Hallo Bianca,
warum bist Du da eigentlich so polemisch, wenn’s mal um die
Gefühle der Männer geht?
Bin ich nicht. Wenn du richtig liest: ich bin polemisch,
wenn es um theoretische Gefuehle von Maennern geht.
Wenn mir mal ein richtiger Kuckucksvater begegnet, werde
ich seine GEfuehle sicher ernst nehmen. Solange das es nur
um Maenner geht, die sich krampfhaft Frauen vorstellen, die
mit boeser Absicht und Hinterlist nichts besseres zu tun
haben, als ihnen Kinder unter zu schieben, kann ich nicht
anders als so reagieren.
Ausserdem hast Du mich wohl nicht ganz richtig verstanden:
Unsere Gene beeinflussen unsere Psychologie, nicht
vollständig, aber auch nicht vernachlässigbar. Daher ist es
völlig normal, wenn Männer hochemotional reagieren, wenn sie
betrogen werden, zumal wenn ein Kind dabei herauskommt. Das
kann man als Frau doch auch mal akzeptieren, oder? Schließlich
ist im Falle eines Kuckuckskindes die Frau eindeutig
diejenige, die sich moralisch daneben benommen hat, oder
möchtest Du das jetzt auch wieder bestreiten?
Moralisch daneben - vielleicht, aber nicht (unbedingt) mit
boeser Absicht. Und mir wird nur die Sache mit der Evolution
viel zu schnell als Entschuldigung fuer jedes Verhalten,
besonders des maennlichen vorgeschoben.
Es geht auch nicht um Hirn GEGEN Gene, das gehört zusammen,
die Gene sind nämlich für die Funktionsweise des Gehirns
verantwortlich. Man kann natürlich seine Gefühle zügeln, da
sind sie trotzdem. Welcher Mann kann gut mit dem Ehebruch
seiner Frau leben? Da gibt es wohl nicht allzu viele. Wenn
jemand (ob Mann oder Frau) davon erfährt, dass sein Partner
fremdgegangen ist, dürfte wohl fast jeder emotional reagieren.
Keiner sagt soch z.B. „war’s denn schön“ oder ähnliches, jeder
wird erst mal eine Szene machen, oder?
Dann geh mal ins Archiv und suche im L&L Brett. Zumindest einen
Mann wirst du dort finden, der ganz anders denkt, als du das
als Norm beschreibst. Um’s kurz zu fassen: die Idee, die dahinter
steht: ich liebe meine Frau, ich will, dass sie sich wohl
fuehlt, wenn sie etwas zum Wohlfuehlen braucht, unterstuetze
ich sie darin.
Natürlich kann man sich kontrollieren und danach auch wieder
zusammenraufen, aber freuen tut sich wohl niemand. Wir sind
nicht so unabhängig, wie wir glauben. Und Gene, die Ehebruch
tolerieren setzen sich nunmal nicht durch, alles andere ist
Wunschdenken.
Ich halte das fuer eine billige Entschuldigung.
Wenn jemand wirklich mit sich gerungen hat, lass ich es gelten.
ABer wenn jemand, noch bevor er sich wirklich damit beschaeftigt
hat, gleich: es liegt halt in der menschlichen Evolution! schreit,
bin ich skeptisch.
Die Evolution hat Menschen dazu ausgebildet, sich an Kinder zu
binden, die ihnen anvertraut sind, ob leiblich oder nicht,
daher ist es nicht unlogisch, wenn betroffene Männer sich mit
der Situation arrangieren und die Kuckuckskinder trotzdem
lieben. Ich denke mal, bei keinem einzigen von ihnen ist es
aber ohne Ehekrach abgegeangen.
Ehekrach oder nicht – die Maenner, die sich hier ueber
die Moeglichkeit eines Kuckuckskindes ereifern, stellen aber
immer die Frauen als ausgekochte Betruegerinnen dar. Dass
es Frauen sind, die einen Fehler gemacht haben (innerhalb
ihrer Beziehung) und dann einfach nicht mehr herausfinden,
oft selbst ueber die Situation verzweifelt sind und sich
kaum zu helfen wissen, wird kaum als Moeglichkeit zugelassen.
Daher meine Skepsis, vielleicht auch meine Polemik.
Und , das hab ich irgendwo anders geschrieben, die Maenner, die
wirklich, praktisch betroffen sind, reagieren seltsamerweise
wesentlich weniger hysterisch, als die, die sich nur theoretisch
ueber die Moeglichkeit Gedanken machen.
Gruesse
Elke