind, findest du nicht auch?

Herzliche Grüsse zurück,
Messalina

Moinmoin,

wie immer gilt: du musst bestimmte User nicht lesen:smile:,

keine Sorge, „Messalina“ wurde zumindest vorübergehend auf meiner Ignore-Liste entsorgt :smile:

Wenn ich mir bestimmte Poster anschaue, dann
schrieben die vor 4 Jahren auch nix anderes als heute.

Und du ? :wink:

Ansonsten ist mir jetzt wieder eingefallen, was mich an Diskussionen mit dir stört: wir kommen meistens zu schnell an einen Punkt, wo mir kein nennenswerter Widerspruch mehr einfällt :smile:

Wünsch dir ein schönes Wochenende
Marion

Hallo Mike, :smile:)

wo treibst du nur immer diese kleinen Perlen auf?

Hallo Babs

Na , das gehört doch zum Fundus eines
Schergen der Alliierten
*grinsel*
Grüssle
Mike

Lieber Günter,
danke für deine Antwort.
Ich meine mich erinnern zu können,dass ich schon mehrmals schrieb, dass du absolut Recht hast.
Ich finde es auch sehr nett von dir, dir bei der Beantwortung solche Mühe zu geben und in einem vollkommen sachlichen unpolemischen Ton zu schreiben - mir gelingt das nicht immer :smile:
Nun meine ich aber auch, dass seit der großen Koalition in Israel sich schon einiges zum Vorteil verändert hat.
Mich ärgerte nur, dass ein Drittel der Knesset leer war.
Und ich dacht mal kurz an die weit über 25 Millionen Sowjets, die dem Hitlerregime auch zum Opfer gefallen sind.
Egal wo man anfängt, schlimm genug ist dieser Teil der Vergangenheit sowieso.
Was die Franzosen angeht hast du auch Recht. Mir persönlich kann es mit dem vereinten Europa nicht schnell genug gehen - am liebsten hätte ich Morgen schon eine Weltregierung. Aber bitte nicht mit Bush als Präsidenten :smile:
Ach ja, ich finde wieder kein Ende, aber da fällt mir ein, Clinton soll ja eventuell Nachfolger von Kofi Annan werden - mir gefällt die Idee, auch wenn ich es sehr bedauere, dass Annan nicht weiter macht/machen kann.
Bis dann Günter
MFG
Karsten

Hallo,
stimmt, da habt ihr auch Recht.
MFG
Karsten

ausschließlich vor der
Ähnlichkeit der Konsequenzen warnen wollte, würde es Sie dann
etwas beruhigen?

ja vor allem da diese aussage nicht selten von juden (!) kommt. manchesmal fört man solches auch von juden, die „ausgerechnet“ in deutschland leben wollen.

manche sind hier wohl merkbefreit, oder es geht einfach darum, um jeden preis alles niederzumachen?

dataf0x

Wer als Holocaust-Überlebender den Klang der deutschen Sprache
nicht erträgt, ist ein Opfer, kein Vollender, von Hitlers
Politik.

nur als hint: du bist nicht betroffen, ich bins nicht (ich gebe nur gespräche wieder), maximilian ist es nicht, NIEMAND HIER ist es (wahrscheinlich). aber alle reden groß daher. ist das nicht leicht seltsam und ein wenig arrogant?

dataf0x