Moin,
ich lese Messalina offensichtlich anders als du und Malte. Die
„braune Sauße“ kam auch nicht von ihr, soweit ich mich
erinnere (muss das nochmal lesen).
Das ist richtig, allerdings meinte ich auch mit meiner Bemerkung keineswegs Messalina speziell, den ich im übrigen genau so wenig für einen „neuen“ user hier halte, wie dich oder mich, sondern ihn eher Beispielhaft für eine Art des „Diskutierens“ hier.
Den ersten Einwurf
Messalinas hätte ich so auch nicht unterschrieben, sehe aber
eher, dass man sich gleich auf sie stürzte, ohne nachzuhaken,
wie das denn konkret gemeint war,
Eine Unterstellung ist eine Unterstellung. Wenn das sich Verwahren gegen Unterstellungen bereits als aggressiv gewertet wird, dann steht hier IMHO einiges Kopf, zumal wenn im weiteren Verlauf der „Diskussion“ klar wird, dass jemand diese Unterstellungen nur verwendet, um sein eigenes Süppchen zu kochen.
und ich sehe eher, dass sich
einige schnell angegriffen fühlten - und richtig sachlich
wurde der ein oder andere Diskussionstrang dann auch nicht
mehr. Schade.
Das dürfte auch weniger eine Sachfrage, als eine Frage der Geduld sein. Wenn von einem User gradezu Gebetsmühlenhaft immer der gleich Inhalt rübergebrabbelt wird, ohne überhaupt auf den Gesprächspartner einzugehen, dann ist es eher eine Frage des Temperatments, wann und wie einer aus so einer „Diskussion“ aussteigt, als eine Frage der „Sache“.
Wenn du zum Beispiel schreibst: „für einen
Holocaust-Überlebenden wird Deutschland immer das Land der
Täter bleiben, weil das seine Erinnerungen an dieses Land
sind.“ dann frage ich mich, mit welcher Sicherheit du diese
Pauschalisierung hier anführst.
Vielleicht ist das nicht seine einzige Erinnerung und er
erinnert sich auch an das Land, wo er seine Frau zum ersten
Mal geküsst hat. Können wir uns darauf einigen? Natürlich kann
man nicht pauschalisieren. Dennoch wird das das nie vergessen,
was passiert ist.
Auch hier wieder: Niemand hat behauptet, ein Holocaust-Überlebender solle vergessen was passiert ist. Warum also bringst du den Punkt hier rein, grade so, als wäre dies strittig ??
Allerdings dürfte klar sein, dass grade für die deutschen Opfer des Holocaust Deutschland bist dato ihre Heimat war, und die einzige, die sie hatten, und damit verbinden viele wohl mehr als „das Land, wo sie ihre Frau zum ersten Mal geküsst haben“. Viele der Opfer des Holocaust zählen zur intellektuellen, künstlerischen und wirtschaftlichen „Elite“ Deutschlands, viele waren für Deutschland in den ersten Weltkrieg gezogen etc.etc.
Die grundsätzliche Unterscheidung zwichen „Deutscher“ und „Holocaust-Überlebender“ ist somit schonmal unsinnig. Dass ein Holocaust-Überlebender somit kein Deutscher sein kann, oder Deutschland nicht als seine ursprüngliche Heimat betrachten kann, ist für mich somit tatsächlich ein Gedankengut, dass die Nazis hereingebracht haben.
Etwas komplett anderes ist es, wenn ein Holocaust-Überlebender für sich selbst entscheidet, dass er weder mit Deutschland, noch mit irgend etwas, was damit zusammenhängt, noch etwas zutun haben möchte, weil sein Leben mit den Erinnerungen für ihn so erträglicher wird.
(es folgt eine Anekdote, die ich in manchen für analog halte
und vielleicht erklärt, was ich mit „nicht vergessen, was
passiert ist“ meine).
Danke für die Anekdote, aber ich halte sie insofern für grundsätzlich anders, als dass es hier um das direkte persönliche Verhätltnis zwischen Opfer und Täter geht.
Analog wäre es, wenn die Enkel des Opfers den Enkeln der Täterin noch 60 Jahre nach dem Vorfall aus dem Weg gehen würden.
Für mich riecht das stark nach Instrumentalisierung der
Holocaus-Überlebenden, um seinen eigenen Standpunkt zu
untermauern. Genau so könnte ICH nämlich schreiben: „Für einen
Holocaust-Überlebenden wird Deutschland nie das Land der Täter
sein, weil er auch noch viele andere Erinnerung an dieses Land
hat“.
Wobei ich diese These für wenig plausibel halte.
Aus welchem Grund ?
Jemand anders schrieb hier, dass man vielleicht differenzieren müsse, zwischen den Opfern, für die Deutschland vor dem Holocaust Heimat war, und den Opfern, die Deutsch nur als Sprache der Täter kennengelernt haben. Diesen Einwand halte ich für durchaus erwägenswert.
Der Aufruhr in der Knesset wurde ja nicht von den Holocaust-Überlebenden angezettelt. Vielleicht sind es eben grade die Leute in Israel, die Deutschland nicht persönlich kennengelernt haben, sondern nur in Verbindung mit dem Holocaust (sei es als direkte Opfer oder deren Nachkommen), denen es eben „leichter“ Fällt, in Deutschland ein „Land der Täter“ zu sehen. Somit halte ich meine These für gar nicht so abwegig.
Eben diese Instrumentalisierung sehe ich auch bei den
Knesset-Abgeordneten, die sich den Anschein gaben, im Namen
von Holocaust-Überlebenden zu sprechen, wenn sie ein Verbot
der Deutschen Sprache in der Knesset fordern, während der
einzige tatsächliche Überlebende sich die Rede anhörte.
Jep, da sind wir d’accord.
Ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen. Wenn Josef Lapid darum gebeten hätte, die Rede auf Englisch statt auf Deutsch zu halten, weil Deutsch in ihm schlimme Erinnerungen weckt und er sich ansonsten gezwungen sähe, der Veranstaltung fern zu bleiben, dann hätte ich Köhler nahegelegt, seine Rede auf Englisch zu halten.
Bei allen anderen gehe ich jedoch davon aus, dass sie wissen, wo der Abschaltknopf von ihrem Fernseher ist, wenn dort etwas gezeigt wird, dass an ihren Traumata rührt.
Ja, ich rede von Erfahrungen mit Personen aus meiner
Studienzeit, das heißt „höchstes akademischen
Hirnwichserniveau“
). Ich rede also eher von den „Goebbels“
und „Stalins“ in kleinen, nicht vom „SA-Mann“ auf der Straße.
Ersteren merkst du nicht an, welche Gesinnung sie haben, bis
du in die Tiefe gehst. Ich bin da also eher sehr
unvoreingenommen an die Person und die Diskussion gegangen und
habe mit der Zeit festgestellt, dass es einen Punkt gibt, ab
dem es nichts mehr zu diskutieren gibt. Wenn der Grundkonsens
nicht da ist und jemand es in seinem Wertesystem für „gut“
hält eine bestimmte Personengruppe zu beseitigen, weil sie
minderwertig ist, dann ist - zumindest bei mir - argumentativ
irgendwann tuc.
Schade, denn auch über Wertesysteme kann man reden, wenn auch vielleicht nicht auf einem rein intellektuellen/argumentativen Niveau.
Lieben Gruß
Marion