Hi Marius,
ich habe jetzt nicht alle Antworten auf Deine Frage gelesen, deshalb schon jetzt eine Entschuldigung, wenn ich mich wiederholen sollte.
in den letzten 100 Jahren wurde die Evolutionslehre zur
vorherrschenden Weltentstehungslehre, und zwar in einem so
starken Maß, dass wer nicht daran glaubte , in der Wissenschaft
schlicht nicht mehr anerkannt war.
- „Glauben“ ist im Zusammenhang von Wissenschaft schon ein falscher Ausdruck, da Wissenschaft versucht Dinge zu erklären, die sich überprüfen lassen, während der Glaube Dinge annimmt, die sich nicht mit menschlichen Mitteln Beweisen oder widerlegen lassen.
- Gegenmeinungen zu etablierten Theorien setzen sich in der Wissenschaft immer durch, wenn man in der Lage ist, überprüfbare Aussagen zu machen, die die bestehenden Beobachtungen besser erklären, als die alte Theorie. Natürlich bedeutet das Auseinandersetzungen, aber immer steht dahinter ein Experiment-Gebäude, dass die eigene Behauptung/Theorie/Hypothese unterstützt. Sonst hätte sich z.B. niemals Einsteins Relativitätstheorie durchsetzen können. Auch Darwin hatte anfangs gegen enorme Widerstände ankämpfen müssen, aber seine Theorie ist so erstaunlich einfach und erklärt dabei so viele Beobachtungen der Natur, dass sie auch heute noch als wichtiger Meilenstein der Wissenschaft gilt.
(Ich komme darauf später noch einmal zurück). - Eigentlich war Darwins Veröffentlichung schon vor 150 Jahren, genauer am 1. Juli 1858, aber das nur am Rande. Ist Darwins Theorie perfekt? Nein, weswegen sie auch ständig weiterentwickelt wird. Aber sie erklärt nicht nur bestehende Befunde, sie machte auch Aussagen, die erst mit den heutigen modernen Mitteln nachweisbar sind, und sich als richtig erweisen. Den Kritikern hingegen, angefangen zeitgenössischen Kritikern, bis hin zu den heutigen Kreationisten, ist es nicht gelungen eigene wissenschaftliche Theorien (ich rede hier nicht von Glaubensgebilden) aufzustellen, die die Evolution der Arten besser erklären könnte.
Aus wissenschaftlicher Sicht widerspricht die Evolutionslehre allerdings :sämtlichen Beobachtungen und Naturgesetzen, so wurde zum Beispiel nie in
der Weltgeschichte beobachtet, dass ein Lebewesen evolvierte,
Wie meinst Du das, dass das nie beobachtet wurde?
Meinst Du, dass du neben einem Reptil stehst, und zuschaust wie es „blubb“ macht und plötzlich fliegt ein Vogel davon?
Es gibt folgende Beobachtungen, die auf eine Evolution schließen lassen:
(Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, ist aber das, was mir jetzt spontan so einfällt):
- Entwicklung von Bakterien- oder Hefenpopulationen bei veränderten Selektionsdrücken (z.B. Anpassung an Antibiotika).
- Fossilienfunde
- Die Embryonalentwicklung in der verschiedene Lebewesen vergleichbare Entwicklungsstadien durchlaufen
- Gene, die von Drosophila (Taufliege) bis zum Menschen konserviert sind und bei denen es viel zu unwahrscheinlich wäre, dass sie sich konvergent (also unabhängig und parallel voneinander) entwickelt hätten.
- Die Anpassung der Darwin-Finken auf den Galapagos-Inseln
(…)
1.Die Evolutionslehre setzt voraus, dass das Universum, die
Erde, alle Arten von Lebewesen und sämtliche Elemente aus
Zufall selbst gebildet haben, ohne Grund und ohne Ziel.
Das ist nur ein Aspekt der Evolutionstheorie. Es ist wahr, der Zufall bestimmt eine Mutation, aber ob sie sich bewährt, dafür ist der Selektionsdruck notwendig.
Dies ist eine so entscheidende Aussage für die Evolutionstheorie, dass ich es noch einmal detaillierter erklären will:
Ohne Selektion, wäre die Evolution rein zufällig. Durch das Prinzip der Selektion erst wird die Evolution zu einer gerichteten Bewegung. Deswegen sind viele Berechnungen, nach denen es angeblich viel zu unwahrscheinlich ist, völlig hinfällig, weil sie die Selektion außer Acht lassen. Werner Gitt z.B., den Du ja irgendwo schon mal zitiert hast, ist diesem Trugschluss mit seinen Berechnungen aufgesessen. (Éine detaillierte Diskussion über ihn würde allerdings diesen Post sprengen).
Nehmen wir einmal das Bild der „unendlich vielen Affen an Schreibmaschinen“. Die Theorie besagt, dass wenn man diese Affen rein zurfällig tippen ließe, dann würde einer von ihnen irgendwann mal zufällig fehlerfrei die Gesamtwerke von Shakespear tippen. Allerdings bräuchte man eine unheimlich große Zahl von Affen, damit dieser Zufall eintrifft. Also ein sehr unwahrscheinlicher Fall, der sich exakt berechnen lässt. Das ist das Argument der Kreationisten gegen die Evolution, wenn sie ihre Wahrscheinlichkeiten berechnen.
Wenn man aber nur die Selektion mit ins Spiel bringt, so würden zwei qualitative Eigenschaften hinzukommen, die die Wahrscheinlichkeit enorm erhöhen würden: Jedes richtiger Buchstabe würde bewahrt (positive Selektion) und jeder falsche Buchstabe verworfen (negative Selektion). Nun kann der Affe immernoch zufällig tippen, aber die Wahrscheinlichkeit eines richtigen Treffers ist enorm erhöht (nämlich 1:29 26+Umlaute). Würden also 29 Affen zufällig tippen, wäre die Chance groß, dass einer von ihnen den richtigen Buchstaben trifft. Dieser Affe wäre dann so erfolgreich, dass er sich gegen alle anderen durchsetzte und nun alle diesen ersten Buchstaben tippen würden, für den zweiten Buchstaben ist die Wahrscheinlichkeit wiederum 1:29 etc.
Ich gebe zu, dieses Beispiel ist nicht das Beste, aber Evolutionssimulationen in Computern haben gezeigt, wie erstaunlich schnell Evolutionssysteme zur richtigen „Lösung“ eines Problems finden können, obwohl nur Zufall und Selektion zusammenkommen.
Natürliche Selektion bedeutet, dass durch eine zufällige Mutation ein Organismus eine neue Eigenschaft bekommt, die ihm einen Überlebensvorteil verschafft. Dadurch lebt er länger, kann mehr Nachkommen zeugen und seine vorteilhaften Eigenschaften an seine Nachkommen weitergeben. Dadurch setzt sich mit der Zeit diese Art gegenüber den anderen Arten durch. Besteht kein Selektionsvorteil oder gar ein Selektionsnachteil, dann verschwindet diese Mutation wieder mit der Zeit.
Warum haben z.B. Eisbären im Vergleich zu ihren südlichen Verwandten ein weißes Fell? (Btw die Eisbären sind z.B. mit den Braunbären sehr eng verwandt, wenn man sich ihre Genetik anschaut)
Irgendwann gab es mal einen Braunbären, der durch eine Mutation einem Gen für die Fellfarbe ein weißes Fell hatte (tritt ja heute immernoch auf). In normaler Umgebung wäre solch eine auffällige Fellfarbe ziemlich ungünstig, weil die Beute zu früh den Bären sehen würde und fliehen könnte. In Schneegebieten stellte die Fellfarbe hingegen einen Vorteil dar, so dass ein weißer Bär dort viel besser Nahrung finden konnte, als sein brauner Verwandter. Daraufhin bekamen weiße Bären in Schneegebieten mehr Nachkommen und gaben erfolgreicher ihre Gene an ihre Kinder weiter, die Eisbären entstanden (Das geschah übrigens vor ca. 50.000 Jahren).
Dies ist jedoch in diesem so absolut perfekt funktionierenden
Universum eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit,
Also ich weiß jetzt nicht wie Du perfekt definierst. Aber millionen von hungernden Menschen täglich sind für mich nicht gerade ein Beispiel für Perfektion…
zumal eine unintelligente Lebensform nicht ohne Einfluss von einem
intelligenten Äußeren plötzlich intelligent werden kann.
Warum nicht? Intelligenz ist nur eine Erhöhung der Gehirnleistung, also eine Erhöhung der Komplexität eines bestehenden Systems. Ab wann würdest Du Intelligenz zuordnen? Nur uns Menschen, oder schon den Menschenaffen, oder schon bestimmten Papageienarten oder Rabenvögeln? Es ist ja nicht so, dass die Intelligenz aus dem Nichts entstanden wäre.
Auch könnte eine Zufallsevolution ohne einen intelligenten Schöpfer
niemals eine Artenstabilität und -abgrenzung gewährleisten, da
das Artensystem viel zu instabil wäre.
Da haben wir wieder das halb-falsche Argument der Zufallsevolution, siehe oben zum Thema Selektion. Übrigens, wer sagt denn was von Artenstabilität und -Abgrenzung? Schau Dir mal die Erdgeschichte an und Du wirst feststellen, dass die Arten ständig neuen Veränderungen und Anpassungen unterworfen waren. Ist also kein Argument, da nicht zutreffend.
Auch dass alle
Lebewesen einer Art in etwa gleich aussehen -(z.B. Mensch:
Beine unten, Kopf oben, zwei Hände, zehn Finger - das ist auf
der ganzen welt so!)- könnte der Zufall niemals
bewerkstelligen.
Muss es ja auch nicht, da sich der Mensch aus einem gemeinsamen Vorfahren mit den Affen, dieser wieder aus einem gemeinsamen Vorfahren mit den Wirbeltieren etc. etnwickelt hat. Gerade das Argument, dass wir alle so ähnlich aussehen ist ein wichtiges Argument für un nicht gegen die Evolution. Ein Schöpfer hätte jede Art völlig anders schaffen können, bis hinunter zur Genetik und Molekularbiologie. Doch dass ist nicht, was wir beobachten.
Häufig heißt es auch, der mensch sei
evolutionsbedingt zum Laufen auf allen Vieren konstruiert?
Das verstehe ich jetzt nicht, bzw. ist die Aussage falsch. Unsere Wirbelsäule und Muskulatur ist zum Laufen auf zwei Beinen angepasst (siehe z.B. die Aufhängung des Schädels im Vergleich zum Gorilla) aber bestimmt nicht so perfekt, wie man es sich wünschen würde, wenn der Mensch von Grund auf „designed“ worden wäre. Nämlich unsere Banscheibenbeschwerden und die menschlichen Probleme bei der Geburt zeigen, welche Kompromisse die Natur eingehen musste, um aufrecht gehen zu können. Ein Schöpfer würde uns Menschen ganz anders konstruieren, wenn er einen perfekten Menschen bauen müsste.
Doch sollen sich etwa alle Menschen aus purem Zufall eines
Tages gedacht haben, dass sie eigentlich auch auf zwei Beinen
laufen sollten? Wenn die Wirbelsäule eigentlich für ein Laufen
auf Vier Beinen konstruiert wäre, auf keinen Fall!
???
Du denkst in zu kurzen Zeiträumen. Evolution passiert in kleinen Schritten über große Zeiträume hinweg. Es wird kaum ein Vorläufer des Menschen eines Morgens aufgewacht sein und entschieden haben „ich gehe jetzt aufrecht“ sondern der Prozess war ein langer.
- Die Evolutionslehre setzt voraus, dass ein Urknall das
Universum geschaffen haben soll. Ein Urknall ist jedoch eine
wahrnehmbare Kraft, also braucht er Energie. Doch wo soll er
die hernehmen, wenn es vorher absolut nichts gab?
Nun dass geht jetzt in den Bereich der Physik und hat per se erst einmal nicht mit Evolutionstheorie zu tun. Aber allein, dadurch, dass die Zeit beim Urknall mit entstanden ist, erübrigen sich Fragen nach dem „vorher“ oder „außerhalb“.
Dies ist wissenschaftlich nicht greifbar. Es können physikalische Gründe, einen Schöpfer oder das Spaghettimonster dahinter stecken. Erklären kann das kein Mensch.
Bitte und Grüße zurück